Kurzbeschreibung
Wolf-Dieter Storl, Ethnologe und Kulturanthropologe, führt uns an die Wurzeln unserer Kultur und vermittelt uns über das Urwissen der Kelten einen erstaunlichen Zugang zur Natur und Heilkunde. Die Kelten waren fast tausend Jahre lang die führende Kultur in weiten Teilen Europas. Zwar wurde das Druidentum zerstört, aber das einfache Volk hielt am altüberlieferten Wissen fest und gab es mündlich und praktisch weiter in Form von Bauernregeln, Märchen, Sagen, Jahreszeitenritualen und vor allem Kräuterwissen und Volksheilkunde. Der Autor führt uns zu einer Heilkunde, in der es nicht um Wirkstoffe geht, sondern um die Zauberkraft und Magie der Pflanzen. Er stellt die wichtigsten Heil- und Zauberpflanzen und die Bäume der Kelten in ihrem jahreszeitlichen und kulturellen Kontext, in der Heilkunde und in der Magie vor und beschreibt die Bedeutung des keltischen Jahreskreises und Baumkalenders. Über die acht keltischen Jahresfeste und ihre Rituale führt er uns durch den Jahreskreis und zeigt, wie wir uns auch heute wieder in die grossen Rhythmen der Natur einstimmen können. Mit zahlreichen praktischen Rezepten für altüberlieferte Heilmittel und Heilanwendungen.
Über den Autor
Wolf-Dieter Storl: geboren 1942, Kulturanthropologe und Ethnobotaniker. Der ehemalige Fulbright Scholar der Universität Bern lehrte als Dozent an verschiedenen Universitäten. Studienreisen, ethnografische und ethnobotanische Feldforschungen - in einer traditionellen Spiritistensiedlung in Ohio, bei alteingesessenen Bauern im Emmental, bei Medizinmännern der Northern Cheyenne, bei Shiva Sadhus in Indien und Nepal - finden ihren Niederschlag in zahlreichen Artikeln und Büchern. Seit 1988 lebt er mit seiner Familie auf einem Einödhof im Allgäu, wo er gärtnert und den Geheimnissen der Heilkräuter und Wildpflanzen nachgeht.
Meine Meinung
Dieses Buch subt schon geraume Zeit bei mir herum; ich hatte zwar schon mehrere Anläufe unternommen, es zu lesen, war aber immer an dem esoterischen Grundton dieses Buches gescheitert. Nun wollte ich ihm, sozusagen im passenden Ambiente der Bretagne, eine letzte Chance geben. Und obwohl ich einige Male kurz davor war, dieses Projekt endgültig zu begraben, habe ich mich durchgebissen.
Es geht um die die mystischen Pflanzen der Kelten, wie sie als Heil-und Zauberkräuter verwendet wurden, nebenbei, und das machte das Lesen für mich so anstrengend, auch um den keltischen Glaubenskosmos, und natürlich, wie sehr sich der moderne Mensch von dieser Erdverbundenheit entfernt hat. Da mag ja was dran sein, aber wenn ich ständig von der Großen Göttin Brigit, die sich mit dem Bärengott vereint, lesen muss, dem Kessel der Transformation (dessen unaussprechlicher Name mir gerade entfallen ist) und von Kräutern, die ich bei Vollmond um Mitternacht, am besten nackend rückwärtsgehend mit der linken Hand, pflücken soll, einen zauberkräftigen Spruch murmelnd, dann bin ich einfach nur genervt und denke mir, das Buch ist eher was für gelangweilte Mittelstandsmuttis auf Sinnsuche.
Andererseits aber, und das hat mich immer wieder gerettet, habe ich doch einige neue Erkenntnisse gewonnen, angefangen bei der Ethymologie der verschiedenen Pflanzennamen, den Hintergrund vieler Bräuche und Sprichworte, die auch heute noch bekannt sind, und den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Heiligen, denen man in der Bretagne auf Schritt und Tritt begegnet, und früheren keltischen Gottheiten.
Nur dummerweise bin ich eine, ich zitiere, "vom einseitigen Reduktionismus der positivistischen Botanik" geprägte Biologin, die sich für die Kelten nur in sofern interessiert, als dieses Volk die Landschaft und die Kultur, in der ich lebe, mitgeprägt hat. Die Erläuterungen von keltischem Jahreskreis und Baumkalender waren deshalb für mich einfach nur öde, wenn nicht nervend.
Fazit: für botanisch Interessierte ist dieses Buch nur streckenweise interessant, wer sich aber für die Mystik der Kelten interessiert, und sich auch an den Aufforderungen nicht stört, doch einmal im Schatten eines Weißdorns zu meditieren, um die Kraft der großen Göttin in sich aufzunehmen, erhält einen guten Überblick über Lebens- und Glaubenswelten dieses Volkes.