Der nasse Fisch - Volker Kutscher

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  • Nachdem mir die Serie von Susanne Goga um den Protagonisten Leo Berlin so gut gefallen hat, griff ich zu diesem Buch.


    Gereon Rath ist ein Kommissar mit Ecken und Kanten, der es gut mit Leo aufnehmen kann. Doch mir dauerte alles zu lange, irgendwann stieg ich auch bei den Personen nicht mehr durch und musste mich immer wieder kurz besinnen, wer denn nun wieder derjenige ist. Auch die Auflösung des Falles war mir zu konstruiert.


    Ich gebe noch nicht auf und werde mir auch den nächsten Fall von Volker Kutscher besorgen, doch so richtig zufrieden bin ich nicht. Ich habe außerdem 10 Tage für dieses Buch gebraucht, noch ein Zeichen, dass es einfach nicht fesselte. Kein Verglich zu Leo Berlin, meiner Meinung nach.


    Von mir nur 7 Punkte.

  • Ich habe ebenfalls vor kurzem "Leo Berlin" gelesen und mag beide sehr. Sind auch nicht wirklich vergleichbar, wie ich finde, da die Herangehensweise eine ganz andere ist und sich Gereon Rath und Leo Wechsler äußerst wenig ähneln ...


    Inhaltsangabe


    Berlin, 1929. Die Hauptstadt der Weimarer Republik erleidet ein Blutbad. Die ständigen Kämpfe zwischen Rechts und Links, die überzogenen Reaktionen der Polizei auf die verbotenen Maidemonstrationen – keine einfache Zeit, in der Gereon Rath – nach einem Zwischenfall frisch von Köln nach Berlin versetzt – seine Arbeit bei der Sitte aufnehmen muss. Doch schneller als erwartet gerät der ehemalige Mordermittler an einen Toten. Das Prekäre: Gereon Rath kennt ihn. Doch statt die Mordermittler um die kuchenessende Legende Gennat zu informieren, ermittelt Rath auf eigene Faust. Er verirrt sich dabei in ein Milieu das von Drogen, Sex und organisiertem Verbrechen dominiert wird. Und als wäre all das nicht schon schlimm genug, scheint auch intern bei der Berliner Polizei einiges falsch zu laufen. Und dann ist da auch noch Charlotte Ritter, die attraktive Stenotypistin der Mordermittler …


    Meine Meinung


    Ich bin begeistert! Geschichten aus der Weimarer Zeit lese ich unheimlich gerne – besonders, wenn sich die Republik, Deutschlands erste Demokratie, dem Ende zuneigt und unter der Weltwirtschaftskrise und den ewigen Straßenschlachten zusammenbricht. Eine schwierige Epoche der Extreme – Berlin als „Chicago“ Deutschlands: Freizügigkeit, Kunst, Leidenschaft an jeder Ecke. Ein toller Hintergrund für Krimis – von Volker Kutscher perfekt umgesetzt. Er wirft die Charaktere in historische Geschehnisse hinein, nimmt die reale Tragik als Aufhänger für fiktive Verbrechen. Wer jedoch glaubt, dass der starke historische Hintergrund zu Lasten der Krimihandlung geht, der irrt: „Der nasse Fisch“ bietet einen spannenden, komplexen und nicht immer zu durchschauenden Krimi. Es bedarf eines aufmerksamen Lesers, um all die losen Enden der Geschichte aufzunehmen. Dramatische Wendungen garnieren diese tolle Geschichte.


    Auch in der Charakterzeichnung trumpft der Autor auf: Gereon Rath ist der böse Bulle mit Gewissen. Der gute Bulle mit schlechtem Charakter. Und irgendwo dazwischen. Er baut jede Menge Mist, er menschelt, er schwankt, er geht unter der selbstauferlegten Belastung in die Knie. Und obwohl er vermutlich kein Charakter ist, den man schnell ins Herz schließt, besticht er doch durch seine Authenzität und die Intensität seiner Darstellung. Auch die Nebencharaktere sind gut gezeichnet – schwarz und weiß sucht man in Volker Kutschers Berlin vergebens. Umso größer die Freude, wenn der geneigte Leser feststellt, dass es mit Gereon Rath noch mindestens bis ins Jahr 1936 weitergehen soll. Ich jedenfalls kann den neuen Krimi um den etwas anderen Bullen kaum erwarten!


