Magie des Schreibens, Mythos oder Notwendigkeit?

  • Nudelsuppe
    Ich vermute, dass Du mir ein grundsätzliches Dilemma (meines Schreibens bzw. meiner Gedanken dazu) deutlich gemacht hast.



    Es wurden hier einige Antworten gegeben, über die ich noch lange nachdenken werde. Ich weiß noch nicht, was ich wirklich davon halten soll. Vielleicht fühle ich mich einfach entzaubert, weil ich das Gefühl habe, dass mich mein Schreib-Kaninchen in letzter Zeit hinter die Spiegel führt, bei denen auf der anderen Seite nur eine alte, vermoderte Holzplatte zu finden ist.



    Gruss,


    Doc

  • Ich bin die Tage über ein Zitat gestolpert, das hier gut passt:


    "Eines Tages nahm ich ein Buch zur Hand, schlug es auf, und plötzlich geschah es. Ich las einen Augenblick wie gebannt, wie jemand, der Gold auf einem Müllplatz findet. Ich legte das Buch auf den Tisch, die Sätze glitten so leicht über die Seiten wie fließendes Wasser. Jede Zeile besaß ihre eigene Energie, dann kam eine ganz ähnliche, und die innere Substanz jeder Zeile verlieh der Seite ihre Form und rief den Eindruck eines plastisch gestalteten Textes hervor. ... Ich nahm das Buch mit in mein Schlafzimmer, legte mich aufs Bett und las. Und lange bevor ich es zu Ende geschrieben hatte, begriff ich, daß ich es hier mit einem Mann zu tun hatte, der das Schreiben verändert hatte. ... Dieses Buch war meine erste Begegnung mit der Magie."
    Charles Bukowski, 1979, über John Fante


    @Doc
    Das Gefühl kenne ich. Wir sind ja unter uns, es gehört wohl dazu. Therapie: Lesen, Leben. Wundern. Bewundern. Je mehr ich glaube, Schreiben und Literatur zu verstehen, um so ratloser werde ich. Ich versuche, diese Ratlosigkeit und Verwirrung auszuhalten, mit ihr wieder neu anzufangen. Mich nicht in der Routine der Schreiberfahrung zu verfangen, sondern mit allen Sinnen zu spüren, was ein großartiger Satz bedeutet, welche Wucht die Worte haben, was sich an Leben und Lebendigkeit in eine Form drängt. Sich selbst in jedem Augenblick neu zu erfinden - das begründet für mich die "Magie des Schreibens".


    :wave
    Marcel

  • Hallo alle,


    das ist ein sehr interessanter Thread - und ein, glaube ich, sehr deutscher ... :-]
    Ich habe sehr oft das Wort "Kunst" lesen dürfen (eine andere Verkleidung von "Magie"?) - und sehr selten das Wort "Handwerk". Ich denke, wenn das hier ein angelsächsisches Forum wäre, wäre es möglicherweise umgekehrt ...


    Wieviel von der Magie, die man als Leser auf dem Papier entdeckt, ist möglicherweise ein sehr gut beherrschtes Handwerk? Und wie oft scheitert die Magie, die man als Autor beim Schreiben spürt (und ja, da ist eine Menge davon!) beim Weg aufs Papier und in die Hand des Lesers an mangelndem Handwerk?


    Den Begriff "Kunst" mag ich jetzt mal ganz weit außen vor lassen. Ich begreife mich vorrangig als eine, die versucht, ihr Handwerk zu beherrschen ... und "Kunst" ist es ganz sicher nicht, was ich produziere - oder produzieren kann. Ich wäre schon äußerst zufrieden damit, gute Unterhaltung aufs Papier zu bringen - und zwar in einer handwerklichen Form, die so gut ist, wie es eben geht. (Und _dafür_ stecke ich Arbeit ins Schreiben. Nachdem der Flow - hoffentlich - passiert ist. Verdammt oft muss es nämlich ohne gehen ... und sich trotzdem so lesen, als wäre es Magie ...)


    LG


    Susanne

  • @all


    Magie erlebe ich gerade als "Anfängerautorin" darin, dass meine Geschichte ein Eigenleben erhält. Sie ruft mich. Sie lässt nicht zu, dass ich weiterschreibe, bevor nicht bestimmte Details überarbeitet habe. Es ist kein Zwang. Denn ich kann Monate lang meinem Leben folgen, bevor ich mich ihr wieder widme, aber dann beherrscht sie mich und gibt mir das Gefühl, der Idee treu zu bleiben, aber den Weg dahin immer im Fluss zu lassen. Wenn dann ein Text entstanden ist, der mich anbrüllt: "Finger weg. Es ist gut, so wie es ist.", bin ich erleichtert. Dann lese ich diesen immer und immer wieder durch und errege mich an diesem Moment.


    Das ist mein Verständnis der Magie des Schreibens.


    das seltsam berührte eyre

  • Der magische Moment entsteht bei mir im Kopf.Da kommt mir eine Idee,ein Einfall,ein Satz,ein Wort oder eine magische Überschrift.Dann nehme ich Zettel und Stift in die Hand und schreibe einfach drauf los,alles was mir gerade einfällt.Schreibe wie von Zauberhand,die Magie fließt aus meinem Kopf in den Arm,hinunter in die Hand,fließt in den Stift und zaubert Buchstabe an Buchstabe,Wort für Wort,Satz an Satz aneinandergereiht alles auf das weiße Blatt.Manchmal von Anfang bis Ende,dann gibt es Momente,da verschwindet die Magie und grübelt und da lege ich den Stift weg bis der magische Moment wieder auftaucht und mich mit neuen Ideen bestückt und schreibe an der Geschichte oder Gedicht weiter.
    Das überarbeiten kommt später,erst müssen die Ideen aufs Blatt,dann verbessere ich und ändere hier und da ein Satz oder Zeile,manchmal ganze Abschnitte.Und wenn dann alles für mich fertig ist,wird es komplett sauber und ordentlich abgeschrieben oder abgetippt.
    Hier ein Tipp um magische Momente aufkommen zu lassen.Wie wärs mit dem Buch von FRIEDRICH HECHELMANN das große BILDER-BUCH zum Schreiben.Da sind wundervolle Bilder gemalt,die zum träumen und phantasieren einladen.
    :write seid leib gegrüßt :write

    :heulWeinen ist leicht,es fließen die Tränen,wie die fliehende fliegende Zeit in das Meer der Vergangenheit

  • Die MAgie beim schreiben ist kein Mythos sonder wirklich eine Nodwendigkeit.
    Ich bestreite nicht, dass Schrieben kein HAndwerk wäre, aber es ist ein Handwerk mit Magie.


    Ich habe heute meine Magie für meine Geschichte verloren. Plötzlich war sie weg und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie nicht wiederkommt. Ich schrieb für diese Magie, da ich auch meine Geschichte nie ans veröffentlichen gedacht war. Und jetzt ist sie weg.
    Ich wünsche sosher sie kommt wieder, aber irgendwie glaub ich nicht dran.


    Was laber ich eigendlch wieder für nen Schwachsinn :bonk


    Gute Nacht Deny

    "Rettet Robert- bewahrt den kleinen Robert nur als kleine Nebenrolle zu enden"
    (Rubinrot- Kerstin Gier) Macht mit! :lache