Ortheil, Das Verlangen nach Liebe

  • Wie versprochen ;-)


    Autor: Hans-Josef Ortheil


    Titel: Das Verlangen nach Liebe


    Verlag: Luchterhand



    Über den Autor:


    Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren, er lebt in Stuttgart. Er gehört zu den bedeutenden deutschen Autoren der Gegenwart, sein Werk ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem "Brandenburger Literaturpreis" und dem "Thomas-Mann-Preis" der Hansestadt Lübeck. Er lehrt als Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Bei Luchterhand erschienen u. a.: "Faustinas Küsse" (1998), "Im Licht der Lagune" (1999), "Die Nacht des Don Juan" (2000), "Die große Liebe" (2003) "Die weißen Inseln der Zeit" (2004) und "Die geheimen Stunden der Nacht" (2005).



    Inhalt:


    Achtzehn Jahre lang haben sich die Kunsthistorikerin Judith und der Konzertpianist Johannes nicht mehr gesehen, als sie sich eines Tages durch Zufall in Zürich treffen.
    Die ungeplante Begegnung versetzt Sie zurück in die Zeit ihrer großen Liebe, in der sie noch ein junges unzertrennliches Paar waren.
    Judith die Kunst studierte und Johannes der Musikstudent haben sich vor langer Zeit in einem Konzert kennengelernt und dann eine Beziehung geführt, die für Beide selbstverständlich war, eben weil sie zusammengehörten.
    Bis sie eines Tages zerbricht.


    Nach ihrer ersten Begegnung in Zürich, treffen Sie sich täglich, plaudern und nähern sich in Gesprächen langsam wieder an.
    Erst steht das berufliche im Vordergund, Johannes soll ein Konzert geben, Judith plant eine Austellung im Züricher Kunstmuseum, aber schon bald erzählen sich die beiden von ihrem Leben.
    Zuletzt beschäftigt vor allem Johannes eine Frage: die Vergangenheit und warum das zerbrochen ist, was zusammengehörte.


    Ihre Treffen legen die beiden an Orte, die sie einst zusammen aufgesucht haben, oft ergehen sie sich in vergessen geglaubten Traditionen, die sie für einander geschaffen hatten, bei denen die Umgebung ebenso wichtig ist, wie die Getränke und Speisen.


    Und plötzlich ist die Anziehung wieder präsent, der sie sich nicht entziehen können und somit entsteht unausgesprochen die Frage zwischen den Beiden, wie die weitere Zukunft miteinander aussehen könnte.


    Meine Meinung:


    Nach "Der Großen Liebe" (2003) hat Ortheil wieder einen Liebesroman geschrieben, in der nur die Personen und der Ort ihres Agierens im Zentrum steht.
    Das Buch lebt von seinen Stimmungen, die Schatten, die Bäume auf einen bestimmten Platz werfen, die Art wie der Wind den Mantel von Judith emporweht oder wie in einem bestimmten Lokal durch den umsichtigen Kellner Zitronensorbet serviert wird :-]


    Ich habe dieses Buch sehr, sehr gerne gelesen und mich durch die Stimmung fortreißen lassen.
    Wieder ein gelungenes, stimmungsvolles Buch das ich Euch ans Herz legen möchte!


    Das Verlangen nach Liebe hat übrigens nichts mit Der großen Liebe zu tun, sondern ist völlig unabhängig. :-)


    verzückte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Meine Meinung zu dem Buch ist etwas zwiegespalten:


    Das Verlangen nach Liebe, führt den Leser in Hanns-Josef Ortheils neuem Buch ins herbstliche Zürich. Denn hier lässt Ortheil seinen Protagonisten, den Konzertpianisten Johannes, durch Zufall auf seine Jugendliebe Judith, jetzt bekannte Kunsthistorikerin, treffen.


    Zunächst versteckt sich Johannes als er Judith entdeckt, doch er ist gleich so gefangen von der Beobachtung seiner großen Liebe und ihren vermeintlichen oder möglichen Veränderungen, dass er sie noch eine Weile durch Zürich verfolgt. Er wagt es allerdings nicht sie anzusprechen.
    Tags darauf ist es dann Judith, die Johannes in einem Café wiederentdeckt und ihn anspricht. Beide sind von diesem Treffen überrascht und überwältigt, finden jedoch schnell ihre Vertrautheit wieder. Für das ehemalige Paar schließt sich hier nun ein Kreis. In Zürich nämlich verbrachte das junge Paar vor achtzehn Jahren auch seinen ersten Urlaub. Dieser Ort ist also ein Schlüssel zu den Schicksalen und der Liebe der beiden.
    Die Magie ihrer Liebe ensteht wieder neu, beide schwelgen in ihren gemeinsamen Erinnerungen, doch kann man an eine Liebe, die achtzehn Jahre lang pausierte, nahtlos anknüpfen?


