Klappentext:
Auf der Insel Mortes-Frontières hält der alte Kapitän Loncours die junge Hazel gefangen. Als sie erkrankt, reist Krankenschwester Francoise vom Festland an, um sie zu pflegen. Sie ist die einzige Person, die Zutritt zu Hazels Zimmer bekommt. Denn der Alte scheint ein furchtbares Geheimnis zu hüten. Warum zum Beispiel gibt es im ganzen Haus keinen Spiegel? Ein phantastischer philosophischer Thriller über Freundschaft, Liebe und deren Grenzen.
Die Autorin:
Amélie Nothomb, 1967 in Kobe geboren, hat ihre Kindheit und Jugend als Tochter eines belgischen Diplomaten in Japan und China verbracht. In Frankreich erstürmt sie seit Erscheinen ihres Erstlings „Die Reinheit des Mörders“ mit jedem neuen Buch die Bestsellerlisten. Für „Mit Staunen und Zittern“ erhielt sie den Grand Prix de l’Académie francaise. Amélie Nothomb lebt in Paris.
Meine Meinung:
Wie so oft in Amélie Nothombs Geschichten tun sich menschliche Abgründe auf und stellt sich die Gefühlslage als vielschichtig und kompliziert dar. Drei starke Charaktere unter einem Dach kämpfen darum, die jeweils anderen beiden von der Richtigkeit ihrer Meinung und ihrer Taten zu überzeugen. Die eine fühlt sich sexuell missbraucht, behauptet aber, ihren Peiniger zu lieben. Die andere möchte sie retten und stößt auf heftigen Widerstand. Der Missetäter selbst spricht von reiner Liebe, die erwidert wird und sieht sich genötigt, seine Widersacherin auszuschalten…
Die Geschichte hat zwei Enden. Der Leser soll sich entscheiden, welches ihm besser gefällt. Mir sagt das erste mehr zu, denn der zweite Schluss scheint mir etwas schludrig verfasst und nicht ganz ausgereift.
Es wundert mich, dass Amélie Nothomb ausschließlich Romane schreibt. Sie wäre eine erstklassige Dramatikerin, denn intelligente und scharfzüngige Dialoge sind eindeutig ihre Stärke. Einige ihrer Romane ließen sich hervorragend auf die Bühne bringen, so auch dieser.
Ein spannender, intelligenter und kurzer Roman, auf jeden Fall einer der besten von Amélie Nothomb.