Kalteis - Andrea Maria Schenkel

  • Kalteis kommt für mich nicht ganz an Tannöd ran. Vom Aufbau her ist es ähnlich gehalten. Zeugenaussagen, Perpektive der Opfer, Beschreibung der Taten. Der Schreibstil hat mich auch wieder gefesselt, es war aber gut, dass ich es ohne Pause lesen konnte, sonst hätte ich sicher hin und wieder den Faden verloren. Klar war mir am Ende nicht


    Alles in allem sind mir hier zu viele Fragen offen geblieben und auch die gruselige Atmosphäre von Tannöd mochte hier nicht so recht aufkommen.


    Von mir 7 Punkte

  • auch dieses hatte ich zusammen mit tannöd als wanderbuch hier und habe es direkt danach gelesen. tannöd war deutlich besser, aber das war auch ganz okay.

  • Das neue Buch der Tannöd-Autorin widerlegt die These, dass Fortsetzungen schlechter sind als ihre Vorgänger. Hier ist es nämlich genau umgekehrt.
    "Tannöd" hat mich nämlich ziemlich enttäuscht, nachdem es so hochgelobt wurde - "Kalteis" hingegen hat dieses Mal etwas mehr Umfang und auch der Schreibstil ist um einiges besser geworden. Zwar stört das gequälte Bairisch immer noch genauso sehr wie im ersten Buch, aber dafür ist der Textfluss jetzt einfach besser. Und das Buch besteht nicht mehr nur noch aus Interviews mit den Beteiligten, sondern kommt einem Roman schon etwas näher.
    Was mich allerdings immer noch stört ist die Tatsache, dass man die Bücher von Schenkel am besten immer in einem Rutsch durchlesen sollte, da man sonst nur noch schwer wieder in die Geschichte einsteigen kann. Die Charaktere prägen sich dem Leser nicht ein und so ist es auch hier der Fall, dass man immer wieder mal zurückblättern muss, um sich zu erinnern.
    Alles in allem aber ein gut lesbarer Krimi, der ein schnelles Ende findet.

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Ich habe das Buch geschenkt bekommen und lange nicht gelesen - denn ich mag keine Krimis und die Autorin empfand ich bei einer Preisverleihung als unsympathisch. Tannöd kenne ich (noch) nicht.


    Rangetraut hab ich mich jetzt allerdings doch. Ich wurde angenehm überrascht, da es eben kein typischer Krimi ist. Es geht nicht von Anfang an um die Tätersuche, denn der Ausgang der Verbrechensreihe wird schnell genannt.
    Es geht nicht darum, die Motive des Täters zu sezieren. Es geht nicht um die Ermitlungsarbeit.
    Stattdessen handelt das Buch von den Personen, ihren Geschichten, ihren Eigenheiten, vor allem vor den Opfern und hier speziell Kathie, deren Ankunft und Leben man in München mitverfolgt. Ebenso wird ein gewisser Einblick in den Täter gewährt, wenn auch sehr viel geringer.


    Ansonsten ist das Buch im Vergleich zu anderen ungewöhnlich, unkonventiell. So geschrieben wie ein Bericht, eine mündliche Schilderung, immer mit bayrischen Einsprengseln, kurzen Sätzen und Wiederholungen, ist es interessant zu lesen, eine Abwechslung - gut passt dazu die Kürze des Buches, denn trotz alledem ist es kein Stil, der mir über lange Strecken zusagen würde, zumal die eigenartige Vorliebe der Autorin, auch bei kurzen Sätzen das Subjekt von seinem angestammten ersten Platz zu verbannen, den Lesefluss stört. Auch mit den Perspektiven arbeitet sie auf ihre eigene Art und Weise - Vernehmungsprotokolle, (Zeugen)berichte in der ersten Person und Erzählstücke in der dritten Person. Das ist zwar manchmal etwas sprunghaft und ohne wirkliches System, aber es wirkt. Es fällt auf.


    Die Handlung ist interessant, sie hat mir gefallen, auch weil nicht immer die Tat mitgeschildert wurde, sondern man eher etwas über die Personen erfuhr, seien es die Opfer, seien es die Zeugen. Die kurze Einblicke in die verschiedenen Leben gefielen mir. Was ich auch schön fand, ist, dass die Geschichte zur Zeit der Nationalsozialisten spielen konnte, ohne zu starken Bezug dazu zu haben, keine Schulddiskussion, keine Wertung - das Buch konzentrierte sich auf seine Handlung und die Zeit war eine Kulisse - wie viele andere Zeiten es auch hätten sein können. Schön, dass auch das mal möglich ist, ohne die obligatorische und berechtigte Moralkeule, es ist nicht so anstrengend für den Leser.


