Hier kann zu den Kapiteln 09 - 16 geschrieben werden
'Cécile' - Kapitel 09 - 16
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Gordon kann es nicht lassen. Er schreibt in Kapitel 9 einen Brief an seine Schwester mit dem Ziel mehr über Pierres und Ceciles Vergangenheit zu erfahren. Immerhin ein sehr schön geschriebener, altmodisch wirkender Brief.
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Die Geschichte um Cécile bleibt weiterhin mysteriös.
Etwas peinlich fand ich die Szene in Kapitel 14, als sich Cécile im Gasthaus zum Rodenstein mal wieder ausruhen muss und ihr die Tochter des Hauses, eine junge Förstersfrau Gesellschaft leistet. Sie ist bisweilen "rechtschafffen" müde, mit drei Kndern und viel Arbeit.
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Cecile fühlt sich wohl, wenn ihr alles huldigt: Rosenblätter, Hund und Schmetterlinge.
Manchmal lässt Cécile Sätze von ungewöhnlicher Tiefsinnigkeit fallen, die dann etwas merkwürdig wirken.
z.B. „Ach, es sind so kleine Dinge, aber die kleinen gehen über die großen …“Ein kleiner Ausflug zieht die Gruppe nach Lindenberg.
Eginhard schwallt auf dem Weg dabei Cecille mit einem Vortrag über Kaisertreue voll. Ich kann verstehen, dass sie sich diesem Gespräch entziehen möchte.
In einem späteren Kapitel fängt er auch noch an zu dichten. Da hört es bei mir ganz auf.Am nächsten Tag steht endlich Altenbrak auf dem Programm.
Die Gruppe teilt sich: St.Arnaud, der Emeritus und der Privatgelehrte marschieren zu Fuß, Cécile und Gordon folgen später auf Eseln.
Cecile lässt auf dem Ritt endlich mal etwas von sich raus, sie ist in einer oberschleßischen Stadt aufgewachsen.
Ein wenig lästern gehört zu diesen Plaudereien dazu, z.B. über namen: Klothilde, Mathilde, Emelie.ZitatOriginal von taki32
Etwas peinlich fand ich die Szene in Kapitel 14, als sich Cécile im Gasthaus zum Rodenstein mal wieder ausruhen muss und ihr die Tochter des Hauses, eine junge Förstersfrau Gesellschaft leistet. Sie ist bisweilen "rechtschafffen" müde, mit drei Kndern und viel Arbeit.
Den Dialog zwischen Cecile und der Förstersfrau fand ich sehr gelungen.
.z.B. » In einer guten Ehe muß sich alles ausgleichen und balancieren, und der eine hilft dem andern heraus.«
»Oder reißt ihn auch mit hinein«, lachte die junge Frau. -
Und die Szene vor dem Ritt mit den Eseln: Cécile ist früher auf als erwartet (obwohl krank), sie ist kindlich aufgeregt und sie verlässt zunehmend ihre passive Art, so dass St. Arnaud und Gordon überrascht sind (wenn sie fordert, auch zu Pferde zurück zu reiten) ...
warum ist es Gordon vergönnt, ihre Hand zu nehmen und warum erwidert sie den Druck? Ist es Dankbarkeit, Eitelkeit oder Zuneigung?
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Ich glaube nicht, dass es nur Eitelkeit ist. Am Ende von Kapitel 16, als sich Gordon überraschend verabschiedet, verfärbt sich Cécile erkennbar, bezwingt sich dann aber.
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Ja ... Cécile erblasst und Gordon ist dankbar für das Telegramm - glaubt er sich doch in Gefahr und meint: "Mein gutes Glück interveniert mal wieder und meint es besser mit mir als ich selbst". Immerhin ist Gordon wegen Spielschulden aus der Armee geschieden und sieht sich in seinem Interesse gegenüber Cécile in Gefahr.
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Zitat
Original von Herr Palomar
Den Dialog zwischen Cecile und der Förstersfrau fand ich sehr gelungen.
z.B. » In einer guten Ehe muß sich alles ausgleichen und balancieren, und der eine hilft dem andern heraus.«
»Oder reißt ihn auch mit hinein«, lachte die junge Frau.Der letzte Satz ist wieder eine schöne Vorausdeutung vom Erzähler.
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Ich habe mir nochmal die Stelle angesehen, an der Gordon das Telegramm bekommt. Den Vergleich Cécile - Queen Mary und Pierre St.Arnaud - Bothwell finde ich interessant. Im Inernet habe ich dazu eine Ballade von Fontane gefunden, die "Maria und Bothwell" heißt.
