• "Du-hu, Mama, schläfst du schon?"
    "Ja."
    "Kannst du dann bitte mal aufwachen?"
    "Mmm. Komm, geh wieder schlafen, Sina, sei so lieb, ja?"
    "Aber da ist ein Krrx unter meinem Bett."
    "Sina, weißt du eigentlich wie spät es ist?"
    "Aber da ist ein Krrx unter meinem Bett und er sagt, er will Schokolade."
    "Was für ein Keks?"
    "Kein Keks, ein Krr-rrx. Der hat ganz rote Augen und ein ganz wuscheliges Fell. Und Schokolade soll ich für ihn holen, hat er gesagt."
    "Sina, nach dem Zähneputzen gibt es keine Schokolade mehr, das weißt du doch!"
    "Ja, ich schon, aber der Krrx doch nicht!"
    "OK, ist ja schon gut. Wir gehen jetzt zusammen in dein Zimmer und schauen unter dein Bett. -- Siehst du: Da ist nichts. Kein Keks oder Krrx weit und breit. Und jetzt legst du dich wieder hin und schläfst schön. Soll ich das Licht anlassen?"
    "Nö."
    "Bist du sicher, Sina?"
    "Ja, ich komm schon klar. Nacht, Mama."
    "Gute Nacht."


    "Und? Ist sie weg?" flüsterte der Krrx hinter der Gardine hervor.
    "Ja.", flüsterte Sina zurück. "Kannst wieder rauskommen. Warte, ich geh in die Küche und hole die Schokolade."

  • :lache :lache Ich finde es gerade überraschend das es den "krrx" dann "gibt" :-)


    Oder hast du die Pointe danach eingefügt??

    "Rettet Robert- bewahrt den kleinen Robert nur als kleine Nebenrolle zu enden"
    (Rubinrot- Kerstin Gier) Macht mit! :lache

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  • In dem Fall fehlt mir einfach der Kontext, in dem dieses Textfragment funktionieren soll. Alleine mit dem winzigen Absatz macht das überhaupt keinen Staat. Sowas findest Du bei King und seinen Epigonen zuhauf, sozusagen ein "Klassiker" unter den Gruselshorts und in jedem Phantastikmagazin, das was auf sich hält, muss so ein Ding veröffentlicht sein. :-)


    Also, nix Neues, nicht mal ansatzweise der Hauch einer frischen Idee oder Wendung. Aber vielleicht klärst Du uns mal über Deine Intention auf?


    Gruss,


    Doc

  • Natürlich, die Idee ist alt, aber nett umgesetzt, wie ich finde. Schön!

    Manchmal betrachte ich seine Augen ... es liegt so vieles darin, aber seinen Mund hält er verschlossen. Später einmal im Leben, das vielleicht seinen Mund immer fester verschließen wird, muss er eine Möglichkeit haben, zu reden...
    Buddenbrooks

  • Zitat

    Original von deny
    Oder hast du die Pointe ddanach eingefügt??


    Nein, war schon da.
    Aber der Text ist so stark darauf angelegt, dass dies eintritt - andernfalls würde er keine Bedeutung tragen können. Es wäre ein völlig sinnfreier, fast schon ein Anti-Text, wenn es den Krrx nicht geben würde (wobei dies ein Ansatz wäre, ich versperre mich den Texterwartungen). Aber so bleibt die Geschichte in ihrer Funktion der Erwartungserfüllung arm.
    Klar, eine Geschichte muss nicht mit dem Leser so sehr spielen, dass man sich fragt, woher die Ideen nur kommen mögen - aber allein auf dieses Überraschungsmoment hin ist der Text von seiner Struktur her angelegt. Und andererseits reißt es mich dann auch sprachlich nicht vom Hocker.
    Es ist eine dieser Geschichten, die irgendwie nett sind, man sich aber fragt, wozu sie überhaupt erzählt werden, weil sie nicht "funktionieren". Es springt kein Funke über.
    Aber hey, war nur mein Endruck.

