Um doch noch mal zum Kernthema zurückzukommen. "Das Parfum" ist ein Weltbestseller. Ich würde nicht sagen, daß ich das Buch nicht "mag", es ist okeh, aber mehr auch nicht - aus meiner Sicht. Aber ich verstehe, warum viele Leute dieses Buch mögen. Es ist mysteriös und zuweilen spannend, beackert ein originelles Thema, und liefert reichlich Informationen über etwas, mit dem man sich sonst nicht auseinandergesetzt hätte (Parfumherstellung). In gewisser Weise war das Buch eine der Vorlagen für die derzeit inflationsartig publizierten "historischen" Romane, die irgendeinen (inzwischen bevorzugt weiblichen) Helden in eine Grenzsituation stoßen, um ihn dann in einer bestimmten Branche besonders erfolgreich werden zu lassen (weitere Steilvorlagen waren Titel wie "Die Säulen der Erde" und "Der Medicus").
Bei "Der Alchimist", den ich wirklich nicht mag, verstehe ich es auch in gewisser Weise. Coelho bedient gezielt den Wunsch vieler Menschen nach einfachen Antworten auf komplizierte Fragen, nach Leitlinien und spirituellen Ideen für ihr Dasein. Das Buch ist m.E. kein literarischer Erfolg, sondern in gewisser Weise ein philosophischer.