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Zu den mehrfach erwähnten Farben habe ich schnell noch gegoogelt. Die anderen Details habe ich bei Wikipedia nicht nachgelesen, um mir das Geheimnisvolle am Roman nicht zu nehmen.
Wikipedia sagt zur Farbsymbolik bei Cécile:
"Rot ist nicht nur die Farbe des untergehenden Adels, sondern – nicht nur bei Fontane – die Farbe der Liebe.
Eine weitere naheliegende Assoziation zur Farbe Rot ist das Thema Blut und Tod, und tatsächlich sieht Cécile Gordon einmal im roten Schein der Abendsonne und deutet dies als böses Omen"Das verstehe ich im Zusammenhang mit dem Roman nicht so ganz. So große Liebesleidenschaft liegt doch seitens Cecile überthaupt nicht vor. Weder zu Pierre noch zu Gordon.
Eher verstehe ich, dass Cécile als Inbegriff der Weiblichkeit, ob Adel oder nicht, mit der Farbe Rot verbunden wird, da die Herren dieses Romans auf Cecile mehr abfahren als z.B. auf die Malerin Rosa, da laut Wikipedia "strahlt diese Dame keinen erotischen Reiz aus, infolgedessen ist es sicher kein Zufall, wenn Fontane ihr einen Vornamen gibt, der ... eine Bezeichnung für ein verblasstes, verwässertes, abgeschwächtes Rot ist."So stark ist die Umwerbung Céciles übrigens für mein Gefühl auch nicht, wenn man es mit anderen Dreier-Liebesgeschichten vergleicht.
In seinen Roman "Frau Jenny Treibel" hat Fontane mit Corinna einen Typ Frau geschaffen, der u.a. eine Mischung aus Cécile und Rosa darstellt, die diese beiden weit übertrifft. Modern und aktiv und trotzdem feminin und bewundert.
Deswegen bleiben meine Vorbehalte zu den Figuren in Cécile.
Schade auch, dass Pierre St.Arnaud als Figur bis jetzt noch nicht weiter entwickelt wurde. Ich fand ihn anfangs ganz interessant, inzwischen hat Gordon den aktiveren männlichen Part in der Handlung inne. Und Gordon mag ich nicht so, weil er sich immer ein wenig hervortut.Durch diese Mängel der Figuren schafft Fontabne aber realistsiche Charaktere.
Ich stimme in dem Punkt auch nicht mit der ansonsten interessanten Rezension von Gesa Steinbrink von literaturkritik.de überein, die Fontane eine Überhöhung Céciles vorwirft, da er in seine Hauptfigur verliebt gewesen sei. (hier die Rezension, Vorsicht Spoiler: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=4988&ausgabe=200206) -
Zitat
Original von Herr Palomar
In seinen Roman "Frau Jenny Treibel" hat Fontane mit Corinna einen Typ Frau geschaffen, der u.a. eine Mischung aus Cécile und Rosa darstellt, die diese beiden weit übertrifft. Modern und aktiv und trotzdem feminin und bewundert.Ich habe "Frau Jenny Treibel" vor längerer Zeit gelesen und kann mich leider nicht mehr so genau dran erinnern. Wäre bestimmt interessant, das Buch in diesem Licht zu lesen.
Aber nun gut, dass Fontane in "Cécile" kein positives Gegenbild einer Frau beschreibt, ist das denn schlimm? Muss bzw. sollte er das unbedingt? Oder genügt es nicht, mit den übrigen Figuren Kritik zu üben, auf Missstände hinzuweisen?
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Zitat
Original von Herr Palomar
Das verstehe ich im Zusammenhang mit dem Roman nicht so ganz. So große Liebesleidenschaft liegt doch seitens Cecile überthaupt nicht vor. Weder zu Pierre noch zu Gordon.
Eher verstehe ich, dass Cécile als Inbegriff der Weiblichkeit, ob Adel oder nicht, mit der Farbe Rot verbunden wird, da die Herren dieses Romans auf Cecile mehr abfahren als z.B. auf die Malerin Rosa, da laut Wikipedia "strahlt diese Dame keinen erotischen Reiz aus, infolgedessen ist es sicher kein Zufall, wenn Fontane ihr einen Vornamen gibt, der ... eine Bezeichnung für ein verblasstes, verwässertes, abgeschwächtes Rot ist."Eine Liebesleidenschaft ist auch nicht zu verzeichnen, da gebe ich Dir Recht. aber mit dem Adel besteht ein Zusammenhang, wenn Du an Céciles Reaktionen im "Museum" denkst und die ganzen Geschichten über die Fürstinnen ... der Zusammenhang Gordon mit dem Abendrot verweist auf eine Angst und ist wieder eine Anspielung auf Céciles Vergangenheit ...
