Die Sünde der Brüder - Diana Gabaldon

  • Reihenfolge der Lord John-Geschichten


    Die Flammen der Hölle (Kurzgeschichte)
    Das Meer der Lügen (Roman)
    Lord John, der magische Pakt (Kurzgeschichte)
    Die Sünde der Brüder (Roman)
    Lord John und der Geistersoldat (Kurzgeschichte)
    Lord John and the scottish Prisoner (geplant)


    Kurzbeschreibung


    Man schreibt das Jahr 1758, und Lord John Grey und sein älterer Bruder Hal erwarten einen Gast zum Essen: General George Stanley, der ihre verwitwete Mutter heiraten will. Zur Überraschung aller bringt der General einen weiteren Gast mit – ihren zukünftigen Stiefbruder Percy Wainwright. Lord John ist wie vom Donner gerührt, denn er ist Percy schon einmal begegnet – im »Lavender House«, einem sehr privaten Club für Herren, die die intime Gesellschaft anderer Gentlemen bevorzugen. Noch bevor Lord John die Bekanntschaft mit seinem neuen Stiefbruder vertiefen kann, trifft ein Brief aus dem Lake District ein. Geneva Dunsany, eine alte Freundin der Familie, ist in Helwater verstorben. Doch nicht nur Genevas Tod verstört Lord John. Denn Helwater ist der Ort, an dem Jamie Fraser als Kriegsgefangener lebt. Und John kann nichts an den Gefühlen ändern, die Jamie in ihm auslöst: Respekt, Mitgefühl – und eine überwältigende körperliche Anziehung.
    Plötzlich sieht sich John jedoch mit einem ganz anderen Konfl ikt konfrontiert. Mitten in den Wirren des Siebenjährigen Krieges kommt das Geheimnis um den Tod seines Vaters ans Licht, und die Gespenster der Vergangenheit stellen ihn auf die Probe. Bis schließlich Verrat und Ehre, Lüge und Bruderliebe im Donner der Kanonen aufeinander prallen…


    Meine Meinung


    „Die Sünde der Brüder“ ist wieder eine gelungene Lord John-Geschichte. Allerdings muss ich das Lob auf eingefleischte Lord John-Fans beschränken. All jene, die mit Lord John Grey nichts anfangen können, sollten die Finger von dem Roman lassen, auch wenn in der Kurzbeschreibung Jamie Fraser erwähnt wird. Jamie Fraser spielt nur eine äußerst kleine und nebensächliche Rolle und das wird Jamie-Fans nicht zufriedenstellen.


    Lord John ermittelt wie zuvor in mysteriösen Vorfällen, dieses Mal seine eigene Familie betreffend. Dass die Familie im Mittelpunkt steht, hat mir sehr gut gefallen, da man dadurch mehr über Lord Johns Vergangenheit, seine gegenwärtige Position und seinen Charakter erfährt. Auch sein Bruder Hal und dessen Frau, Johns Mutter und seine Cousine haben eine festen Platz in diesem Roman und geben einen wunderbaren Einblick ins Johns Familienleben. Dass sich John auf eine Affäre mit einem Mann einlässt, veranschaulicht Johns Neigungen sehr bildlich. Diana Gabaldon schont den Leser nicht in ihrer Beschreibungen homosexueller Liebe. Mich hat das nicht im Geringsten gestört, da ich diese Liebesszenen als äußerst schön beschrieben empfunden habe. Außerdem ist es ein Teil Lord Johns und es war an der Zeit darüber mehr zu lesen. Da Hal und John beide Berufssoldaten sind, erfährt man viel über ihren Militärdienst und der Leser wird samt Johns Regiment ins Rheinland geschickt, wo es gemeinsam mit den Preußen gegen die Franzosen kämpft. Besonders gefreut hat mich hier die Begegnung mit einem alten hannoveranischen Bekannten.


    Johns Ermittlungen, Spekulationen und Gedankengängen sind zunächst ein wenig verwirrend, aber Stück für Stück bringt die Autorin Licht ins Dunkel und am Ende bekommt man die Lösung nachvollziehbar präsentiert. Besonders schön finde ich, dass sich während Johns Nachforschungen noch andere Vorfälle ereignen, um die sich Grey kümmern muss. Voraussehbar war die Handlung für mich nie und das Rätseln hat mir Spaß gemacht. Die Details über das Militärleben waren für mich sehr spannend, aber ich denke, das ist reine Geschmackssache. Wer daran kein Interesse hat, könnte sich durchaus langweilen.