  • Ich sehe diese kleine Geschichte absolut nicht negativ. Genervte Mutter wird aus dem Schlaf geholt, kleine Kinder werden als das entlarvt was sie sind - kleine, die Eltern quälende Egoisten und wenn sie dann sagen, es liegt da ein Krxx unter ihrem Bett, dann werden die Eltern den Teufel tun und es glauben. Schlaftrunken und einigermaßen sauer geht man dann nachschauen, ist natürlich nichts und niemand unter dem Bett. Nach dieser Feststellung gibt es dann für den Leser eine schöne Pointe.


    Mag sein, dass es diese Idee schon in anderen Variationen gab. Nur, welche Idee ist denn wirklich neu?


    Ein kleiner Text, "actionreich" und es überrascht mich schon, wie man es schafft, in diese wenigen Zeilen so viel Inhalt zu legen.


    Hat Freude gemacht ihn zu lesen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Mir fehlt die Pointe.
    Das Problem ist wohl, dass man von Anfang an das Gefühl hat, dass es den Krrwasauchimmer gibt und man somit vom Autor mehr erwartet als die bloße Bestätigung dessen.
    Ansonsten ganz netter Dialog.


    Das ist seltsam.
    Die meisten Erwachsenen haben gewisse Probleme mit real existierenden Krrxen. :gruebel


    Inspiriert wurde diese Szene übrigens von denys Kuscheltier. :wave (Also, deny, falls du dich immer noch fragst, wo es geblieben ist... :grin )
    Eine spontane Fingerübung im Dialogschreiben, nix Weltbewegendes, also sollte man bitte nicht wer weiß was von dem Text erwarten.
    Und zum Gruseln ist dieser Krrx ja nun wirklich nicht.


    Die Intention hat Voltaire sehr schön beschrieben: Es ging mir um die Psychologie der Figuren, wie diese an einander vorbei denken, reden und handeln, weil sie in unterschiedlichen Realitäten leben. Mein "Lernziel" war, das im Text so knapp wie möglich und allein durch Dialog verständlich zu machen, also ohne diese Psychologie explizit im Text zu erklären.
    Zumindest bei einem Leser ist mir das offenbar gelungen. :knuddel1

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Wenn das das Minimalziel war, dann hast Du es freilich erreicht. ;-)


    Also bitte, es steht 3:2 für den Text. :grin
    Dass arme verstoßene Plüschis deinen Genre-Erwartungen zuwider laufen, dafür kann ich ja nichts. :pueh

  • *ganz unbedarft hier reinschleich*


    Also eigentlich lese ich ja keine Kurzgeschichten, und noch eigentlicher bewerte ich keine. Das sollen die tun, die mehr davon verstehen. Aber nachdem mir der "Tippfehler im Threadtitel" ( :grin) nun schon dauernd ins Auge gestochen ist, habe ich doch mal drauf geklickt.


    Zum Text sagen brauche ich nichts, denn Voltaire hat es sehr schön ausgedrückt, was mir dabei durch den Kopf ging. Das kann ich nur :write
    Ich konnte mir die Situation ziemlich gut vorstellen, und sie erschien mir auch recht realistisch.


    Als ich dann zu letzten Krrx kam, mußte ich erst mal laut auflachen.


    Bitte also bei den "Intentionverstehern" einen hinzufügen! :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von flashfrog
    Das ist seltsam.
    Die meisten Erwachsenen haben gewisse Probleme mit real existierenden Krrxen. :gruebel
    (...)
    Die Intention hat Voltaire sehr schön beschrieben: Es ging mir um die Psychologie der Figuren, wie diese an einander vorbei denken, reden und handeln, weil sie in unterschiedlichen Realitäten leben.


