'Das Haus der Spione' - Seiten 001 - 097

  • So, mittlerweile bin auch ich im elisabethanischen England eingetroffen. :-]


    Die Aufmachung wurde ja schon mehrfach angesprochen, und ich finde sie ebenfalls sehr gelungen mit dem schön gestalteten Cover, dem roten Vorsatzpapier und dem Lesebändchen.


    Gut gefällt mir die Pergament-Optik, in der der Brief von Königin Elisabeth dargestellt ist. Schön, dass der Verlag die Unterschrift so originaltreu umgesetzt hat.


    Im Prolog begegnet man Nicholas Christchurch das erste Mal, als dieser als Findelkind von dem Küster Samuel Shipwash gefunden wird. Sehr gelungen fand ich die Szene, in der der Küster panisch aus der Kirche rennt, weil er glaubt, ein Dämon hause dort. :lache Das Baby wird von Pastor Hardcastle und seiner Schwester Prudence aufgenommen, wobei es deren resolute Art ist, das strittige Thema, was mit dem Baby geschehen soll, zu beenden. So steif und "vertrocknet" sie angelegt ist, empfindet man an dieser Stelle dennoch Sympathie für sie.


    Nicholas hält es bis zu seinem zwölften Lebensjahr im Haushalt der Hardcastles aus, danach läuft er fort, weil ihn die strenge und unnachgiebige Art seines geistlichen Ziehvaters zu sehr einengt. Er lebt fortan in Southwark, am südlichen Ufer der Themse, und schlägt sich als Taschendieb und Kartentrickbetrüger durch. Hier stoßen wir das erste Mal auf eine kleine Zigeunerin, die ihn sehr geschickt ausraubt. Sehr schön war der Wutausbruch, der darauf folgte. :lache Dem Mädchen soll er kurze Zeit später wieder begegnen, aber auch dieses Zusammentreffen verläuft recht unrühmlich für den jungen Mann.


    Ein Vorfall in St. Pauls, in dem Nicholas sich mit einem Kartentrick verkalkuliert, läutet einen neuen Abschnitt in seinem Leben ein, als er John Dee trifft und dieser ihn mit in sein Haus nimmt. Hier öffnet sich für Nicholas ein gänzlich neuer Weg, und er braucht einige Zeit, um sich in dem verwinkelten, labyrinthartigen Haus zurechtzufinden und den Versuchen, frei herumliegende Kostbarkeiten einfach einzustecken, widerstehen muss. Eindruck macht auf ihn die Bibliothek von John Dee, die in der Tat so wunderbar beschrieben ist, dass man sie förmlich vor sich sieht.


    Wie aus Nicoles bisherigen Büchern bekannt, schwelgt sie gerne in Beschreibungen, und der Leser schwelgt mit ihr. London im sechzehnten Jahrhundert entsteht beim Lesen als lebendiges Bild vor Augen. Sehr gut gefällt mir, dass Nicholas ein echter Zwölfjähriger ist und nicht altklug oder zu erwachsen geschildert wird.

  • Ich bin heute erst ins Buch eingestiegen und kann also noch rein gar nichts zum Inhalt sagen - aber die Aufmachung mit den Pergamenten finde ich auch schon mal sehr gelungen.


    Dazu noch hinten ein Glossar und die Übersichten... prima!


    Ab morgen bin ich dann "richtig" dabei! :-]

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Laila
    Gut gefällt mir die Pergament-Optik


    Zitat

    Original von Batcat
    aber die Aufmachung mit den Pergamenten finde ich auch schon mal sehr gelungen.


    Das Lob gebührt alleine Verlag / Hersteller, da kam die Idee her - aber Ihr könnt Euch sicher meinen freudestrahlenden Blick vorstellen, als ich die Pergamente das erste Mal zu Gesicht bekommen habe!

  • Da ich meine Mittagspausen mit Lesen verbracht habe, bin ich nun sogar schon über diesen Abschnitt hinaus...


    ... ich bin gleich in der Handlung drin gewesen und kam durch wie nichts. Nicholas ist sehr sympathisch angelegt: Ein neugieriger Lausbub, der aber nicht - wie leider viele Kinder in Büchern oder Filmen - aufdringlich oder nervig rüberkommt.


    In Leonora scheint er ja eine Vertraute gefunden zu haben und er lebt sich gut auf Mortlake ein.


    Mehr kann ich hier aber nicht schreiben - ich weiß nicht mehr genau, wieviel noch in diesen Thread gehört und was schon in den nächsten. Also mache ich lieber dort weiter! :-]

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich fand Nicholas' "Entdeckungsreise" durch das Haus sehr interessant. Schön dargestellt ist die Neugier, die ihn von Raum zu Raum treibt, und das Erstaunen, Dinge zu sehen, die ihm so gänzlich fremd sind. Detailverliebt führt die Autorin den Leser an Nicholas' Seite durch das Haus und lässt ihn sehen, was Nicholas sieht.