    Ortheil ist auf jeden Fall ein guter Erzähler. Er beschreibt das Denken und Fühlen des Pianisten Johannes anschaulich und in aller Ausführlichkeit, besitzt dabei ein Gefühl für stimmungsvolle Szenerien und eine sehr saubere Sprache, die genau den richtigen Ton zu treffen vermag. Diese Sauberkeit ist auch allgemein eine Auffälligkeit in diesem Roman. Hier gibt es keinen Schmutz, keine menschlichen Abgründe, keine Armut. Alles scheint hochglanzpoliert. Konzerthallen, Kunstgalerien, gehobene Gastronomie und Hotels, schöne von herbstlichen Sonnenlicht durchtränkte Gässchen und Orte, ebenso traumhaft und makellos wie die Protagonisten des Romans.


    Besonderen Wert legt Ortheil in seinem Roman auf Speisen und Getränke, die immer wieder eine große Rolle spielen. Sei es als Mittel zur Erweckung von Erinnerungen der Protagonisten, oder als ein Spiegel ihrer Sinnlichkeit. Auch sind häufige Exkurse in die Welt der Musik und der Kunst ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, was angesichts der Berufe des Paares auf der Hand liegt.


    So kann man denn abschließend zu Ortheils Verlangen nach Liebe sagen: Es handelt sich um einen niveauvollen, zuckersüßen Liebesroman, der sich gut liest und unterhält.

  • Das Verlangen nach Liebe- Hanns-Josef Ortheil


    ISBN: 9783442738434


    Verlag: btb, 2009
    318 Seiten


    Mein Eindruck:
    Hanns-Josef Ortheil zu lesen ist immer etwas besonderes, denn der Autor hat einen ganz eigenen Ton. Bei Hanns-Josef Ortheils Prosa dominieren die Innengespräche, das wird in diesem Roman besonders deutlich.


    Als der Konzertpianist Johannes seine einstige Lebensgefährtin zufällig in Zürich sieht, löst das bei ihm etwas aus. 8 Jahre haben sie zusammengelebt. 18 Jahre sind seit der Trennung vergangen. Johannes Gedanken gehen zurück in diese Zeit, reflektiert aber auch seine momentanen Emotionen.
    Wie selbstverständlich kommen die beiden wieder zusammen.
    Durch die unerwartete Wiedervereinigung mit Judith gerät Johannes in einen rauschartigen Zustand. Die Gründe für die Trennung werden nicht angesprochen.
    Johannes resolute Managerin Tanja ist über seine Veränderung entsetzt.
    Dann gibt es auch noch Judith junge Kollegin Anna, die Johannes Musik so sehr schätzt, und vielleicht nicht nur seine Musik.


    Was mir besonders gefällt ist, wie Ortheil die Innenansichten seiner Figuren sichtbar werden lässt. Die Konstellation des Protagonistin zu verschiedenen Frauen und dem Verlangen nach Liebe erinnert mich an andere Bücher des Autors. Anscheinend ist das Teil seines Stils.


    Interessant gestaltet sind auch die musikalischen Passagen, wie Johannes an Musik denkt und sie interpretiert oder wie ein gegebenes Konzert verläuft. Andere Künste werden ebenfalls in die Handlung integriert.


    Auf mich wirkt Ortheils Prosa, gerade auch in diesem Roman, entspannend. Einige Themen verbinden seine Bücher, daher werde ich bei Gelegenheit weitere Bücher von ihm lesen.

  • Titel: Das Verlangen nach Liebe
    Autor: Hanns-Josef Ortheil
    Verlag: btb
    Erschienen: September 2009
    Seitenzahl: 320
    ISBN-10: 3442738431
    ISBN-13: 978-3442738434
    Preis: 9.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Über achtzehn Jahre lang haben sich die Kunsthistorikerin Judith und der Konzertpianist Johannes nicht mehr gesehen, als sie sich eher zufällig in Zürich treffen. Die unerwartete Begegnung versetzt sie zurück in die Zeit ihrer großen Liebe, in der sie noch ein junges und unzertrennliches Paar gewesen waren. Von da an sehen sie sich täglich, erzählen sich von ihrem Leben und fragen sich, was früher war und wieder möglich ist. Unmerklich geraten sie immer tiefer hinein in die erneut aufbrechende Magie der Anziehung.


    Der Autor:
    Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Seit vielen Jahren gehört er zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart. Sein Werk ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem "Brandenburger Literaturpreis", dem "Thomas-Mann-Preis", dem "Georg-K.-Glaser Preis", dem "Koblenzer Literaturpreis", dem "Nicolas Born-Preis" und jüngst dem "Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis". Seine Romane wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt.