    9/10 Punkten

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Ein interessanter Einblick in das Berlin des Jahres 1929. Das Karstadt am Hermannplatz um der Stadt einen Flair von New York zu geben?!? Nun ja... Es ist auf jeden Fall toll zu lesen, wie Berlin damals aussah, vor allem, wenn man die Gegend kennt. Und immer wieder muss ich mir vor Augen halten, dass der Fernsehturm damals noch nicht stand... 2 Punkte Abzug, weil das Buch zwischendurch doch etwas langatmig war, und Gereon Rath war mir manchmal ziemlich unsymphatisch...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Ein Krimi im historischen Berlin.
    Und was für einer.
    Auch wenn es manchmal "langweilig" erscheint, so ist dies kein Nachteil.
    Sondern es zeigt sehr gut, dass es im echten Polizeialltag auch nicht nur Action gibt.


    Das ganze in Schwarz-weiß. Im Kino läuft Charlie Chaplin, in den Nachtbars spielt noch eine richtige Kapelle und das Berlin der wilden 20er und 30er Jahre blüht wieder auf.
    Und man erlebt es mit. Ich fühlte mich in diese Zeit versetzt.


    "Der nasse Fisch" ist kein Buch, das man mal zwischendurch liest.
    Zwischendurch kann man mal was anderes machen, aber dieses Buch ist Hauptbestandteil für mehrere Stunden.


    Von mir 8 Punkte

    "Es gibt Dinge, die sind einfach gesetzt: die Existenz Gottes, das Pferd als schnellstes Transportmittel, die gesellschaftliche Funktion der Frau und die Beschaffenheit des Geldes." Samuel Bernard, frz. Bankier, 1716

  • Obwohl es eigentlich der erste Band in der Reihe des Ermittlers Gereon Rath ist, habe ich ihn als momentan letzten gelesen. Von daher war das Privatleben Gereon Raths, der ein neues Leben in Berlin beginnt, wesentlich interessanter als der eigentliche Fall. Rath ist ein sehr eigener Ermittler, er hat nicht nur Stärken, sondern sehr viele Schwächen. Es ist schwer, diesen Holzklotz zu mögen, doch seine Eigenwilligkeit und Kauzigkeit macht ihn zu etwas ganz Besonderen. Ich mag ihn also trotz seiner zahlreichen Macken. :-)


    Für mich ein großer Pluspunkt ist der zeitgeschichtliche Hintergrund des Buches. Kutscher schafft es immer wieder, dass ich mich wirklich in den Zwischenkriegsjahren wiederfinde. Durch zahlreiche Details und Kleinigkeiten wird ein sehr differenziertes Bild dieser bewegenden Jahre gezeichnet, ohne sie in ihrer Gesamtheit zu werten. Für mich informativer und aufschlussreicher als viele trockene Geschichtsstunden.


    Die Krimihandlung war teilweise verwirrend, da musste ich schon mitdenken. Aber sie wird überzeugend erzählt und aufgeklärt.


    Fazit: Überzeugende Hauptperson ist die Handlungszeit, anschließend kommt der sehr zweigeteilte Ermittler und erst dann der Kriminalfall. Von mir gibts dafür 8 Punkte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • So, auch ich habe jetzt endlich, nach langen 20 Tagen und 2 zwischengeschobenen Büchern, Gereon Raths ersten Fall "Der nasse Fisch" ausgelesen. Aus der Länge der Zeit erkennt man schon...Gefesselt hat er mich wahrlich nicht, zwischendurch musste ich mich sogar quälen, das Buch weiterzulesen. Gut, dass es iwenigstens belohnt worden ist. Zum Ende hin wurde es doch noch richtig spannend und fesselnd.


    Gereon Rath, zwangsversetzt von Köln nach Berlin im Jahr 1929, löst seinen ersten Fall auf seine, etwas spezielle Weise. Nicht unbedingt ein Sympathieträger und Vorbild schon mal gar nicht. Ein Mann mit Fehlern und einer gesunden Libido, nicht immer gesetzeskonform, wirbelt das Hauptquartier der Berliner Polizei durcheinander und macht sich mehr Feinde als Freunde. Auch in der Damenwelt macht er sich nicht immer beliebt. Praktisch im Alleingang legt er sich mit Berliner Größen der Unterwelt und im Polizeiapparat an. Mal gut, dass sein Vater ein Duzfreund des Polizeipräsidenten ist...sonst hätte das Übel ausgehen können...


    Der Kriminalfall ansich war in meinen Augen stinklangweilig, die Darstellung des Berlins in den späten 20er Jahren umso beeindruckender. Die Nachwirkungen des ersten Weltkrieges noch immer spürbar und die drohende Gefahr des noch kommenden bereits ahnend. Etwas Bedrohliches schwirrt in der Luft....Wer sich diese für diese zeitliche Epoche interessiert, ist gut beraten. Wer "nur" einen guten Kriminalfall lesen möchte, eher nicht. Dieser wird meiner Meinung nach nur im Hintergrund erzählt und dafür benutzt, die damalige Stimmung einzufangen und dem Leser den Held der Serie näher zu bringen.