    Kelley ist als unsympathische Figur angelegt und schafft es von Anfang an, in der Rolle zu überzeugen. :grin Es ist zunächst nur schwer verständlich, warum ausgerechnet er Gehilfe John Dees ist.


    Nicholas muss recht schnell feststellen, dass es keinerlei echte Magie im Haus John Dees gibt. Dafür entdeckt er auf einem seiner Streifzüge eine verschlossene Tür, die zu einem Raum führt, der auch durch Fenster nicht einsehbar ist, weil man diese von innen mit Brettern zugenagelt hat. Als Nicholas nachts auf eigene Faust erkunden möchte, was es mit dem Raum auf sich hat, wird er dabei von John Dee und Kelley erwischt. Auch hier wieder ein wunderbarer Spannungsaufbau. :-]

  • So ich lese also nun.
    Die Pergamente finde ich nett gemacht, für ein Jugendtaschenbuch hatte ich mit so viel Aufwand nicht gerechnet.
    Das Glossar hätte ich jetzt mal wieder übersehen, danke Batty.


    Schreibstil sagt mir bis jetzt (S 30 etwa) auch zu.... doch, das verspricht nett zu werden.


    EDIT: SUPERULTRAPEINLICHEN TIPPFEHLER entfernt... (Mir und mich verwechsle ich nicht, das kommt bei mich nicht vor, ich hab nen kleinen Mann im Ohr, der sagt mich alles vor...) :pille


    Fand den Teil sehr schön, die Figuren werden locker und nett eingeführt
    Die Sprache ist kindgerecht aber nicht zu simple, so daß sie auch mich anspricht.
    Einzig das Wort flitzte kommt für meinen Geschmack ein bißchen oft vor. Nicholas flitzt ganz schön viel... :lache
    Außerdem hab ich hier und da ein paar Probleme mich daran zu erinnern, daß wir uns nicht in der Gegenwart befinden. Das hab ich bei historischen Romanen aber meist. Wenn dann wieder Röcke rascheln oder er was in sein Wams stopft, werd ich da immer mal wieder dezent dran erinnert, find ich gut.



    Dann hab ich noch eine Frage....
    In der Szene als Nicholas im Wirtshaus ist und ein Dichter dort sitzt und vor sich hinmurmelt, dessen Sätze kommen mir aus irgendeinem Grund bekannt vor, Google bringt aber nichts raus und wie ich Nicole kenne ist dieser Dichter nicht nur einfach so da eingeflochten... wer isses, los sags mir! :cry

  • Huhu Jane,


    erst mal find ich's schön, dass Du die Leserunde hervorgekramt und entstaubt hast.


    Zitat

    Original von Babyjane
    Die Pergamente finde ich nett gemacht, für ein Jugendtaschenbuch hatte ich mit so viel Aufwand nicht gerechnet.


    Das freut mich; ich habe auch Luftsprünge gemacht, als ich das damals in den Fahnen das erste Mal gesehen habe.


    Zitat

    Original von Babyjane
    Einzig das Wort flitzte kommt für meinen Geschmack ein bißchen oft vor. Nicholas flitzt ganz schön viel... :lache


    Ja, tut er :lache


    Zitat

    Original von Babyjane
    Das hab ich bei historischen Romanen aber meist. Wenn dann wieder Röcke rascheln oder er was in sein Wams stopft, werd ich da immer mal wieder dezent dran erinnert, find ich gut.


    Da bin ich beruhigt, dass es Dir ganz ähnlich geht - das habe ich bei mir beim Lesen historischer Romane auch hin und wieder festgestellt. Deshalb flechte ich solche Kostüm-Hinweise hin und wieder ein...


    Zitat

    Original von Babyjane
    Dann hab ich noch eine Frage.... In der Szene als Nicholas im Wirtshaus ist und ein Dichter dort sitzt und vor sich hinmurmelt, dessen Sätze kommen mir aus irgendeinem Grund bekannt vor, Google bringt aber nichts raus und wie ich Nicole kenne ist dieser Dichter nicht nur einfach so da eingeflochten... wer isses, los sags mir! :cry


    Das verhält sich ein bisschen anders (und ich freu' mich riesig, dass Du hier nachfragst!!).
    Den Vers des Dichters hab' ich selbst gebastelt.
    Der Dichter selbst... nun, da mischten sich bei mir Eitelkeit und Schalk und ich hab einfach MICH im Männerkostüm (sozusagen) bei meiner Arbeit dorthin gesetzt (erinnerst Dich an meine frühere Haarfarbe? :chen )


    Das Wirtshaus "Zur Meerjungfrau" (engl. "Mermaid Tavern") an sich hat allerdings tatsächlich sehr viel mit historisch belegter Dichtung zu tun: rund zwanzig Jahre später wurde dort der "Friday Street Club" gegründet, dem u.a. Ben Jonson und John Donne angehörten - eventuell auch Shakespeare: wiki-klick!

