Katja Havemann/Joachim Widmann - Robert Havemann oder Wie die DDR sich erledigte

  • Titel: Robert Havemann oder Wie die DDR sich erledigte
    Autorenteam: Katja Havemann/Joachim Widmann
    Verlag: Ullstein
    Erschienen: März 2003
    Seitenzahl: 430
    ISBN-10: 3550075707
    ISBN-13: 978-3550075704
    Preis: Angebote ab 3.95 EUR


    Katja Havemann wurde 1947 geboren. 1970 lernte sie Robert Havemann kennen und heiratete ihn 1974. 1989 gründete sie zusammen mit anderen Bürgerrechtlern das „Neue Forum“. Zusammen mit dem Berliner Journalisten Joachim Widmann, Jahrgang 1963, hat sie dieses Buch geschrieben.


    Wo soll man dieses Buch einordnen? Eine reine Biographie ist es ganz sicher nicht. Es ist eine zeitgeschichtliche Darstellung, die sich an der Person Robert Havemanns orientiert. Aber auch die Mistreiter wie Wolf Biermann, Lutz Rathenow, Rainer Eppelmann, Bärbel Bohley und und und werden nicht vergessen. Havemann ist das Zentrum dieses Buches, aber viele andere Dinge um ihn herum werden nicht vergessen und erhalten genug Platz um die Abläufe deutlich zu machen.
    Dieses Buch entlarvt die DDR als das was sie war: Ein Unrechtsstaat. Nicht zu vergleichen mit dem Dritten Reich, dieser Vergleich wird leider immer wieder vorschnell oder vielleicht auch bewusst böswillig herangezogen. Das Buch macht deutlich, dass Sozialismus mit Bürokratie gleichgesetzt wurde, dass die sozialistische Idee in der DDR schlicht und einfach verraten wurde. Havemann ist Zeit seines Lebens ein Kommunist geblieben, Zeit seines Lebens stand er zur DDR, nie hat er ihre Existenz infrage gestellt, aber immer wieder hat er den Sozialismus eingefordert – etwas, dass ihm die Machthaber wie Honecker, Hager, Mielke und Konsorten natürlich nicht geben konnten, hätten sie sich damit doch selbst ad absurdum geführt.
    Die Allgegenwärtigkeit der Stasi, die Verlogenheit der Staatsführung spricht aus jeder Seite dieses Buches. Es beschreibt erlebte Zeitgeschichte. Die DDR wird als das entlarvt was sie war: Ein riesiger Moloch, der aber letztendlich zum Scheitern verurteilt war. Ein Moloch der unter anderem auch an sich selbst gescheitert ist, der seine Bewohner ans Boot gekettet hat, es aber versäumt hat, sie mit ins Boot zu nehmen.
    Ein hochinteressantes Buch das Zeitgeschichte transparent macht und das deutlich macht, dass niemand in den alten Bundesländern irgendeinen Anlass hat, auf die Menschen der DDR herabzusehen. Menschen, den man irgendwann mal etwas überstülpte, was sie nicht kannten und in einer großen Vielzahl auch nicht wollten. Havemann und viele andere wollten einen echten demokratischen Sozialismus, für diese Idee habe sie gelitten, sich verhöhnen und drangsalieren lassen – aber ihren Rücken haben sie nicht gebeugt, bei ihnen stieß die Staatsmacht an ihre Grenzen.


    Beeindruckend sind Havemanns Menschlichkeit und Standhaftigkeit. Obwohl gesundheitlich geschwächt und pausenlos auf Schritt und Tritt von der Stasi überwacht, geht er aufrecht seinen Weg.


    Ein zeitgeschichtliches Buch – unbedingt lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.