    Hätte ich den zweiten Fall nicht bereits hier liegen, würde ich die Serie wohl nicht weiter verfolgen.so bekommt sie doch noch eine Chance.


    7 Punkte von mir...


    :wave
    Sweetie

  • Den zweiten Fall fand ich wesentlich besser (vor allem interessanter) als den ersten! Von daher kann dich die Reihe ja vielleicht doch noch begeistern. Viel Spaß. :wave

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich bin in das Buch gut reingekommen, dann hatte es jedoch seine Längen, bis es mich in der 2. Hälfte gut zu fesseln wusste. Interessant fand ich die Darstellung des damaligen Lebens. Das hat mir sehr gut gefallen und war auch sehr gut recherchiert.


    Mit Rath tat ich mich etwas schwer. Er blieb für mich irgendwie blass. Zumindest konnte ich ihn mir nicht richtig vorstellen, was vielleicht daran liegt, dass ich für die erste Hälfte des Buches relativ lange gebraucht habe. Insofern kann auch sein, dass ich schlichtweg vergessen habe, ob Rath jetzt dunkle oder blonde Haare etc. hat ... .
    Der Fall war verzwickter, als ursprünglich gedacht. Eine wirklich interessante Geschichte mit für mich überraschender Auflösung.
    Gereon Rath ist ziemlich unkonventionell. Irgendwie stellt man sich die damaligen Polizisten spießig vor, was auf ihn überhaupt nicht zutrifft.
    Ich würde 7 Punkte vergeben und lese die nächsten Bände unbedingt. Bin gespannt, was Rath noch so alles "anstellt".

  • Auch ich wurde durch Leo Berlin angefixt, die Volker-Kutscher-Reihe zu lesen. Mir ging es ähnlich wie euch.


    Ich fand das Berlin, seine Bewohner und die Zeit sehr authentisch beschrieben. Die Krimihandlung hat sich tatsächlich sehr zäh gelesen, Gereon Rath als Progatonist gefällt mir sehr gut - auch seine Ecken und Kanten, sehr menschlich wie ich finde.


    Da ich die nächsten 3 Bände als TB schon hier liegen habe, bleibe ich auf jeden Fall dran, vielleicht steigert sich der Autor und vor allem die Spannung :grin


    Von mir 7 Punkte

  • Gereon Rath wird nach einem Presseskandal nach Berlin versetzt und soll in der dortigen Polizeistelle im Sittendezernat arbeiten. Nach seiner Stelle in der Mordkommission ein Rückschritt und so kann Rath auch gar nicht anders, als sich in einen Mordfall rund um kommunistische Untergrundgruppen, einem alten Schatz und Polizistenmorden verwickeln zu lassen...


    Ich habe die Serie "Babylon Berlin" verschlungen. So stand die Reihe schon lange auf meiner Leseliste und nun bin ich endlich dazu gekommen. Mal wieder so eine Reihe, bei der ich mich frage, warum ich nicht schon längst damit angefangen habe.


    Rath ist ein sympathischer Zeitgenosse - ein wenig eigen, aber nicht so verschroben, wie man das oft von anderen Kriminalkommissaren aus dem Genre kennt. Mit Charlotte Ritter bekommt er eine Frau an die Seite gesetzt, die weiß, was sie will und selbst für heutige Maßstäbe emanzipiert ist. Ich finde sie erfrischend und sie gibt dem Buch einen ordentlichen Schwung. Mir gefällt die Liebesgeschichte, die liebevoll aber nicht zu kitschig daher kommt, aber auch nicht den eigentlichen Kriminalfall übertönt.


    Der Fall an sich ist spannend - ein wenig wusste ich noch von der Serie, aber gelesen wirkt es für mich nochmal strukturierter und logischer. Und trotz Vorkenntnisse hat sich irgendwann ein Lesesog eingestellt, dem ich mich kaum entziehen konnte. Der flüssige Schreibstil tut dabei natürlich sein übriges.


    Kurz und bündig: Ich bin begeistert und freue mich, dass ich noch einige Bände vor mir habe!

  • Kurz und bündig: Ich bin begeistert und freue mich, dass ich noch einige Bände vor mir habe!

    Die Serie hatte in der ersten Staffel auch nur das dieses erste Buch als Ideengrundlage. Die nächsten Bücher wurden meines Wissens noch nicht verfilmt. Freu Dich darauf, mir haben bislang alle sehr gut gefallen und ich warte nun auf das nächste Buch im Herbst.