Der österreichische Bundespräsident ist tot

  • Mit tiefer Betroffenheit habe ich heute erfahren, dass der österreichische Bundespräsident tot ist.


    Am Montag früh nach zweifachem Herzstillstand, und 20-minütiger Reanimation hat gestern um 23:33 der Tod über die Ärzte gesiegt. Ein Multi-Organversagen ist leider ein unmögliches Unterfangen für Ärzte.


    Ich war kein großer Fan seiner Politik. Aber ich hatte mit diesem Menschen, Dr. Thomas Klestil, ein besonderes Erlebnis. Mit 12 Jahren kam ich in die Hofburg mit der Schulklasse, und Dr. Klestil nahm sich sage und schreibe eine Stunde Zeit, mit uns zu sprechen. Jedem einzelnen zeigte er sein Büro, und mit humorvoller Art und Weise nahm er sich unser ein, erklärte uns Politik und EU, und verschwand extra für uns via Geheimtür (hinterm Bild von Kaiserin Sisi) aus unseren Augen.
    Ganz überrascht war ja Klestil, als ich mit ihm über die EU anfing zu debattieren. Das war ein Augenblück, den ich nie vergessen werde. :grin


    Gerade an diesem Beispiel merkte ich, dass Politiker doch nur Menschen sind. Es gibt gute und schlechte Politiker, aber gibt leider nicht immer gute Menschen hinter diesem Metier. Doch Klestil und sein Umgang hat das große Interesse über Politik in mir geweckt, und seitdem will ich eigentlich schon immer in Wien arbeiten, für die Menschen da sein, und vielleicht eines Tages selber in der Politik arbeiten.


    Klestil arbeitete 50 Jahre verdientvoll für sein Land. Und musste 3 Tagen vor der Amtsübergabe, Pensionierung, mit 71 Jahren sterben.


    mfg

  • Ich bin zwar Schweizerin, aber der Tod von Dr. Klestil macht mich doch auch betroffen. Ich habe es in den Nachrichten verfolgt, war aber heute den ganzen Tag weg, so dass ich es erst jetzt und hier erfahren habe.
    Es war sicher ein besonderes Erlebnis für Dich mit ihm sprechen zu können und ich hoffe, dass sein Nachfolger sein Amt gut weiterführt.

    Mit lieben Grüssen aus der Schweiz
    Nachteule mit drei Pseudo-Stubentigern namens Müsli, Nero und Sandy


  • Als Österreicherin war ich natürlich auch total geschockt, als ich heute morgen im Radio nur ganz traurige Musik hörte und erst dachte, ich hätte den falschen Sender drinnen.


    Als dann die Meldung kam, dass der Präsident tot ist, war ich erstmal völlig perplex. Ganz abgesehen davon, dass er ein wichtiger Politiker war (ob gut oder schlecht kann man ja wieder diskutieren), ist es schockierend, wenn einem wieder vor Augen geführt wird, wie schnell sowas doch gehen kann.

  • Habe es auch noch in der Nacht im Fernsehen mitbekommen und war eigentlich auch entsetzt, wie schnell was gehen kann und wie traurig es eigentlich ist, die Pension nicht mehr erleben zu dürfen.

  • Bin auch aus Österreich und ebenso geschockt wie alle anderen bei uns. War auch nie großer Fan seiner Politik, seine Verdienste muss ich - und man generell - aber trotzdem hoch anerkennen. Finde es besonders schlimm für den Menschen hinter dem Politiker sozusagen (für die Angehörigen sowieso). So kurz vor der Pension zu sterben ist einfach ungerecht.

  • Sagen wir wohl so: Klestil wäre wohl der beste Außenminister geworden, den Österreich je hatte. Was der trotz schwerer Krankheit gereist ist, mit viel Humor und Geist Freundschaften für Österreich gewonnen hat, ist nicht hoch genug anzurechnen.


    Aber im Inland ist er gnadenlos gescheitert. Ich war auch gegen die Schwarz-Blaue-regierung. Doch als Präsident muss man objektiv sein, koste es, was es wolle. Bei der Angelobung darf man als objektiver Präsident nicht dreinschauen, als hätte gerade jemand Österreich den Krieg gelernt, geschweige sich mit der Regierung zu verkrachen. Mit Klestil hat nämlich bis zuletzt kaum jemand von der Regierung gesprochen, so spinnefeind waren sie sich.


    Mit seiner Innenpolitik war ich nie einverstanden, weil er einfach zuviel wollte, und nicht viel erreichte. Aber ich schätzte immer sein Mensch sein, seine liebevolle Freundlichkeit zu den Menschen.

  • De mortuis nihil nisi bene. So will ich es auch halten.


    Es ist wirklich jammerschade, wenn jemand sterben muss, der sein Leben noch nicht abgeschlossen hatte. Sicher hatte er viele Pläne für den Ruhestand. Sehr schade, dass er nichts davon verwirklichen konnte.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde