Ein Stück vom Meer - Aliza Olmert

  • Aus dem Hebräischen von: Mirjam Pressler, Eldad Stobezki
    Aufbau-Verlag, gebunden, 367 Seiten
    Erschienen: August 2007


    Klappentext:
    Alusia ist fünf Jahre alt, als sie mit ihren Eltern ein Schiff besteigt. Krieg, Verfolgung und das Wunder, überlebt zu haben, liegen hinter der Familie, die nun das Gelobte Land ansteuert. Für das Mädchen ist die Welt der Erwachsenen ein Buch mit sieben Siegeln. Anuschka, die melancholische Mutter, fürchtet die Lebensumstände und sehnt sich nach Europa, wo sie den geliebten Toten näher ist. Olek, der tatkräftige Vater, träumt von einem Neuanfang im Staat der Juden. Im Gepäck führt er einen Schatz, der das Glück seiner Familie besiegeln soll: Aus den Trümmern Münchens hat er Tausende hochwertiger Schnallen, die für den Krieg produziert worden waren, geborgen. Aber in Palästina liegt das Glück nicht auf der Straße. Geld und Liebe sind nicht so einfach zu erwerben, und die Schatten der Vergangenheit sind lang. Doch die heranwachsende Alusia weiß: »Wer ein Stück vom Meer sehen kann, muss glücklich sein.«


    "Ein persönliches Buch über Sehnsucht und Erwachsenwerden - wie ein Fenster zu den Nachbarn, durch das ich in deren unglaubliche Geschichte schaue." Lizzie Doron



    Über die Autorin
    Aliza Olmert wurde 1946 in Eschwege, Deutschland, geboren. Sie hat Dramen und Drehbücher verfaßt und gehört zu den renommiertesten bildenden Künstlern in Israel. Sie ist mit Ehud Olmert, dem amtierenden israelischen Ministerpräsidenten, verheiratet und Mutter von vier Kindern.


    Zu den Übersetzern:
    Mirjam Pressler, geboren 1960, studierte an der Akademie für bildende Künste in Frankfurt sowie Sprachen in München und verbrachte ein Jahr in einem Kibbuz. Heute lebt sie als frei Autorin und Übersetzerin bei München.
    Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
    Eldad Stobezki, geboren 1951 in Kfar Sabat (Israel), studierte Linguistik und Literatur an der Universität in Tel Aviv und lebt seit 1979 in Frankfurt am Main. Er arbeitet als freier Lektor, Übersetzer und Vermittler israelischer Literatur.


    Meine Meinung:
    Dieser Roman über die Einwanderung einer Familie in den späten 40ziger Jahren in Israel wird von der fünfjährigen Alusia sehr unspektakulär erzählt. Das Buch basiert auf autobiographischen Erinnerungen, die Geschehnisse und Personen sind jedoch erfunden.


    Durch das Alter der Erzählerin stehen natürlich Mutter und Vater als handelnde Personen im Vordergrund.


    Die Autorin braucht oft lange, um die umständlich erzählten Szenen zum Leben zu erwecken, oft gehen sie auch an dem Leser vorbei. Nicht alle Geschehnisse sind besonders spannend, so bleibt etwas Langeweile beim Lesen nicht aus.


    Viele Abschnitte wirken schon authentisch, vor allem die Beschreibungen alltäglicher Dinge, wie z.B. beim Einkaufen:
    S.110: "Ein verschrumpelter Apfel erwartet sie auf der Theke des Gemüsehändlers. Mutter nimmt eine Banane von einem Fleischerhaken und bedeutet dem Gemüsehändler, sie dazuzulegen. Sein armseliger Anblick sagt nichts aus über die Qualität des Eisens und über den Gehalt an Vitaminen."
    Oder auch die Abschnitte, als das Mädchen an einer Infektion erkrankt sind gut geschrieben.
    Aber eigentlich hätten auch diese Abschnitte in jedem anderen Land ablaufen können.


    Das mir das Buch trotz des interessanten Themas nicht gefallen hat, schreibe ich in erster Linie den unaufgeregten, schlichten, bewusst einfach gehaltenen Stil der Autorin zu.


    Wer mehr über Israel in dieser Zeit und den Hoffnungen seiner Einwohner erfahren möchte, dem empfehle ich Amos Oz meisterhafte Autobiografie Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

  • mich hat dieses Buch sehr beeindruckt.


    Mit Amos Oz möchte ich es nicht vergleichen- dieses Buch hat mir auch sehr gut gefallen, aber Olmert schreibt ganz anders. Es geht mehr um ihre Familie in Israel als um Israel selbst. Dennoch sieht man auch hier, was ein Neuanfang nach der Shoa bedeutet. Besonders gut hat mir die Darstelung des Konflikts mit den Palästinenser gefallen, welcher auch den Kindern vor Augen geführt wurde, weil sie in den Wohnungen der Vertriebenen lebte und die Moschee als Müllhalte mißbraucht wurde.


    Olmert schreibt in beeindruckender Art und Weise über das was Bücher aus der Nachkriegszeit aus Israel für mich so interessant machen: Wie konnte man nach der Shoa, nach all dem Leid, dem Unfassbaren wieder neu anfangen???



    10/10 Punkten