Aké. Jahre der Kindheit - Wole Soyinka

  • Titel: Aké. Jahre der Kindheit
    ISBN: 3596292174
    Originaltitel: Aké. The years of childhood


    Über den Autor:
    Akinwande Oluwole Soyinka wurde 1934 in Nigeria geboren. Er studierte in Ibadan/Nigeria und Leeds/England englische Literatur. Später war er Schauspieler und Dramaturg, bevor er selbst Professor wurde und wieder zurück nach Nigeria ging. Schon früh engagierte er sich politisch und kritisierte die Diktatur, landete dafür auch mehrmals im Gefängnis.
    1986 erhielt er als erster Afrikaner den Literaturnobelpreis.
    Er unterrichtet zurzeit in Nevada/USA.


    Übersetzung:
    Inge Uffelmann – leider habe ich über die Übersetzerin nicht viel gefunden. Doch habe ich den Eindruck, dass sie sich ihre Arbeit nicht leicht gemacht hat. An einer Stelle wird ein englisches Wortspiel erläutert und erklärt, dass der entsprechende Satz in Absprache mit dem Autor gestrichen wurde.
    Ich habe ihren Namen auch bei Büchern des Somaliers Nuruddin Farah gefunden.


    Klappentext:
    Aké. Jahre der Kindheit des Nigerianers Wole Soyinka, dem 1986 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, ist die erste literarisch anspruchsvolle Autobiographie eines Schwarzafrikaners in deutscher Übersetzung. Aké ist ein wunderbar gezeichnetes Bild einer Kindheit, geschrieben von einem Mann mit erstaunlicher Erinnerungsgabe, von einem Schriftsteller, dessen Gefühl für Komik und Tragik in seiner Einheit einen wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Literatur liefert, der sicher einmal zu den Klassikern der Kindheitserinnerungen zählen wird.


    Meine Meinung:
    Soyinka beschreibt auf 300 Seiten seine Kindheit als Sohn eines Rektors einer Missionsschule in den 40er Jahren. Sein Elternhaus ist sehr streng, aber kinderlieb und kinderreich, da auch viele Verwandte, die ebenfalls in die Missionsschule gehen sollen, aufgenommen werden. Seine Mutter ist tief gläubig und befürchtet öfter mal, der Teufel wäre in Wole gefahren. Woles Vater ist streng und erwartet sehr viel – ist aber andererseits auch gerecht und verständnisvoll. Wole ist ein ungewöhnliches Kind: er ist sehr intelligent, geht schon früh freiwillig in die Schule und fühlt sich von seiner Mutter und von seinen Geschwistern oft nicht akzeptiert.


    Soyinka nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Kindheit – wie der kleine Wole selbst ist man am Anfang unwissend und verwirrt. Erst so nach und nach erkundet man das Gelände um das Haus, die Mission, das Dorf… und lernt die Verwandtschaft und Mitbewohner kennen. Das ist nicht immer einfach, da die Dinge nicht so wie bei uns beim Namen genannt werden. Der Vater wird nicht etwa „Vater“ genannt, sondern „Essay“ – und wechselt auch je nach Bedarf mal seinen Namen – während der, der „Vater“ genannt wird, der Großvater ist. So etwa 30 Seiten habe ich gebraucht, eh ich das verstanden habe. Neben den Menschen wohnen auch ganz selbstverständlich verschiedene Geister in der Mission – Waldgeister, Baumgeister – manche sind gut gesonnen, viele wollen aber eher böses und man muss gut aufpassen, all die Regeln zu beachten.


    All das erforscht man als Leser nur langsam, man hat das Gefühl, das nigerianische Leben wie die Verästelungen eines Baumes genauestens zu erforschen und keine Blattspitze auszulassen, um ja nichts zu verpassen. Soyinkas Sprache ist dabei sehr dicht und reich. Man hat das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn man zu schnell liest und Zeilen überfliegt. Die häufige Verwendung yorubischer (Yoruba ist eine der Hauptsprachen in Nigeria) Begriffe macht es einem da nicht leichter. Fußnoten führen aber zum Glossar im Anhang – leider sind die Begriffe dort nicht wiederholt, sondern nur die Übersetzung genannt. Besonders spannend fand ich die Beschreibung der nigerianischen Küche – mal drehte sich mir der Magen um, dann wieder lief mir eher das Wasser im Mund zusammen.


    Diese Sprache und das fast Märchenhafte waren es, was mich an diesem Roman (eigentlich ja eher eine Biographie) so fasziniert haben, wie so nach und nach ein Bild von Aké entsteht als ob ein Maler in der Mitte einer großen Leinwand anfängt und immer mehr Einzelheiten bringt. Dabei merkt man auch, wie fremd einem doch diese Welt, wie einfach und wie schwierig das Leben dagegen hier ist.


    Zum Schluss des Buches, etwa 10 Jahre später, geht Wole auf die weiterführende Schule in der nächsten Stadt. Der Krieg in Europa dringt so langsam auch in die Welt Woles vor. Wole selbst beginnt, sich für Politik zu interessieren. Ich fand, das war ein guter Zeitpunkt, das Buch zu einem Ende kommen zu lassen – die letzten 30 Seiten passten für mich nicht mehr so recht.


    Fazit:
    Eine Empfehlung für alle, die einfach mal etwas anderes lesen wollen und Lust haben, sich auf eine völlig fremde Kultur einzulassen.
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  • Huhu Queedin, nach der schönen Rezi, habe ich das Buch auf meine Bücherei-Vormerk-Liste gesetzt. Ich werde dann berichten, wie es mir gefallen hat.

  • Ich habe soeben diese Autobiographie im englischen Original zu Ende gelesen und finde, dass die Beschreibung der Kindheitserinnerungen dem Schriftsteller sehr gut gelungen ist. Man sieht die Welt, mit ihren unerklaerlichen Regeln, mysteriösen Geistern und spannenden Ereignissen aus den Augen eines Kindes. Dabei versteht es der Autor, das Ganze sehr bildhaft zu schildern, ohne zu dramatisieren und ohne sich in unendlichen Beschreibungen zu verlieren, so dass man sich in Nigerien der 1930-40er Jahren versetzt fühlt. Weil es sich eben um politisch so bewegte Jahren handelt, gibt es genügend Handlungen, die die Biographie durchaus spannend machen. Es geht aber nicht nur um eine bloße Beschreibung der Umgebung und Ereignisse, sondern auch um Familienbeziehungen; Disziplin in der Familie und in der Schule wird still in Frage gestellt, gegen Ende der Autobiographie werden auch politische Themen wie Kolonialismus und Rassismus angerissen. Das war das erste Buch, das ich von dem Autor gelesen habe und bin von seiner Sprache sehr beeindruckt, wie er auch sehr aufwühlende Ereignisse mit einer besonnenen Distanz detailgetreu beschreibt, ohne sich in Details zu sehr zu verwickeln und die Magie der Kindheit aus den Augen zu verlieren. Ich werde sicherlich auch andere Erinnerungen und Romane von dem Autor lesen.

  • Wenn ich mich nicht täusche, ist die Reihenfolge von Wole Soyinkas autobiographischen Erinnerungen


    - Ake


    - Isara


    - Ibadan - Streunerjahre 1946–1965


    sowie


    - Brich auf in früher Dämmerung. Erinnerungen 1960–1999



    Ich halte Wole Soyinkas autobiographischen Texten ebenfalls für sehr lohnend und denke, dass ich ihn auch mal wieder lesen sollte.