Anweisung von ganz oben (David Maine)

  • Originaltitel: The Preservationist
    317 Seiten


    Inhalt:
    Als Noah eines Tages mal wieder von Gott gerufen wird, erhält er den Auftrag, ein riesiges Schiff zu bauen. Es soll seine Familie sowie ein paar Tierpärchen (sämtliche Arten der Welt!) beherbergen, wenn die große Flut kommt. Noah denkt nicht lange nach, sondern legt los – denn wenn der Herr etwas vorschlägt, klingt es immer so einfach! Sein Sohn Cham, zum Glück gelernter Schiffsbauer (welche Vorsehung!), soll die technischen Details klären. Die Frau besorgt die Vorratshaltung und die Schwiegertöchter organisieren aus den entlegensten Gebieten von jedem Tier ein Paar. Die Noahs sind fast eine normale Familie, nur dass hin und wieder die göttliche Vorsehung eingreift, um dem großen Plan auf den Weg zu helfen ...


    Über den Autor:
    David Maine war eine Zeit lang im psychiatrischen Bereich tätig, jetzt lebt er mit seiner Frau in Pakistan.
    (Mir liegt das Buch gerade nicht vor, und mehr hab ich mir leider nicht gemerkt)


    Meine Meinung:


    In das Buch hineinzufinden war für mich ein schwieriges Unterfangen. Schon zu Beginn wird man mit einem Bild des Autors konfrontiert, was mich persönlich zweifeln ließ. Woran? Das kann ich gar nicht sagen.
    Endlich bis zu der eigentlichen Geschichte vorgedrungen, hätte ich es am liebsten wieder zugeklappt. Der Autor zeigt zumindest anfangs eine Affinität zu einer Körpferflüssigkeit, die nicht Blut ist und mit "U" beginnt, ständig "lieben" (ob es Liebe ist, wage ich aber zu bezweifeln) sich die Leute in aller Öffentlichkeit und die ersten paar Kapitel waren für mich persönlich einfach nur krank.
    Tapfer wie ich bin, habe ich aber weiter gelesen und schon bald wurde mein anfänglicher Eindruck völlig überholt und das Buch wurde richtig gut, sodass ich es kaum mehr aus der Hand legen konnte. Maine verbindet eine gehörige Portion Witz mit philosophischen Gedanken, stellt sich Fragen zu den praktischen Problemen des gesamten Unterfangens und beantwortet sie sehr geschickt (z.B. brach eine Streit darüber aus, nach welchem System man die Tiere denn ordnen sollte und die Antwort ist verblüffend einfach).
    Die Personen entwickeln sich unaufhörlich weiter. Am Anfang hatte ich mit Noah ein ziemliches Problem - für mich ist er genau das, was man meint, wenn man abfällig von einen Mann spricht und mehr als einmal habe ich mir die Frage gestellt, warum gerade er der Auserwählte war, aber genau wie alle anderen ist auch Noah in den ständigen Prozess der Weiterentwicklung miteinbezogen. Besoners deutlich sieht man es aber an den Söhnen Sem, Cham und Japhet. Japhet zum Beispiel ist anfangs noch ein etwas grün hinter den Ohren, drückt sich vor der Arbeit und will nur Spaß... gegen Ende hin ist er ein pflichtbewusster junger Mann, der durch die Flut erwachsen werden musste.
    Aber nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen entwickeln sich stark weiter. Die Männer nehmen die Frauen zwar nicht ernst und wundern sich immer über ihre Gedanken, aber in Wirklchkeit sind es die Frauen, die den wirklich wichtigen Dingen nachgehen.
    Alles ist eingepackt in eine gehörige Portion Humor, wodurch sich alles auch noch wunderbar einfach lesen lässt.
    Anfangs gestört hat mich, dass das Buch im Präsens geschrieben ist, was aber nur aus Noahs Sicht ein "Problem" darstellt, denn nur aus seiner Sicht werden alle Famlienmitglieder aus der Erzählerperspektive betrachtet (und dafür ist Präsens meiner Meinung nach nicht sooo gut geeignet), die anderen Familienmitglieder reden von sich in der Ich-Form, wodurch sich das "Problem" verflüchtigt.


    Wenn man über die ersten absolut kranken Kapitel hinwegsieht, dann stellt das Buch sicherlich einen wunderbaren Geheimtipp da und ich kann es ohne zu zögern empfehlen.


