Galantes Versailles - Die Mätressen am Hofe der Bourbonen
Kurzbeschreibung
Von der schüchternen Liebenden Louise de la Vallière bis zur bürgerlichen Karrieristin Jeanne du Barry spannt sich der Bogen der Frauengestalten, die als Mätressen der französischen Könige am Hof in Versailles lebten.
Als maîtresse-en-titre offiziell anerkannt und Teil der höfischen Gesellschaft, waren die Geliebten von Louis XIV und Louis XV weit mehr als nur schöne und dem Luxus ergebene Bettgefährtinnen, wie das gängige, allzu triviale Klischee es will.
Die jeweilige Mätresse hatte offizielle Repräsentationsaufgaben zu erfüllen, war für das tägliche Unterhaltungsprogramm bei Hofe zuständig, regelte den Zugang zum König, kurzum: war eine Frau von Einfluss. Die "Maîtresse par excellence", Madame de Pompadour, gab als kenntnisreiche Förderin von Kunst und Literatur dem französischen Hof sogar belebende kulturelle Impulse.
Die Historikerin Sylvia Jurewitz-Freischmidt schildert das Leben der königlichen Geliebten zwischen höfischen Intrigen und amouröser Leidenschaft, steifem Zeremoniell und raffinierten Vergnügungen, rauschenden Festen und heimlichen Geburten.
Immer im Blick hat sie das spannungsreiche Verhältnis zu den anderen Frauen am Hofe, den Königinnen zumal, aber auch weiteren hoch gestellten Persönlichkeiten und rivalisierenden Geliebten. Der Leser erfährt faszinierende Details, so die Tatsache, dass die ersten Mätressen Louis' XV Urenkelinnen einer Konkubine Louis‘ XIV sind, und welche Irritationen legitimierte Bastarde für das monarchische System bedeuten können. Nicht zuletzt verschafft uns die Autorin manch erhellende Einblicke in das öffentliche und private Leben der glanzvollen französischen Herrscher in der Ära des Absolutismus.
Den dramatischen Schlusspunkt setzt die Französische Revolution, der nicht nur Louis XVI und seine Gemahlin Marie Antoinette, sondern auch Jeanne du Barry zum Opfer fallen.
Über die Autorin
Die Historikerin und Kommunikationswissenschaftlerin SYLVIA JUREWITZ-FREISCHMIDT legt mit "Galantes Versailles" ihr drittes Sachbuch im Casimir Katz Verlag vor. Mit ihren atmosphärisch dichten, lebendig und anschaulich geschriebenen Darstellungen hat sie sich bereits ein großes Lesepublikum erobert. Ebenfalls von ihr erhältlich: Die Herrinnen der Loire-Schlösser; Karl V. und seine Regentinnen. (Quelle: amazon)
Eigene Meinung
Beim ersten Durchblättern ergibt sich ein etwas befremdliches Gefühl. Kurze Kapitel scheinen es zu sein, von einer kleinen Überschrift betitelt, eine Orts- und Datumsangabe steht dabei.
Doch was auf den ersten Blick noch seltsam wirkt, entwickelt beim Lesen keinen Störfaktor. Im Gegenteil, die kleinen Kapitel sind keine Kapitel, sondern gehen oft einfach im Satz oder der Thematik weiter. Die Autorin hat ihr Buch dadurch sehr gut strukturiert, man weiß immer wo und wann man sich befindet. Und trotz der Personenfülle auch meist, mit wem.
Das Buch beginnt mit dem jungen Louis XIV 1653 und endet mit der Enthauptung der letzten königlichen Mätresse Madame du Barry 1793. Dazwischen erzählt die Autorin sehr unterhalsam von 3 Königen, ihren Familien, ihrer Politik und ihren Liebschaften.
