Die europäische Renaissance - Peter Burke

  • Kurzbeschreibung


    Von den Anfängen um 1330 bis zu den Ausläufern rund drei Jahrhunderte später erzählt dieses Buch die Geschichte der Renaissance. Peter Burke führt den Leser darin zu den großen Schauplätzen der Epoche von Italien bis in den europäischen Norden, er porträtiert ihre großen Protagonisten von Petrarca bis zu Kepler und Shakespeare, und er zeigt mit genauer Beobachtungsgabe Kräfte und Tendenzen einer einzigartigen kulturellen Bewegung. Sein Buch ist eine meisterhafte Einführung für jeden kulturhistorisch interessierten Leser.


    Eigene Meinung:


    Peter Burke will in diesem Buch die Geschichte der Renaissance vom 13. Jh bis ins 17. Jh darstellen und dabei besonders auf die Verbreitung dieser „Strömung“ in ganz Europa eingehen. Meiner Meinung nach scheitert er dabei kolossal.


    Zuerst sollte man eingrenzen, dass sich dieses Buch keineswegs umfassend mit der Epoche der Renaissance beschäftigt, sondern vielmehr eine Kulturgeschichte der Renaissance darstellt. Die Idee der Renaissance und ihr Aufkommen werden geschildert und dabei die Auswirkungen in Kunst, Kultur und Denken gezeigt. Politische, wirtschaftliche Geschichte werden dabei völlig ausgeblendet. Soziale Geschichte allein von Adel und Klerus gezeigt.


    Dem Buch geht aber vor allem ein roter Faden ab. Burke verzettelt sich in einer Aneinanderreihung von unzähligen Detailwissen. Es wird aufgezählt wann sich wer wie lange in Rom aufgehalten hat, aber kaum, was die dort getan haben. Es werden in einem Kapitel über drei Seiten Beispiele für Renaissancebauwerke genannt, aber nur in einem Satz abgehandelt, was Renaissancebauwerke von anderen unterscheidet, was das besondere daran ist.


    Diese Beispiele würden sich für fast alle Kapitel finden. Es gibt fast keinen vermittelnden Text, sondern hauptsächlich nur Aufzählungen von Fakten. Das Buch ist dadurch sehr mühsam zu lesen und der Informationsgehalt eher gering, weil man das Neue an der Renaissance im Vergleich zum Mittelalter dadurch nur in einem sehr geringen Ausmaß vermittelt bekommt.


    Zusätzlich unleserlich wird das Buch stellenweise, da Quellenzitate in Klammer in den Text eingefügt werden.


    Mich konnte dieses Buch nicht überzeugen. Daher gibt es nur 2 von 10 Punkten.

  • Daß man mit diesem Buch nicht aus dem Stand zurechtkommt, ist völlig gerechtfertigt.
    Anders als der Titel suggeriert, handelt es sich nicht um eine Einführung in die Renaissance. Noch um eine Überblicksgeschichte der Epoche.
    Es ist im Gegenteil ein spezialisertes Fachbuch, daß sich an vor allem an FachhistorikerInnen wendet, Probleme und Sichtweisen der Renaissance innerhalb der historischen Wissenschaft diskutiert.


    Es ist unbefriedigend für Laien. Ich finde es toll, daß Du Dich durchgekämpft hast.
    Meiner Ansicht nach hätte Beck deutlicher machen müssen, daß es kein Sachbuch, sondern eben ein Fachbuch ist.
    Aber es ist halt schwierig mit Stars. Burke ist einer und zurecht. ;-)
    Ab einem gewissen Punkt wird alles gedruckt und ob das Publikum mitkommt, schert beim Verlag keinen mehr.


    Übrigens 'scheitert' Burke in dem Buch tatsächlich mit dem Anspruch des Gesamtüberblicks. :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ja, mit diesem Buch hab ich mich etwas verwählt. Kannst du mir vielleicht ein Buch zur Einnführung in die Renaissance empfehlen? Bei Amazon bin ich mit der Suche nicht wirklich weit gekommen.


