Mich würde mal interessieren, ob ein Autor seine Meinung zu den Buchcovern einfließen lassen kann oder ob das Sache des Verlages ist. Kennt sich jemand auf dem Gebiet aus?
Wer entscheidet über das Buchcover?
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Hallo Lilli!
Zumindest bei den größeren Verlagen ist die komplette Aufmachung etwas, auf das ein Autor so gut wie überhaupt keinen Einfluss hat.
Üblich sind Details von klassizistischen Ölschinken oder aus dem reichen Schaffen der Präraffaeliten, meist Frauengestalten oder -sichter, die bevorzugten Farben sind Rotbraun, Ocker, Siena und Gold. Sehr beliebt ist der "Kuhblick" antikisierender Frauenportraits. Schaut euch mal Bilder von Alma-Tadema, Godwin und Rosetti an --- ihr werdet verblüfft sein, wieviele Cover ihr in den Bildern wiedererkennen werdet!
Die Titel in diesem Genre folgen 2 Grundschemata: entweder "Der/Die/Das X des/der/des Y" oder "Der/Die ..." mit irgendeiner Berufsbezeichnung.
(Sysai und Gheron, ich will euch nicht auf die Zehen steigen - ihr kennt das ja selbst. :knuddel1)Soweit das ...
Liebe Grüße,Iris
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@ Iris:
Hm, damit kann ich leider nicht soviel anfangen. Werden diese Gemälde oft bei historischen oder klassischen Büchern verwendet?
Ich glaube ich habe in meinen Regalen keiner solcher Buchcover. Auffallend ist nur, daß manche Verlage v.a. bei Weiberromanen als Idilko von Kürthy solche krassen Farben verwenden, das es daher fast schon peinlich sein kann das Buch an der Kasse abzulegen
In einem anderen Forum habe ich auch schon mal gefragt, warum Liebesschnulzen (ihr wißt sicher was ich meine) immer diese Kitschcover haben - Mann hält schmachtende Frau im Arm etc. Da wurde mir geantwortet, daß den Leserinnen das gefällt. Ehrlich gesagt - mir würde das peinlich sein, wenn ich in meinem Regal solche Schmachtteile hätte (Inhalt hin oder her).
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Hallo Lilli!
ZitatOriginal von Lilli
Hm, damit kann ich leider nicht soviel anfangen. Werden diese Gemälde oft bei historischen oder klassischen Büchern verwendet?
Ooops! Das war wohl missverständlich. Nein, umgekehrt: Für die Cover historischer Romane werden nahezu grundsätzlich Gemälde aus dem 18./19.Jh. verwendet bzw. Deteils davon.
Manchmal kommen bei Mittelalterromane auch mittelalterliche Motive vor, meist eher die Sammelalbenbilder die zwischen 1880 und 1950 beliebt waren.ZitatIn einem anderen Forum habe ich auch schon mal gefragt, warum Liebesschnulzen (ihr wißt sicher was ich meine) immer diese Kitschcover haben - Mann hält schmachtende Frau im Arm etc. Da wurde mir geantwortet, daß den Leserinnen das gefällt. Ehrlich gesagt - mir würde das peinlich sein, wenn ich in meinem Regal solche Schmachtteile hätte (Inhalt hin oder her).
Man nennt diese Bücher in der Branche auch gerne "Nackenbeißer": Der Held beugt sich über die dahinschmachtende Heldin, als wolle er sie in den Nacken beißen.Liebe Grüße,
Iris
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bei meinen kochbüchern kann ich zu dem buchcover immer vorher stellung nehmen, den letzten entwurf für mein neues buch habe ich abgelehnt und es wurde ein neuer entwurf gefertigt, allerdings ist das kein großer publikumsverlag, sondern ein kleinerer, der von seinen büchern meist nur 10-20 000 verkauft.
bei meinem letzten fachbuch habe ich auch den entwurf vorher gesehen, aber eigentlich keinen einfluss -
Meist sind doch hinter den "Nackenbeißer"-Einbänden auch "Nackenbeißer"-Geschichten, oder?
