So, mittlerweile bin auch ich im elisabethanischen England eingetroffen.
Die Aufmachung wurde ja schon mehrfach angesprochen, und ich finde sie ebenfalls sehr gelungen mit dem schön gestalteten Cover, dem roten Vorsatzpapier und dem Lesebändchen.
Gut gefällt mir die Pergament-Optik, in der der Brief von Königin Elisabeth dargestellt ist. Schön, dass der Verlag die Unterschrift so originaltreu umgesetzt hat.
Im Prolog begegnet man Nicholas Christchurch das erste Mal, als dieser als Findelkind von dem Küster Samuel Shipwash gefunden wird. Sehr gelungen fand ich die Szene, in der der Küster panisch aus der Kirche rennt, weil er glaubt, ein Dämon hause dort. Das Baby wird von Pastor Hardcastle und seiner Schwester Prudence aufgenommen, wobei es deren resolute Art ist, das strittige Thema, was mit dem Baby geschehen soll, zu beenden. So steif und "vertrocknet" sie angelegt ist, empfindet man an dieser Stelle dennoch Sympathie für sie.
Nicholas hält es bis zu seinem zwölften Lebensjahr im Haushalt der Hardcastles aus, danach läuft er fort, weil ihn die strenge und unnachgiebige Art seines geistlichen Ziehvaters zu sehr einengt. Er lebt fortan in Southwark, am südlichen Ufer der Themse, und schlägt sich als Taschendieb und Kartentrickbetrüger durch. Hier stoßen wir das erste Mal auf eine kleine Zigeunerin, die ihn sehr geschickt ausraubt. Sehr schön war der Wutausbruch, der darauf folgte. Dem Mädchen soll er kurze Zeit später wieder begegnen, aber auch dieses Zusammentreffen verläuft recht unrühmlich für den jungen Mann.
Ein Vorfall in St. Pauls, in dem Nicholas sich mit einem Kartentrick verkalkuliert, läutet einen neuen Abschnitt in seinem Leben ein, als er John Dee trifft und dieser ihn mit in sein Haus nimmt. Hier öffnet sich für Nicholas ein gänzlich neuer Weg, und er braucht einige Zeit, um sich in dem verwinkelten, labyrinthartigen Haus zurechtzufinden und den Versuchen, frei herumliegende Kostbarkeiten einfach einzustecken, widerstehen muss. Eindruck macht auf ihn die Bibliothek von John Dee, die in der Tat so wunderbar beschrieben ist, dass man sie förmlich vor sich sieht.
Wie aus Nicoles bisherigen Büchern bekannt, schwelgt sie gerne in Beschreibungen, und der Leser schwelgt mit ihr. London im sechzehnten Jahrhundert entsteht beim Lesen als lebendiges Bild vor Augen. Sehr gut gefällt mir, dass Nicholas ein echter Zwölfjähriger ist und nicht altklug oder zu erwachsen geschildert wird.