Lesetagebuch ???

  • Ich wollte einfach mal fragen, was ihr denn von so tollen Lesetagebüchern haltet.
    Ich muss für die Schule über die Ferien "Effi Briest" von Fontane lesen. Ich find es schon schlimm genug ein Buch lesen und mich durchquälen zu müssen, wenn es mir absolut nicht gefällt, obwohl ich weiß das tausend spannendere Werke auf mich warten.
    Dazu müssen wir dann noch so ein Tagebuch anfertigen in dem wir notieren müssen, von wann bis wann wir wieviel gelesen haben, welche Fragen wir uns gestelt haben, was unverständlich war, und welche sprachlichen Besonderheiten es gab.


    Bei einigen Büchern vorher mussten wir das auch schon machen, und ich finde es einfach nur eine Qual. Meiner Meinung nach geht da der ganze Spaß am Lesen verloren, wenn man ständig abbrechen muss und irgendwas notieren soll.


    Mich würde wirklich interessieren wie ihr das so seht !

    "If you took all the people living in the hearts of the people on earth and added them up, how many would it be?" [be with you]


    Das Spiel des Engels - Carlos Ruiz Zafon :lesend

  • Ich musste zu "Das Parfum" von Patrick Süsskind ein Lesetagebuch anfertigen und ich empfand es ebenfalls nur als Qual. Wir mussten jedes Kapitel genau analysieren und unsere Meinung dazu schreiben. Nach dem 15 Kapitel hatte ich jede Lust am Lesen dieses Buches verloren.


    Das mir das Buch nicht gefiel, hat vor allem mit der stundenlangen Arbeit an dem Lesetagebuch zu tun.
    :wave

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Ganz ehrlich... Ich finde Lesetagebücher grauenhaft! Ich musste zwar bisher nur einmal eins machen, aber das hat wirklich gereicht. Das war in der 10. Klasse zu "Das Parfum" von Patrick Süskind. Das verdirbt einem das ganze Buch.


    Ich musste den Inhalt zusammenfassen und besondere Spezialaufträge bearbeiten (z.B. die Kunst der Parfumherstellung näher beschreiben).


    Die erste Zeit hab ich den Inhalt auch noch selbst zusammengefasst, aber dann wurde mir das dann doch zu blöd und ich hab im I-net mal gegoogelt. Und tatata! Da fand ich doch tatsächlich super Zusammenfassungen. :chen


    Bekam dann sogar eine 1 auf das Ganze.


    Fazit: Lesetagebücher sind völlig umsonst. (Für was sind die eigentlich? :gruebel )


    :wave

  • Ich musste sowas in der Schule zwar nie machen, aber was ihr hier beschreibt, klingt ein bisschen wie das, was hier in den Leserunden passiert: "Ich habe bis jetzt so und so weit gelesen; das und das ist bisher passiert; mir gefällt es bisher gut/nicht, weil...; das und das habe ich nicht verstanden; guckt mal, das habe ich als Zusatzinfo ergoogelt".


    Leserunden machen aber Spaß! ;-) Vielleicht versucht ihr's mal damit? Zu zweit lesen und sich immer mal austauschen? Dann habt ihr vermutlich schon einiges fürs Lesetagebuch zusammen...

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • ja ich denke ja auch das leserunden angenehm sein können. aber bei den aufträgen von der schule sind es ja dann meistens solche bücher die man privat noch nicht mal lesen würde.
    und ich finde es schrecklich ständig abbrechen zu müssen, weil ich ne metapher oder sowas gefunden habe.
    mir fällt es außerdem extrem schwer mich auf den inhalt und auf die sprachlichen besonderheiten zu konzentrieren.


    vielleicht sollte ich meinen deutsch-lehrer mal fragen für was das gut sein soll

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    Das Spiel des Engels - Carlos Ruiz Zafon :lesend

  • Ich führe schon seit ein paar Jahren Lesetagebücher (am Anfang von jedem Buch, mittlerweile nur noch von Büchern, deren Anspruch das erfordert) und bin begeisterte Anhängerin. :-) Gerade bei Romane mit geschichtlichen, politischen oder sozialkritischen Hintergründen möchte ich nicht darauf verzichten, denn man kann "ganz nebenbei" dazulernen.
    Es stört mich persönlich jedoch auch immens, wenn ich nicht alle Zusammenhänge einer Handlung verstehe bzw. wenn ich nicht beurteilen kann, ob der Autor mir jetzt irgendeine Geschichte auftischt oder ob es tatsächlich zutrifft (oder zugetroffen hat bei historischen Romanen).


    Ich kann mich mithilfe meiner Lesetagebücher sehr intensiv mit Romanen auseinandersetzen und jede Menge neue Leseerfahrunge und Zusatzenwissen gewinnen und würde es nicht mehr missen wollen. Es gibt viele Dinge, die ohne Lesetagebuch nie mein weiteres Interesse geweckt hätten.


    Zitat

    Original von Nasuada
    Die erste Zeit hab ich den Inhalt auch noch selbst zusammengefasst, aber dann wurde mir das dann doch zu blöd und ich hab im I-net mal gegoogelt. Und tatata! Da fand ich doch tatsächlich super Zusammenfassungen. :chen


    Ich sehe den Sinn eines Lesetagebuchs nicht darin, den gelesenen Inhalt zusammenzufassen, ausser, man macht es, um zu verstehen, was man genau nicht verstanden hat.