Gerade beim Sonnenkönig Louis, dessen Leben schon das halbe Buch einnimmt, gibt es eine unglaubliche Personenfülle. Hilfreich sind die umfangreichen Stammbäume am Ende des Buches. Auch weiß die Autorin die vielen Namensgleichheiten und -ähnlichkeiten zu handhaben, indem sie die Herren mit ihren diversen Titeln auseinanderhält. Trotzdem bedarf es einiger Konzentration, Louis' zahlreiche illegetimen Nachkommen auseinanderzuhalten. Das ist aber nicht die Schuld der Autorin sondern Louis Zeugungsfähigkeit anzulasten
Der Klappentext beschreibt schon sehr gut, worum es geht. Die Autorin nähert sich den Mätressen, vor allem den bekanntesten, mit großem Respekt und viel Verständnis. Sie läßt Madame de Montespan, Louis XIV. langjährige Mätresse, die ich persönlich noch gar nicht kannte, Madame Pompadour und die du Barry als lebensnahe Frauen erscheinen, die ihren Weg suchten und fanden. Meist von Höflingen protegiert und bewußt in die Nähe des jeweiligen Königs eingeführt, zeigt die Autorin, das nur die charakterfestesten unter den Damen an der Seite der Könige bestand haben konnten. Gerade Madame du Barry kommt viel besser weg als ich, in dieser Epoche aber auch nicht allzu bewandert, bisher von ihr dachte. Ich wußte vorher nicht, was es wirklich bedeutete, die offizielle Mätresse des Königs zu sein.
Fein arbeitet die Autorin auch die unterschiedlichen Charaktere der Könige heraus. Vom selbstbewußten und egozentrischen Lous XIV. über den unterschätzten Louis XV. bis zum unsicheren, verklemmten Lous XVI. Ihre Art, König zu sein, ihre Arbeitsweise, ihre Eigenarten werden sehr anschaulich dargestellt. Manchmal könnte man meinen, die Autorin war dabei und kannte die Gedanken der Menschen. Das ist vielleicht der einzige Kritikpunkt, das sie zu sicher ist, was derjenige in einer Situation dachte. Da ich aber nicht weiß, wieviel wirklich durch Briefe belegt ist, lasse ich diesen Punkt mal ausser acht (eine Literaturliste ist im Anhang zu finden).
Auch die Kleinigkeiten des Alltags kommen zur Sprache. Mode natürlich, der Bau von Versailles und die heikle Vergabe der Wohnräume dort, Familienverhältnisse, Gesundheitsprobleme. Schockierend, auf welchem Tiefstand des Wissens die Mediziner damals waren, und wieviele Mitglieder des Königshauses sie ausbluten ließen durch Aderlässe und sie darüber hinaus durch Einläufe und Brechmittel zu Tode schwächten und somit den Lauf der Geschichte mitbestimmten.
Marie Antoinette bekommt natürlich auch ihre Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zu den anderen Königinnen ist sie eine schillernde Gestalt, die eher in ihrem Gehabe einer Mätresse glich als einer Königin.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es ist sehr umfangreich und detailliert. Wie ich schon sagte, wußte ich vorher nicht viel über diese Epoche, ich kannte nur Stefan Zweigs Biografie über Marie Antoinette. Nun komme ich mir unglaublich informiert vor . Und ich finde es bemerkenswert, wie gut und leichtfüßig mir die Autorin diese vielen Informationen nahegebracht hat.
Vielleicht kommt die Politik etwas kurz, obwohl immer erklärt wird, wer gerade mit wem im internationalen Clinch liegt. Aber das Buch legt sein Augenmerk bewußt auf die privaten Dinge der Königshöfe. Und dem wird es sehr gerecht.
Wer also mehr über die Menschen unter den Perücken erfahren will, ist hier sehr gut bedient. Es ist nie trocken, der Erzählstil ist leicht und sehr gut lesbar.
Ich habe noch ein weiteres Buch von Sylvia Jurewitz-Freischmidt in meinem SuB, das ich bestimmt auch sehr bald lesen werde.