Diana Verlag, Gebundenes Buch, 672 Seiten. Erschienen August 2007
Originaltitel: Luncheon of the Boating Party, 2007 erschienen bei Viking
Aus dem Amerikanischen von Andrea Brandl
Handlung
Rückseite:
Paris 1880: Pierre-Auguste Renoir will das Meisterwerk des Impressionismus schaffen. Ein Gruppengemälde, eine Gesellschaft von Freunden am Sonntag schwebt ihm vor. Mutig nimmt er den Kampf um Farben, Licht, die richtige Perspektive auf. Und er hofft auf eine neue Liebe, denn die Schönheit seiner Zeit kann Renoir nur malen, wenn er glücklich ist.
Klappentext:
Als der Schriftsteller Emile Zola behauptet, es gebe unter den impressionistischen Gemälden kein Meisterwerk, ist der Ehrgeiz von Pierre-Auguste Renoir geweckt.
Das Motiv, eine Gesellschaft von Freunden auf einer Terrasse an der Seine, hat er bald gefunden. Doch der Zeitpunkt ist ungünstig: Renoir ist am rechten Arm verletzt, er muss mit links malen. Er hat kaum Geld für Farben. Der Sommer ist weit fortgeschritten, die Terrasse der Maison Fournaise steht ihm nur an acht Sonntagen zur Verfügung. Auch muss er ehemalige Geliebte, deren eifersüchtige Ehemänner und längst zerstrittene Freunde überzeugen, für ihn Modell zu stehen. Mehrere Male droht Renoir zu scheitern: an einer Figur, an einer seiner kapriziösen Damen. In seinen wenigen freien Momenten rudert er mit der jungen Witwe Alphonsine Fournaise auf der Seine und öffnet ihr sein Herz. Doch Alphonsine ist nicht die Einzige, die den empfindsamen Maler für sich gewinnen möchte.
Zur Autorin:
Susan Vreeland lehrt Englisch, Literatur und Creative Writing an einer Public School in San Diego, Kalifornien. Ihr Weltbestseller "Mädchen in Hyazinthblau" wurde vielfach preisgekrönt. Insgesamt wurden die Romane von Susan Vreeland in 25 Sprachen übersetzt. Im Diana Verlag erschien zuletzt Eine Blume für Ginette, ein Erzählband über die bedeutendsten Impressionisten und Postimpressionisten.
Homepage: www.svreeland.com
Meine Meinung:
Das Buch ist schön gestaltet. Das Motiv auf dem gesamten Umschlag zeigt Ausschnitte aus Renoirs berühmtem Gemälde "Das Frühstück der Ruderer", um dessen Entstehung es ganz zentral in dem Roman geht.
Auguste Renoir ist ein Maler, der zusammen mit seinen Freunden Claude Monet, Gustave Caillebotte, Camille Pissaro, Alfred Sisley, Paul Cezanne und Berthe Moriset als Impressionisten in die Geschichte der Malerei einging.
Susan Vreeland ist Spezialistin auf ihrem Gebiet und der Hintergrund ist akribisch recherchiert. Fast unendlich viele Hintergrundinformationen findet man zusätzlich auf ihrer Homepage.
Von leichter Hand geschrieben und mit dem vielleicht bekanntesten Vertreter des Impressionismus, Auguste Renoir, als Hauptfigur. Mit dieser einfachen Formel erst einmal nichts schief gehen.
Experimentelle Stilbrüche sind natürlich nicht zu erwarten, stattdessen wählt die Autorin anfangs einen leichten, angenehmen Plauderton, der gut zur Thematik, Zeit und Ort passt. Später wird der Ton intensiver und stärker.
Bei der Dicke des Romans plätschert es manchmal auch etwas vor sich hin. Es kann auch mal langweilig werden.
Ansonsten bekommt der Leser was er erwartet. Ein Roman, den es zu genießen gilt.
Es treten auch noch viele weitere bekannte Persönlichkeiten auf: Degas, Gustave Caillebotte, Guy deMaupassant u.a.
In einem Gartenlokal auf einer kleinen Insel bei Chaton beginnt Auguste Renoir das später berühmte Gemälde Das Frühstück der Ruderer zu malen. Es ist eine Verherrlichung von Freundschaft, Sommer und Lebensfreude.
Diese Themen überträgt die Autorin in ihren Roman.
Viele kleine Szenen sind sehr bildhaft und gut geschrieben, z.B. das Bootsrennen, das Geplauder oder die Portraits der für das Gemälde vorgesehenen Modells.
z.B. die vom Lande stammende Aline, die sich das von Renoir geforderte blaue Kleid sogar mühsam selber schneidert und zusammen mit ihrem Hündchen auf der Coverrückseite angebildet ist. Ihr Charakter, der sich aus Naivität und Keckheit zusammensetzt ist sehr lebhaft und bleibt in Erinnerung. Sie wird später Renoirs Ehefrau werden.
Gustave Caillebotte, Renoirs Freund, der ihn moralisch unterstützt.
Alphonse, die Tochter des Wirts des Gartenlokals, stützt sich auf Gemälde auf das Geländer. Sie ist eine weitere sehr sympathische Figur.
Witzig ist auch die Darstellung Ceciles, die darauf besteht Circe genannt zu werden und aufgrund ihres zickigen Verhaltens bald nicht mehr auf dem Gemälde enthalten sein wird.
Fast alle 14 Modelle des Bildes haben ihre eigene Geschichte, die Susan Vreeland in die Romanhandlung integriert.
Alle hier aufzuführen sprengt den Rahmen und unverzeihlicherweise spare ich einige wichtige Figuren damit aus.
Aber wenigstens Renoirs Gegenspieler will ich noch kurz erwähnen:
Mit Edgar Degas, der Renoir anfangs so beeinflusste, steht er in Konkurrenz. Sie vertreten zwei verschiedene Auffassungen des Impressionismus. Bewundernswert, wie fair die Autorin bei der Beurteilung dieser Auffassungen geblieben ist. Degas wird nicht als Schurke für den Roman missbraucht, sehr wohl wirkt er aber als polarisierender Protagonist zu Renoir und schafft so einen Ausgleich. Das gilt auch für den Schriftsteller Guy deMaupassant, zu dem Renoir ebenfalls ein zwiespältiges Verhältnis hatte.
Ob Renoir selbst als Romanfigur die Tiefe erlangt, die der reale Künstler besaß, sei einmal dahingestellt.
Seine Idee von der Zukunft der Malerei hat sie aber perfekt eingefangen.
Nach und nach entwickelt sich die einnehmende Wirkung des Romans und führt zu einem Verlangen nach mehr Büchern der Autorin.
In den Anmerkungen zum Roman erläutert die Autorin noch weitere Informationen zu den Figuren des Bildes und dem weiteren Geschehen.