Ivo Stourton - Die Nachtgänger

  • Inhalt laut Klappentext:


    Vier College-Studenten, die nur ein Lebensziel kennen: grenzenlose Freiheit. Sie fühlen sich unverwundbar. Nacht für Nacht ziehen sie los, klettern auf die Dächer von Cambridge, stets auf der Suche nach einem neuen Abenteuer. Sie riskieren alles, um nicht erwachsen zu werden ... Francis, James, Jessica und Lisa sind intelligent, kreativ, gerissen und haltlos. Nichts finden sie langweiliger als ein arbeitsreiches Studentenleben. So beschaffen sie sich mit dem Geld von Francis' Vater alles, was sie ohne Anstrengung durch ihr Studium bringt. Als dieser Francis nicht mehr unterstützen will, gerät ihre grenzenlose Freiheit ernsthaft in Gefahr. Die Vorstellung, ein ganz alltägliches Leben mit Aufgaben, Verpflichtungen und Rechnungen zu führen, ist für sie unerträglich, besonders für Francis. Er ist völlig unfähig, die Regeln einer Gesellschaft zu befolgen. Und so ersinnt sein genialer wie verrückter Geist einen riskanten Coup, der vor allem einem dienen soll: zu verhindern, dass die vier Freunde erwachsen werden müssen. Doch die Realität schont auch sie nicht - und das Erwachen ist für alle entsetzlich.


    Meine Meinung:


    Stourton erzählt die beinahe zehn Jahre zurückliegenden Ereignisse in Rückblenden, lässt den Leser durch die Erinnerungen des Ich-Erzählers James an längst Vergangenem teilhaben, das jedoch noch immer wie ein bedrohlicher Schatten auf dessen Leben liegt.
    Eine der Stärken dieses Debüts liegt im Sezieren der psychischen Befindlichkeiten der Figuren, das Stourton schlüssig und eindringlich betreibt. Bereits nach wenigen Seiten entfaltet der Roman u.a. durch die gewandte, bildreiche Sprache eine Intensität, die es mir unmöglich gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen. Das kollektive Verweigern des Erwachsen-Werdens durch die Missachtung jeglicher Regeln und Normen bildet den roten Faden der Geschehnisse.
    Leider lässt das etwas klischeehafte Ende die Konsequenz vermissen, mit der Stourton Handlung und Figurencharakterisierung aufgebaut hat, und ist somit einziger Wermutstropfen des Romans.
    Ich gebe 7 Punkte.

  • Danke für die Rezi; bin mir nicht so ganz sicher, ob das was für mich wäre; thematisch gesehen sicher. Habe es mal in meine Wunschliste eingereiht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich schleiche schon eine Weile um dieses Buch herum.
    Aber ich glaube, ich werde jetzt doch zuschlagen :lache. Vom Thema her ist es auf jeden Fall etwas für mich.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen.


    Dass der Ich-Erzähler James in Rückblenden erzählt, spürt man, wenn man mitten in einem Kapitel steckt, gar nicht.
    Die Geschichte spielt an einem College, aber mit einem gewöhnlichem College-Alltag haben die Ereignisse gar nichts zu tuen.


    Mich haben die vier Hauptpersonen Francis, James, Jessica und Lisa sehr fasziniert, der Autor schildert sehr einfühlsam deren Gefühlswelten.


    Ich war so in den Sog gezogen, dass ich dieses Gefühl, sich Weigern Erwachsen zu werden, sich den Konventionen wiedersetzten, immer auf der Suche nach einem noch grösseren "Kick", gut nachvollziehen konnte - obwohl ich selbst eine ziemlich brave Studentin war ;-).


    Wie Seestern schon schrieb, ist das Ende sicher nicht konsequent durchgezogen. Mich hat das allerdings nicht sehr gestört.


    Schönes, gelungenes, lesenswertes Buch.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich kann mich Seesterns und Sigrids Meinung über das Buch nur anschließen.


    Schnell entwickelt das Buch einen Lesesog, vielleicht sind hier und da ein paar Metaphern zu viel, aber sie waren immer gut gewählt und irgendwie hat es mir gefallen.
    Ein kleinwenig hat mich das Buch vom Aufbau an das von mir geliebte "Die geheime Geschichte" von Donna Tart erinnert. Zwar spielt es in den USA und das Studentenleben läuft dort etwas anders ab, aber hier wie da ging es um diese kleine verschworene Gruppe Leute die eigenwillige Hobbys haben, dazu der neu Dazugestoßene, der unbedingt in diesen Kreis hineinmöchte. Allerdings ist Tarts Roman ein Krimi.


    Das Ende hat mich nicht ganz so gestört, es ist ein wenig zu versöhnlich, hat mir aber den Gesamteindruck nicht verdorben. Ich gebe auch 7 Punkten.

  • Ich vergebe - nach einem langen Lesenachmittag - sehr zufriedene 8 Punkte.


    Das Buch (im Original: The Night Climbers - was eigentlich noch viel besser passt) hat mir, besonders aufgrund seiner wunderbaren Sprache, unwahrscheinlich gut gefallen. Eine ähnlich gestrickte Geschichte habe ich bisher noch nicht gelesen und so habe ich das Buch als erfrischend anderes empfunden.
    Die letzten 250 Seiten habe ich nahezu auf einmal verschlungen habe, um endlich Erklärungen zu bekommen.


    Hier nochmal der Link zur Taschenbuchausgabe :wave