Rosas Unattraktivität steigt mit ihrer Selbstständigkeit und Emanzipation, die in der Tischgesellschaft durch die Baronesse gesteigert wird.
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Zitat
Original von taki32
[Aber nun gut, dass Fontane in "Cécile" kein positives Gegenbild einer Frau beschreibt, ist das denn schlimm? Muss bzw. sollte er das unbedingt? Oder genügt es nicht, mit den übrigen Figuren Kritik zu üben, auf Missstände hinzuweisen?
So sozialkritisch habe ich den Roman bisher im Vergleich zu anderen Fontaneromanen noch nicht gelesen. Vielleicht kommt das noch.Und schlimm finde ich es nicht! Dadurch hebt sich der Roman eher von der Masse ab.
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Das habe ich mehr allgemein gemeint, denn ich weiß ja noch nicht, wie "Cécile" ausgeht und was es mit dem Geheimnis tatsächlich auf sich hat.
Aber "Effi Briest" beispielsweise habe ich auch als Gesellschaftskritik verstanden und dass sie letztlich ein Opfer der gesellschaftlichen Umstände und Zwänge ist. Oder???
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Das poste ich jetzt erst mal, ohne die anderen Beiträge in diesem Bereich gelesen zu haben.
Im neunten Kapitel, im Brief Gordons an seine Schwester, hat mich seine Aufzählung der gemachten Reisen doch ein wenig in Erstaunen versetzt. Das klingt ja fast wie bei einem modernen Manager - und das zu der Zeit, von wegen schnellem Auto oder gar Flugzeug! Wir vergessen doch immer wieder recht gerne, daß auch früher schon beachtliche Leistungen und Reisen möglich waren.
Zitateyre
hielt ich es vor Spannung wegen der Vorgeschichte kaum aus, aber war doch perplex über die Handlung ...
Ich gebe mich geschlagen - nach dem Brief von Gordon an seine Schwester geht es mir genauso. Wobei er, wenn ich das richtig verstanden habe, meiner früher als Spoiler geäußerten Vermutung widerspricht. Bewundernswert, was der für eine Menschenkenntnis besitzt. Ich könnte das nicht, jemanden nach so kurzer Zeit so gut schildern und einschätzen. Beachtlich. Leider kenne ich mich mit den Usancen des 19. Jahrhunderts zu wenig aus, um vermuten zu können, was hinter der Krankheit Céciles stecken könnte. - Ich schätze also, daß das „perplex“ bei mir auch noch eintritt.Zehntes Kapitel, das Gespräch zwischen Cécile und St. Arnaud. Jetzt darf ich doch verwirrt sein, oder? „Vorzug des Reiselebens“, „Leben aus dem Koffer“, „Man findet nicht jeden Tag einen perfekten Kavalier, der die Tugenden unserer militärischen Erziehung mit weltmännischem Blick vereinigt.“ Ja, wie nun - spielen die beiden etwa eine Komödie, um andere zu täuschen?
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Gordon verkörpert den weltmännischen Mann - durch seine Reisen und seine "Abwesenheit" in Deutschland könnte er ein freieres, von der gesellschaft unabhängigeres Denken besitzen ... oder?
aber taki 32 geht auch in die richtige Richtung mit der Gesellschaftskritik, denn es ist doch zu fragen, warum St. Arnaud die "Anmachen" von Gordon zulässt und die beiden auch öfters alleine sind - nur weil er sich amüsieren will?
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Zwölftes Kapitel. Nun kann ich die Zeit, in der die Handlung spielt, auf den Zeitraum 1880 bis 1890 einschränken. In den Anmerkungen heißt es nämlich zu Dr. Johannes von Miquel (1828 - 1901), daß er in diesen Jahren Oberbürgermeister von Frankfurt war.
Im dreizehnten Kapitel taucht der Satz auf: “ ... und wer Historie schreiben oder auch nur verstehen will, hat sich in erster Reihe zweier Dinge zu befleißigen: er muß Personen und Taten aus ihrer Zeit heraus zu begreifen und sich vor Sentimentalitäten zu hüten wissen.“ Ich glaube fast, das hat man bis heute noch immer nicht gelernt.
