Die Kriegerin der Kelten/Manda Scott

  • Band 4 der Boudica-Tetralogie


    Originaltitel: Boudica - Dreaming the serpent spear


    Inhalt:
    Nach den schrecklichen Ereignissen nach Prasutagos' Tod (siehe vorheriger Band) leiden Breaca und die ihren immer noch sehr an den Folgen der erlittenen Qualen. Wird sie jemals wieder die Frau sein, die sie einst war? Die, welche doch die Römer zurück ins Meer treiben sollte?
    Am Ende haben wir die Endschlacht und das unvermeidliche Ende. Und mitten drin, Breacas Bruder Valerius, den zweifachen Verräter und auf der anderen Seite den Römer, den er noch immer liebt, und vice versa.


    Autorin:
    siehe andere Rezensionen


    Meinung:
    Nun ja. Ich fand schon bei Band 3, daß Scott ganz dringend einen netten Lektor braucht, der liebevoll, aber konsequent, seinen Rotstift ansetzt. Dieses Buch hätte meinetwegen keine 1000 Seiten haben müssen. Auch hat mich hier Scotts Zweifel an der Intelligenz und dem Erinnerungsvermögen ihrer Leser genervt, da sie ständig Informationen wiederholt, die wir längst wußten.


    Meine Enttäuschung ist in erster Linie persönlicher Art, weil ich in diesem Buch viel zu wenig Valerius hatte für meinen Geschmack. Er tritt nun total in den Hintergrund, während zB Graine, die Tochter Breacas, mit ihren Traumata und Traumproblemen zu viel Raum hat.
    (Tja, ich mag nun einmal düstere Männer lieber, als reizende Mädchen. Aber auch zB Cunomar, der Sohn, hätte mehr Raum verdient.)


    Bei Valerius wiederum hat es mich nun doch auch gestört, daß er so gar keine Schuldgefühle hat, daß er erneut die Seiten gewechselt hat. Und wenn es bei ihm noch verständlich ist, was ist mit Longinus? Aber gut, der war in diesem Buch fast gar nicht vorhanden und diente einzig und allein dem Trost von Valerius, was er, einst eine interessante und liebenswerte Figur, eigentlich nicht verdient hat.


    Immerhin, Corvus ist eine der wenigen interessanten Figuren, die erkennbar geblieben sind, wenn man von der unvermeidlichen Breaca mal absieht.


    Das Keltenmystikgeschwafel hat mich bislang nicht gestört, weil ich durch anderes getröstet war. Hier ging es mir fürchterlich auf die Nerven, vor allem, weil sich mir der Sinn aus dem Ende nicht erschließt. Irgendwie kriegt man den Eindruck, das gesamte Leben von Breaca war komplett umsonst. Aber warum sieht sie das nicht so?
    Das Problem ist wohl, daß die Geschichte das Ende vorgibt, doch paßt Scotts Geschichte hier für mich nicht dazu. Wozu das alles?


    Es hat sich für mich am Ende einfach gespießt.


    Im Nachwort kündigt Scott an, eventuell auch die Geschichte davor und danach zu beleuchten. Doch müßte ich mir sehr überlegen, ob ich da noch mal zugreife, solange sie nicht aus aus ihren "Träumereien" aufwacht und sich nicht ablöst von ihren mystischen Elementen. Falls nicht, sollte sie wohl doch das Genre wechseln. Ich werde sie mal vorsichtig im Auge behalten und ihrzuliebe den absurden Vergleich zwischen Rom vs. Britannien und USA vs. Irak vergessen. Ich halte wenig davon, Vergleiche über 2000 Jahre zu zerren.


    Fazit:
    Die Handlungsstränge von Valerius, Corvus, Caradoc etc., die mich in den ersten beiden Bänden noch so entzückt haben, daß ich alles und jedes vergeben habe und die mich diese Bücher haben verschlingen lassen, habe ich spätestens in Band 4 vermißt. Somit ist dieses Buch vielleicht der unvermeidliche Abschluß, aber für mich nicht unbedingt ein würdiger.
    Daher werde ich in Zukunft weiterhin gern Band 1 und 2 nach Lieblingsstellen durchblättern, ein wenig Band 3, aber wohl nur ganz wenig Band 4.


    Ich fand das Buch nicht ganz so abscheulich, wie man anhand von dem hier vermuten könnte, aber enttäuscht hat es mich, gerade weil mir die ersten beiden so gut gefallen haben.

