Fischer, Gebundene Ausgabe: 224 Seiten, Juli 2007
Handlung:
In das endzeitlich gestimmte Leben von Johanna und Achim Märtin gerät durch einen Zufall ein schwarzer zottiger Hund. Johanna, der jeder Blick in ihre Zukunft nur noch öde Zeit offenbart, fragt sich angesichts der unerschöpflichen Freude und Liebe ihres tierischen Gefährten nach den Quellen ihres eigenen Glückes, nach Sehnsüchten, Ansprüchen und Versäumnissen. Der nächste Zufall begegnet ihr in Gestalt der alten russischen Aristokratin Natalie Timofejena, die in Mexiko nach ihrer Jugendfreundin, der berühmten und ein bisschen verrückten Künstlerin Leonora Carrington sucht. Johanna folgt Natalies Lockruf und fliegt nach Mexiko, während Achim ratlos durch Berlin streift und zwischen den vertrauten Plätzen und Ritualen zu verstehen sucht, was Johanna zu ihrem Aufbruch bewogen und was er zu bedeuten hat und warum ein hergelaufener Hund ihr gemeinsames Leben infrage stellen konnte.
Zur Autorin: (Klappentext)
Monika Maron ist 1941 in Berlin geboren, wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik und lebt seit 1993 wieder in Berlin. Sie veröffentlichte u. a. die Romane ›Flugasche‹, ›Die Überläuferin‹, ›Stille Zeile sechs‹, ›Animal triste‹, ›Pawels Briefe. Eine Familiengeschichte‹ und ›Endmoränen‹, außerdem mehrere Essaybände, zuletzt Wie ich ein Buch nicht schreiben kann und es trotzdem versuche.
Sie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter dem Kleist-Preis (1992) und dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2003).
Meine Meinung:
Es handelt sich um die Fortsetzung von Endmoränen.
Das Buch macht schon äußerlich durch die Farbgestaltung und der Umschlagabbildung von Jim Rakete einen schönen Eindruck.
Die DDR taucht in diesem Roman nicht so stark auf. Es handelt sich um eine Fortsetzung von Endmoränen, Monika Marons überzeugender Roman von 2002, an die dieser Roman unmittelbar anschließt. Die Protagonisten sind wieder die Biographin Johanna und ihr Mann Achim.
Stilistisch wie Endmoränen ist der schmale Roman wieder gut zugänglich. Ein wichtiger Unterschied ist, dass Ach Glück in der dritten Person geschrieben ist. Endmoränen war noch in der ersten Person.
Inhaltlich kommt mir die Situation erst einmal bekannt und gar nicht so originell vor. Ein langjähriges Ehepaar, dass sich durch Gewöhnung von einander entfernt hat und durch ein bestimmte Ereignisse, hier eine Affäre mit dem Russe Igor, der Hund und Johannas Flug nach Mexiko, zu mehrseitigen Überlegungen und Erkenntnissen kommen. Johanna hauptsächlich während des Fluges, Achim beim Flanieren in Berlin.
Trotzdem wirken die Gedankengänge frischer als bei vielen jungen, deutschen Nachwuchsautoren, bei denen lange Gedankengänge auf z.B. Zugfahrten im Mittelpunkt stehen, ohne dass etwas passiert.
Dem beugt Monika Maron vor, indem sie Johannas Reise einen interessanten Anlass gibt.
Sie soll die exzentrische und bedeutende surrealistische Künstlerin Leonora Carrington in Mexiko finden. Über diese Malerin und Schriftstellerin gibt es auch einen Film mit Emma Thompson in der Titelrolle.
Die Inhalte werden Johanna von dritter Hand gegeben, durch Briefe der Jugendfreundin Leonoras.
Dabei entsteht ein Portrait einer Künstlerin, die viel erlebt hat und eine Verbindung zu Teilen der Geschichte der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts darstellt.
Achim hatte vor Jahren eine Affäre mit einer anderen Frau. Johannas Flucht hält er teilweise auch für eine Revanche dafür.
Das Gespräch Achims mit seinem Konkurrenten Igor fand ich abgeschmackt, aber für Achim gibt es Erkenntnisse.
Wenn Johanna über den Hund spricht, dann spricht sie über Liebe.
Monika Maron erspart ihrem männlichen Protagonisten erst einmal nichts. Hervorragend, wie sie die männliche Perspektive einnimmt.
Ein würdiger Nachfolger zu Endmoränen, ohne dass eine unbedingte Notwendigkeit nachweisbar wäre. Trotzdem, ganz schön zu lesen.
ASIN/ISBN: 3596176727 |