Der Schrecksenmeister, Walter Moers

  • Echo, das Krätzchen (eine Kratze unterscheidet sich von einer Katze dadurch, dass sie alle Sprachen zu sprechen in der Lage ist), streift durch die Straßen von Sledwaya, der ungesündesten Stadt Zamoniens. Seit Echos Frauchen gestorben ist, leidet die Kratze Hunger, und die pausenlos kranken Einwohner zeigen kein Mitgefühl. In fast schon erbärmlichem Zustand trifft Echo auf Succibius Eißpin, den Schrecksenmeister Sledwayas. Der die Stadt beherrschende Bösewicht, der des Nachts seine bluttrinkenden Ledermäuse aussendet, um die leidenden Bürger mit noch mehr Krankheit und Seuche zu malträtieren, bietet Echo einen Handel an. Die Kratze wird für einen Monat alle kulinarischen Genüsse erleben dürfen, die es in Zamonien gibt, fürstlich bewirtet und unterhalten werden, und am Ende des Monats wird sie sterben, damit Eißpin ihr Fett auskochen kann. Dieses entfaltet seine alchimistische Wirkung nämlich nur, wenn es freiwillig gegeben wird. Echo hat nichts mehr zu verlieren und schließt den Pakt ab, um Eißpin in sein grausiges Schloss über den Dächern von Sledwaya zu folgen. Dort wird die Kratze tatsächlich über alle Maßen vortrefflich gefüttert, was eine maßlose Untertreibung ist, lernt zugleich die Geheimnisse der Alchimie kennen, und nebenbei Figuren wie den einäugigen Schuhu Fjodor F. Fjodor, der ein Sprachproblem hat, oder das Gekochte Gespenst, die tödliche schneeweiße Witwe und viele andere. Als der Tag der Hinrichtung näherrückt, schmiedet Echo Fluchtpläne, die die Kratze zur einzigen verbliebenen Schreckse Sledwayas führen.
    Das Problem, wenn man denn von einem Problem sprechen möchte, mit dem dieses Buch zu kämpfen hat, das die schwere Nachfolge von "Die Stadt der träumenden Bücher" antritt, besteht darin, dass die eigentliche Handlung nebensächlich ist. "Der Schrecksenmeister" ist niemals wirklich spannend, sondern relativ vorhersehbar und deshalb selten überraschend, was die Dramaturgie anbetrifft. Davon abgesehen gibt es einiges an Widersprüchen und ungeklärten Fragen.
    Aber diese Mankos gleicht der Großmeister des Orm, Hildegunst von Mythenmetz, durch seine überbordende Phantasie und einen niemals endenwollenden Strom von Einfällen aus. Alleine die kulinarischen Genüsse, die Schrecksenmeister Eißpin der Kratze serviert, oder ihre Zubereitung (etwa das Braten eines einzelnen Fischeis am Ende einer Stecknadel unter einem Mikroskop) suchen ihresgleichen in der zamonischen Literatur. All die Figuren, Sagen, kleinen und großen Geschichten, und nicht zuletzt die Illustrationen machen das Buch - in gewohnt vortrefflicher Übersetzung durch Walter Moers - zu einem amüsanten, kurzweiligen Lesegenuss, der auch in der deutschen Belletristik konkurrenzlos sein dürfte.

  • Hallo zusammen!


    Ich bin nun auch durch.
    Ich kann mich eigentlich mehr oder weniger in die allgemeine Bewertung des Buches einreihen.
    Es war ein gutes Buch, es hat Spaß gemacht es zu lesen. Die Figur des Krätzchens ist herzallerliebst und tatsächlich sehr lebendig und überzeugend beschrieben... ich hatte wirklich ein unerfahrendes aber nicht dummes Tierchen vor Augen, wie es, denke ich, auch rüber kommen sollte.
    Ich persönlich mochte vor allem die Begegnungen von Echo und der Schreckse. Aber auch den Schrecksenmeister selbst fand ich interessant und teils überraschend in seinen plötzlichen emotionalen Ausbrüchen und Umschwüngen.
    Mir hat auch die Idee mit den Halluzinationen (?! ;-) ) im Körper eines anderen Tieres sehr gefallen.. den kleinen AUsflug zu den Dämonenbienen fand ich göttlich.
    Es ist halt ein Moers, seine Ideen sind einfach spitze. Ich habe wenn ich Zamonien betrete mittlerweile fast sowas wie ein heimadtgefühl. Ich freue mich wenn Gestalten auftreten oder erwähnt werden, die ich bereits aus anderen Teilen der Zamonien-Bücher kenne. Alles fügt sich in ein großes Netz, und ich freue mich, diesen Kontinent noch weiter zu erforschen.