    Meine Meinung:
    Um mit dem Fazit zu beginnen: Dieser Roman von Hanns-Josef Ortheil war rundum enttäuschend. Ortheil lässt seinen Protagonisten Johannes eins ums andere Mal oberlehrerhaft dozieren; in einem Roman fast ohne jeglichen Tiefgang. Die drei weiblichen Hauptpersonen Judith, Tanja und Anna könnten in ihrer Langweiligkeit und Beliebigkeit fast Drillinge sein. So plätschert eine Geschichte dahin, die einfach nur völlig banal und kaum wirkliche Höhepunkte hat. Alles wirkt irgendwie steril und glattgebügelt, es treten Menschen ohne Ecken und Kanten auf; eine Geschichte die halte eine Menge Langeweile produziert. Alles ist vorhersehbar, alles wirkt wie gewollt aber nicht gekonnt und dieser Johannes ist darf seine Nervensägereien fast auf jeder Buchseite ausbreiten. Ein Weichei, ohne Interesse an anderen Dingen als an seiner Klavierklimperei, ein selbstgerechter Charakter, der bei der Trennung von Judith nicht einmal bereit war sie anzuhören, der aber stattdessen sich selbstverliebt seinem Liebes- und Weltschmerz hingegeben hat. Johannes scheint einer dieser Menschen zu sein, die sich nur wohlfühlen wenn sie sich im „eigenen Leid“ suhlen können. Leid als Selbstzweck gewissermaßen.


    Und in Bezug auf die vielen oberlehrerhaften Sequenzen in diesem Buch, muss man als Leser davon ausgehen, dass der Autor hier durch seinen Protagonisten Johannes seine Leser mit seinem vermeintlichen Wissen beeindrucken wollte. „Seht her was ich alles weiß!“. Irgendwie eine ziemlich peinliche Nummer, Herr Ortheil.


    Es ist eines dieser Bücher, das auf den Stapel für die Kaminanzünder gehört. Es ist schlecht, an vielen Stellen einfach nur nervtötend – ein Buch das man wirklich nicht weiterempfehlen kann. 1 Eulenpunkt. Ortheil, den ansonsten durchaus schätze hat mich tief enttäuscht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Gleich vorneweg: Ich habe das Buch nicht fertig gelesen. (Abbruch nach 200 Seiten von 318) Es hat mich zu sehr gelangweilt. Hier meine Meinung:


    Der Ich-Erzähler Johannes ist Konzertpianist. Der Autor suggeriert uns mittels Unterhaltungen zwischen den Figuren, dass Frauen Johannes als Romantiker einstufen. Auf mich wirkt er jedoch völlig anders, nämlich als selbstverliebter Egozentriker.


    Das Buch ist eine exzessive Nabelschau mit vielen Passagen zu klassischer Musik und zur Kunst. Wer diese Themengebiete liebt, findet in diesem Buch vielleicht Erfüllung. Mich persönlich haben viele Szenen nur gelangweilt, dienten sie nicht dem Fortkommen des Plots sondern glichen eher Vorlesungen oder auch nur Gedankeneinschüben, die ihrem Selbstzweck dienten.


    Einen spontanen Widerwillen habe ich dem Wort "Köchelverzeichnis" gegenüber entwickelt. Das kam inflationär oft vor.


    Die Figuren fand ich allesamt unsympathisch und irgendwie blutleer. Emotionen wurden bei mir keine geweckt, die Protas und ihr Schicksal blieben mir gleichgültig.


    Zur Sprache: Der Autor liebt lange Sätze. Da sie grammatikalisch absolut korrekt und sauber gearbeitet sind, sind sie dennoch sehr gut lesbar. Der Stil passt zum Sujet des Romans.


    Der Autor versteht es prächtig, Stimmungen zu kreieren. Er bezieht Details des Schauplatzes in sein Wortgemälde mit ein und kann damit verzaubern. Trotzdem reicht das nicht aus, den schwachen Plot und die Protagonisten aufzuwerten.


    Zur Info, weil es für manche Leser wichtig ist: Die direkte Rede wurde mittels Bindestrichen gekennzeichnet und nicht mit Anführungszeichen.


    Gestört hat mich, dass das Buch nach den alten Rechtschreibregeln verfasst wurde. Der Roman kam 2007 heraus, da war die neue Rechtschreibung bereits verbindlich. Ich finde es etwas peinlich, wenn ein Autor, dessen Werkzeug nun mal die Sprache ist, sich darüber hinwegsetzt. Es ist völlig egal, was der Autor von den neuen Regeln hält, wie sinnvoll sie sind oder auch nicht. Sie existieren und sollten eingehalten werden. Das empfinde ich als professionell. Es nicht zu tun, wirkt auf mich halsstarrig und knöchern arrogant.


    Da ich es nicht fertig gelesen habe, vergebe ich keine Punkte.