Die wunderliche Reise von Oliver und Twist - Antonia Michaelis [9 - 11 Jahre]

  • Die wunderliche Reise von Oliver und Twist
    von: Antonia Michaelis
    illustriert von: Birgit Brandt

    ISBN-10: 3785546262
    ISBN-13: 978-3785546260
    Verlag: Loewe


    Klappentext
    Es ist Mai 1856, und der Frühling hat gerade begonnen als der Waisenjunge Oliver auf einer staubigen Landstraße in den Weiten Schottlands von einem Dackel angesprochen wird. Der Dackel hört auf den Namen Twist, schreibt Bücher mit einem Herrn namens Charles Dickens und ist entführt worden. Behauptet er. Kurz darauf finden sich zwei ungleiche Helden mitten in einem wunderlichen Abenteuer, das sie quer durch England führt. Vorbei an verfallenen Kirchen und Burgen, durch vergessene Höhlen und finstere Wälder geht die Reise. Ihnen stets dicht auf den Fersen sind ein verrückter Schriftsteller und eine geheimnisvolle Frau in Weiß...


    Zur Autorin (dem Buch entnommen)
    Antonia Michaelis wurde 1979 in Kiel geboren. Fünf Jahre später begann sie, ihre Umwelt mit (damals noch unleserlichen) Büchern zu überschwemmen.
    Während der Schulzeit in Augsburg schrieb sie ihre Bücher heimlich unter dem Tisch, danach arbeitete sie eine Zeit lang in Indien als Lehrerin und erfand für die Kinder Geschichten auf Englisch. Inzwischen studiert sie in Greifswald mit wechselnden Erfolgen Medizin [Anmerkung meinerseits: Ausgabe von 2003], lebt jedoch noch immer für ihre Bücher.


    Zur Illustratorin (dem Buch entnommen)
    Birgit Brandt wurde 1974 in Minden geboren. Nach dem Abitur studierte sie Kunstpädagogik und Kommunikationsdesign in Wuppertal und an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Bereits während ihres Studiums nahm sie an zahlreichen Ausstellungen teil. Seit 2001 ist Birgit Brandt als freiberufliche Illustratorin und Designerin tätig. Besonders gerne malt sie Tiere. Was sie gar nicht mag, sind stumpfe Bleistifte. Und wenn sie gerade mal keinen Stift zur Hand hat, reitet sie oder spielt Klavier - am liebsten Chopin.


    Eigenes
    Da Titel und Klappentext ansprechend klangen, das Buch auf 3,95€ reduziert war und ich schon “Tigermond” von Antonia Michaelis gelesen hatte, habe ich mir das Buch als ich vor kurzem in Rinteln war, sofort gekauft.


    Oliver, ein Waisenjunge, der gerade aus dem Armenhaus ausgerissen ist, befreit im Hafen von Leith, den Dackel Twist aus einer Kiste. Er bemerkt, dass er den Dackel versteht und mit ihm Reden kann und macht sich mit ihm auf den Weg nach London. Twist erzählt, dass die Gabe, Tiere zu verstehen rar unter den Menschen ist und meistens mit dem Alter vergeht. Sein Herrchen und Freund Charles Dickens müsse schon etwas trunken sein, um ihn zu verstehen, und die Geschichten, die er ihm erzähle, zu schreiben.
    Er erzählt weiterhin, dass Collins, erfolgloser und neidischer Schriftsteller, auf Dickens Geheimnis gekommen sei und daraufhin ihn entführt habe, um selbst Nutzen aus ihmzu ziehen.


    Das Buch ist wunderbar geschrieben und strotzt vor Ideen. Reimende Pferde, in Haaren schlafende Siebenschläfer und farbverliebte Schafe sind nur ein Teil davon.
    Es erzählt aus zwei Perspektiven: einerseits die abenteuerliche Reise von Oliver und Twist, andererseits in kursiv die Schaffenskrise Dickens, die allerdings eher einen kleinen Teil einnimmt.
    Schon aufgrund der wundervollen Illustrationen von Birgit Brandt waren einem die Hauptfiguren sympathisch. (Auch wenn es mich ein wenig gestört hat, das Oliver nicht so viel Interesse daran hatte, mehr über Bücher zu lernen. Allerdings verständlich, da er nicht lesen kann.)
    Die Reise vereint durch den verfolgenden Entführer, interessante Reisegefährten und die rätselhafte Dame in Weiß die vielen unterschiedlichen Aspekte in sich, die das Buch so schön machen.


    Da mehrere Schriftsteller (Dickens, Lewis Caroll,...) genannt werden, ist es hilfreich, grobe Kenntnisse über sie zu haben, aber auch ohne dieses Wissen ist es eine amüsante Geschichte.
    Im netten “Nachwort für Erwachsene (die immer alles besser wissen)” werden einige Informationen zu ihnen gegeben.


    Mein Fazit
    Ein wahres Lesevergnügen, das nicht nur Kinder verzaubert!


    10/10 Punkten!


