Mangels einer Kategorie "Medien" stelle ich dieses Buch hier ein; es hat mit Politik tatsächlich auch eine ganze Menge zu tun.
Kurzbeschreibung
"Politiker machen Fehler, die Medien nicht. Sie liegen immer im Trend, denn der Trend sind sie selbst." Eine beängstigende Aussage. Aber trifft sie wirklich zu? Kritisch und selbstkritisch blickt der "Künstler der Nachricht", einst selbst ein einflussreicher Mitspieler in der Medienarena, auf das tägliche Menü der Krisen und Katastrophen und auf die Welt des schönen Scheins, die insbesondere das Fernsehen Abend für Abend in unsere Wohnstuben zaubert. Denn auch wenn der seriöse Journalist sich berufen fühlt, nichts als die Wahrheit zu berichten, eines ist klar: Bereits die Auswahl der Nachrichten unterliegt Trends, und der Wettbewerb, schneller zu sein als die Konkurrenz und keine Sensation zu verpassen, verführt zu Klischees und Kompromissen. Das Ringen zwischen Politik und Medien, zwischen seriöser Berichterstattung und dem Sog der Unterhaltung - Wolf von Lojewski weiß, wovon er spricht. Aufschlussreiche Erlebnisse und Anekdoten aus seinem reichen Journalistenleben und seine scharfen Beobachtungen fügen sich zu einer brillanten Analyse, die zum Nachdenken über die Grenzen der Politik und die Medien als Machtfaktor anregt.
Der Autor
Heute erinnert man sich an Wolf von Lojewski vor allem als Moderator des heute-Journals. Davor war er Korrespondent in London und Washington; ursprünglich kommt er aus der Welt der Zeitung. All das hat seine Sicht- und Schreibweise beeinflusst.
Wikipedia weiß noch mehr.
Meine Meinung
Dieses Buch (bzw. die gebundene Ausgabe davon) fand seinen Weg auf verschlungenen Eulenpfaden ( :wave) in mein RUB. Ich wollte es gern lesen, weil ich erstens gerne kolumnenartige Betrachtungen lese und mich zweitens für den Blick des Autors auf die Medienwelt interessierte.
Es hat sich aus beiden Blickwinkeln gelohnt, wenngleich die Qualität der "Kolumnen" (es handelt sich um einzelne Kapitel zu verschiedenen Themen, die nicht miteinander verbunden sind) nicht sooo überzeugend war. Manches Mal erschien mir eine Verknüpfung zwischen munterem Einstieg und eigentlichem Thema etwas gar weit hergeholt, und manche Anekdoten waren plötzlich zu Ende, ohne dass ich eine nennenswerte Pointe entdeckt hätte. Aber es ist zugleich humorvoll und seriös geschrieben und sprachlich gut.
Wirklich interessant ist, wie der Autor die Verquickung von Medien und Politik beschreibt. Welche Macht die Medien haben, welche Verantwortung damit verbunden ist, und sei es nur bei der Gewichtung dessen, was eigentlich eine Nachricht ist und was nicht. Das kommt aber keineswegs trocken rüber, sondern wird mit so vielen Beispielen aus seiner langen Erfahrung mit den großen und kleinen Größen der Politik gewürzt, dass ich es auch als Bettlektüre gut genießen konnte.
Das Buch ist im September 2006 erschienen und reicht wirklich bis zum "aktuellen Rand"; wer sich dafür interessiert, sollte es daher am besten bald lesen. Was aber nicht heißt, dass es kurzlebig ist; auch Nixon und die Rolle der Medien bei der Aufdeckung von Watergate oder Brandt und die Verarbeitung der Guillaume-Spionage in den Medien sind Thema.
Textlich war's OK, ich hätte mir nur noch etwas mehr Struktur und/oder Pfeffer gewünscht; inhaltlich war es für mich eine spannende und neue Sicht auf ein Thema (die Politik), das ich für gewöhnlich weiträumig umschiffe, und dafür verdient der Autor ein großes Lob.