Originaltitel: Kittyhawk Down, Übersetzung von Peter Torberg
Hörbuch, Delta Music, April 2006, 5 CDs, 340 Min.
Gelesen von Volker Niederfahrenhorst
Handlung:
Als eine männliche Leiche, versenkt mit einem Anker, aus dem Meer gefischt wird, würde Detective Inspector Hal Challis am liebsten den Fall jemand anderem überlassen. Er ist frustriert wegen seiner Liebesbeziehung und zudem genervt von seinen Kollegen bei der Polizei, die er unsauberer Geschäfte verdächtigt. Immer öfter zieht er sich in einen Hangar zurück, wo er an seinem alten Flugzeug herumbastelt und wo auch seine Flugplatzbekanntschaft Kitty arbeitet. Doch dann entdeckt Challis seltsame Luftaufnahmen, die Kitty mit Drogengeschäften und Mord in Verbindung bringen. Der melancholische Hal Challis zögert, ist hin- und hergerissen, bis ihm keine Wahl mehr bleibt: Um weiteres Unglück zu verhindern, muss er eingreifen.
Zum Autor:
Der australische Schriftsteller Garry Disher, 1949 geboren, beherrscht viele Genre.
In Deutschland fiel er zuletzt vor allem durch seine athmosphärischen Kriminalromane auf. In seiner Wyatt-Reihe steht ein Berufsverbrecher im Vordergrund, in der Insprektor Challis Reihe wechselte er die Fronten uind bildete Polizeiarbeit detailliert ab.
Zum Sprecher:
Volker Niederfahrenhorst ist ein vielseitiger Schauspieler in verschiedenen Genres und daher besonders für das Sprechen von Hörbüchern verschiedenster Art geeignet. Er lebt in Köln.
Zum Übersetzer:
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Torberg
Meine Meinung:
Flugrausch ist die Fortsetzung von Garry Dishers erfolgreichen und gelungenen Kriminalroman Drachenmann.
In Drachenmann ging es um Inspektor Hal Challis und seine Polizeicrew in Australien. Ermittlungen und Atmosphäre der Gegend im Peninsula District bei Melbourne sind dort realistisch und spannend geschildert.
Flugrausch setzt unmittelbar danach an. Mich überrascht, wie wenig sich die Figuren weiterentwickeln.
Werden sie in Drachenmann noch interessant angelegt, verlieren sie in Flugrausch weitgehend an Tiefe.
Das Buch mit seinen vielen Dialogen ist für den Sprecher eine Herausforderung. Der Sprecher bemüht sich, tut aber oft zuviel des Guten. Er versucht, den Figuren eine unterschiedliche Stimmlage zu geben. So erhöht er durch seine prägende Stimme aber auch den Eindruck fehlender Tiefe der Figuren.
Besonders auffällig bei den Frauen. Da der Sprecher hier mit spitzer Stimme spricht, verleiht er den weiblichen Protagonisten etwas zu nörgelndes. Das nervt auf die Dauer. Nobert Langer, der Drachenmann gesprochen hatte, gefiel mir etwas besser.
Das der Roman keine so geradlinig konzentrierte Handlung wie sein Vorgänger enthält fällt durch das Hören besonders auf. Da es mehrere Mordfälle mit vielen Handlungsunterbrechungen und -wechsel gibt, verliert man beim Hören öfter den Überblick. Es gibt gelungenes Stückwerk mit der Polizistin, die sich durch Schulden in Abhängigkeit zu einem Kredithai begibt oder mit Tankard, der mit einem gefährlichen Tatverdächtigen einen fast privaten Zweikampf ausübt. Hal Challis Beziehung zu seiner selbstmordverdächtigen, strafgefangenen Exfrau wird wieder aufgegriffen ohne den Szenen mehr oder tiefere Bedeutung zu verleihen.
Das heißt natürlich nicht, dass Flugrausch ein schlechter Roman sei. Er fällt nur deutlich ab im Vergleich zum hervorragenden Drachenmann. Ich hoffe auf eine Steigerung im dritten Teil.