  • Zitat

    Original von Jeanne
    Ich werde es natürlich auch noch lesen und hoffe einfach, dass es mir besser gefällt....ich berichte dann.


    Das hoffe ich auch! Ich meine, so schlimm war es ja nicht und es liegt wie üblich viel an der Erwartungshaltung und den persönlichen Vorlieben.
    Aber, eben gerade weil ich Nr. 1 und 2 noch verschlungen habe, war ich von den letzten beiden etwas enttäuscht.


    Bin auf jeden Fall gespannt, was Du dazu sagst. Vielleicht können wir uns dann ja auch ein bißchen darüber austauschen.

  • Also im Moment gefällt es mir sehr sehr gut (S. 152), aber ich muss zugeben, dass das noch nicht so lange so ist, sprich ich brauchte ziemlich lang, bis ich wieder mit allem vertraut war....so und jetzt geh ich lesen anstatt hier im Internet rumzuhängen. ;-) :schnellweg

  • Hallo Grisel,
    ich fürchte ich stimme dir in sehr vielem zu.


    Dieses Buch ist auf jeden Fall weit hinter seinen Vorgängern zurückgeblieben. Ohne weiteres hätte es 300 Seiten kürzer sein können. Haben mich die Träumer-Sachen in den vorigen Bänden schon nicht sonderlich interessiert, fand ich sie dort noch ok. Aber hier übertreibt sie es. Ich hatte streckenweise das Gefühl, dass es um nichts anders geht! Es war immernoch flüssig zu lesen, das muss man ihr lassen, aber irgendwie langweilig. Und nicht nur das: Ich habe oft die Motive dahinter nicht ganz verstanden: Klar haben Breaca und Graine von den Erlebnissen ein Trauma, aber es erschließt sich mir nicht, wie ihre Heilung denn nun von statten gegangen sein soll. Es war oft so undurchsichtig und so wage formuliert. Das ist gar nicht meine Sache.


    Die letzten 200-300 Seiten waren dann aber wieder ganz ok, es kam Spannung auf...schade finde ich nur, dass die Römer auf einmal so schlecht sind. Wenn sie vorher aus Sicht von Corvus oder auch den anderen Legionssoldaten geschrieben hat, war das durchaus positiv. Das hat mir ja auch an den Büchern immer gefallen. Dass es nicht unbedingt nur gut und böse gibt. Nun ja, ihr Nachwort...Boudica mit Artus zu vergleichen ist ja durchaus legitim, aber man sollte dabei vielleicht auch bedenken, wofür ein Artus nach neuerer Forschung gekämpft hat: Für Rom, oder doch zumindest für die römische Zivilisation in Britannien. Er soll ja selbst ein Römer gewesen sein. Und über den Vergleich mit heute schweige ich lieber. :rolleyes


    Zitat

    Irgendwie kriegt man den Eindruck, das gesamte Leben von Breaca war komplett umsonst. Aber warum sieht sie das nicht so?


    Ja, genau. Das hat sie gar nicht gut hingekriegt. So ein richtig düsteres Ende hätte wunderbar gepasst. Oder meinetwegen auch so eine Art sich in das Schicksal fügen und eben nun mit den Römern zu leben. Es muss ja trotzdem nicht umsonst gewesen sein, dass man versucht hat, ein freies Volk zu bleiben. Ahja, man hätte wirklich mehr daraus machen können.


    Und ja, ich kann dir nur zustimmen: Auch ich werde von Manda Scott nur dann ein Buch in die Hand nehmen, wenn das Träumerzeugs nicht wieder so Überhand nimmt.


    Fazit: Die ersten drei Bücher sind wirklich lesenswert und auch wenn es vielleicht ein wenig unbefriedigend ist, würde ich jedem raten, es bei diesen dreien zu belassen und für das Ende ein Geschichtsbuch zu Rate zu ziehen...

  • Schade, hätte Dir gewünscht, daß Du mehr Freude daran hast. Echt schade, daß eine so feine Serie mit schalem Nachgeschmack enden muß.


    Zur Heilung Graines. Ich gehe sogar noch weiter und sage, daß es total irreal ist, daß sie dieses Martyrium überlebt hat. Schon bei der erwachsenen Cygfa ist es kaum glaubwürdig, aber Graine war ja noch ein Kind!


