Über das Buch (aus der Kurzbeschreibung von Amazon):
Die RAF hat jahrelang mit zahlreichen Attentaten - vor allem mit der Schleyer-Entführung Angst und Schrecken verbreitet. 1998 hat die Terrorgruppe ihre Auflösung verkündet; seither sind von ihr keine Anschläge mehr bekannt geworden. Von der knapp 28-jährigen Geschichte der RAF zeichnet der Autor ein umfassendes Bild. Klaus Pflieger, heute Generalstaatsanwalt, war lange Zeit mit Terrorismus-Verfahren befasst: u.a. als Vernehmender bei Geständnissen von Aussteigern, als Verfasser der Anklageschriften gegen Boock, Lotze und Haule, als Koordinator der Anklage gegen Mohnhaupt und Klar sowie als Anklagevertreter in mehreren RAF-Prozessen. In einer lückenlosen Chronik stellt Pflieger dar, wie die RAF entstanden ist, welche Konzepte und politischen Ziele sie hatte, wie die einzelnen Aktionen geplant und durchgeführt wurden, wer für welches Verbrechen verantwortlich war und welche Strafen verhängt wurden. Dabei erläutert er auch, wie der Staat durch Urteile und neue Gesetze auf die "Kriegser klärung" der Terroristen reagiert hat und weshalb die meisten Verurteilten heute wieder auf freiem Fuß sind. Schließlich befasst er sich mit der Frage, ob die RAF immer noch eine Gefahr darstellt.
Der Autor:
Klaus Pflieger ist Stuttgarter ist Stuttgarter Generalstaatsanwalt und langjähriger RAF-Ermittler
Meine Meinung:
Wer sich einen Überblick über die Geschichte, die Entwicklung, die internen Strukturen und die Straftaten der RAF und der mit ihr kooperierenden terroristischen Vereinigungen im In- und Ausland verschaffen will, ohne dabei durch die persönliche Meinung und Wertung des Autors abgelenkt zu werden, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Es enthält neben Auszügen aus Originaldokumenten eine nahezu lückenlose chronologische Auflistung der Taten, die im Zusammenhang mit der RAF stehen, der dabei auf beiden Seiten zu Tode gekommenen Personen, Bilder der Täter und der Opfer. Im Anhang befindet sich sehr übersichtlich eine Chronik der RAF, sowie ein Stichwort- und Namensverzeichnis.
Im Gegensatz zu einigen Kritiken empfinde ich es als sehr wohltuend, nicht mit Wertungen und Mutmaßungen über Beweggründe und politischen oder gesellschaftlichen Erklärungsversuchen, wie es soweit kommen konnte, überhäuft zu werden, sondern einen absolut sachlichen und nüchternen Bericht über die Geschehnisse zu erhalten. Der Autor erklärt das Zustandekommen der Kronzeugenregelung und beendet seine Chronik mit Erläuterungen zu Haftdauer und jeweiligen Entlassungsdaten der Täter bis Anfang 2003 (Stand: 1. Auflage 2004; inzwischen gibt es eine Neuauflage) und einem Ausblick in dem er mögliche Deutungen der Taten, die nach Auflösung der RAF verübt wurden, darstellt. Auch hier enthält er sich einer Wertung, sondern lässt lediglich mehrere Deutungsversuche in Bezug auf ein Wiederaufleben der RAF nebeneinander stehen.
Für mich war das Lesen dieses Buches sehr informativ. Nur einiges weiß ich aus eigener Erinnerung; während der "heißen Phase" im deutschen Herbst habe ich gerade angefangen, mich mit Politik und dem Phänomen RAF auseinanderzusetzen.