    Demnächst werd ich "Die Kultur der Renaissance" von Jacob Burckhardt versuchen, vielleicht komme ich mit diesem besser zurecht.

  • Taciturs, entschuldige die Verzögerung, ich werde dauernd rausgeworfen.


    Noch mal die Antwort:



    die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Tatsächlich ist man bis heute zunächst mit Burckhardt am besten dran. Er ist altmodisch, auch wenn man das stilistisch nicht so arg merkt. Aber einfach von der betrachtungsweise. Für seine ziet war er natürlich recht modern. Und, das ist zu beachten, er schreibt nur über Italien.


    Es gibt kein Buch, das die Renaissance als Gesamtphänomen abhandelt, ich fürchte, das ginge auch gar nicht. Sie wirkt sich ja in jedem Land anders aus, nicht mal die zeitliche Einteilung ist für alle Länder gleich.
    Der Renaissance-Band der Fischer-Weltgeschichte ist auch gut, wenn er noch zu bekommen ist, außerhalb der Bibliotheken, meine ich. Da liegt der Schwerpunkt allerdings auf dem Humanismus, weil der Autor des Artikels Italiener ist und die sehen 'die' Renaissance wieder ein wenig anders.


    Wenn Du Dich also mit Renaissance beschäftgen möchtest, dann mache Dich auf viele Facetten gefaßt, aus denen Du Dein Wissen zusammensetzen mußt.


    :wave


    magali


    edit: klar wurde bei einerm der Abstürze die nur mäßig korrigierte Version gespeichert! :fetch
    :grin

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    K. Kraus

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  • Burckardt oder den Band der Fischer-Weltgeschichte?


    Der Wikipedia-Artikel zu Jacob Burckardt ist übrigens brauchbar.


    :wave


    magali

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    K. Kraus

  • Burckhardt hab ich schon im Regal stehen. Den hab ich bei Amazon in einer Sonderausgabe um 5 € erwischt. Die Fischerausgabe hab ich in einer Weltbildversion bei ebay gekauft (und gleich ein paar andere [zur Antike] Bände dazu, weil man ja Porto sparen muss :grin)

  • oh, das subbt auch noch irgendwo zwischen leseliste nummer 398 und 460 :grin
    Ich habs nur wegen Battista und Federigo, dem schönsten paar der renaissance gekauft. Ich liebe die beiden. Echt. :-)


    ich mag den Burckardt ja lieber - wegen seiner spartanischen fussnoten :chen - so kurz, so selten :-]

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • taciturus


    Burckardt ist spannend. Sein Stil auch gar nicht so unmodern.
    Fischer WG lohnt sich immer, aber es ist dicht an dicht geschrieben, Information und Meinung der Fachgelehrten aufs Äußerste eingedampft. Man braucht Zeit dazu.


    Ganz überholt ist sie auch noch nicht, obwohl die beitröge zum Teil über dreißig Jahre alt sind. Aktuell und wichtig ist besonders der ökonomische Ansatz, den viele der Beiträge haben. Erwarte also nicht nur Kultur - oder politische Geschichte.


    @Magna


    Du bist so wunderbar romantisch!
    :knuddel1


    :wave


    magali

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    K. Kraus

  • hallo taciturus


    Peter Burke schreibt nicht über die Renaissance wie Burckardt, er fragt sich worum es dabei handelt, um eine Bewegung einiger Intellektueller oder einen nachträglich festgestellten Baustilwandel oder sonst etwas. Das sind grundlegendere Fragen als den Gegenstand als feststehend anzunehmen. Er ist darin fast postmodern und kritisch gegenüber historischen Konstruktionen, obwohl er das selbst gar nicht so gerne hört. Er war in den letzten 20 Jahren sicher mehr als 10mal in Wien zu hören und ist übrigens ein begeisterter Leser von Burckardt.