    Naja, das Drama des abschließenden Bands. Ich war ja schon mit Nr. 3 nicht mehr uneingeschränkt glücklich, würde aber trotzdem empfehlen, wenn schon das ganze zu lesen.


    Der Vergleich mit Artus hinkt für mich auch insofern, als unter ihm ja das keltische und das römische längst vereint waren. Würde Breaca wohl die Schamesröte ins Gesicht zaubern, daß ihre Nachkommen den Abzug der Römer unschön fanden, weil es sie den Sachsen ausgeliefert hat.


    Die dann ihrerseits wieder ein paar Jahrhunderte später Probleme mit Eindringlingen hatten und dann die wieder mit anderen ... Das finde ich an der Geschichte dieser heißumkämpften Insel so faszinierend.
    (Hat mich unlängst, als ich mal wieder "King Arthur" gesehen habe, so amüsiert, als es am Ende heißt, daß Artus der größte Held der englischen Geschichte ist. Ja, nur daß die heutigen Engländer eher von den "bösen" Eindringlingen abstammen und sich eigentlich nur die Waliser angesprochen fühlen sollten.)


    Jetzt bin ich mal gespannt, wie mein lieber Simon Scarrow die Boadicea-Geschichte aus römischer Gesicht schildert, wenn seine Helden je soweit kommen.

  • Zitat


    Zur Heilung Graines. Ich gehe sogar noch weiter und sage, daß es total irreal ist, daß sie dieses Martyrium überlebt hat. Schon bei der erwachsenen Cygfa ist es kaum glaubwürdig, aber Graine war ja noch ein Kind!


    Ja, das stimmt. :-(


    Und überhaupt, selbst wenn sie gestorben wäre, sie wäre Breaca ja als Geist erhalten geblieben. Pfft. So ist der Tod irgendwie nicht so richtig schlimm.
    Das mit der Moorleiche, die man tatsächlich gefunden hat, inklusive gegessenem Keks, fand ich dagegen faszinierend. Fast so ein bisschen wie Ötzi. :chen Das ist immer was feines, sich da drumherum eine Geschichte auszudenken, die den Menschen und seine Zeit lebendig macht. Allerdings war die Geschichte um Dubornos nicht allzu glaubwürdig. Hätte er sich wenigstens noch in irgendeinem "Rausch" geopfert, aber nein, er war ja ganz und gar bei Verstand. Und so richtig hab ich auch nicht verstanden, warum er es getan hat. Nein, nein, das war nicht so überzeugend.


    Zitat

    (Hat mich unlängst, als ich mal wieder "King Arthur" gesehen habe, so amüsiert, als es am Ende heißt, daß Artus der größte Held der englischen Geschichte ist. Ja, nur daß die heutigen Engländer eher von den "bösen" Eindringlingen abstammen und sich eigentlich nur die Waliser angesprochen fühlen sollten.)


    Hehe, stimmt. Aber vermutlich haben sie sich ja mit den Stämmem vermischt...


    Schon allein das hier drüber reden war es wert, das Buch gelesen zu haben ;-)


    Meinst du dieses Buch von Simon Scarrow?

  • Das mit Dubornos fand ich insofern etwas komisch, weil es ja hieß, das wäre ein junger Mann gewesen, der da gefunden wurde. Aber der war doch nicht mehr jung?
    Der Sinn des Opfers hat sich mir auch nicht erschlossen. Aber, rückblickend, halt eben der Sinn des ganzen Mystischen. Man müßte daraus ja schließen, daß die Götter wollten, daß die Stämme unterliegen. Warum?


    Das ist das erste Buch Scarrows. Ist ganz interessant, die Geschichte mal zur Abwechslung aus römischer Sicht zu lesen, wo das natürlich ganz anders klingt. Aber einer der beiden Helden lernt Boadicea als junges Mädchen kennen, von daher wäre es anzunehmen, daß Scarrow die Absicht hat, die beiden später ihren Aufstand miterleben zu lassen. Aber, weiß man noch nicht. Der aktuelle Stand der Serie ist noch ein paar Jahre davor und aktuell sind Macro und Cato im Nahen Osten.
    Ist eine Serie, die ich trotz gelegentlicher Schwächen sehr gern lese. Und ganz ohne Träumereien. :grin

  • Zitat

    Original von Grisel
    Das mit Dubornos fand ich insofern etwas komisch, weil es ja hieß, das wäre ein junger Mann gewesen, der da gefunden wurde. Aber der war doch nicht mehr jung?


