Lesung: wie und was?

  • Hallo liebe Miteulen :)


    Ich bin von einer Galeristin gefragt worden, ob ich nicht in ihrer Galerie für zeitgenössische Kunst aus meinem Buch lesen möchte. Nun stellen sich mir als Lesungsunerfahrene natürlich ein paar Fragen:


    Was liest man? Die ersten Kapitel oder aus der Mitte des Romans?


    Wie viel bzw. wie lange liest man?


    Wie gestaltet man Drumherum? Wie fängt man an und wie schließt man ab? Einfach aufstehen und sagen: fertig! wird es ja nicht sein ;)


    Wie bereitet man sich auf eine Lesung vor?


    Über Tipps und Erfahrungen würde ich mich sehr freuen :)


    Liebe Grüße,
    Pia

  • Hallo Pia! :wave
    Da ich Dein Buch nur von Deiner Homepage kenne, ist es schwer zu raten was Du vorlesen sollst.
    Eine Krimiautorin hatte die Figuren aus ihrem Roman vorgestellt, in dem sie dementsprechende Passagen vorgelesen hat. Vielleicht kannst Du das auch so aufgliedern. Dann wird es abwechslungsreicher, wie wenn Du nur ein Kapitel lesen würdest.
    Wenn Du ohne Musikunterbrechung o.ä. liest, dann nicht länger als 30-40 min. Die Zuhörer können sich oft nicht länger konzentrieren und dann wird es unruhig im Saal.
    Vorbereitung: alle Passagen markieren, auf einem Zettel die Seitenzahlen notieren, Stichpunkte, damit Du vor Hektik nichts vergisst und zu Hause immer wieder laut lesen!!!
    Anfangen würde ich, in dem ich mich vorstelle und dann mein Buch präsentiere.
    Ich ende stets mit den Worten:"....wenn Sie nun neugierig sind, wie es weitergeht mit XY, dann müssen Sie ab hier allein weiterlesen..." oder so ähnlich.
    Ich hoffe, dass ich Dir etwas helfen konnte.
    Viel Glück :write
    Deana

    Der Pestreiter 2014
    Der Hexenschwur 2013
    Das Pestzeichen 2012
    Der Schwur der Sünderin 2011
    Der Hexenturm 2010
    Die Gabe der Jungfrau 2010
    Das Hexenmal 2008
    Fliegen wie ein Vogel 2006
    Der Duft der Erinnerung 2006

  • Ui, vielen lieben Dank für die wirklich hilfreichen Tipps.


    30-40 Minuten scheint mir recht viel Zeit, aber ich kann das auch schlecht einschätzen, wie viel man in diesem Zeitraum wirklich laut vorlesen kann. Wenn man still für sich liest, ist man ja doch etwas schneller.


    Ich mache mir noch ein wenig Gedanken über die Kommunikation mit den Zuhörern. Lässt man sich im Anschluss Fragen zum Roman stellen oder beendet man die Lesung dann einfach?


    Wie erreicht man überhaupt die Menschen, die solch eine Lesung besuchen? Macht es Sinn, dass man den Lesungstermin um den Veröffentlichungstermin herum legt oder sollte das Buch schon einige Woche erhältlich sein? Hat jemand damit Erfahrungen?


    Bietet man auf Lesungen auch Bücher zum Kauf an oder lässt man das?


    Wie gesagt habe ich bisher diesbezüglich keine eigenen Erfahrungswerte. Weder als Zuhörer, noch als lesender Autor.


    Liebe Grüße,
    Pia

  • Hallo Pia,


    ich rate dir ab, 30- 40 Minuten am Stück zu lesen. Ich lese nie länger als 15 Minuten, dann unterbreche ich, stelle entweder eine andere Person des Buches vor oder - was super gut ankommt - berichte aus meinem Schreiballtag. Dann wieder 10-15 Minuten lesen etc. Drei Blöcke reichen.


    Was vorlesen? Ich lese meistens meine Lieblingsstellen vor, allerdings nur aus dem ersten Drittel des Buches, und stelle zwischen den einzelnen Passagen kurze Zusammenhänge her. Die Leute sollen neugierig darauf gemacht weden, wie die Geschichte weitergeht. 1. Ziel: Sie sollen dein Buch kaufen. 2. Ziel: Sie sollen einen Superabend haben.


    Am besten, du übst vorher zuhause lautes Vorlesen mit der Stoppuhr. Wenn du die ausgewählten Textpassagen selbst hörst, merkst du auch, was man vorlesen kann und was besser nicht. Manchmal streiche ich deshalb ganze Passagen weg, die sich einfach nicht zum Vortragen eignen, sondern eher im Stillen genossen werden sollten. Dann überlege ich mir, was ich den Leuten an welcher Stelle frei erzählen möchte und schreibe mir Stichpunkte auf buchgroße Karteikarten. Diese lege ich mir dann an die Stellen, an denen ich sie brauchen werde. (Manchmal schreibe ich auch drauf: "Einen Schluck Wasser trinken!")


    Der Einstieg ist wichtig. Vielleicht kannst du einen Bezug zu der Galerie herstellen. Am besten, du bringst die Zuhörer gleich zu Beginn zum Lachen. Bei meiner allerersten Lesung habe ich den Leuten gesagt, dass ich hypernervös bin und habe ihnen berichtet, welche schrecklichen Missgeschicke ich mir im Vorfeld ausgemalt habe. Sie waren begeistert, weil das sehr authentisch war. Leider haben sie dann aus Rücksichnahme nicht gewagt, über meine Späße zu lachen, da wird man dann leicht nervös.


