Stand: Kapitel 14
Bisher habe ich den Eindruck, dass das Buch vor allem wechselnde Reisebekanntschaften beschreibt. Habe ich nicht irgendwo das Stichwort Hotelroman aufgeschnappt? Auf jeden Fall gleicht das Buch streckenweise einer Reisebeschreibung. Promt bin ich über die ersten Qudelinburg-Poster in einer Dienstelle gestolpert und habe nach dem grünen Kloppstockhaus gesucht.
Noch immer schwierig gestalten sich für mich die Dialoge zwischen Cécile und Pierre. Es wird vieles angedeutet aber nichts klar. Irgendwie gelingt es mir nicht, zwischen den Zeilen zu lesen.
Während der Lektüre habe ich mich gefragt, ob Fontane sich mittels Cécile für oder gegen Frauenbildung ausspricht, bin aber zu keinem Ergebnis gekommen. Er scheint mir nur relativ neutral zu schildern, nicht zu urteilen.
Überhaupt diese Frau. Immer nur wird ihr geschmeichelt und alle spielen bereitwillig mit, sieht man vom Herrn Askanier ab. Was hat diese Frau nur an sich? Und warum dreht sich alles um ihre Schönheit, warum nimmt sie nicht einmal daran eigentlich Anteil? Was ist das Geheimis, der schon mehrmals erwähnten Kinderseele? Was bedeudet dies für die Menschen im Buch, für Fontane und vor allem für mich als Leserin?
Die ehrlichen Worte über das Mutterdasein haben mich ebenfalls erfreut.
Den Brief Gordons fand auch ich schön. Der Name Robert hat mich überrascht. Sein Interesse für Cécile ist mir rätselhaft, es hat weder etwas ausdrücklich Sexuelles noch Bewunderndes an sich, aber auch nichts Herablassendes. Der Meinung Herrn Palomars betreffs der fehlenden Umwerbung bzw. Liebesleidenschaft Céciles kann ich mich nur anschließen.
Interessant ist der Disput um Treue zum Alten gegen Aufgeschlossenheit dem Neuen gegenüber. Bezieht es sich auf das unlängst gegründete Deutsche Kaiserreich? Das Thema Preußen wurde ja gelegentlich erwähnt.
Erinnerungswert auch die Bemerkung über arme Leute in Kapitel 14, gleich nach der Erziehung jüngerer Geschwister durch die Ältesten.
@taki
Es irritiert mich, dass ich weder ein positives noch negatives Bild einer Frau in Cécile bisher erkennen kann. Die Missstände, beispielsweise mindere Bildung, werden genannt, aber keiner wertet entgültig. Pierre wettert, entschuldigt aber auch, Gordon stellt nur fest, denkt an Kinderseele und stellt dem ihre Schönheit und das Geheimnis entgegen.
eyre
Bisher konnte ich kein ausdrückliches Anmachen seitens Gordon erkennen, nur Interesse. Pierre scheint nicht von Eifersucht geplagt. Vielleicht gibt es etwas, was sie fest an ihn bindet. Nur Halt, wie angedeutet? Liebe im herkömmlichen Sinne ist es nicht, das habe ich aus einigen Bemerkungen erschlossen.
Voltaire
Ich hege ja die Befürchtung, dass ich erst am Ende das große Aha-Erlebnis haben werde und dann erst in der Lage bin, die Andeutungen zu erkennen.
Es ist nach wie vor spannend.