    Ja, ich hätte ihn mir auch älter vorgestellt, aber ich weiß nicht, ob sein Alter wirklich erwähnt wird.


    Zitat


    Der Sinn des Opfers hat sich mir auch nicht erschlossen. Aber, rückblickend, halt eben der Sinn des ganzen Mystischen. Man müßte daraus ja schließen, daß die Götter wollten, daß die Stämme unterliegen. Warum?


    Tja, ich würde eher sagen, die Götter waren machtlos. Oder es war ihnen letztlich doch egal. Tsts, ist aber auch kein Verlass auf diese Götter. :nono


    Zitat


    Ist eine Serie, die ich trotz gelegentlicher Schwächen sehr gern lese. Und ganz ohne Träumereien. :grin


    Oh nein, nicht schon wieder eine Serie für meine Wunschliste. :konfus Böse Grisel, böse böse.

  • Nein, böse!
    :grin


    Erst muss ich die Rom-Serie von Colleen McCullough fertig lesen. Dazu (also späte römische Republik) höre ich mir dieses Semester eine Vorlesung an. Seeehr interessant. :-) Ahja, die Römer. Es ist derzeit (derzeit? hm, das geht jetzt schon ne ganze Weile :grin) mein absolutes Lieblings-Historischer-Roman-Thema :-]

  • Ich habe die vier Bücher jetzt am Stück durchgelesen. Und ich kann auf jeden Fall zustimmen, dass besonders im viertem Band gut gekürzt hätte werden sollen. Zudem war es viel zu traumlastig nach meinem Geschmack, besonders als es um die Insel Mona ging, das war doch nur noch Käse. Auch das öfter die Motivationen total unklar waren oder die schon angesprochene Heilung einfach mal plötzlich da war, war sehr komisch.


    Zu Valerius/Ban kann ich dann aber nicht zustimmen. Ich finde nicht das er zu kurz kommt, ich finde er hatte in dem Band einen recht großen Anteil. Das gerade bei ihm kein schlechtes Gewissen aufkam durch den neuen Seitenwechsel fand ich fast das erste Mal nachvollziehbar, was ihn anging. Die ihn begleitenden Stränge, also Loginus und Corvus, fand ich dagegen schwach.


    Alles in allem ist die Serie gut lesbar udn bietet auch genug Spannung, aber uneingeschränkt empfehlen würde ich sie nun wahrlich auch nicht.

  • Nö, würd ich nicht. Also wenn es von der Story her interessiert und du die ersten beiden (die nach Ansicht vieler hier im Forum scheinbar die stärkeren sind) auf jeden Fall lesen. Danach kannst du ja immernoch entscheiden ob du die anderen beiden weglässt oder doch noch liest ;) Spannend und flüssig lesbar ist das ganze ja auf jeden Fall, nur besonders beim vierten ist halt aufgefallen das es einige Längen gab und die Figuren komisch gehandelt haben. Und wenn man auf das "Traum-Zeug" nicht so steht, das war im vierten wirklich mehr als bei den anderen.

  • So Band 4 nun auch fertig:
    Zu lang
    Träumergedöns mag ich
    Seitenwechsel von Valerius...naja: Kriegskunst scheint er zu beherrschen;-)
    Was wurde aus Caradoc?
    Kann man wirklich seinen Geliebten umbringen?


    Im Detail:
    Ehrlich gesagtwollte ich ihn nicht zu Ende lesen...ich habe mir Zeit gelassen, denn mir war klar, dass sie sterben wird. Ich dacte eigentlic am Anfang der Serie, dass sie bald stirbt und die anderen Bände von ihren Nachfolger/n erzählt.


    Das Buch hat mich nicht so ganz mitgerissen, wie seine Vorgänger. Highlight war für mich der Aufenthalt bei den Elchmenschen. Hießen die so? DAfür kam mir dann Dubornos Ende auch etwas überraschend.


    Am Ende des Buches hatte ich irgendwie noch Hoffnung für das Überleben der Edici. Habe mich dann erstmals mit der Geschichte der Insel ein wenig befasst....und die Hoffnung war dahin.


    zumindest fand die Autorin einen Schluss...ein würdiger Abschluss, da stimme ich Euch zu, war das dann nicht.


    Um die Geschichte rund zu machen, sollte man aber dennoch Teil 4 lesen.


    LG Spreequell70