    :wave

  • Ich kann mich deiner Rezi nur anschließen.


    Ich brauchte auch eine Zeit um dieses Buch hinein zufinden. Es ist halt eine etwas andere Sprache als man geglaubt hat. Diese derbe und zeitweise obzöne Sprache diente wohl zur Verdeutlichung der Verdorbenheit der Menschen vor der großen Sintflut. Vielleicht spiegelt sich auch die Einfachheit von Noah und seiner Familie da. Ob es damals schon Diskussionen über die Unterschicht gab? Noah wäre bestimmt das Vorbild gewesen. :grin


    Aber am Ende sieht man Noah nicht mehr allzu kritisch, er ist halt ein alter, gottesfürchtiger Mann, der sich nie viele Gedanken gemacht hat, weil Gott ja alles richtet.
    Seine Söhne können unterschiedlicher nicht sein. Jeder seiner Söhne spiegelt glaube ich eine andere Seite von Noah.
    Ich bin auch der Meinung dass die wahren Helden die Frauen sind. Durch Mut, Weisheit und Taktik haben die Frauen es geschafft das große Projekt zum Erfolg zu führen.


    Ein nettes Buch für zwischendurch, bei dem man ab und zu schmunzeln, aber auch manchmal nur mit dem Kopf schütteln kann.


    Es gab übrigens sehr schöne Diskussionen in der Leserunde zu diesem Buch. Die solltet ihr euch nicht entgehen lassen. :grin

  • Danke für die Rezi, ich meine, dass das Buch mich interessieren würde, obwohl, ohne es gelesen zu haben, ruft es widersprüchliche Gefühle vor.
    Übrigens die Leserunde dazu ist wirklich lesenswert. :-)

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • Ich bin insgesamt enttäuscht vom Buch.


    Zunächst einmal die obszönen Szenen, die möglicherweise die Verderbtheit ausdrücken sollen. Zum einen finde ich, dass man das auch anders darstellen kann als so, wie das hier erfolgt ist. Das ist sicher persönliche Geschmackssache. Mir gefällt es nicht. Zum anderen wird das Volk vor der Sintflut - außerhalb von Noahs Familie - wenig dargestellt. Verderbt in diesem Sinne ist vor allem Noahs Familie.


    Es gibt einige Stellen, an denen sich Inkonsistenzen mit Fakten sowie mit biblischer Überlieferung ergeben. Ich hätte es besser gefunden, wenn der Autor lediglich Leerstellen gefüllt hätte; also Aspekte, zu denen nichts überliefert ist, ausgeschmückt hätte (wie bspw. die Geschichte der Frauen).


    Noah und seine Söhne und Schwiegertöchter sprechen und handeln so, als ob sie heute leben würden. Dies hindert mich daran, die Figuren und die Geschichte der Sintflut wirklich besser zu verstehen. Und es ist auch aus meiner Sicht nicht so geschrieben, dass sich ein besonderer Esprit entfaltet.


    Auf der Buchrückseite ist die Rede von einem besonderen und skurrilen Humor. Eigentlich mag ich skurriles durchaus ganz gerne. Aber hier konnte ich keinen besonderen Humor entdecken und ich habe kaum mal müde geschmunzelt.


    Gut, auch wenn ich die Geschichte einfach mal als fiktive Geschichte lese, so hat sie mich da auch nicht besonders gepackt oder unterhalten.


    Schade.
    .

  • Ich kann taki nur in allen Punkten zustimmen.


    Vom Klappentext her, hätte ich etwas anderes erwartet. Wie erwähnt, kommt der Text stellenweise sehr derb rüber. Das hat meiner meinung nach wenig mit skurrilem Humor zu tun, sondern mehr mit platter Schreibweise.


    Das Buch hat wenig Bezug zur Bibel, was ja keineswegs ein Nachteil sein muss, dass allerdings ein solches Bild von Noah und seiner Familie gezeichnet wird, hat mir überhaupt nicht gefallen.