    Aber, in der Tat, ist das Buch im Vergleich zu anderen Moers-Werken (mein Liebling ist Rumo) nicht ganz weit vorne. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, das es im Vergleich zu vielen anderen Büchern aus der Richtung eine hervorstechende Position einnimmt.


    Also, in der Gesamtbetrachtung definitiv ein sehr gutes Buch wie ich finde, als bekennender Moers-Leser zumindest würde ich es als gut betiteln.


    gruß
    aj

  • Ich bin mal so frei (da es so schön geschrieben ist). :grin

    Zitat

    Original von redator
    Es ist halt ein Moers, seine Ideen sind einfach spitze. Ich habe wenn ich Zamonien betrete mittlerweile fast sowas wie ein heimadtgefühl. Ich freue mich wenn Gestalten auftreten oder erwähnt werden, die ich bereits aus anderen Teilen der Zamonien-Bücher kenne. Alles fügt sich in ein großes Netz, und ich freue mich, diesen Kontinent noch weiter zu erforschen.


    So geht es mir auch immer: Einen Zamonien-Roman lesen ist, wie in Urlaub fahren, in eine andere Welt eintauchen, einfach weg sein. Ich bin sehr froh, dass ich mich damals einfach getraut habe, einen Roman zu lesen, ich habe es nicht bereut!

  • Ich kenne die Vorlage "Spiegel, das Kätzchen" nicht.


    Ich habe den Schrecksenmeister gern gelesen und die herrlichen Beschreibungen der köstlichen Gerichte ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Da hätte ich sehr gern das ein oder andere probiert.
    Die Geschichte ist durchaus spannend, wenn auch sehr wenige Personen teilnehmen.
    Es ist sicher nicht der beste Zamonienroman, aber durchaus gut und unterhaltsam zu lesen.

  • Anfang diesen Monats habe ich das Buch nun auch zu ende gelesen und kann mich den Lesern vor mir nur anschließen. Das Buch hat mehr sehr sehr gut gefallen. Eine schöne Idee gutes Essen in den Vordergrund zu stellen. Mitten drin ist mir auch richtig das Wasser im zusammen gelassen.
    Wie einige andere vor mir auch schon geschrieben haben finde auch ich Moers zuvor geschriebenen Bücher jedoch besser. An erster Stelle steht Rumo bei mir. In die Geschichte bin ich einfach nur abgetaucht und wollte gar nicht mehr die Geschichte verlassen.
    Beim Schrecksenmeister ging es mir nicht ganz so, aber trotzdem fand ich die Geschichte sehr fesselnd und unterhaltsam und absolut zu empfehlen.
    Von mir bekommt das Buch 9 von 10 Pnkten

    ... Liebe, die, weil sie nie genung bekommt,
    stets schon im Augenblick lebt, der noch kommen wird.
    Marcel Proust

  • Ich habe, nachdem ich das Buch schon kurz nach Erscheinen nicht bleiben lassen konnte, gerade eine längere Autofahrt genutzt, um es mir ein zweites Mal vorlesen zu lassen.


    Zitat

    Was ich mich allerdings zwischendurch gefragt habe, ist, ob Moers sich irgendwie über Dirk Bach geärgert hat, und ihm deswegen den Schuhu zum Vorlesen ins Buch geschrieben hat.


    Ich weiß nicht, ob's am Schuhu lag (den angemessen vorzulesen ich Bach ohne Weiteres zugetraut hätte: wer "Der Fönig" vorlesen kann...) - aber jedenfalls wird diese Zamonien-Geschichte nicht von Dirk Bach, sondern von Andreas Fröhlich (Synchronstimme von Ethan Hawke und Edward Norton, sowie Bob Andrews aus ???) vorgelesen, was mich erst mal besorgt gestimmt hat.


    Aber ich muss sagen, er macht seine Sache ordentlich. Nicht mit ganz so viel Verve und Varianz wie Bach, aber durchaus schön nuanciert. Erfreuliche Begleitung für eine lange Fahrt, wie alles aus Zamonien stammende.


    Zur Geschichte selbst möchte ich mich den positiven Rezensionen anschließen: Mir hat es fast genauso gut gefallen wie die beiden "großen" (Rumo und vor allem die unschlagbare Stadt der träumenden Bücher). Die Welt, die Moers mit Zamonien geschaffen hat, begeistert mich immer wieder und zunehmend mehr. Wenn ich denke, dass mich meine Frau zur "Stadt" regelrecht prügeln musste, weil die Assoziationskette "Moers - kleines A-Loch" mich so abgeschreckt hat ... - manchmal hat ein gestrenges Ehegespons doch was Gutes :grin

    "Bevor du einen Mann kritisierst, solltest du eine Meile in seinen Schuhen gegangen sein. Wenn du ihn dann kritisierst, bist du nicht nur eine Meile entfernt, sondern hast auch seine Schuhe." (Terry Pratchett)

  • Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen und muss sagen, es ist alles gesagt.


    Zitat

    Ich bin nun auch durch und fand es gut. Wesentlich besser als Ensel und Krete und natürlich nicht ganz so gut wie die träumenden Bücher. Trotzdem genial.... Das Krätzchen ist einfach hinreißend und seine Abenteuer mitreißend und spannend. Klar, eigentlich alles spielt ind Sledgwaya, aber wozu braucht man andere Orte, wenn man das Viechzeugs auch dort findet? Die Zeichnungen wieder mal grandios, die Ideen, super, (Wenn mir auch das Schicksal der Schreckse ein wenig zu kurz kam am Ende) Das Erkentnuss-Eichhörnchen fand ich besonders herzig und die schneeweiße Witwe war auch ziemlich kreativ. Dazu der Schuhu mit dem Fremdwörterproblem....also ich fands toll, ohne Einschränkungen.


    Da kann ich BJ nur absolut zustimmen


    Zitat

    Letzten Sommer habe ich mir direkt in der Woche, in der "Der Schrecksenmeister" veröffentlicht wurde, gekauft. Nur konnte ich das Buch nicht so schnell lesen wie ich wollte, es wollten Büchereibücher zu Ende gelesen und wieder abgegeben werden. So kommt es, dass ich erst vor ein paar Tagen den neuen Moers ausgelesen habe. Die Geschichte hat mir im Großen und Ganzen schon sehr gefallen. Besonders die Unterhaltungen von Echo und dem Schuhu hatten es mir angetan und ich habe herzlich gelacht, als es um den Mond und die weiblichen Kratzen ging. Lachen Auch sonst war das Buch sehr nett und interessant. Echo ist nun mal noch eine junge Kratze, er muss noch viel lernen. Für mich kam dies gut rüber. Die "neuen" Daseinsformen wie das Erkentnuss-Eichhörnchen, die "Schneeweiße Witwe" und die "Grübelnden Eier" fand ich schön beschrieben und passend. Nicht zu vergessen die Ledermäuse. Augenzwinkern Warum in die Ferne schweifen, wenn der Schrecksenmeister vieles bei sich beheimatet? Für mich ist dieser Moers nicht der beste, aber auch nicht der schlechteste. Aber es hat Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen! Freude


    und auch Wiggli hat es auf den Punkt gebracht.


    Rumo kenn ich noch nicht, daher kann ich es nur mit den träumenden Büchern ( die ich vorher gelesen habe) vergleichen.


