Beckett hat einen wunderbaren Schreibstil, der das Lesen vom Anfang bis zum Ende angenehm macht. Hinzu kommt ein äußerst gelungener und sympathischer Hauptcharakter. Vor allen Dingen ein Hauptchara, der logisch handelt. Der Störfaktor des "Warum tut er das und das und nicht dieses und jenes?" fällt im Bezug auf David Hunter komplett weg. Ein großer Pluspunkt, da mich nichts mehr stört, als unlogische Handlungsweisen (warum rennt jemand, der von einem Mörder verfolgt wird in eine dunkle Seitengasse, anstatt mitten auf die Hauptstraße oder an einen sonstigen belebten Ort?).
'Kalte Asche' ist ein unterhaltendes Werk mit einem breiten Spektrum an Charakteren, von denen im Laufe des Buches viele als Täter in Frage kommen. Gestört hat mich, dass recht wenige sympathisch oder zumindest neutral erschienen sind. Geschlossene Gemeinschaft hin oder her: ich lebe selbst in einem ziemlich kleinen Dorf und ich bezweifle, dass unsere Leute hier ähnlich feindseelig wären, zumindest bevor sie wissen, dass sie eigentlich alle unter Mordverdacht stehen
Ansonsten war der Handlungsstrang fesselnd und in sich geschlossen größtenteils logisch. Die Suche nach dem Mörder, die eigentlich keine effektive Suche und mehr eine Verfolgungsjagd war, wobei unsere Spurensucher die Verfolgten waren, ist Beckett außerordentlich gut gelungen. Jemand hier hat bereits gesagt, dass der Autor es schafft, selbst unwichtige Dinge durch seinen Stil spannend zu machen. Dem kann ich nur zustimmen.
Ein wenig geärgert habe ich mich über das Ende. Zu viel des Guten trifft in diesem Fall wohl den Nagel auf den Kopf. Die Geschichte kam über einen Großteil des Buches ohne überdramatisierte Aufhänger aus, noch musste sich der Autor an überflüssiger Effekthascherei vergreifen. Aber das Ende war dann wie eine zusammen geklebte Schüssel: man sah einfach die Bruchstellen, die man versucht hatte zu kleben. Die Auflösung war in sich nicht wirklich schlüssig, hinzu kam, dass einiges erzwungen wirkte, eben so, als hätte es keine andere Möglichkeit gegeben, die Rätsel zu lösen. Von Beckett hatte ich mehr erwartet. Der 'Aha-Effekt' blieb aus. Nicht, dass das Ende 100%ig schlecht war, aber eben etwas enttäuschend. Der Cliff setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf, besonders da man als Leser ja inzwischen weiß, dass es einen weiteren Band geben wird. Hätte es sich um einen geschlossenen Band ohne Nachfolger gehandelt, hätte ich den Cliff nicht als besonders störend empfunden, dann wäre es ein Stilmittel gewesen, um die Handlung gen Ende hin noch einmal zu dramatisieren. Zwar auch nicht die feine englische Art, aber durchaus ertragbar. Aber in Anbetracht der Fortführung der Reihe fand ich ihn absolut überflüssig und schade, dass Beckett zu einem solchen Mittel greift. Damit hat er mich ein wenig enttäuscht.
Summa Summarum aber ein guter Krimi/Thriller, mit einer fesselnden und spannenden Geschichte, netten Einzelheiten, einem interessanten, wenn auch irgendwie einseitigen Charaset und einem ETWAS verpfuschten Schluss =)