    Dadurch, dass man Kathie begleitete, die Augenzeugenberichte hatte, empfand ich trotz eher emotionsloser Sprache das Buch sehr viel stärker, eine persönliche Verbindung war da. Sehr gut!


    Fazit
    Ich bin positiv überrascht, ein Buch, an das ich kaum Erwartungen gestellt hatte. Ich könnte den Stil der Autorin zwar nicht in längeren Büchern ertragen, und auch Tannöd werde ich nicht sehr bald lesen, aber es hat mich durch sein Anderssein beeindruckt.


    9/10 Punkten


    :wave bartimaeus


    Edit: ein wenig hab ich noch verbessert, stilistisch wie inhaltlich

  • Zitat

    Original von Toebi
    Nach Tannöd habe ich auch gleich Kalteis gelesen. Andrea Maria Schenkel hat da wirklich einen eigenen Schreibstil entwickelt. Bei Kalteis wurde ich irgendwie durch die wechselnden Perspektiven immer wieder aus der Handlung rausgerissen. Da fand ich Tannöd doch angenehmer zu lesen. Das Buch war nett für zwischendurch, aber es hat mich auch nicht vom Hocker gerissen. 6 Punkte von mir.


    Ich hab zwar noch ein paar Seiten bis zum ende, aber ich bin der selben Meinung wie Toebi.
    Ich bin mit ihren Schreibstil schon im Tannöd nicht ganz klar gekommen und in diesem ist es auch nicht besser.
    Das einzigste was mich "begeistert" hat, war das einige Nachbarorte drin vorkamen ;-)
    Also weitere Bücher von ihr würde ich mir nicht unbedingt kaufen.

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Ich kann den Büchern von Frau Schenkel auch nichts abgewinnen. "Tannöd" habe ich als Hörbuch gehört und fand es noch recht gut, wahrscheinlich durch die Vorleserin, Monica Bleibtreu, die das recht authentisch rüberbrachte. "Kalteis" hatte ich auch aus der Bücherei, diesmal "opferte" ich sogar einen Euro, weil ich mir das Buch habe vormerken lassen - hätte ich mir lieber eine Wurst-Semmel dafür gekauft! Ich habe das Buch nach etwa der Hälfte weggelegt, weil sämliche Figuren dermaßen einseitig dumpf-dumm dagestellt waren, dass ich mich fragte: Gab es in München und Umgebung damals tatsächlich nur solche Charaktere? Und woher weiß Frau Schenkel das?

  • :wave Habe das Buch Kalteis gerade gelesen, fand am Anfang den Schreibstil
    ein wenig befremdlich( kam mir vor wie Yoda bei starwars) . Ansonsten fand ich es sehr spannend , ob am Ende Kalteis Kathie wirklich erwischt. :wave

    Ein Optimist ist ein Mensch der ein Dutzend Austern bestellt ,in der Hoffnung , sie mit der Perle ,die er darin findet,bezahlen zu können.
    Theodor Fontane

  • Jetzt erscheint ja bald das neue Buch von Fr. Schenkel. Hat es schon jemand vorbestellt?


    Kurzbeschreibung
    Ein Mann überfällt abends eine Autovermietung, doch als die einzige noch anwesende Angestellte den erhofften Schlüssel zum Tresor nicht hat, entführt er sie in eine alte, verfallende Mühle im Wald, in der es auch einen geheimen Luftschutzbunker gibt. Will er sie als Geisel nehmen? Oder einfach seine Macht über die Gefangene auskosten? Wovon wird er selbst getrieben? Ist es jemand aus ihrer Vergangenheit, die sich bald als weniger unschuldig erweist, als es zunächst schien? Durch den Wechsel der Erzählperspektiven zwischen der Entführten und dem Entführer entspinnt sich in der Abgeschiedenheit des Waldes ein albtraumhaftes, grausames Spiel zwischen diesen beiden, in dem die Opfer- und Täterrolle, die des vermeintlich Guten und Bösen, abgründig hin- und herwechseln. Andrea Maria Schenkel erweist sich in ihrem dritten Roman ein weiteres Mal als Meisterin des unterschwellig Unheimlichen und der menschlichen Abgründe.