    Gerade diese ´Psychologie´ funktioniert für mich nicht. Es ist nichts "falsch" am Dialog, oder gar den Reaktionen der Personen. Es ist nur so "richtig", dass nichts funktioniert. Keine Figuren, sondern Rollen. Kein Inhalt, sondern Sätze mit wechselnder Besetzung.
    Da ist es egal, woran die meisten Erwachsenen glauben oder nicht. Das hat mit mir als Leser erstmal nichts zu tun. (Woran ich in einer Geschichte glauben kann (soll) oder nicht, muss mir der Autor schreiben und plausibel machen. Ich selbst muss kein Christ sein, um in einem Roman über das Leben eines Mönchs Gott als Entität anzunehmen.) Die Inhaltsebene kommt für mich aufgrund der Strukturebene nicht zur Geltung. That´s all.
    Das ist wie ein Krimi, bei dem es darum geht, am Ende erst als unerwartete Pointe den Mörder zu präsentieren und du weißt schon nach den ersten fünf Minuten - der da war´s. Wenn es dann weiter nichts zu bieten hat (auf Charaktere oder Stil bezogen), ist es nicht gleich schlecht, aber langweilig.

    Hey es ist gut, wenn es dann für andere wieder funktioniert. Es gibt auch Sachen, die ich für großartig halte, für die andere keinen Zugang finden. Da hast du Glück, vieles, was ich gerne lese, finden andere ermüdend. :lache

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Wenn's danach gehen würde, dann schreibt Dan Brown ja auch ganz ganz toll. ;-)


    Wenn viele Menschen ein Buch lesen, spricht das andererseits auch nicht zwangsläufig gegen das Buch... ;-)



    @Waldläufer:
    Das ist kein Krimi. Für mich funktioniert der Text auch, wenn man weiß, dass der Krrx existiert und beobachtet, wie das Kind sich subtil mit ihm gegen die Mutter verbündet, ohne dass dem Leser alles explizit erklärt werden muss.
    OK, du hast den Text nicht verstanden. Das macht nichts. Ich verstehe deine Texte ja auch nicht. :lache

  • Der Text funktioniert für mich nicht, weil die Pointe unlogisch ist, denn Klein-Sina hat womöglich schon öfter versucht, zu nachtschlafender Zeit Muttis Aufmerksamkeit zu gewinnen: Monster im Schrank, Eisbär vorm Fenster. Und jedesmal ist da nichts! "Vorhin war es aber noch da, ich hab's genau gesehen!".
    Und jetzt der Triumph: da ist tatsächlich ein Krrx, einer, der vielleicht sogar in der Lage sein könnte, der Mutter Schokolade aus dem Kreuz zu leihern. Warum sollte Sina den hinter der Gardine verstecken? Was bringt dem Mädchen die Koalition mit dem Krrx, wenn die Mutter gar nichts davon weiß? Die ist mal wieder, wie immer, umsonst aufgestanden, aber mehr auch nicht.


    Ich jedenfalls hätte meinen kleinen Bruder dafür verkauft, wenn mein Kuscheltier tatsächlich mal "scheiße" gesagt hätte.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Der Text funktioniert für mich nicht, weil die Pointe unlogisch ist, denn Klein-Sina hat womöglich schon öfter versucht, zu nachtschlafender Zeit Muttis Aufmerksamkeit zu gewinnen: Monster im Schrank, Eisbär vorm Fenster. Und jedesmal ist da nichts! "Vorhin war es aber noch da, ich hab's genau gesehen!".
    Und jetzt der Triumph: da ist tatsächlich ein Krrx, einer, der vielleicht sogar in der Lage sein könnte, der Mutter Schokolade aus dem Kreuz zu leihern. Warum sollte Sina den hinter der Gardine verstecken? Was bringt dem Mädchen die Koalition mit dem Krrx, wenn die Mutter gar nichts davon weiß? Die ist mal wieder, wie immer, umsonst aufgestanden, aber mehr auch nicht.


    Ich jedenfalls hätte meinen kleinen Bruder dafür verkauft, wenn mein Kuscheltier tatsächlich mal "scheiße" gesagt hätte.


