Die Scarabae-Trilogie (Tanith Lee)

  • Ich möchte hier einmal meine Favoriten bezüglich Vampirromane vorstellen. Da sie nicht wirklich dem Horrorgenre entsprechen, habe ich sie hier eingefügt.


    Zunächst zum Inhalt:


    Unstillbares Verlangen (1. Teil)


    Am Rande Londons führt Rachaela Day ein graues, ereignisarmes Leben - bis sie mysteriöse Briefe erhält. Sie stammen von den Scarabaes, deren Haus auf einem einsamen Abhang liegt. Alles, was rachaela über diese geheimnisvolle Gruppe weiss, ist, dass Adamus Scarabaes ihr eigener Vater ist.


    Trotz der Warnungen ihrer Mutter folgt Rachaela dem Lockruf in eine morbide - dekadente Welt.



    Unheimliche Ferne (2. Teil)


    Sie ist siebzehn Jahre jung, hat das Gesicht eines Engels und die Seele eines Teufels: Ruth, das Kind einer verbotenen Liebesnacht. Jetzt zieht sie die britische Südküste entlang, schleicht in fremde Häuser, betört die Männer und verbreitet Angst uns Schrecken.


    Nur ihre Mutter, Rachaela, könnte sie aufhalten - aber die lebt, abgeschottet von der übrigen Welt, im Kreise der morbiden Scarabaes.


    Ägyptische Nacht (3. Teil)


    Sie wuchs unter gewöhnlichen Sterblichen auf, lebt aber schon lange bei den Scarabaes, den distinguierten und leicht morbiden Vampiren. Hin- und her gerissen zwischen diesen zwei Welten ertränkt Rachaela ihren Kummer in Alkohol.


    Ihre erste Tochter entwickelt monströse Züge, ihre zweite - Anna mit Namen - wird zum Spielball verfeindeter Cliquen innerhalb der scheinbar so vornehmen Vampir-Familie. Anna wird entführt, muss an dunklen Riten teilnehmen und sieht sich schließlich nach Ägypten verschleppt, wo die Scarabaes nach den mythischen Wurzeln ihrer schaurigen Sippe suchen.


    Rezension der Trilogie:


    Ein Hauch von Dekadenz? Hm, sagen wir mal eher mehrere Lastwagen voll davon, üppig ausgekippt über drei Bücher.


    Wir lernen folgendes über die Vampire: Sie sind unerhört attraktive, lasterhafte Wesen, die wahnsinnig gern einfach genießen: üppige Mähler, gutes Blut, guten Sex, essen, jagen, schöne Kleider, noch schönere Häuser und…sagte ich schon essen? Natürlich gleich nach dem Blutsaugen, um der Verjüngung wieder auf die Sprünge zu helfen. Dennoch bleibt dieser Aspekt sehr subtil - man ist sich während der gesamten Lesezeit nicht einmal wirklich sicher, WAS diese Wesen nun eigentlich sind. Die Bezeichnung Vampir trifft hier einfach am ehesten zu.


    Zudem machen sie ahnungslosen Frauen gern mal Kinder, die (wie im zweiten Teil) monströse Killerambitionen entwickeln oder einfach nur (wie im 3. Teil) seltsam daherkommen.


    Die Vampire in diesen Büchern leben abseits aller Konventionen und lassen Moral links liegen. Inzest ist völlig normal, Intimität wird lustvoll ausgekostet, ohne dass irgendeine Beschreibung jemals anstößig klingen würde - alles wirkt vielmehr sehr natürlich, denn die Vampire sind so sonderbar und fremdartig, dass menschliche Moral auf sie schlichtweg nicht anwendbar ist. Da gibt es herrliche Umschreibungen (goldener Stab, Schäfte von der Farbe der untergehenden oder wahlweise der aufgehenden Sonne oder gleich gigantische Nahkampfschwerter mit vernichtenden Ausmaßen) und noch herrlichere Umschreibungen der jeweiligen Umgebung, insbesondere des Hauses im 1. Teil, das in all seiner Pracht und Surrealität vor dem inneren Auge auftaucht. Ein Kaleidoskop an Farben, Düften, skurrilen Figuren und mystischen Stimmungen. Außergewöhnliche Bilder werden dem verwunderten Leser serviert (z. B. der alte Vampir, der auf einem Holzpferd durch das alte Haus geistert), er wird verführt, verwirrt und durch seltsame Settings samt seltsamen Ideen gescheucht (erwähnt sei da z. B. der Panther, der schon mal die eine oder andere Möwe für das Mittagessen fängt, oder der seltsame ägyptische Tempel samt weißen Tigern).


    Der 1. Teil ist allerdings etwas langatmig und einen Tick zu sonderbar, während ab dem 2. Teil zwei der wohl faszinierendsten Figuren der Literatur auftauchen: Althene und Malachai. Mehr sei hier nicht verraten, einfach überraschen lassen.

    Fazit: Drei dunkelbunte und schillernde Werke, handelnd von ungewöhnlichen Figuren. Geheimnisvoll, üppig und sehr dekadent. Wer allerdings typische Vampire erwartet, wird nicht bedient. Klischees findet man hier nicht, dafür einige ungewöhnliche Absonderlichkeiten.

  • Tanith Lee ist sogar im Zeitalter der Vampire 100% total MEGAOUT. Seit über 10 Jahren wurde nichts mehr ins Deutsche übersetzt von der Dame. Niemand kennt sie, niemand liest sie - so ein Pech.
    In Frankreich scheint sie aber noch populär zu sein ...

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

  • Danke für die Rezi, das Buch subt seit Jahren bei mir so vor sich hin. Ich weiß nicht, ob das wirklich was für mich ist, mich hauen solche Umschreibungen eher lachend von der Couch. :grin


    Aber ich werde irgendwann mal reinsehen und feststellen, ob sie wirklich megaout :rolleyes ist