KLAPPENTEXT:
Ein Schweinezüchter, ein Dekorateur, ein Bestattungsunternehmer. Was haben die drei gemeinsam? Nichts – außer einer Mutter, die im Sterben liegt. Und einem Vater, der endlich reinen Tisch machen will…
ZUR AUTORIN:
Anne B. Ragde wurde 1957 im westnorwegischen Hardanger geboren. Sie ist eine der beliebtesten und erfolgreichsten Autorinnen Norwegens und wurde mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt mit dem Norwegian Language Prize und dem Norwegischen Buchhandelspreis. Mit ihrer Trilogie »Das Lügenhaus«, »Einsiedlerkrebse« und »Hitzewelle« schrieb sie sich in die Herzen der Leserinnen und Leser; ihre Romane erreichten in Norwegen eine Millionenauflage. Anne B. Ragde lebt heute in Trondheim. (Quelle: randomhouse)
EIGENE MEINUNG:
„Das Lügenhaus“ ist der Auftakt einer Trilogie über die Geheimnisse und Wirren, die sich im kleinbürgerlichen Leben auf dem Land in den hinteren Winkeln verstecken können. Auf einem Hof, den kaum ein Besucher betritt, wo über Schwierigkeiten und außergewöhnliches nicht gesprochen wird. Wo jeden Tag der gleiche Trott herrscht, die guten Kaffeetassen im Schrank bleiben, damit ihnen nichts geschieht und sonntags die guten Schürzen angezogen werden. Andere als werktags.
Auf so einem Hof leben Menschen, die alle irgendeine Lüge mit sich herumtragen, die nicht laut ausgesprochen werden dürfen. Lügen über unangemessenes oder unschickliches Verhalten.
Anne B. Ragde kreiert für ihre Trilogie wunderbare Charaktere. Schweinezüchter Tor, der zwar ein bisschen seine Kühe vermisst, aber seine Schweine so sehr mag und sehr stolz auf seine verantwortungsbewussten Muttersauen ist. Bestattungsunternehmer Margido, der pflichtbewusst seine Arbeit tut, egal ob er einen jungen Mann, der sich aufgehängt hat, zu bestatten hat oder seine eigene Mutter. Dekorateur Erlend, der ein Männermann ist, Wert auf sein äußeres legt und dem man besser nicht die Hand schüttelt, mit der er seinem Liebhaber übers Knie streichelt. Einen vor sich hin lebenden Vater, der keine Be- sonder nur Verachtung bekommt und eine Tochter, die zupacken kann, obwohl sie nicht auf einem Hof groß geworden ist.
Mir gefällt nicht nur die Schreibe der Autorin, sondern auch die Atmosphäre, die sie damit kreiert. Ich hab die Familie, außer Margido, den mag ich irgendwie nicht so sehr, ins Herz geschlossen, obwohl sie alle etwas seltsam sind, was aber auch ihre Einzigartigkeit ausmacht. Ich freue mich schon auf die nächsten beiden Bände und bin gespannt wie sich die Familiensituation klären wird und wie es mit den Brüdern und Torunn weitergehen wird.
Das Lügenhaus - Anne B. Ragde
-
-
Danke für die Rezis
-
Nachdem ich das Buch, welches der Buchhandel mir auf den Präsentierstapel-Tischen seit Jahren (?) aufdrängen will, ewig habe liegen lassen, haben sie es nun doch geschafft Und ich habe es nicht bereut!
Dieser Roman hat, wie schon geschrieben wurde, eine sehr dichte Atmosphäre, die Charaktere sind glaubwürdig und von der Autorin so geschildert, dass man sie einfach gern haben muss. Allein Tor: anfangs ist er mir so fremd gewesen, sein Leben, seine Art... und dann lässt die Autorin mich immer mehr in sein Inneres blicken und schleichend stellt sich die Veränderung ein - trotz aller Unterschiede ist Tor mir gar nicht mehr fremd!
Einen guten Autor macht für mich aus, dass er oder sie mich mit den Figuren mitfühlen lässt, dass ich mich in sie hineinversetzen und ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen kann, egal, wie groß der Unterschied zwischen ihnen und mir äußerlich sein mag. Anne B. Ragde gelingt das mit Leichtigkeit in diesem Buch.