    Sina hat ihn nicht versteckt, er hat sich selber versteckt, weil er wusste, was Sina gerade lernt: Dass es sowieso keine Sinn hat, mit Müttern über Krrxe zu reden.
    Sina sieht, dass er hinter der Gardine steckt. aber sie verrät ihn nicht. Das ist die geheime Koalition. :-)

  • aber es hätte doch Sinn, mit Müttern über Krrxe zu reden, wenn man ihnen mal einen vorstellen würde. Es hätte nur keinen Sinn, wenn Mütter Krrxe nicht sehen könnten, das Kind also niemals den Beweis erbringen könnten, dass es die tatsächlich gibt (das wäre dann das Problem, das Meister Eder immer hatte :grin)

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von flashfrog
    @Waldläufer:
    Das ist kein Krimi. Für mich funktioniert der Text auch, wenn man weiß, dass der Krrx existiert und beobachtet, wie das Kind sich subtil mit ihm gegen die Mutter verbündet, ohne dass dem Leser alles explizit erklärt werden muss.
    OK, du hast den Text nicht verstanden. Das macht nichts.


    Man muss keine Geschichte mögen, um sie zu verstehen - und man muss sie auch nicht missverstehen, um sie nicht gut zu finden. Verstehen hat doch nichts mit dem Loben oder Mögen eines Textes zu tun. Ich verstehe beispielweise Joyce Ulysses auch nicht unbedingt immer - aber ich liebe ihn, weil er eine großartige Sprache hat. Er spricht mich an. Und ich habe dir versucht zu erklären, weshalb es dein Text nicht tut. Ich hätt natürlich auch einfach sagen können: der Text sagt mir nicht zu. Nur das hilft dir ja auch nicht weiter. Das mit dem Krimi war also in diesem Falle nur ein der Veranschaulichung dienender Vergleich. Sonst hätt ich schon nach dem Gärtner gerufen. :lache

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    aber es hätte doch Sinn, mit Müttern über Krrxe zu reden, wenn man ihnen mal einen vorstellen würde. Es hätte nur keinen Sinn, wenn Mütter Krrxe nicht sehen könnten, das Kind also niemals den Beweis erbringen könnten, dass es die tatsächlich gibt (das wäre dann das Problem, das Meister Eder immer hatte :grin)


    Hm, interessante Überlegung. :gruebel Ich denke, man sieht nur, was man sehen will. Wenn Krrxe phantasielosen Menschen begegnen und keine Zeit zum Verstecken haben, stellen sie sich normalerweise tot, so dass solche Mütter sie wohl einfach für große, ein wenig hässliche Stofftiere halten... :-)

  • Ich finde es interessant, wie sich der Fred immer wieder von der Analyse der Faktur (wie ist der text gebaut, was für mittel setzt er ein, funktionieren sie, ist die umsetzung neu etc.) löst und sich in eine Unterhaltung über die Natur der Krrxe ergeht.


    Textarbeit ist das natürlich weniger, aber ich vermute mal, dass die so sehr gewünscht auch gar nicht ist.

    Zitat

    Eine spontane Fingerübung im Dialogschreiben, nix Weltbewegendes, also sollte man bitte nicht wer weiß was von dem Text erwarten.

    So beschreibt flashfrog ihren Text. Also soll auch gar nicht mehr draus werden? Da stellt sich für mich die Frage nach der Bedeutung von Fingerübungen als solchen: Wenn sie als rein mechanisch ablaufendes Klimpern heruntergedudelt werden, die lediglich den Bewegungsapparat geschmeidig machen sollen für das anstehende große Werk (sozusagen: Tim Mälzer schält Kartoffeln vor der Sendung), ist das etwas anderes als wenn sie auch den Geist "fit" machen sollen, das Schreiben an sich weiterbringen.


    Klar: Der Weg ist das Ziel. Ob es ein Holzweg ist, entscheiden letztendlich nicht die Lesenden. Die entscheiden sich allenfalls nur, weitere Fingerübungen von bestimmten Klaviaturen wahrnehmen zu wollen. Oder eben nicht.


    Womit wir beim Thema "Wahrnehmung" wären. Ich gebe zurück an die Plauderei über die Natur der Krrxe.


    Grüssli, blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag