Jakob Hein - Mein erstes T-Shirt

  • Titel: Mein erstes T-Shirt
    Autor: Jakob Hein
    Verlag: Serie Piper
    Erschienen: Januar 2003 (5. Auflage)
    Seitenzahl: 160
    ISBN-10: 3492237398
    ISBN-13: 978-3492237390
    Preis: 7.90 EUR


    Jakob Hein, der 1971 in Leipzig geborene Autor, im Zivilberuf Arzt, beschreibt in einigen Episoden seine Kindheit und Jugend in der DDR. Man kann davon ausgehen, dass hier sehr viele autobiographische Erfahrungen und Erlebnisse mit eingearbeitet wurden. Mal sehr humorvoll, mal nachdenklich, mal kritisch und mal auch sehr böse schreibt sich Jakob Hein, man möchte meinen, seinen Frust von der Seele.
    Keine der Episoden ist langweilig, beschreiben sie doch immer wieder neue Situationen. Nichts wirkt wie genervte Routine.
    Jakob Hein hat ein Buch geschrieben, dass den Leser schnell gefangen nimmt. Man kann sich seinem Erzählstil ganz einfach nicht entziehen. Sein Sarkasmus kann manches Mal wirklich bitterböse sein und man nimmt ihm ab, dass er es meint so wie er es schreibt. Trotzdem prügelt er nicht auf die DDR ein, er sieht diesen deutschen Staat durchaus kritisch, aber nie ohne Zuneigung. Jakob Hein hat für sich offensichtlich den Stil gefunden, wie man sich mit der DDR auseinandersetzen muss. Ein unbedingt lesenswertes Buch.
    Für 7.90 EUR bekommt man ein Buch, dass dem Leser sehr nachdenkliche, sehr heitere und sehr anregende Lesestunden schenkt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • "Er hat als versierter Stolperer einen Sinn fuer Situationskomik und versteht es, im Alltaeglichen die schraegen Momente zu entdecken" - das sagt die Sueddeutsche Zeitung ueber Jakob Hein und dieses kleine Buechlein.


    Und ja, sie hat absolut recht. Jakob Hein ist ein Meister der Momentaufnahme. Er beschreibt sie sehr praezise mit treffendem Humor. Es sind sehr passende Momente, die diese Jugend in der DDR bestimmten. Es sind Momente wie sie alle Jungs in aller Welt erleben (die erste Liebe, der erste Alkohol ...) und Momente, wie sie nicht typischer sein koennten fuer die DDR (Treffen mit der Stasi ...) und nirgendwo sonst.


    Aber das hatte ich so in der Form gar nicht erwartet. Erhofft hatte ich mir eine Erzaehlung. Doch ein Plot, ein Erzaehlstrang fehlt hier voellig. Die Kurzkapitel wuerd ich nicht mal Kurzgeschichten nennen koennen. Es sind kurze Augenblicke im Leben eines jungen Menschen. Augenblicke, die sicherlich wichtig fuer ihn sind. Augenblicke, die uns guten Einblick in die Charakterentwicklung geben koennen. Aber sie sind mir einfach zu kurz. Es sind kleine Puzzleteilchen, die irgendwie sicherlich ein Bild ergeben. Eine Geschichte ergeben sie aber gewiss nicht.


    Fazit: Jakob Hein hat treffsicher und humorvoll Momentaufnahmen einer Jugend in der DDR gezeichnet. Gewuenscht haette ich mir aber dies in Form einer mehr zusammenhaengenden Erzaehlung lesen zu koennen. Das fehlt leider voellig.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Meine Rezension ist gerade erst 2 Wochen her - und ich kann mich schon an so gut wie nichts mehr erinnern. Manchmal sieht man ein Buch mit etwas Abstand ja noch anders, oftmal gefaellt es einem dann doch besser. Aber in diesem Fall bestaetigt es doch eher einen leichten Eindruck der Enttaeuschung. Gleich nach Beendigung des Buches hatte ich dieses Gefuehl mit der Erzaehlform erklaert. Und das ist sicherlich ein Grund dafuer. Aber dazu kommt, dass einige der Erzaehlungen vielleicht auch einfach zu belanglos sind, um laenger im Gedaechtnis zu bleiben.


    Bitte nicht falsch verstehen, es ist ein nettes kleines Buechlein. Aber ich hatte doch hoehere Erwartungen und die konnte Jakob Hein hier nicht erfuellen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich