Von Cinema:
Kultregisseur Quentin Tarantino gibt Gas! In seinem Retro-Thriller Death Proof – Todsicher macht ein psychotischer Killer Jagd auf coole Girls. Doch mit dem schwachen Geschlecht ist nicht zu spaßen.
Girls’ Night Out in Texas. Die rassige Radiomoderatorin Jungle Julia (Sydney Tamiia Poitier) will mit ihren Freundinnen Shanna (Jordan Ladd) und Arlene (Vanessa Ferlito) einen draufmachen. In einer Kneipe stellt Stuntman Mike (Kurt Russell) sich ihnen vor. Die Mädels ahnen nicht, dass der unheilvoll-kauzige Kerl mit der Narbe im Gesicht ein frauenhassender Killer ist, der die drei Grazien schon den ganzen Abend auf ihrer Vergnügungstour verfolgt hat.
Als Jungle Julia und ihre Freundinnen in ihr Auto steigen, bietet Mike der Bar-Schönheit Pam (Rose McGowan) eine Mitfahrgelegenheit in seinem finsteren Stuntauto an. Und das ist nach drastischen Umbaumaßnahmen nicht nur völlig crashsicher, sondern auch eine tödliche Waffe.
Ein Jahr später geraten erneut vier Frauen ins Visier des Killer-Stuntmans. Kim (Tracie Thoms), Abernathy (Rosario Dawson) und Lee (Mary Elizabeth Winstead) arbeiten beim Film und treffen sich an ihrem drehfreien Tag mit der Stuntfrau Zoe (spielt sich selbst: Zoe Bell). Als die lebenslustige Neuseeländerin ihre Freundinnen überredet, mit ihr einen halsbrecherischen Highspeed-Stunt durchzuziehen, scheint für den lauernden Mike die Zeit zum Angriff gekommen – doch nicht alle Frauen sind Opfer.
Mit „Death Proof – Todsicher“ liefert der große Genre-Remixer Quentin Tarantino einen neuen Geniestreich ab. Während die erste Hälfte des Films mit den dramaturgischen Regeln des Slasher-Films spielt, wird im zweiten Abschnitt ein wahnwitziges Autoverfolgungsjagd-Szenario aufgefahren, das in seiner Risikofreudigkeit einem Action-B-Movie aus den 70ern entsprungen zu sein scheint.
So packend Tarantino, der erstmals auch für die Kameraarbeit verantwortlich zeichnet, die Action ohne jeglichen CGI-Schnickschnack inszeniert – es sind wieder die Figuren und die von ihnen geführten Dialoge, die im Gedächtnis bleiben. Das gesamte Frauen-Ensemble strahlt ein feminines Selbstbewusstsein aus, das sich vor allem in ihren (zumindest im Originalton) brillant durchkomponierten Gesprächen manifestiert. Die zunächst verbal heraufbeschworene Frauenpower gipfelt schließlich in einem emanzipatorischen Schlussbild, das selbst Vollweiber-Regisseur Russ Meyer nicht hätte treffender in Szene setzen können.
Kurt Russell bietet dabei eine perfekte Spiegelfläche für die Damenriege. Wie er Macho-Charme in Bedrohlichkeit und später in Feigheit umschlagen lässt, ist nicht nur bravourös gespielt, sondern kann auch getrost als selbstironisches Zitat seiner Paraderolle als Snake Plissken in „Die Klapperschlange“ von 1981 verstanden werden.
Ohnehin quillt auch „Death Proof – Todsicher“ vor Anspielungen auf das von Tarantino so innig geliebte Exploitation-Kino der 70er Jahre über. Das rebellische Flair dieser Filme überträgt das Regie-Genie mit einer ausgeklügelten metaphorischen Bildsprache in unsere Gegenwart: Ist der erste Teil seines Films noch mit Bildaussetzern und Schlieren künstlich auf alt getrimmt, erstrahlt der zweite Teil nach einem schwarz-weiß gefilmten Übergang in knalligen Farben. In diesem mainstreamkonformen Hochglanz-Ambiente rasen nun zwei Automodelle aus den 70ern auf ihrer wilden Jagd an brav dahintuckernden Familienkutschen vorbei. Die alten Karren mögen nicht zeitgemäß sein – sie sind aber 1000 Mal cooler.
Originaltitel: Death Proof, USA 2007
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Kurt Russell, Sydney Tamiia Poitier, Vanessa Ferlito, Jordan Ladd, Tracie Thoms, Rosario Dawson, Zoe Bell, Mary Elizabeth Winstead, Rose McGowan, Eli Roth, Omar Doom, Michael Parks, Jonathan Loughran, Marley Shelton
Kinostart: 19.07.2007
Meine Meinung:
Wow! Was für ein Film! Irgendwie bin ich immer noch ziemlich geplättet. Ein Kinoereignis der besonderen Art.
Der Film ist cool, es gibt rasante Action, teilweise geniale Dialoge, tolle Frauen, die Musik ist der Hammer, einige sehr brutale Szenen - Tarantino eben.
Ich denke, wem seine anderen Filme gefallen, der wird diesen lieben.