Ein Nesser-Roman abseits der van Veeteren-Reihe.
Der Titel des Buches machte mich neugierig, denn "Kim Novak" (Hollywood-Diva aus den 50ern) und "See Genezareth" (aus der Bibel) brachte ich nicht zusammen.
Aber: Der See Genezareth liegt in Schweden, und dort verbringen der 14jährige Ich-Erzähler Eric, sein älterer Bruder und sein gleichaltriger Freund Edmund den Sommer, während Erics Mutter todkrank im Krankenhaus liegt.
"Kim Novak", so nennen die Jungs ihre Lehrerin Ewa, weil sie der Schauspielerin ähnlich sieht. Und eben diese Ewa taucht am See auf. Als Geliebte des Bruders.
Eines Tages wird Ewas Ex-Freund ermordet aufgefunden, und die Polizei nimmt auch die beiden Jungs ins Verhör.
Jahre später, die Jungen sind erwachsen, haben sich aus den Augen verloren, das Verbrechen ist immer noch ungeklärt, beschließt Eric, an die alte Freundschaft anzuknüpfen und Edmund zu suchen.
Das Buch ist nicht in erster Linie eine spannende Kriminalgeschichte, sondern ein Roman übers Erwachsenwerden. Die Hitze des Sommers, die "Männer"gespräche der Jungen, die Trägheit und Faulheit der freien Tage bestimmen die Atmosphäre des Buches. Auch Erics Hilflosigkeit gegenüber Krankheit und baldigem Tod der Mutter ist unsentimental geschildert.
Und der Kriminalfall und seine Lösung: Man hätte doch selbst darauf kommen können, aber man kam nicht ...
Nicht unbedingt etwas für Thriller-Liebhaber. Aber wer stimmungsvolle Bücher mit Spannung mag, dem kann ich das Buch empfehlen.
Ich bin durch "Kim Novak ..." auf Nesser gestoßen, dessen Bücher ich alle gern gelesen habe. Aber dieses hier ist und bleibt bis heute mein Lieblingsbuch von ihm.
Jorinde