An Handlung hat der Roman gar nicht viel zu bieten. Dafür beschreibt er das manchmal humorvolle, oft aber schmerzvolle Zusammenstoßen von Familienmitgliedern, die außer der DNA kaum etwas gemeinsam haben, auf sehr sensible Weise.
Obwohl ich auch Erlend sehr gern mochte, ist mir aber Tor am meisten ans Herz gewachsen. Denn er ist der einzige, der auf dem Hof geblieben ist und sein ganzes Leben dort verbracht hat, obwohl er die ganze Zeit jemanden schmerzlich vermisst hat. Was der Tod der Mutter bei ihm ausgelöst haben muss, kann man kaum erahnen. Ich fand es auch schrecklich, wie Erlend und Torunn das ganze Haus auf den Kopf gestellt haben. Für sie war es ein Saustall, der geputzt und von Plunder befreit werden musste. Aber Tor haben sie damit die Mutter fast ein zweites Mal sterben lassen, weil fast nichts mehr so war, wie eben noch, als sie noch lebte.
Zum Glück handelt es sich um eine Trilogie, denn "Das Lügenhaus" gehört zu den Büchern, die mir bisher in diesem Jahr besonders gut gefallen haben.
-
Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber mir gefiel das Buch leider garnicht. Ich bin eigentlich ein Fan von atmosphärischen Romanen und ebenso gefallen mir Autoren, die ihre Charaktere sehr genau und detailliert beschreiben, um einen Einblick in deren Persönlichkeit zu bekommen bzw. um überhaupt von Persönlichkeiten sprechen zu können. Eigentlich hat dieser Roman diese Eigenschaften, doch ich muss sagen, in diesem Roman war es mir zu viel des guten. Wenn ich zurückdenke, habe ich am allermeisten detaillierte Beschreibungen eines Schweinestalls in Erinnerung. Viele Situationen nervten mich, weil oftmals schlicht und ergreifend eine Handlung fehlte. Ich habe vorher einen ebenso mit wenig Handlung bestückten Roman gelesen, aber an dieser Stelle fehlte mir einfach das gewisse etwas, an vielen Stellen wollte ich abbrechen und habe mich dennoch bis zum Ende durchgerungen. Eine entscheidende Wendung in punkto Spannung erfolgte dennoch nicht.
-
Kann man eigentlich "Das Lügenhaus" auch für sich allein lesen? Von Band 2 auf Band 3 soll es einen fiesen Cliffhanger geben, aber der 1. ist doch eher in sich abgeschlossen, oder?
-
Meine Buchhändlerin hat mir dieses Buch ans Herz gelegt und deshalb hatte ich es mir letztes Jahr gekauft. Ich sollte es auch unbedingt in der Weihnachtszeit lesen. Im letzten Jahr hatte es nicht geklappt, aber dieses Jahr. Ich bin begeistert. Diese ruhige Geschichte und die Beschreibung der Personen hat mich vom ersten Satz an berührt und mitgerissen. Ich kann Voltaire absolut zustimmen. Die nächsten beiden Bände werde ich mir auch zulegen.
-
Was für ein Buch
Ich mag es eigentlich nicht, wenn alles Mögliche so detailiert beschrieben wird und die Handlung nicht vorankommt, aber dieses Buch lebt praktisch davon....eindrückliche Beschreibungen der Menschen und ihrer Wohnungen/ Häuser, ausführliche Schilderungen der Berufe, der Dekorationen und des Essens...und es war einfach nur gut!
Ich habe ein so genaues Bild der Personen vor Augen, als würde ich sie persönlich kennen. Es entwickelt sich eine ganz intensive Stimmung beim Lesen - im ersten Drittel ziemlich bedrückend, später musste ich Dank Erlend auch mal Lachen - und selbst Gerüche scheint man "mitzuerleben".
Für jede der doch recht speziellen Figuren empfindet man etwas anderes und man weiß nicht recht ob man sie sympathisch finden soll oder nicht, aber irgendwie tut man es wohl
Ich kann mir nicht recht vorstellen, was ein Folgeband jetzt noch bieten kann, werde mich aber sicher davon überraschen lassen.