Oder die Goldmann-Einbände mit ihrem vernebelten Landschaften = englische Krimis. Die mit den roten Holzhäusern = Schwedenkrimis, usw. Da haben Autoren, v.a. wenn es ausländische sind, bestimmt keinen Einfluss.
Ich weiss aber, dass Autoren, die a priori für eine bestimmte Auflage sorgen, schon ein Mitspracherecht haben, z.B. Günter Grass.
Jorinde
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Hallo Jorinde!
ZitatOriginal von Jorinde
Meist sind doch hinter den "Nackenbeißer"-Einbänden auch "Nackenbeißer"-Geschichten, oder?
Logisch! Die Titel sind auch entrepchend vollgepackt mir Herzschmerk- oder Wollust-Vokabular.ZitatOder die Goldmann-Einbände mit ihrem vernebelten Landschaften = englische Krimis. Die mit den roten Holzhäusern = Schwedenkrimis, usw. Da haben Autoren, v.a. wenn es ausländische sind, bestimmt keinen Einfluss.
Es geht dabei immer um vermutete (!) landesübliche Vorurteile -- bei Irland und Island sind es extrem grüne Wiesen unter leicht bewölktem Himmel!ZitatIch weiss aber, dass Autoren, die a priori für eine bestimmte Auflage sorgen, schon ein Mitspracherecht haben, z.B. Günter Grass.
Der Vergleich hinkt natürlich; denn die allerwenigsten aus unserer Zunft haben diese Macht.
Man kann versuchen, etwas abzuschmettern, wenn man schon auf Anhieb erkennt, dass es ein fürchterlicher Flop wird --- aber beliebt macht man sich damit nicht ...Liebe Grüße
Iris
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Ich habe mal vor Ewigkeiten, ich glaube im stern, einen Bericht/ein Interview über das damalige angesagte männliche Model für diese gezeichneten "Nackenbeißer"-Cover gelesen....
Ich glaube, die Zeichnungen kamen damals besser bei mir weg als das Foto vom Original... schüttel... üüüüüüüüüüüüberhaupt nicht mein Typ !
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Ein Grass mag vielleicht Einfluss auf die Covergestaltung nehmen können, aber für den normalen deutschen Wald- und Wiesenautoren ist dies ein unerfüllbarer Traum. Da kann man schon froh sein, wenn sich die Verlagsleute nicht zu sehr vergreifen. Mir z.B. ist ein Frauengesicht tausendmal lieber als ein Historienbildchen aus einem der alten Sammelalben.
Meist wird versucht, einem Klischee zu entsprechen, um die LeserInnen des entsprechenden Genres anzulocken. Daher auch die bunten Beißer bei den sogenannten historischen Liebesromanen. Wir haben bei der BLC in Wiesbaden einige dieser Covermodels in Natura gesehen und auf Bildern das, was aus ihnen gemacht wird. War schon recht interessant.
Die landestypischen Titelbilder wurden ja schon genannt. Auch sie sollen die LeserInnen solcher Romane auf die richtige Spur bringen. Aus diesen Gründen gibt es bei der Covergestaltung eine gewisse Uniformität, aber die Kreativen sitzen ja nicht in den Verlagen selbst, sondern versuchen verzweifelt, ihre Werke an diese zu verkaufen.
Die Titel sind auch ein Ding für sich. Wenn man da ganz vorsichtig einen Vorschlag macht, kommt sofort ein es muss "Die Sonstwas" heißen als Antwort. Auch hier wagen es die Verlage nur selten, eine Schiene zu verlassen, die gerade Erfolg versprechend scheint. Bücher zu machen ist ein knallhartes Geschäft geworden und kaum ein Verlagsmensch wagt hier eigene Wege zu gehen, sondern passt sich dem großen Strom an, bis dieser zu träge geworden ist und versandet.
Liebe Grüße
Gheron -
Eure Erklärungen sind ja ziemlich aufschlußreich. Schade, daß man als Autor keinen Einfluß hat.