    Ich nehme einen Wecker mit, den ich vor mir aufbaue, damit ich unauffällig sehen kann, wann meine Zeit um ist. Wenn die Leute anfangen, ihre Beine übereinander und untereinander zu schlagen, ist es spätestens Zeit, Schluss zu machen: Kopf heben und: "Vielen Dank fürs Zuhören, Sie waren ein tolles Publikum. Das hat richtig Spaß gemacht mit Ihnen."

    Bücher verkaufen: In der Regel ist die örtliche Buchhandlung bereit, einen Büchertisch zu organisieren. Ich würde die Bücher nicht selbst verkaufen. Das ist unfein. Wenn es gar nicht anders geht, dann bitte eine Freundin, diesen Part für dich zu übernehmen. Du wirst hoffentlich genug zu tun haben, die gekauften Bücher zu signieren. Überleg dir auch dafür etwas Originelles.


    Versuche, laut zu reden. Lass dir ein Mikrophon bereitstellen.


    Und überlege dir vielleicht im Vorfeld, ob du auch im Stehen (Stehpult) lesen kannst. Bei Frauen kommt die Stimme dann besser rüber, und man wird von jedem gesehen, auch in der letzten Reihe.


    Also, das ist eine sehr spannende persönliche Erfahrung. Lampenfieber ist nicht nötig, du wirst ja nur über dich reden, mit dem Thema kannst du dich also aus, und mit dem Text bist du auch vertraut. Wer gekommen ist, will dir auch gern zuhören. Lesungen sind ein toller Spaß und eigentlich unsere Belohnung für all die einsamen Monate des Schreibens.


    Vergiss bitte nicht, Honorar zu verlangen. Die Galeristin kann dafür Eintritt verlangen.


    Viel Glück!

  • Liebe Rita,


    tausend Dank für Deine sehr detaillierte Ausführung. Du hast mir mit Deinen Tipps wirklich sehr geholfen.


    Da B:SEITE ein Entwicklungsroman ist, werde ich wohl sehr bedacht Textpassagen auswählen müssen, die nicht zuviel verraten. Der Tipp, nur aus dem ersten Drittel des Buches zu lesen, ist somit schon mal ein sehr wertvoller. Ebenso das mit dem kurzen Lesen und den Pausen dazwischen.


    Da B:SEITE mein erstes Buch ist, bin ich doch noch sehr verunsichert, wie viel man vorher verraten kann und soll, um Neugier beim Zuhörer zu wecken.
    Dafür habe ich aber eigentlich wenig Probleme damit, frei zu sprechen und denke auch, einen recht spontanen Humor zu haben ...


    Vielleicht kann mir noch jemand verraten, wie hoch ein Autorenhonorar sein darf oder sein sollte. Leider habe ich diesbezüglich GAR KEINE Vorstellung.


    Ich danke Euch allen sehr für Eure wirklich großartigen Tipps!


    Liebe Grüße,
    Pia

  • Hallo Pia,


    danke für deine nette Reaktion.


    Das hört sich so an, als würde es eine sehr gelungene Veranstaltung.


    Wir (Krimi-)Autoren haben uns grundsätzlich auf einen Tarif von 250 Euro verständigt. Jetzt, beim dritten Buch, setze ich das auch durch, ohne rot zu werden. Immerhin liefere ich eine gute Arbeit ab, die mich einen Tag Vorbereitung kostet, und die Leute bekommen eine gute Show. Als Anfängerin habe ich 150 Euro genommen, immer plus Spesen und Steuer, und niemand hat mit der Wimper gezuckt. Kommt aber drauf an, wo du liest. In der Galerie der Freundin (?) oder in privaten Lesezirkeln würde ich weniger nehmen als in einer großen Buchhandelskette, die an deinen Büchern immerhin mehr verdient als du. Wenn die Galeristin eine Freundin ist, dann schätzt doch mal, wieviele Zuhörer wohl kommen werden, mal drei oder fünf Euro Eintritt - das könnte fürs erste dein Lohn sein.


    Merke: Die Leute gehen davon aus, "was nix kostet ist auch nix wert".

  • Noch einmal lieben Dank für Deinen wirklich tolle Hilfe.
    Da ich die Galeristen noch gar nicht persönlich kenne und bisher nur ihre Anfrage per Post vor mir liegen habe, kann ich mir noch gar kein richtiges Bild von der Galerie, dem Platz und den Möglichkeiten machen.


    Wichtig wäre mir immer noch Eure Erfahrung zur optimalen Terminlage einer Lesung. Sollte das Buch schon veröffentlicht sein oder macht es auch Sinn, wenn das Buch erst in Kürze erscheint?


    Gut, wenn man davon ausgeht, dass eine ansässige Buchhandlung einen Tisch stellen soll, dann sollte es wohl schon veröffentlicht sein *lach*


    Wo macht man denn am klügsten Werbung für solch einen Event? Überlässt man das komplett dem Ausrichter oder macht man sich da auch selber Mühen mit?


    Liebste Grüße,
    Pia