Dies ist Band 7 aus der "The No. 1 Ladies' Detective Agency"-Reihe um die botswanische Privatdetektivin Mma Ramotswe. Ich bin völlig einer Meinung mit der Amazon-Rezi, die dieses Buch für das bisher beste aus der Reihe hält. Ich empfehle aber sehr, die Reihe chronologisch zu lesen; die richtige Reihenfolge findet sich hier. Auf der Website des Autors habe ich übrigens gerade gelesen, dass der erste Band jetzt verfilmt wird!
Ich ordne dieses Buch wieder unter "Krimis" ein, eben weil die Hauptfigur Privatdetektivin ist und die Handlung sich aus den "Fällen" speist, mit denen sie konfrontiert wird (und weil Amazon es ebenfalls dort einordnet). Und immerhin hat Mma Ramotswe am Ende des Buchs ihre Liste ausstehender "Fälle" abgearbeitet. Aber es ist kein Krimi; selbst die Definition "cozy" wäre noch übertrieben.
Es ist ein Wohlfühlbuch mit eingestreuten Lebensweisheiten, ein Buch wie heißer Kakao und warme Badewanne - und wer jetzt die Augen verdreht oder schreiend davonrennt, der muss wissen, dass ich um sowas normalerweise einen grooooßen Bogen mache. Hier nicht.
Aber der Reihe nach.
Das Buch (Amazon)
Mma Ramotswe betreibt die einzige Frauen-Detektei Botswanas, wo sie sich mit Intuition und Menschenkenntnis der heiklen Fälle ihrer Klienten annimmt. Der britische Erfolgsautor setzt mit diesem Roman seine »New York Times"»-Bestseller-Reihe fort und stellt »sein außerordentliches Talent zum Geschichten erzählen und seine bestechende Kenntnis des afrikanischen Alltags unter Beweis« (Los Angeles Times).
Nicht selten drehen sich die Fälle von Precious Ramotswe um Untreue - ein Feld, auf dem ihr keiner mehr etwas vormacht. Doch eines Morgens steht in ihrem kleinen Büro über der Autowerkstatt ihres Mannes eine Frau mit einem anderen Problem: Unfreiwillig ist die junge Köchin der Universitätskantine in eine Erpressung verwickelt worden und braucht nun Hilfe. Wenig später wird Mma Ramotswe auch noch darum gebeten, herauszufinden, was für ein düsteres Geheimnis seit einiger Zeit das Klima im Wildreservat Mokolodi vergiftet, ob der liebenswürdige ugandische Doktor Lugeba in seiner Praxis Medikamentenmissbrauch betreibt und, nicht zuletzt, ob der frischgebackene Verlobte ihrer Assistentin auf Abwege geraten ist. Aber viel heißer Rotbuschtee, Ausdauer und ein ausgeprägtes Gespür für die Widersprüche zwischen Modernität und Tradition im Botswana des 21. Jahrhunderts führen die couragierte Detektivin am Ende immer zur Lösung.
Der Autor:
Infos zu Alexander McCall Smith finden sich auf Deutsch beispielsweise bei Wikipedia und auf Englisch auf seiner eigenen Website
Meine Meinung:
Wie gesagt, es ist kein Krimi. Mma Ramotswe und Mma Makutsi verdienen zwar mit der Ermittlung im Bereich Wirtschaftskriminalität das meiste Geld für ihre Detektei, aber um diese Fälle geht es hier nicht. Eigentlich ist in der Detektei nämlich gar nicht so viel los, und so kann Mma Ramotswe, die "traditionell gebaute" Detektivin, die nur mit knapper Not in ihr kleines weißes Auto passt, vor allem das tun, was ihr am besten liegt, nämlich Menschen, die mit ihren privaten Nachforschungen zu ihr kommen, aus ihren kleineren und größeren Nöten heraushelfen, auch ohne dass sie dabei viel Geld verdient.
Das Ganze geschieht sehr liebevoll und mit einem allgegenwärtigen Augenzwinkern. Die Gepflogenheiten in Botswana werden auf die Schippe genommen, aber niemals auf verletzende Art und Weise; die traditionellen Werte der afrikanischen Kultur werden auf liebevolle Weise gewürdigt, aber ohne dass das je ins Kitschige abgleitet, weil eben stets eine humorvolle Distanz gewahrt wird. Man spürt, dass das Tempo dort unten langsamer ist, weil das Klima nichts anderes zulässt; das überträgt sich auf die Leseatmosphäre und ist ein Grund, weshalb ich mich beim Lesen wie in einer warmen Badewanne gefühlt habe.
Alexander McCall Smith hat selbst in Botswana gelebt; ich gehe daher davon aus, dass sich die Schilderung nicht nur authentisch anfühlt, sondern es tatsächlich ist. Bis hin zum Schreibstil. Auch dieses Buch ist - wie die anderen in der Reihe - sehr gut als englische Einstiegslektüre geeignet. Satzbau und Wortwahl sind nicht kompliziert. Pelican schrieb neulich mal sinngemäß, dass ihr gerade dieser einfache Satzbau und die Wiederholungen auf den Geist gingen. Ich kann das nachvollziehen; allerdings ist es gerade in diesem Buch weniger ausgeprägt, scheint mir.
Mich hat die Sprache nicht nur nicht gestört, sondern sie hat mir das Lesevergnügen sogar noch vergrößert, denn ich "hörte" beim Lesen oft einen afrikanischen Akzent im Kopf. Der passt zum Text, und ich bewundere den Autor, dass er als Europäer so schreiben kann (wie man aus seinen anderen Büchern weiß, kann er ja auch ganz anders). Ich hatte vor einiger Zeit mal näher mit zwei Afrikanerinnen zu tun, und beim Lesen heute habe ich mich sehr an deren Sprech- und Denkweise erinnert gefühlt. Gelassenheit und Menschlichkeit waren den beiden zweite Natur - und genau das kommt in diesem Buch hervorragend zum Ausdruck.
Ich freue mich schon auf den nächsten Band; als HC gibt's ihn schon.
edit: ISBN, Titel und Beschreibung der deutschen Ausgabe eingefügt