    Die Figuren sind sehr gelungen und gerade John zeigt Facetten, die ich bisher kaum kannte. Ich finde, Diana Gabaldon zeichnet von Geschichte zu Geschichte ein immer klareres, lebendigeres Bild von Grey und seiner Familie. John kann als Charakter auf jeden Fall überzeugen und vor allem immer wieder überraschen.
    Johns Diener Tom Byrd mag ich schon lange und meine Zuneigung zu ihm wird auch in diesem Roman bekräftigt. Eine wunderbare Figur. Hal, den ich selten einschätzen konnte, bekommt mehr menschliche Züge und Johns Mutter ist eine kluge, mutige Frau, die genau weiß, was sie will. Keine Figur wird überzeichnet, über keine Figur erfährt man alle Wesenszüge auf einmal. Diana Gabaldon lässt sich Zeit für ihre Figuren und ich finde es jedes Mal aufs Neue spannend, die Charaktere (besser) kennen zu lernen.


    Meine Bewertung


    9 von 10 Punkten

  • Hallo Cait,


    das klingt ja sehr vielversprechend, John Grey mochte ich in den Büchern mit Jamie und Claire schon sehr gern.


    Es wundert mich, dass damals "Das Meer der Lügen" und jetzt "Die Sünde der Brüder" zunächst auf Deutsch und erst einige Monate später auf Englisch erscheinen. Ich wollte zunächst auf die Originalsprache warten, habe mir das Buch aber doch jetzt schon gekauft. Nach Deiner Rezi freue mich noch mehr drauf. :wave

  • Cait
    Wo hast Du denn die Reihenfolge der Lord John-Geschichten her ? Bin leicht verwirrt. Habe bei Amazon geguckt und diese hier gefunden:


    - Die Sünde der Brüder
    - Das Meer der Lügen
    - Die Hand des Teufels
    - Legenden, Lord John und der magische Pakt


    :gruebel


    Muss man sie in einer bestimmten Reihenfolge lesen oder spielt das keine Rolle ?

  • Ich liebe ja Lord John (im Gegensatz zu Claire und Jamie), aber ich hab mich bei dem Buch spätestens aber der Hälfte zu Tode gelangweilt. Die Ereignisse, die schon in Band 3 der Highlander-Bücher vorkamen, mal aus Lord Johns Sicht zu lesen, war aber ganz nett.


    Lustig war, dass ich irgendwann mal auf DGs Homepage oder im Companion, ich weiss nicht mehr wo und finde es auch nicht wieder, gelesen habe, dass irgendwelche Engländer Diana Gabaldon darauf hingewiesen haben, dass Lord John, so wie sie seine Familienverhältnisse in den Highlander-Romanen darstellt, gar kein Lord sein dürfte. Und in diesem Buch verbringt sie am Anfang ungefähr 50 Seiten damit, durch eine wilde Geschichte es irgendwie hinzubiegen, dass er doch ein Lord sein kann. Ich musste die ganze Zeit grinsen als ich das gelesen habe. :grin


  • Hallo Vivian,


    ich hab die Geschichten alle gelesen und hab sie chronologisch sortiert. :grin
    "Die Hand des Teufels" ist die Sammlung der Kurzgeschichten, wobei die letzte nach "Die Sünde der Brüder" handelt. Legenden, Lord John und der magische Pakt ist auch nur eine Kurzgeschichte, die ebenfalls in "Die Hand des Teufels" enthalten ist. "Das Meer der Lügen" handelt definitiv vor "Die Sünde der Brüder", denn Ereignisse aus DMdL werden in DSdB erwähnt.
    Man muss die Bücher natürlich nicht in der Reihenfolge lesen, allerdings ist es ratsam, wenn man kleine Spitzen besser verstehen will.


    LG
    Cait

  • Ich dachte "Das Meer der Lügen" ist der 1. Lord John Band?
    Irgendwo dazwischen sind doch auch noch diese Kurzgeschichten dazu angesiedelt, aber die habe ich (bisher) nicht.

  • "Das Meer der Lügen" ist der erste Lord-John-Roman.
    So, ich hab jetzt alle Bücher hier liegen und wühl mich da jetzt nochmal durch. Zum Glück beginnt jede Geschichte mit einem Datum.


    Die Flammen der Hölle: 1756
    Das Meer der Lügen: Juni 1757
    Der magische Pakt: September 1757
    Die Sünde der Brüder: Januar 1758
    Der Geistersoldat: November 1758

  • Sehr gute Rezension, Cait! Dem kann ich mich eigentlich nur anschliessen.