    Da konnt ich nicht widerstehen, Dee und Nicholas ausgerechnet dort einen Happen essen zu lassen! :grin


    EDIT: verwurstelte Verlinkung entknotet

  • Das glaub ich.
    Ich suche sowas ja auch schrecklich gerne.
    Allerdings fallen mir historische Details oft nicht so ins Auge und ich kann dann nicht mal genau festmachen, woher mir da was bekannt vor kommt.
    Anspielungen auf andere Bücher und Geschichten fallen mir da häufiger direkt ins Auge.

  • Maahhh, ich wollte schon längst noch was hier posten, aber irgendwie hab ichs zeitlich nie hingekriegt :bonk (wenn ich den Zeitdieb erwische, der hier bei mir seit Wochen sein Unwesen treibt dann: :schlaeger)


    Mir selbst ist das eigentlich gar nicht so wichtig, ob meine Leser exakt auf solch ein historisches Detail den Finger legen und ausrufen können: ha, das kenne ich doch!
    Zumal gerade das mit der "Mermaid Tavern" ja was ganz Abgefahrenes ist...


    Dieses Gefühl, wie Du es da jetzt hattest, dieses "hmmm, da muss doch noch mehr hinter stecken, irgendwie..." - darauf kommt's mir an. Ich finde es immer wieder unglaublich spannend, dass so viel von dem, was ich mir beim Schreiben so im Hinterkopf denke, viele Assoziationen, die ich selbst dabei habe, tatsächlich über den Text transportiert werden. Dass das wirklich funktioniert und ich das hier im Forum mitbekommen kann - das ist toll. :-]

  • Hier also mein Eidruck zum ersten Abschnitt.


    Nicholas ist ein Findelkind. Die Namensgebung vom Herrn Pastor finde ich ja interessant. Wurde das früher so gehalten? Ich meine, Nicholas hätte ja auch Hardcastle heissen können.


    In den ersten Kapiteln werden einige Figuren vorgestellt, oder auch nur angesprochen. Noch habe ich ein paar Probleme, sie zuzuordnen. Aber ich denke, das gibt sich im weiteren Verlauf des Buches.


    Jetzt ist Nicholas also in Mortlake bei Dr. Dee, vordergründig um die Bibliothek zu katalogisieren, aber ich bin sicher, seine "Ausbildung" zum Spion wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.


    Dr. Dee ist also die Person für den Erhalt von Elisabeth I auf dem Thron Englands und Throckmorton will sie von dort loswerden.


    Nur kurz zum Buch. Ich finde die Kapitel schön kurz und nicht zu lang und das Lesebändchen ist der Hit.

  • Hallo mazian,


    schön, dass Du gerade in meinem "Schelmenstück" unterwegs bist! :-]


    Zitat

    Original von mazian
    Nicholas ist ein Findelkind. Die Namensgebung vom Herrn Pastor finde ich ja interessant. Wurde das früher so gehalten? Ich meine, Nicholas hätte ja auch Hardcastle heissen können.


    Das wurde tatsächlich häufig so gemacht, ja.
    Den eigenen Namen hat man dabei eher nicht vergeben, weil das einer Adoption gleichgekommen wäre und u.U. dann rechtliche Konsequenzen hätte haben können. Bzw: das hätte nach der Anerkennung eines unehelichen Kindes ausgesehen und für mächtig Gerede gesorgt ...


    Zitat

    Original von mazian
    In den ersten Kapiteln werden einige Figuren vorgestellt, oder auch nur angesprochen. Noch habe ich ein paar Probleme, sie zuzuordnen. Aber ich denke, das gibt sich im weiteren Verlauf des Buches.


    Falls es Dir hilft: ab S. 423 findest Du eine (spoilerfreie) Liste der wichtigsten historischen Persönlichkeiten der Geschichte, gefolgt von einem Glossar.


    Zitat

    Original von mazian
    Dr. Dee ist also die Person für den Erhalt von Elisabeth I auf dem Thron Englands und Throckmorton will sie von dort loswerden.


    Mir war das ein solches Herzensanliegen, auf diese Weise von Dee zu erzählen. Obwohl verbürgt, verschwindet diese Seite von ihm sonst immer hinter seinem schwarzmagischen Ruf.


    Zitat

    Original von mazian
    Nur kurz zum Buch. Ich finde die Kapitel schön kurz und nicht zu lang und das Lesebändchen ist der Hit.


    *freu*


    Mich hat die Gestaltung auch sehr glücklich gemacht. :-]