Kurzbeschreibung:
Wie dachte ein Inquisitor? Wie wurde ein Verhör geführt? Funktionierte die Kontrolle der legendären Römischen Inquisition wirklich reibungslos? Peter Godman erhielt bereits vor der offiziellen Öffnung Zugang zu den geheimen Archiven des Vatikans und zeichnet aufgrund seiner Funde ein neues Bild einer der mächtigsten Institutionen der katholischen Kirche. Eine Charakterstudie der Herren in violetter Seide und eine hoch spannende Analyse der Inquisitionspolitik auf der Basis unpublizierter Originaldokumente.
Eigene Meinung:
Peter Godman geht in diesem Buch auf die Geschichte der römischen Inquisition ein. Spanische Inquisition und Inquisition im Mittelalter werden dabei also nicht dargestellt, sondern es umfasst den Zeitraum ab dem 16. Jh. bis in die heutigen Tage, wobei die Arbeit der Kongregation für Glaubenslehre nicht mehr näher beleuchtet wird.
Nach dem Vorwort hatte ich schon befürchtet nun eine Selbstinszenierungsgeschichte lesen zu müssen, da Herr Godman darin doch etwas prahlerisch von seinem Weg in das Sancto Offizio in Rom erzählt. Aber ich wurde gleich im ersten Sachkapitel positiv überrascht. Peter Godman erzählt in einem recht angenehmen Plauderton und ihm gelingt es dabei das Thema mit Quellen und Beispielen – u.a. aus dem „Geheimarchiv“ des Vatikans - sehr anschaulich darzustellen.
Dabei deckt er ein recht breites Themenspektrum ab. Er erklärt den Ablauf eines Inquisitionsprozesses, stellt Vergleich zur weltlichen Gerichtsbarkeit an, bringt exemplarische und bekannte Fälle wie den von Giordano Bruno oder Galileo Galilei, das Kompetenzwirrwarr zwischen Sancto Offizio, Papst und Indexkongregation, Probleme der Inquisition in der Praxis.
Dabei empfand ich es auch als sehr interessant, dass er versucht die Gedankenwelt der Inquisitoren zu zeigen. Er versucht dies, indem er einerseits verschiedene Persönlichkeiten und deren Geschichte erzählt, indem er Handbücher der Inquisitoren zu Wort kommen lässt.
Bald konzentriert sich Godman vor allem auf den Index librorum prohibitorum und dessen Entwicklung. Hier arbeitet Godman sehr anschaulich mit vielen Beispielen und zeigt auch wie sich Kompetenzstreitigkeiten ausgewirkt haben, Reformen und Entwicklung und viele bekannte zensurierte Denker.
Insgesamt erscheint mir die Darstellung recht ausgewogen. Godman verschweigt nicht die zweifellosen Verbrechen unter der Inquisition, räumt aber auch mit Vorurteilen und Ammenmärchen rund um die Inquisition auf. Es tut dem Buch gut, dass er nicht über die Inquisition zu Gericht sitzen möchte, sondern versucht sie möglichst darzustellen, wie sie war und auf Werturteile dabei verzichtet.