Wie schaut es bei deutschen Übersetzungen mit den Titeln aus? Nach welchem Prinzip werden die "übersetzt" (wenn man von übersetzen reden kann). Die weichen ja teilweise schon sehr vom z.B. englischen Original ab.
Ein Beispiel dafür... "Die Geduld der Spinne" heißt im Original "The girls he adored"... Die deutsche Übersetzung konnte ich noch nicht mit der Story in Einklang bringen - die englische schon...
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Zitat
Eure Erklärungen sind ja ziemlich aufschlußreich. Schade, daß man als Autor keinen Einfluß hat.
Das Buchcover ist ja noch das harmloseste, worauf der Autor keinen Einfluss hat. Schlimm ist es, wenn der Verlag, besonders der Lektor, viel zu viel Einfluss auf den Inhalt de Buches nehmen will.
Da ist dann immer wieder "Gehen sie auf die Wünsche der Leser ein" oder "Befriedigen Sie das Wunschbild unserer Leser - also Kampf gegen Gut und Böse, und ja, das Böse soll natürlich gewinnen" zu hören ...
mfg
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Zitat
Original von Historikus
Schlimm ist es, wenn der Verlag, besonders der Lektor, viel zu viel Einfluss auf den Inhalt de Buches nehmen will.Da ist dann immer wieder "Gehen sie auf die Wünsche der Leser ein" oder "Befriedigen Sie das Wunschbild unserer Leser - also Kampf gegen Gut und Böse, und ja, das Böse soll natürlich gewinnen" zu hören ...
mfg
bäh... das klingt ja so, als ob der autor maßgeschneiderte romane zu schreiben hat... wie langweilig... macht da das schreiben noch spaß? oder ist der spaß schon lange verloren gegangen?
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Hi Lilli,
tja, viele verantwortungsbewusste Autoren haben laut Hörensagen mit ihren Verlagen zu kämpfen, die einfach nur auf Profit schauen, und denen Qualität einfach egal ist.
Verlage führen Befragungen durch, und wollen, dass sich die Autoren nach den angeblichen Wünschen der Leser halten. Darunter leidet öfter die Qualität, es wird in den Büchern gelogen und Fakten verdreht, was nur geht, dämliche Klisches werden befriedigt etc.
Ein alter Verlagsspruch lautet: "Befriedige den Leser so, dass er sich durch das Lesen des Buches selber bestätigt fühlt. Durch das Aha-Erlebnis befindet der Leser das Buch automatisch für gut ..."
Traurig, nicht?Es gibt leider nur wenige Autoren, denen das nicht egal ist und die sich erfolgreich gegen den "bösen" Lektor/Lektorin auflehnen.
Es gibt übrigens Autoren, die ihr Buch nicht einmal selber schreiben. Sie stehen nur für ihren Namen gerade, dass Schreiben übernehmen mehrere Autoren in einer eigenen Schreibfirma. Das passiert übrigens bei amerikanischen (Erfolgs-)Autoren öfters ...
mfg
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Nun ist mir wieder eine Illusion geraubt worden
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Tut mir Leid. Aber die Wahrheit tut eben weh.
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Hi Historicus,
es gibt auch in Deutschland Geisterreiter, äh. Ghostwriter. Der eine oder andere bekannte Autor besitzt seine Schreibsklaven und lässt die tippen, bis ihnen die Finger rauchen.
Die bekannte rosa Dame auf dem Liebesromansektor war auch sehr berühmt dafür, etlichen lieben Mädchen etwas zu verdienen zu geben. Da viele junge Autoren gerne veröffentlichen würden, aber keine Chance sehen, lassen sie sich gerne von Großen der Szene einfangen und hoffen, damit einen Schritt nach oben getan zu haben.
Bei den meisten bliebt dies allerdings Illusion.Natürlich versuchen Verlage, Einfluss zu nehmen. Auch uns wurde schon dezent angedeutet, ob wir nicht mal dieses oder jenes schreiben könnten. Zum Glück sind wir unabhängig und können daher den Kopf schütteln und sagen, dass uns das nicht so liegt. So lange wir brauchbare Manuskripte abliefern, wird es hier auch keinen direkten Druck geben. Als wir jedoch vor etwa zwei Jahren angedeutet haben, an einen Roman aus dem Barock zu schreiben, kam sofort eine ablehnende Reaktion. Nein, an so was wäre der Verlag nicht interessiert.