    :wave bartimaeus


    Edit: Rechtschreibfehler

  • Bei mir ist es zwar schon bisschen her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber ich kann mich noch gut dran erinnern, dass ichs auch total schön fand! Antonia Michaelis hat wirklich `nen ganz tollen Schreibstil und die Idee fand ich auch klasse. Vor kurzem habe ich sie auf `ner Lesung gesehen und gehört, das ist ein echtes Erlebnis!

  • Ich habe dieses wunderbare Buch vor kurzem recht günstig erstanden und während einer dicken Erkältung gelesen.


    Die Zeit, in der die Geschichte spielt, ist genau meine- viele der Anspielungen konnte ich deshalb einordnen.
    Die Geschichte selbst ist warmherzig und mit Witz erzählt. Ich mag Geschichten, die ihre Leser ernst nehmen .... und merke gerade, daß es mir unheimlich schwer fällt meine Leseeindrücke genauer zu fassen :wow


    Wie auch immer, das Buch hat mir wirklich gefallen und das eine oder andere weitere Buch der Autorin wird wohl noch in mein Regal wandern.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Ich habe dieses tolle Buch gestern beendet und kann es wärmstens weiterempfehlen. Nachdem mir Tigermond so gut gefallen hat, habe ich mich in der Bibo nach anderen Büchern von Frau Michaelis umgesehen. Ich mag einfach ihren Schreibstil. Die Figuren sind sehr liebevoll gezeichnet und wuchsen mir richtig ans Herz. Das Buch hat einen angenehmen witzigen Unterton, mit Bezügen zur Literaturgeschichte.
    Alles in allem ein wundervolles Buch, nicht nur für Kinder.


    Von mir gibt es 10 Punkte!


    Lg katinka

  • Das hört sich wirklich vielversprechend an!
    Ich hab mir "Die wunderliche Reise von Oliver und Twist" gerade bestellt und das neuste Buch von Antonia Michaelis, "Die Nacht der gefangenen Träume" gleich mit dazu, damit mir über Weihnachten auch nicht das Lesefutter ausgeht.
    Auf die Illustrationen bin ich sehr gespannt, mit so etwas lasse ich mich ja immer locken. Erst vor kurzem hab ich mir Dickens "Weihnachtslied" in einer neuen Ausgabe zugelegt, weil die so schön illustriert war...

    Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin" und niemand ginge, um zu sehen, wo wir hinkämen, wenn wir gingen.
    :fechten

  • Die wunderliche Reise von Oliver und Twist - Antonia Michaelis


    Es beginnt mit einem Prolog, der die Überschrift ‚Ein Ende’ trägt. Wir erfahren, daß ein Mann seinen Hund verloren hat und ihn schrecklich vermißt. Seit der Hund verschwunden ist, ist der Mann unfähig, auch nur einen Satz zu Papier zu bringen. Das ist ziemlich übel, denn der Mann ist Schriftsteller von Beruf. Sein Name ist Dickens, sein Hund heißt Twist. Wir sind in England, im Jahr 1856.
    Szenenwechsel. Oliver lebt in einem Waisenhaus in Edinburgh. Abgesehen vom Waisenhaus kennt er vor allem die Arbeit in einer Fabrik und schreckliche Geschichten aus noch schlimmeren Fabriken, in die man verschleppt werden kann Daß eines Tages überraschend ein Fremder nach ihm fragt, versetzt ihn so sehr in Angst, daß er Hals über Kopf davonläuft. Er hat kein Ziel, aber London könnte ein ganz gutes sein, denkt Oliver. Eine Geschichte, die er im Waisenhaus gehört hat, bringt ihn auf die Idee, mit dem Schiff nach London zu reisen. Wer jetzt denkt, daß damit Olivers Abenteuergeschichte begonnen hat, irrt sich. Olivers Abenteuer nimmt erst im Hafen seinen richtigen Anfang und es wird abenteuerlicher, als man es sich zunächst vorstellt.
    Im Hafen wird Oliver unversehens zum Held und Retter eines entführten - Dackels. Dieser Dackel ist natürlich nicht irgendein Dackel und schon gar nicht irgendein Hund, er ist etwas Besonderes. Er ist hochgebildet, belesen und er kann Geschichten erzählen. Ganze Romane sogar. Behauptet er. Er behauptet sogar, daß er einen Menschen namens Dickens hätte, der diese Geschichten dann aufschreiben und verkaufen würde. Das findet Oliver noch verrückter als die Tatsache, daß er sich mit diesem Dackel problemlos verständigen kann.
    Da der Dackel, der auf den eigenartigen Namen Twist hört, auch nach London möchte, beschließen die beiden, die Reise gemeinsam zu unternehmen. Der Entführer des Dackels aber ist fest entschlossen, zu verhindern, daß Twist London erreicht. Bald schon ist er den beiden Abenteurern hart auf den Fersen.
    Und daraus entspinnt sich ein wahrhaft wunderliches Abenteuer, das unsere Helden durch Klosterruinen, Opiumhöllen, Bergwerksstollen, Wälder und über wilde Flüsse führt und ihnen zudem eine Menge wunderlicher Begegnungen beschert. Reimende Mathematiker, reimende Pferde, mit Vehemenz schlafwillige Siebenschläfer, monotone Schafe und eine Frau in Weiß sind nur einige davon. Es ist spannend, gruselig, lustig und ziemlich verrückt.
    Erzählt wird mit leichter Hand, aber nie leichtfertig oder oberflächlich.


    Das Ganze ist ein sehr gelungenes, höchst unterhaltsames und witziges Spiel mit einigen wesentlichen Bestandteilen der englischen Literaturgeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Daß mit ihnen freizügig umgegangen wird, erhöht nur das Vergnügen an diesem Buch. Es geht hier um Phantasie, reine Phantasie und die Schönheit eben der Phantasie.
    Mein einziger Einwand ist der, daß die Geschichte der Frau in Weiß in allzu gedrängter Form erzählt wird.


    Die Illustrationen von Birgit Brandt geben die Stimmung der einzelnen Szenen ausgezeichnet wieder und verleihen dem ganzen mit kleinen Ornamenten bei den Kapitelüberschriften einen kleinen Touch des 19. Jahrhunderts. Es gibt auch eine Landkarte, auf der man den Weg von Oliver und Twist verfolgen kann.


    Ein Nachwort für Erwachsene (die immer alles besser wissen) liefert ein paar Fakten und Richtigstellungen, wendet das aber mit den beiden Schlußsätzen noch einmal ins Phantastische. Die Fiktion bleibt Siegerin, ein ideales Ende.


    Das Buch ist eine Entdeckung unbedingt wert.


    Ein dickes Dankeschön an bartimaeus fürs Ausleihen!



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Und ob es mir gefallen hat!
    Die Autorin war eine echte Entdeckung für mich, weiter Bücher werden folgen.
    Sag ich mal .... :grin


    magali (den Blick entsetzt auf den SUB geheftet)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Und ob es mir gefallen hat!
    Die Autorin war eine echte Entdeckung für mich, weiter Bücher werden folgen.
    Sag ich mal .... :grin


    magali (den Blick entsetzt auf den SUB geheftet)


    Ach, der SuB, der ist doch egal ... Allein schon die Vorstellung, schöne Bücher dort stehen zu haben, ist es doch wert :-)


    Ich empfehle von Frau Michaelis eher die Bücher, die nicht in die reine "Fantasy"-Ecke gehören, also dieses, "Morgenstern" und "Mike und ich und Max Ernst" oder vielleicht auch "Das Adoptivzimmer" (das mir weniger gefallen hat), die sind etwas Eigenes. An einige andere hab ich mich noch nicht herangetraut, weil sie zu fantasyklischeelastig klangen, da gibt es etwas über Drachen.

  • Der SUB ist doch egal, der Sub ist doch egal, der SUB ist doch ...


    Nein, ist er nicht. :cry :cry


    Drachen? Where be dragons???
    Her damit. Aber bloß zwischen Buchseiten, bitte.
    :grin


    Ich habe mir das Gefangene-Träume-Buch näher angeschaut. Seufz. Verlockend.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Meine Meinung:


    An dieser Geschichte stimmt einfach alles: Eine originelle Grundidee wird, gespickt mit unzähligen liebevoll gestalteten Details und Figuren, die man sofort ins Herz schließen muss, zu einer spannenden Abenteuergeschichte für Leser aller Altersgruppen. Diese folgen zwei parallel laufenden Erzählsträngen und sind einerseits (und zwar die meiste Zeit über) unterwegs, eben auf jener titelgebenden "wunderlichen Reise von Oliver und Twist" und dürfen andererseits in London die zeitgleich entstandenen Briefe/Aufzeichnungen des Schriftstellers Charles Dickens lesen.
    Antonia Michaelis erzählt die Geschichte ebenso leichtfüßig wie warmherzig und obwohl sie dies stets mit einem kleinen Augenzwinkern tut, verliert sie nie den Respekt vor ihren Figuren. Dies gilt nicht nur für die beiden Hauptfiguren, den Waisenjungen Oliver und den Dackel Twist, sondern auch für die vielen anderen Figuren, denen sie einen mehr oder weniger großen Platz in der Geschichte einräumt. Selbst der Kurzauftritt eines haarverliebten Siebenschläfers wird vermutlich im Gedächtnis haften bleiben. Ganz nebenbei und ohne belehrend zu wirken webt Antonia Michaelis zudem viel Wissenswertes über das Leben in Großbritannien im 19. Jahrhundert ein. Erwachsene können sich darüber hinaus auf zahlreiche literarische Anspielungen und so manche Begegnungen mit berühmten Zeitgenossen von Charles Dickens freuen, die das Lesevergnügen noch erhöhen. Fazit: Eine von der ersten bis zu letzten Seite überaus unterhaltsame Lektüre für Jung und Alt!


    Natürlich die volle Punktzahl von mir. :-]