In seitenlangen Sätzen, scheinbar ohne Luft zu holen, erzählt Simon auf beklemmende Weise von zwei namenlosen Figuren, Vater und Sohn, die am Krieg teilnehmen. Namenlos, weil der Krieg Namen durch Nummern ersetzt, gestanzt auf eine Messingplakette, die nach dem Ableben an die Familie geschickt wird, zusammen mit der wenigen Habe des Soldaten und vielleicht einem Orden, die von Angehörigen eingerahmt an die Wand gehängt werden dürfen. Die Chronologie der Ereignisse setzt der Autor außer Kraft, abwechselnd begleitet er den Vater im ersten, mal den Sohn im zweiten Weltkrieg. Der Vater, er ist süchtig nach den bestickten, bunten Bildchen auf seiner Uniform, den Epauletten und Sternen, die die Rangordnung kennzeichnen. Wir lernen seine Frau kennen, die von Faulheit und Krankheit gezeichnet ist und den Sohn austragen wird, bevor sie stirbt. Wir sehen zu, wie der Vater enthusiastisch in den Krieg zieht, begierig nach weiteren Medaillen, und stattdessen apathisch vom Pferd fällt mit einer Kugel im Kopf.
Viel umfangreicher erfahren wir die Geschichte des 26jährigen Sohnes, die autobiographische Züge tragen soll. Die ersten Kapitel beschreiben sehr ausführlich die Gedanken, die Betrachtungen auf dem Schlachtfeld, bevor Simon die Zeit zurückdreht und die bedrückende, unheimliche Zugfahrt zur Front beschreibt, belastet mit dem Gedanken jetzt würde er sterben. Sie fahren dorthin, wo die entgegenfahrenden Züge herkommen - Züge gefüllt mit fliehenden Dorfbewohnern. Irgendwann findet er wieder den Anschluss an seine anfängliche Kampfplatzszene, der Sohn, der sich inmitten seiner Truppe befand, bevor sie von einem Hinterhalt überrascht und niedergestreckt wurden. Nun liegt er versteckt im Gebüsch umringt von reiterlosen Pferden …
Die gesamte Szenerie ist umhüllt von Hoffnungslosigkeit, Beklemmung und getrocknetem Blut. Er kann im Kampf für das Vaterland nichts Würdevolles entdecken, wenn er zurückblickt über das leichengepflasterte Feld. Kurz angeschnitten werden Gefangenschaft und Flucht aus dem Arbeitslager. Die 14-monatige Hölle des Krieges erzählt er heute den gelangweilt lauschenden Nutten, bei denen er Trost zu finden scheint - und uns, die umso gefesselter zuhören werden.
Gruß,
chip