"Die magischen Städte 01. Sommer der Zwietracht" - Daniel Abraham

  • Originaltitel: „A shadow in summer“


    Das Buch ist der erste Teil einer vierteiligen Serie, von der aber erst zwei Teile auf Englisch und einer auf Deutsch erscheinen ist.


    Zum Buch


    Saraykeht ist die bedeutendste der Sommerstädte, unermesslich reich und vor leben pulsierend, ein Hort des Friedens und des Fortschritts. Dies verdankt sie vor allem dem magischen Wesen Seedless - und dem Poeten Heshai, der als Einziger diese mächtige Kreatur unter Kontrolle halten kann. Aber leider hat Saraykehts sagenhafter Reichtum den Neid seiner galtischen Nachbarn erweckt, die skrupellos auf den Untergang der Metropole hinarbeiten. So hängt das Überleben Saraykehts allein an Heshai - und an Seedless, der sich jedoch aus der lebenslangen Bindung an den Poeten befreien möchte - koste es, was es wolle...


    Über den Autor


    Daniel Abraham hat Kurzgeschichten in Magazinen ("Issac Asimov's SF Magazine", "Realms of Fantasy", "The Magazine of Fantasy & Science Fiction") und Anthologien ("Vanishing Acts", "Bones of the World", "The Dark") veröffentlicht und gemeinsam mit Gardner Dozois und George R. R. Martin den Kurzroman "Shadow Twin" verfasst. Seine Kurzgeschichte "Flat Diane" wurde für den "Nebula Award" nominiert. Abraham ist verheiratet, hat eine kleine Tochter und lebt in New Mexico. "Sommer der Zwietracht" ist sein erster eigener Roman und der Auftaktband der Tetralogie "Die magischen Städte".


    Meine Meinung


    Das Buch hat mich total gefesselt. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Einmal gibt es Seedless, einen Andat. Andat sind Ideen – Konzepte – die durch Poeten Gestalt annehmen und von ihnen gegen ihren Willen gebunden werden und Sklavendienste verrichten müssen. Seedless, auch bekannt als „Sterile“ oder „Removing-the-part-that-continues“ wird von seinem Poeten Heshai dazu benutzt, auf magische Weise Baumwollsamen aus der geernteten Baumwolle zu entfernen. Dadurch verschafft sich die Stadt Saraykeht einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Städten, in denen die Samen per Hand entfernt werden müssen. Seedless kann aber auch Schwangerschaften abbrechen, was in dem Buch noch eine größere Rolle spielt. Seedless ist die Figur, die mich am meisten fasziniert hat.


    Eine weitere wichtige Figur ist Maati, ein Schüler der Poetenschule, der bei Heshai in die Lehre geht, um irgendwann einmal die Macht über Seedless zu übernehmen, wenn Heshai sterben sollte. Dann Amat, eine Vertreterin eines wichtigen Handelshauses und Otah, ein Ausgestoßener, der auch einmal Poet werden sollte, die Schule aber auf eigenen Wunsch verlassen hat. Die Schicksale der vier sind miteinander verwoben.


    In diesem Buch gibt es keine Elfen, Drachen, Zwerge oder sonstige magische Wesen, wenn man mal von Seedless absieht, der aber in der Form eines Menschen auftritt, sich auch weitgehend so verhält und auch zu Fuß von Ort zu Ort geht, wie alle anderen auch. Die Welt ist vorindustriell, die Erfindung der Dampfmaschine wird belächelt als Teekanne auf Rädern. Politische Intrigen und gesellschaftliche Unterschiede spielen eine große Rolle. Die Söhne der Herrscherfamilien bringen sich gegenseitig um, um ihren Anspruch auch den Thron nicht zu gefährden. In jeder Familie überlebt letztendlich nur ein Sohn.


    Interessant fand ich, dass die Figuren oft durch Posen reden und zwar sehr differenziert. Sowas wie "He dropped into a pose appropriate to the loser of a competition congratulating the victor" oder "She took a pose of correction that was brusque without edging over to insult". Für die Posen gibt es eine komplizierte Etikette. Posen, die angemessen sind für einen Lehrer, der einem Schüler, der nicht sein eigener ist, eine Lektion erteilt, zum Beispiel. Durch die Poetenschule, die mich irgendwie an ein Kloster erinnert hat, die Posen und die Nachsätze, die aus Höflichkeit an die Namen gehängt werden (Dai-kvo, Amat-cha), hatte ich irgendwie das Gefühl, mich in einer fernöstlichen Kultur zu befinden.


    Band 1 ist in sich abgeschlossen, lässt aber noch genug Dinge offen für eine Fortsetzung. Ich freue mich schon auf Teil 2, der allerdings 15 Jahre nach den Ereignissen von Band 1 spielt. Ich hoffe, Seedless ist wieder dabei.
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  • Zitat

    Original von Pelican
    Auch wieder wahr. Aber der zweite Band ist im Original bis jetzt bloß als HC angekündigt. Obwohl. Ich hab' ja Zeit. Also doch Original. :knuddel1


    edit: War das eigentlich das Buch, das mit dem Ende anfängt (wenn nicht, war's der Abercrombie).


    Das erste gab es aber auch erstmal als HC, das kommt doch bestimmt dann irgendwann auch als TB. Als HC ist es ja schon erschienen. Ich hoffe aber, dass es als englisches TB kommt, bevor das zweite als deutsches TB rauskommt oder zumindest zur gleichen Zeit.


    Nee, das Buch fängt mit dem Anfang an. :grin

  • Ich hab mir heute die deutsche Ausgabe angeschaut, ich kann's ja nicht lassen und ich hab schon überlegt, ob es ein Fehler war, die englische Ausgabe zu kaufen. Die deutsche ist vom Format, vom Druck und vom Cover her schon schöner. Aber dann hab ich sie aufgeschlagen und als erstes springt mir entgegen, dass Seedless auf deutsch "Samenlos" heisst. Ich mein, natürlich kann man das so übersetzen, aber das ist für mich so als würde Harry Potter in der deutschen Übersetzung als "Heinrich Töpfer" laufen. Das geht irgendwie gar nicht. Und dann die Posen, die bei mir immer Kopfkino ausgelöst haben von eleganten Bewegungen. Und in Deutsch: "Er verdrehte die Hände zu einer bestätigenden Gebärde." Also, da fehlte mir irgendwie das, was die Posen zusätzlich noch transportiert haben, die Haltung gegenüber der anderen Person und eben auch die fliessende Eleganz.



    Nee, ich bin doch glücklich mit meiner Klopapier-Ausgabe. :-]

  • Zufällig habe ich mir heute auch die deutsche Übersetzung angeschaut und habe dann gleich nach einigen Stellen mit dieser Körpersprache geschaut. Eigentlich fand ich die recht gut übersetzt. Gebärde hat mir auch als Wort für pose recht gut gefallen. Und meistens wird diese Gebärde dann mit einem längeren Satz erläutert, so wie Deine englischen Beispiele auch. Klar gibt es auch mal diese kurze Variante, aber ich habe ganz viele längere gefunden, die genau diese fliessende Eleganz zeigen.

  • Ohh das Buch hatte ich heute bei Thalia erst in der Hand, aber ich möchte im Moment keine Bücher kaufen, weil ich übernächste Woche erstmal sehr viele Bücher fürs Studium kaufen muss...


    Dennoch weiss ich, dass ich es haben MUSS!!!!


    Das hört sich ja sowas von gut an...


    Auf den Wunschzettel...

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Oh nein! :wow Nicht noch eine Reihe Bücher die ich haben muss... Aber was ihr hier so schreibt, hat mich total begeistert und vor allen Dingen echt neugierig gemacht. :knuddel1 Das muss ich einfach lesen! Gut das Weihnachten bald vor der Tür steht... :-)

  • Ach Mist! Jetzt hat sich das Buch doch ganz klammheimlich auf meine Wunschliste geschlichen... Aber was soll ich tun, es auf Englisch oder auf Deutsch kaufen. Schöner aufgemacht ist es im Deutschen, aber wenn das mit der Übersetzung doch nicht soooo toll ist, würde ich lieber das Englische haben. Naja, ich warte mal auf weitere Rezensenten, die es auf Deutsch lesen. :wave

  • Hm... ich hab das Buch auch schon auf meiner Amazon-Wunschliste - allein schon wegen des schönen Covers.
    Aber wenn ich das mit der etwas unglücklichen Übersetzung hier lese, überlege ich mir doch auch, es dann auf Englisch zu lesen - auch wenns dann etwas langsamer geht bei mir! :-)

    Liebe Grüßle
    Mondi :groehl


    Ein Optimist ist ein Mensch, der alles halb so schlimm oder doppelt so gut findet. ~Heinz Rühmann~

  • Habe das Buch jetzt zu 2 Dritteln durch und mich an diesen Fred mit der Bemängelung der Übersetzung erinnert.


    Inhaltlich kann ich mich bisher Delphins Urteil anschließen: Ein angenehm aus dem üblichen herausfallender Roman.
    Die angesprochenen Übersetzungsmängel sehe ich nicht. Die in die Kommunikation eingebundenen Handgebärden sind sehr plastisch, wenn auch nicht (Gottseidank) im Detail, beschrieben. Auch die Übersetzung von „seedless“ mit „Samenlos“ bereitet mir keine Probleme und ist für mich sinnvoll, besser als ein Fantasiename, da er an die FUnktion des Andanten gekoplelt ist.
    Ein bisschen Probleme hatte ich mit zwei Personen: Otah, einer der Hauptprotagonisten, der eine Weile gar nicht mehr vorkommt, dafür plötzlich ein gewisser mondgesichtiger Oshai. Führt in meinem Personengedächtnis vorübergehend zu etwas Verwirrung.


    Der Roman hat nur einen Nachteil, für den er gar nichts kann: Ich lese ihn nach Patrick Rothfuss’ „In Namen des Winde“. Dagegen fällt er bisher im Spannungsbogen, Schlüssigkeit und Richtungsanzeige, wohin das alles führen könnte, ganz leicht ab.


    Dafür gibt es bereits


    Band 2: Winter des Verrats. Die magischen Städte 02
    Band 3. Herbst der Kriege; Die magischen Städte 03 (Habe das E-Mail des Verlages , das der Band erschienen ist, gestern erhalten)


    Edit: Namesnkorrektur

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dyke ()