Für Robert Allmann geht in Erfüllung, wovon beinahe jeder insgeheim träumt.
Er knackt den Lotto-Jackpot und gewinnt 6,2 Millionen Euro. Die Ironie des Schicksals schlägt jedoch umgehend zu und so verlässt ihn seine Frau, bevor Allmann ihr davon berichten kann.
Was bleibt von seinem Glück, jetzt, da er es mit niemandem mehr teilen kann?
Zugegebenermaßen hatte ich nach der Lektüre von „Das Aquarium“ und „Singvogel“ hohe Erwartungen an Bayers neuen Roman, die „Eine kurze Geschichte des Glücks“ leider nicht erfüllen konnte. Mit Robert Allmann zeichnet Bayer erneut einen Protagonisten mit intellektuell-kreativen Interessen und Wesenszügen, in dessen Leben das Finanzielle eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Zwar stellen sich mit dem unverhofften Reichtum auch Veränderungen wie Misstrauen gegenüber seinen Mitmenschen ein, die Allmann erkennt und treffend analysiert, Bayer dürfte es jedoch kaum darum gegangen sein, zu thematisieren, inwiefern Geld den Charakter verändert. Vielmehr steht das Glück als Abstraktum im Zentrum des Romans, die Frage nach dessen Zusammensetzung und Ursprung. Mir scheint, als habe Bayer mit dem Lottogewinn den falschen Aufhänger für dieses Unterfangen gewählt. In vorliegender Form fehlt mir eine konsequente Differenzierung.
Stellenweise überzeugt Bayer, insbesondere bei der Beschreibung der Ereignisse nach dem Tod von Allmanns Vater.
Bis auf die in einigen Passagen störenden, wuchtigen Formulierungen, schreibt Bayer schlicht und unaufdringlich, was mir an all seinen Romanen sehr gefällt.
Fazit: Bayer bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Ein netter, kurzweiliger Roman zwar, der unterhält, zur Phänomenologie des Glücks jedoch wenig neues zu bieten hat. Ich bedaure, nur 6 Punkte geben zu können.