Eine Fabel
Fischer Schatzinsel, Gebunden Ausgabe, 166 Seiten
Originaltitel: The boy in the striped pyjamas, 2006
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit
Unter der ISBN 3866103638 erscheint das Buch beim Argon Verlag auch als Hörbuch, gelesen von Ulrich Matthes
Handlung laut Amazon:
Berlin 1942: Als Bruno eines Tages nach Hause kommt, werden gerade alle seine Habseligkeiten in Kisten verpackt. Sein Vater wurde befördert und die Familie muss umziehen, an einen weit entfernten Ort, wo es niemanden gibt, mit dem er spielen kann. Ein hoher Zaun trennt ihn von den seltsamen Menschen in gestreiften Anzügen in der Ferne. Aber Bruno beschließt, dass es mehr an diesem verlassenen Ort geben muss, als es den Anschein hat. Er trifft auf einen Jungen, dessen Lebensumstände ganz anders als seine eigenen sind. Die beiden Jungen freunden sich an - und das hat verheerende Folgen.
Leseprobe des Fischerverlages unter www.fischerverlage.de zu finden.
Über den Autor (Klappentext):
John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt, und studierte Englische Literatur und Kreatives Schreiben in Dublin und Norwich. Er hatte schon zahlreiche Kurzgeschichten sowie drei Romane für Erwachsene veröffentlicht, als ihm mit seinem vierten Buch, »Der Junge im gestreiften Pyjama«, der internationale Durchbruch gelang.
Der Roman wurde in über 25 Sprachen übersetzt und weltweit zu einem großen Erfolg.
Eine Verfilmung ist in Vorbereitung.
Über die Übersetzerin:
Die Übersetzerin Brigitte Jakobeit lebt in Hamburg und übersetzt seit rund 15 Jahren englischsprachige Literatur für Kinder und Erwachsene.
Brigitte Jakobeit hat auch Die Frau des Zeitreisenden von Audrey Niffenegger und Tnder Bar von J R Moehringer übersetzt.
Sie übersetzte auch Autobiografien von Miles Davis und Milos Forman.
Meine Meinung:
Ein bewegendes Buch, über das nur schwer etwas zu sagen ist, da es so sprachlos macht.
Stilistisch begeht der Autor einen Tabubruch, den ich sehr begrüße. Er schreibt trotz des Themas zugänglich und gut lesbar. Dadurch wird die bedrückende Atmosphäre nicht geschmälert.
Das funktioniert nur durch das äußerst geschickte Vorgehen bei der Umsetzung.
Dieser Roman hat den Ansatz, das schlimmste Kapitel deutscher Geschichte in Form eines Kinderbuches, geschrieben von einem Iren, zu erzählen.
Der 9jährige Junge Bruno kommt mit seinen Eltern und seiner Schwester aus Berlin an einen ungemütlichen Ort namens „Aus-wisch“, wie er ihn ausspricht.
Der Vater nimmt dort eine hohe Position für den „Furor“ ein.
Bruno fühlt sich hier alles andere als wohl. Erst als er den gleichaltrigen Jungen Schmul von der anderen Seite des Zaunes kennen lernt, findet er einen Freund, auch wenn er ihn merkwürdig findet. Er ist völlig Ahnungslos, warum sich auf der anderen Seite des Zauns so viele Menschen befinden.
Die Figuren des Romans geben anfangs nicht viel von sich preis. Das gilt für das Dienstmädchen Marie sowohl als auch für den Kellner, der früher Arzt war. Wenn sie es dann zögerlich doch tun, ist es für Bruno eine Überraschung. Das Gehörte lässt sich erst einmal nicht mit seinem Weltbild vereinen. Mit zunehmender Fülle wird sich das ändern.
Für den deutschen Leser ist es lange schwierig zu glauben, dass der in Berlin als Sohn eines hohen Nazifunktionärs aufgewachsene Bruno nichts von der Situation des Landes weiß und nicht einmal den Führer kennt.
Da er in Auschwitz sehr isoliert ist, und kaum mit seiner Schwester spricht, kommt da schon etwas Glaubwürdigkeit auf, aber hätte er nicht in Berlin, wo er ja bestimmt zur Schule gegangen ist, einiges über die Juden und die Einstellung des Vaterlandes erfahren müssen?
Aber, dass der Leser sich solche Fragen stellt, ist sicherlich die Absicht des Autors.
Das Covermotiv der deutschen Version entspricht erfreulicherweise der Originalausgabe.
Auf die Verfilmung durch Regiesseur Mark Herman (Little voice) darf man gespannt sein.