    Man muss dem Buch zugute halten, dass es sich flüssig lesen lässt, aber die Geschichte einfach nicht überzeugend ist.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Endlich mal ein ruhiges Gewissen, daß ich eine Leserunde verpaßt habe. Ich habe diagonal immer mal reingelesen, und jetzt hier die Rezis - das Buch ist wohl nichts für mich. Die Bücher auf meinem SUB freuen sich, da werden die etwas eher gelesen. :-) Danke, daß Ihr mit Zeit und Geld sparen geholfen habt. :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Endlich mal ein ruhiges Gewissen, daß ich eine Leserunde verpaßt habe. Ich habe diagonal immer mal reingelesen, und jetzt hier die Rezis - das Buch ist wohl nichts für mich. Die Bücher auf meinem SUB freuen sich, da werden die etwas eher gelesen. :-) Danke, daß Ihr mit Zeit und Geld sparen geholfen habt. :wave


    Ja, das kannst du getrost auslassen. Ausser dir wird mal ganz besonders langweilig. Aber das kann ja noch dauern :-]

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Meine Rezi zum englischen Original (auch auf meinem Blog zu finden):



    The Flood von David Maine


    Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
    Verlag: Canongate Books Ltd (7. Oktober 2004)
    Sprache: Englisch
    ISBN-10: 184195537X
    ISBN-13: 978-1841955377
    Größe: 21,4 x 14,4 x 3,4 cm


    Synopsis (von amazon)
    In The Flood, Noe’s family tell what it’s like to live with a man touched by the hand of God, while struggling against events they cannot control or explain. When Noe orders his sons to build an ark, he can’t tell them where the wood or other materials will come from, just that God will provide. When Noe orders his daughters-in-law to gather the animals, they set off on their difficult journeys with no specifics, no money, and no protection, just Noe’s faith that God will make it work. And once the rain starts, the family is trapped on the ark with no experience in feeding or caring for the animals, and no idea when the endless waters will recede. What emerges is a picture of a real family caught in the midst of an extraordinary Biblical event - and all the tension, humanity, and even humour that that implies.


    Über den Autor


    Link zu seinem Blog


    Meine Meinung


    Anfangs tat ich mich ein wenig schwer, in die Geschichte hineinzufinden. Das Englisch ist eher umgangssprachlich und meine letzten Bücher waren alle auf Deutsch. Jedes Kapitel wird aus der Sichtweise eines anderen Familienmitgliedes erzählt, nur die Kapitel über Noah sind aus der Sicht eines Erzählers. Besonders gefallen hat mir hier, dass den verschiedenen Familienmitgliedern sprachliche Eigenheiten zugeordnet sind und sich so einerseits ein Wiedererkennungswert ergibt und andererseits sich die Charaktere der Protagonisten wiederspiegeln. Ich fand es spannend, die Geschichte um Noah mal aus einer anderen, profaneren Sicht erzählt zu bekommen. Insbesondere die Rolle der Frauen, die von ihren Männern für leicht beschränkt gehalten werden und in Wirklichkeit aber ihren Männern haushoch überlegen sind, fand ich besonders spannend. Eigentlich ist es mehr eine Familien- als eine religöse Geschichte, wobei für mich schon auch die Moral mitschwingt, dass man nicht unbedingt ein “gottgefälliges” (was immer das auch ist) leben leben muss, um Gott zu gefallen.


    Mein Fazit


    Nettes Buch, das ich ohne die Leserunde bei der Büchereule nicht gelesen hätte. Kein must have.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

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  • Ich habe letzte Nacht dieses Buch beendet, und nun kommt meine Rezi.


    Noah und seine Familie werden als ganz normale Menschen dargestellt, die Ängste und Sorgen haben, wie alle anderen auch.
    Und gleichzeitig sind sie sehr verschieden. Die Söhne könnten nicht unterschiedlicher sein, genauso wie dessen Frauen.


    Die Sicht wechselt immer wieder zwischen den Familienmitgliedern, was mir sehr gut gefallen hat. Dadurch konnte man die Charaktere richtig kennen lernen bzw. besser verstehen.


    Probleme hatte ich mit dem Schreibstil nicht. Ich hatte auch keine Probleme, mich in das Buch einzufühlen. Im Gegenteil, ich war sofort im Geschehen drin und habe die Geschichte fesselnd verflogt.


    Das einzige was mir an dem Roman nicht gefallen hat, war die teilweise sehr obszöne Ausdrucksweise, und teilweise etwas kranken Kapitel. Manchmal musste ich zwar schmunzeln, manchmal habe ich allerdings auch den Kopf geschüttelt.
    Wenn man davon aber absieht, ist das Buch einwandfrei. Mir hat es gut gefallen und ich hatte meine Freude beim lesen.