    Dabei war ich vom ersten Lord John Roman nicht wirklich begeistert. Mir fehlt da eine tiefere Charakterzeichnung von Lord John, die hier nun endlich nachgeliefert wird. Und durchaus Potential fuer weitere Entwicklungen zeigt.


    Die Geschichte an sich zieht sich ein wenig in die Laenge, aber das sollte man bei Diana Gabaldon inzwischen schon gewohnt sein! Wer eine "Kurzgeschichte" mit 400 Seiten abliefert, hat eben so manchmal seine Laengen ;-) Es bleibt aber spannend genug, dass daraus ein sehr unterhaltsames Leseerlebnis wird.


    Hab hier noch die englische Version nachgeliefert, die ich hier gelesen hab. Sie hat uebrigens eine Widmung fuer Barbara Schnell, die deutsche Uebersetzerin vorne drin. Ist es die gleiche in der deutschen Ausgabe?

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Mir hat das Buch gut gefallen, wenn ich auch einige der militärischen Interna als zu ausführlich empfunden habe.
    Wie auch Cait hat es mir besonders gefallen, mehr über Lord Johns Bruder Hal zu erfahren. Bislang hatte ich ihn immer für einen eher langweiligen Zeitgenossen gehalten, hier wurde er mir aber richtig sympathisch. :-)


    Noch ein Spoiler:

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Mir hat das Buch gut gefallen, was aber nicht verwunderlich ist, denn Lord John war immer schon eine meiner Lieblingsfiguren von Gabaldon. Hier, in seiner eigenen Welt, konnte er sich so richtig schön als Charakter entfalten. Schade finde ich es nur, daß sein Lebensweg durch die Outlander-Serie schon so vorgezeichnet ist. Daher war ja leider klar,


    Entzückt war ich von dem Kapitel, in dem er zum ersten Mal in seinem Leben einen Dackel sieht und seiner anfänglichen Reaktion. "What's that?"
    :rofl
    Als persönliches Eigentum eines Dackels habe ich mich natürlich sofort in Gustav verliebt.


    Etwas nervig fand ich die deutschen Einsprengsel in den Teilen, die in Deutschland spielten. Entweder die sprechen Deutsch, eben in englischer Übersetzung, oder ganz Deutsch. Aber so wirkt das nervig, als wollte sie damit angeben, daß die deutsche Kontakte hat. Wir gratulieren.


    Außerdem hat mir ein wenig die tiefere Beschäftigung Johns mit seiner eigenen Situation gefehlt, natürlich vor allem,


    Er kann es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, einen anderen sterben zu lassen, der das gleiche getan hat, wie er. Gut. Aber wieso denkt er denn nie über die Ungerechtigkeit nach, daß jemand nur sterben soll


    weil er die falsche Person beschlafen hat? Das hat mir gefehlt und es hat John in der Situation etwas oberflächlich wirken lassen, was schade ist. Wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen.


    Ansonsten ist das Buch für mich definitiv kein historischer Krimi gewesen, eher eine Mélange aus verschiedenen Aspekten von Johns Leben. Für mich erfreulich, doch frage ich mich, ob man damit auch was anfangen kann, ohne die anderen Bücher DGs zu kennen und zu verstehen, welche Bedeutung der komische Schotte hat.


    Jedoch, gut gefallen hat es mir. Und da es mich wieder daran erinnert hat, warum ich DG mal sehr gern gelesen habe, ist das Unwahrscheinliche geschehen und ich habe mir tatsächlich wider alle guten Vorsätze "A breath of snow and ashes" gekauft. Jetzt müßte ich es nur noch lesen ... Im Urlaub vielleicht. Aber daß mir dieses Buch Lust auf das gemacht hat, das ist schon ein kleines Wunder.

  • Ich mag Lord John auch sehr gern, aber bei diesem Buch habe ich mich irgendwann auch gelangweilt. Interessant fand ich, mehr über seine Familie und sein Leben zu erfahren, aber es war mir dann doch zu militärisch.
    Viel lieber würde ich noch mehr über die Sache mit Jamie aus Johns Sicht erfahren und vor allem über das, was später passiert, wenn William älter ist.


    Aber die Lord John-Romane sind für mich trotzdem eine sehr schöne Ergänzung zur Highland-Saga, da ich finde, dass man Lord John dann noch besser verstehen kann, wenn man mehr über seinen Hintergrund weiß.