    Die Phantasie ist immer wieder beeindruckend, auch die Vielfalt an Begebenheiten und , vor allem , die Liebe zum Detail ist einmalig.


    Was mir bei diesem Buch etwas gefehlt hat, war die Spannung, der Wechsel der Umgebungen und die verschiedenen Persönlichkeiten.
    Da geben die träumenden Bücher einen Level vor, der mit dem Schrecksenmeister nicht ganz ereicht wurde.


    Aber trotz allen, ein tolles Buch das Lust auf mehr macht und wunderbar unterhält.

  • Eine nette Geschichte, aber sicher nicht die beste, die Moers bislang erzählt hat. Dafür plätschert die Handlung einfach zu lange lahm dahin, sodaß die Brillanz von Die 13 1/2 Leben des Käpt´n Blaubär, von Rumo oder von Die Stadt der träumenden Bücher nicht erreicht wird. Ich würde das Buch in etwa auf eine Stufe stellen mit Ensel & Krete. Kein herausragendes Leseereignis, aber immerhin ein unterhaltsames, kurzweiliges und phantasievolles Buch.

  • Habe das Buch gerade beendet und mir hat es im Ganzen wirklich gut gefallen! Liebevoll ausgearbeitete Charaktere gespickt mit außergewöhnlichen Ideen! Auch Moers Zeichnungen sind wie immer vom Feinsten. Obwohl die Handlung diesmal größtenteils an einem einzigen Ort, dem Schloss des Schrecksenmeisters spielt, konnte mich die Handlung bei der Stange halten. Begeistert haben mich vor allem die kulinarischen Kreationen des Schrecksenmeisters, wo mir so manches Mal das Wasser beim lesen im Mund zusammengelaufen ist... :-] Auch die Ledermäuse- mit ihren ganz eigenen Idealen- habens mir angetan! "Oben ist unten und hässlich ist schön!"


    Zum Ende (mal als Spoiler, falls jemand das Buch nocht nicht gelesen hat):


    Mir hat der Schrecksenmeister insgesamt sehr gut gefallen. Ich kann auch nicht sagen, dass ich ihn schwächer empfand als die bisherigen Werke Moers. Bei mir steht er gleich auf mit Rumo und die Stadt der träumenden Bücher! Und ich freue mich jetzt schon wieder tierisch auf ein nächstes Abenteuer in Zamonien! Ab an den Schreibtisch Herr Moers!!!! :write

  • Ich bin noch unentschlossen, ob ich mir das Buch holen soll. Ein Bekannter hat es gelesen und mir sehr davon abgeraten.....

    Büchereulen sind Listen-Fetischisten :chen


    Lesestatistik 2011:
    31 Bücher
    13924 Seiten
    2,58 Bücher / Monat

  • Zitat

    Original von Snoore
    Ich bin noch unentschlossen, ob ich mir das Buch holen soll. Ein Bekannter hat es gelesen und mir sehr davon abgeraten.....


    Hast du denn sonst einen ähnlichen Geschmack wie dein Bekannter?
    Kennst du schon andere Zamonienromane von Moers?


    Wenn du jetzt zweimal Nein antwortest, solltest du in der Buchhandlung mal reinlesen und dich dann entscheiden.
    Ich persönlich kann es empfehlen, wenn du gern skurrile Fantasy liest, z.B. Pratchett. Viele, die Pratchett mögen, mögen auch Moers. Und umgekehrt.


    Wenn du schon andere Zamonienromane kennst und sie dir gefielen, dann ist der Schrecksenmeister nicht das schlechteste, was du lesen kannst.

  • Halloo Ihr =)
    Bei mir steht das Buch noch ungelesen im Regal und ich wollte euch jetzt fragen, ob ihr es für sinnvoller haltet, wenn ich erst das Buch von Gottfried Keller lese, an das "Der Schrecksenmeister" ja offensichtlich angelehnt ist?! Klar muss das nicht sein, aber vllt hilft es beim Vertsändnis des Humors oder so....
    sagt mal bescheid =)