Das Gespräch auf dem Fußweg der drei läßt meine Gedanken weit abschweifen; na ja, geographisch nicht so weit. Weiß auch nicht so recht warum, aber mir fielen dabei unwillkürlich Wilhelm von Kügelgens „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“, die ich vor einigen Jahren gelesen habe, wieder ein; und auch seine Briefe an den Bruder Gerhard. Kügelgen war der Kammerherr des letzten Herzogs von Anhalt-Bernburg und lebte als solcher in Ballenstedt im Harz. Im Gegensatz zu den „Jugenderinnerungen“, aus denen uns eine Heiterkeit aus längst vergangener Zeit herüberstrahlt, habe ich bei „Cécile“ jedoch das unterschwellige Gefühl leichter Bedrohung. Als ob sich unter einer ruhigen Wasseroberfläche eine gewaltige Sturmflut zusammenbraut, von der jedoch vorerst anscheinend noch nichts zu bemerken ist. Nur wenn man sehr genau hinsieht, erkennt man erste Warnzeichen. Der weitere Verlauf wird zeigen, ob ich mit der Vermutung drohenden Unheils recht habe.
Ein bißchen OT. Im vierzehnten Kapitel, als Cécile sich hinlegt und sich mit der Tochter des Rodensteiners über Kinder und Küche unterhält, mußte ich etwas lächeln und an die im „Eva Herrmann - Fred“ dieser Tage geführten Diskussionen denken. Ich glaube, die Fontane-Stelle zitiere ich dort besser nicht.
Fünfzehntes Kapitel.
“Lockt Sie’s nicht auch?“ fragte Cécile mit einem Anfluge von Spott und bitterer Laune. „St. Arnaud sieht mich frösteln und weiß, daß ich die Minuten zähle. Doch was bedeutet es ihm?“
„Und ist doch sonst voll Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme.“
„Ja“, sagte sie langsam und gedehnt. Und eine Welt von Verneinung lag in diesem Ja.
Wie soll ich das jetzt bitte verstehen? Da klingt ja eine gewaltige Dissonanz durch. Sehr merkwürdig.Ende des sechzehnten Kapitels; der Abschied. Gordon sah, wie Cécile sich verfärbte. Sie bezwang sich aber, warf mit dem Schirm ein paar Steinchen in die Luft und sagte: „Sie lieben Überraschungen, Herr von Gordon.“
Was heißt Überraschungen; nun ist der zweite Leseabschnitt zu Ende, und es gibt immer noch mehr Fragen als Antworten. Es war und bleibt mysteriös.
Zitateyre
warum St. Arnaud die "Anmachen" von Gordon zulässt und die beiden auch öfters alleine sind - nur weil er sich amüsieren will?
Darüber habe ich mich auch schon gewundert; ich dachte, damals seien die "Anstandsregeln" schärfer gewesen. Und gerade, wenn man "von Stand" ist, müßte man darauf achten. Ob die beiden es auf diese Anmache anlegen?Bevor ich weiterlese, werde ich mich denn erst mal den Posts zu diesem Teil widmen.
Ich habe, falls von Interesse, die gebundene Ausgabe der "Jugenderinnerungen" verlinkt, auch wenn die vergriffen ist. Doch die lieferbare Neuausgabe (ISBN 978-3910184879) hat nur 274 Seiten, meine gebundene jedoch 458, so daß ich den Verdacht einer Kürzung habe.
Edit. ISBN korrigiert; Ergänzung -
"Cecile"ist für mich das Buch von Fontane, bei dem er sehr oft seine Kritik an den damaligen Zuständen "zwischen die Zeilen" packt. Die Offenheit, die man aus "Effie Briest" beispielsweise kennt, die findet man hier oftmals nicht auf den ersten Blick, manche Stellen muss man dann halt ein zweites oder sogar ein drittes Mal lesen um zu verstehen was genau Fontane gemeint. Ich wollte dazu ein Beispiel schreiben, finde aber gerade mal die Stelle nicht wieder.
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Nach den ersten 16 Kapiteln bin ich immer noch nicht schlauer geworden, man weiß nicht worauf es nun hinausläuft. Ich wundere mich auch, warum St. Arnaud Gordon so oft mit seiner Frau alleine lässt, gerade auf dem langen Ausflug nach Altenbrak.
Dieses "Zwischen den Zeilen"-Lesen hat mir damals im Deutschunterricht schon nicht so gelegen, leider weiß ich über diese Zeit nicht so viel, dass ich alle Anspielungen verstehen könnte, trotz allem gefällt mir das Buch nun besser als nach den ersten 8 Kapiteln.