Wir haben "Die Fürstin" trotzdem geschrieben.Titelbilder sind da eher harmlos und nur ärgerlich, wenn sie einem überhaupt nicht gefallen.
Liebe Grüße
Gheron -
Hi Gheron,
Zitates gibt auch in Deutschland Geisterreiter, äh. Ghostwriter. Der eine oder andere bekannte Autor besitzt seine Schreibsklaven und lässt die tippen, bis ihnen die Finger rauchen.
Ich weiß. Nun ist Lillis allerletzte Illusion beraubt, dass es in Amerika schlimmer ist.
ZitatNatürlich versuchen Verlage, Einfluss zu nehmen. Auch uns wurde schon dezent angedeutet, ob wir nicht mal dieses oder jenes schreiben könnten.
Dezent ist gut formuliert!
Was ich da schon alles gehört habe ...
"Der Held im Buch sollte schon blonde, lange Haare haben ..."
"Frauen sollten schon unterdrückt im Mittelalter dargestellt werden, dass zieht bei den weiblichen Lesern"
"Außerdem sollte die Frau etwas machen, was den Männern vorbehalten war. Das zieht auch irre ..."
"Ach ja noch: Baue irgendwas Anti-Amerikanisches ein ... "
usw.
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Zitat
Original von Historikus
Ich weiß. Nun ist Lillis allerletzte Illusion beraubt, dass es in Amerika schlimmer ist.Lilli glaubt aber immer noch ganz fest daran, daß Dan Brown nicht das Pseudonym von Stephen King ist.
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Hallo Gheron!
ZitatOriginal von Gheron
Bei den meisten bliebt dies allerdings Illusion.
Es ist der glatte Betrug an den Ghostwritern. Sie werden mit Hoffnungen abgespeist als das man ihnen gutes Geld für ihre Arbeit bezahlt. Es wollen halt andere dabei tüchtig abkassieren.ZitatTitelbilder sind da eher harmlos und nur ärgerlich, wenn sie einem überhaupt nicht gefallen.
Das ist es nicht allein. Zumindest im TB-Bereich gilt: Wenn ein Buch ein 08/15-Cover hat, gibt es für die Kunden keine Veranlassung, es in die Hand zu nehmen, und somit für die Buchhändler keine Veranlassung, Vorbestellungen zu tätigen.
Viele Cover haben auch geradezu abschreckende Wirkung, sei es Kitsch oder geschmacklose, unmotivierte Detailvergrößerungen/Ausschnitte von Gemälde o.ä.
Allerdings ist es bei uns ja noch Gold, wenn man sich US-Ausgaben anschaut. Die muss man ja wie Alkoholikaflaschen in Papier einschlagen, weil man sich sonst nicht damit sehen lassen kann!
Werbepsychologie ist ganz offenkundig pure Scharlatanerie.Liebe Grüße,
Iris
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Hallo His!
ZitatOriginal von Historikus
"Ach ja noch: Baue irgendwas Anti-Amerikanisches ein ... "
Den halte ich für ein Gerücht ---Was hingegen kolossal nervt, ist das angepeilte Frauenbild: schön, doof, ohne Mann lebensunfähig, ständig mit der eigenen Gefühlswelt beschäftigt, viiiiiiiiiiiiiiiiiiel Innerer Monolog (Horror! Es gibt nichts, was bei inflationärer Anwendung nervtötender wäre!). Bitte wichtige Informationen immer wieder erklären (z.B. die Indizienkette bei Krimis).
Und dann die Gratwanderung, was man denn nun der Phantasie des Lesers überlassen und worauf man permanent herumreiten solle ---
aber offenkundig gilt als Faustregel: Je sentimentaler, desto "besser".Haarsträubend ist das!
Frustrierte Grüße,
Iris