Kurzbeschreibung:
1956 verfaßte Tschingis Aitmatow am Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau als Diplomarbeit eine Geschichte und gab ihr den Titel »Dshamilja«. Seither geht sie um die ganze Welt. Sie ist, wie Aitmatow im Vorwort zu dieser Ausgabe sagt, zur »Gefährtin all jener geworden, die an die Liebe glauben.«
Die unten verlinkte Ausgabe enthält außerdem ein Nachwort von Louis Aragon und ein kleines Glossar einiger der in der Novelle enthaltenen kirgisischen Begriffe.
Über den Autor:
gibt wikipedia HIER einen guten Überblick
Meine Meinung:
Von Superlativen lasse ich mich üblicherweise nicht beeindrucken und so flößte mir Louis Aragons Bemerkung über Dshamilja "die schönste Liebesgeschichte der Welt" auch nicht sonderlich viel Respekt ein, was sich als richtig erwiesen hat, weil ich sonst bestimmt enttäuscht gewesen wäre. Zwar ist Dshamilja eine Liebesgeschichte, doch vielmehr die zu einem Land, einer Verbundenheit und einem Lebensgefühl, aber nicht zuletzt auch die zwischen einem Mann und einer Frau. Erzählt wird die Geschichte von einem 15jährigen Jungen, der als einziger Sohn, der nicht an der Front kämpft, auf dem heimischen Hof große Verantwortung trägt und die Familie unterstützt. Seine Beobachtungen und die darin enthaltenen eingeflochtenen Informationen vermitteln einen berührenden Eindruck der faszinierenden Landschaft Kirgisistans und der Traditionen und Lebensgewohnheiten der Menschen dort, die zur Zeit des 2. Weltkriegs irgendwo zwischen den alten Ritualen und den tödlichen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts leben. Eine Momentaufnahme, die viele Details enthält und trotzdem wie ein punktuelles Gesamtbild wirkt, bei dem es noch viel mehr zu entdecken und zu erzählen gäbe. Schade, dass die Geschichte von Dshamilja nur 81 Seiten hat, aber schön, dass so viel Platz bleibt, die eigenen Gedanken in die weiten Ebenen Kirgisistans schweifen zu lassen.
Ich habe mir auf jeden Fall "Der Richtplatz" auf die Wunschliste gesetzt, weil ich neugierig auf einen ganzen Roman von Aitmatow bin!