  • Nach dem Kalteis jetzt auch als TB erschienen ist, habe ich es mir an einem Abend zu Gemüt geführt und kann verstehen, warum Anna Maria Schenkel auch dafür den Deutschen Krimipreis erhalten hat.


    Sie interpretiert den Kriminal-Roman einfach anders als die austauschbare Standard-Massenware. Sie nimmt einen echten Fall und macht daraus ein eindringliches Zeitgemälde ohne Wertung. Sie zeichnet nur auf und überlässt es dem Leser, nachzuvollziehen, was, warum geschehen ist und nach seinem eigenen Maßstab zu urteilen.


    Es gibt keine Helden, keine, wie auch immer gearteten Ermittler, sondern nur ganz normale Men-schen wie Du und ich und ihr normaler Alltag und wie sie auf die ein oder andere Weise diesen Fall tangieren.


    Eindrucksvoll wie es der Autorin gelingt, die Zeit in den 30igern des letzten Jahrhunderts lebendig werden zu lassen, ohne auf die üblichen Bösen zurückgreifen zu müssen, auch wenn sie unterschwellig dabei sind. Aber mit den Verbrechen haben sie nichts zu tun.


    Allerdings nichts für den Krimileser mit festgefahrenen Erwartung, sondern eher für den neugierigen, der sich gerne von einem Krimi regelrecht verführen lässt


    meint Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich fand dieses Buch nicht so gelungen. Den Vorgänger "Tannöd" fand ich spitze. Bei diesem Buch kommt es mir aber so vor, als sei es so "gezwungen" geschrieben worden, dass es nach "Tannöd" ein weiterer Bestseller werden muss. Ich fand dieses Buch auch anfangs sehr langweilig und schwieriger zu lesen. Bei "Tannöd" war ich sofort in der Geschichte gefangen. Hier war es leider nicht der Fall....


    2 von 5 Sternen!

  • Kalteis liest sich wie ein Vernehmungsprotokoll - sehr nüchtern mit kurzen Sätzen im Bayrischen Dialekt.
    Es gibt keine Helden, keine Ermittler, keine Motive.
    Trotzdem liest sich dieser Bericht spannend.
    Wie bereits oben erwähnt könnte auch ich diesen Schreibstil nicht über eine Buchlänge von 300 Seiten ertragen, deshalb war der Umgang des Romans angemessen.


    Überrascht war ich allerdings darüber, dass

  • Auch in ihrem zweiten Buch ist sich die Autorin in ihrer Schreibweise treu geblieben. Verknappte, essenzhafte Sätze, die vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen. Doch gerade diese Schreibweise heben Schenkels Bücher hervor.


    Manche bemängeln das schlechte Deutsch, grammatikalische oder semantische Fehler der Autorin, lassen hierbei jedoch außer Acht, dass sie dem Schauplatz gerecht werdend (München, Bayern) dialektgefärbt schreibt. Hierbei kann man die Maßstäbe der Rechtschreibung und Grammatik der Hochsprache selbstverständlich nicht eins zu ein umlegen.


    Schenkel fängt damit unterschwellig interessante Stimmungen ein. Die Geschichte von Herrn Kalteis erzählt sie quasi rückwärts. Das Buch beginnt mit der Hinrichtung des Mörders und nach und nach werden die Taten aufgerollt. Der fortlaufende Perspektivenwechsel – mal aus der Sicht der Frauen, unbeteiligten Zeugen kommen zu Wort, aus der Sicht des Mörders in Form von Verhörprotokollen – belebt die Erzählung und erzeugt eine Lesedynamik, der man sich nicht so leicht entziehen kann.


    Bisweilen werden recht grausame Details geschildert, die nichts für zartbesaitete Gemüter sind, jedoch nicht auf reißerische Effekthascherei hinauslaufen.


    Meine Meinung: Ich mochte "Tannöd" und auch "Kalteis" gefällt mir im gleichen Maße gut. Der außergewöhnliche Schreibstil polarisiert, doch wer etwas jenseits des Einheits-Krimi-Breis sucht, ist hiermit gut bedient.