    Zitat

    Original von maliena
    Bei einigen Büchern vorher mussten wir das auch schon machen, und ich finde es einfach nur eine Qual. Meiner Meinung nach geht da der ganze Spaß am Lesen verloren, wenn man ständig abbrechen muss und irgendwas notieren soll.


    Da fängt der Spaß erst für mich an. :-]
    Wenn es ein Buch wert ist, ob der Fülle an Informationen/Gegebenheiten/sprachlichen Feinheiten etc., ständig abgebrochen zu werden um sich Notizen darüber zu machen, dann ist es für mich erst ein richtig gutes Buch!

  • SueTown
    interessant auch mal eine andere Meinung zu hören.
    Aber macht das nicht immens viel Arbeit wenn man immer wieder abbricht? Kannst du denn so richtig in die Welt versinken, wenn du ständig unterbrichst ?

    "If you took all the people living in the hearts of the people on earth and added them up, how many would it be?" [be with you]


    Das Spiel des Engels - Carlos Ruiz Zafon :lesend

  • maliena :
    Tatsächlich ist es so, dass ich nicht ständig "abbreche", sondern so, dass ich meinen Leseblock und Stift neben mir bereit liegen habe und wenn mir etwas Interessantes auffällt über das ich mehr wissen möchte, dann schreibe ich mir die Seite auf und ein Stichwort und komme später darauf zurück. Wenn ich dann fertig bin bzw. ein Kapitel beendet habe oder einfach keine Lust mehr habe zu lesen, schaue ich mir das entsprechende genauer an und formuliere für mich dann auch die Fragen oder Informationen. So kann ich immer im "Lesefluss" bleiben.
    Jedoch, wenn ich etwas nicht auf Anhieb verstehe, mir Zusammenhänge fehlen oder sonstwas, dann breche ich ab und suche mir die nötigen Informationen heraus, denn sonst macht mir das Lesen keinen Spaß mehr.

  • Wir mussten in der Unterstufe ein Lesetagebuch führen, allerdings mussten nur die Leute in der 1. Leistungsgruppe das :gruebel
    Ging dann über vier Jahre und war recht interessant... Leider finde ich das Ding nimmer :-(
    Das, was ihr so erzählt, kling in der Tat nicht so, als würde ich es machen wollen, aber bei uns machte es irgendwie auch "Spaß". Wir mussten jedes Semester vier Bücher rezensieren, Gedichte schreiben, Buchvorstellung ausarbeiten (das war immer recht knifflig, weil ab der zweiten war es immer eine Partnerarbeit und da hatten wir zum Beispiel den Auftrag, ein Interview mit dem Autor zu machen.. wir machten damals Erich Kästner und es war schon schwierig, ein Interview zu machen, das für die Zuhörer interessant ist, alle Informationen über das Leben beinhaltet etc und vor allem war es schwierig, sich auch alles zu merken :lache ).
    In dieses Lesetagebuch kamen eine ganze Menge Sachen rein, nur leider weiß ich gar nix mehr, weil ich es nimmer finde... würde es aber gerne noch mal anschauen :-)

  • Ich google auch nach Sachen, die ich in Büchern nicht verstehe, oder über die ich mehr mehr wissen will. Aber brauche ich dafür ein Lesetagebuch?
    Bisher nicht.


    Ich hasse es auf den Tod, wenn ich irgendwas in einem Buch nicht verstehe - vor allem inhaltlich. Deswegen müsste ich eigentlich immer nen Laptop dabei haben... vor allem bei den ganzen Fantasy Dingern, die ich neuerdings lese. Was weiss ich was das alles ist.... ;-)


    Aber SueTown, so wie du das erzählst, mach ich das auch - ungefähr - nur eben ohne Lesetagebuch.... Das wäre mir zu stressig.


    Ich denke, die Anforderungen in der Schule sind eh anders als die Anforderungen, die man an sich selbst stellt.
    Denn wenn es Menschen gibt, die Null Interesse an den Hintergründen haben, dann muss man eben Sachen vorgeben, wie z. B. Inhaltsangabe der gelesenen Kapitel etc.

  • liebe Schüler,


    ich kann mir schon vorstellen, dass das für eifrige Leser, so wie ihr es seid, wirklich nervig sein kann. Für Nicht-Leser oder Wenig-Leser finde ich es recht wichtig, weil die noch nicht gelernt haben, eine Buch zu erfassen. Ihr habt doch da Übung drin und könnt Euch den Inhalt eines Buches auch so ganz gut merken und Zusammenhänge einiger Maßen verstehen.


    Ich würde vorschlagen: Nehmt Euch das Buch und lest es erst einmal vollständig und ganz unvoreingenommen, ohne erzwungene Unterbrechungen für irgendwelche Tagebücher. Die in der Schule zu lesenden Bücher sind ja nun auch nicht gerade dick. Die Reclam-Ausgabe von Effi Briest gerade mal 347 Seiten, meine "Das Parfüm"-Ausgabe hat gerade mal 272 Seiten. Das hat man doch als geübter Leser in wenigen Tagen durch. Lasst Euch auf das Buch ein, genießt es erst einmal.


    Und danach setzt ihr Euch für ein paar Stunden hin und schreibt ein paar kurze Zusammenfassungen und Eure Gedanken dazu. Wenn man das zeitnah macht, braucht man doch nicht noch einmal das ganze Buch lesen - ein bisschen blättern reicht. Und schon habt ihr Euer Tagebuch, ohne dass es das Lesevergnügen stört.
    Ich würd' mir da gar nicht so viel Stress machen.



    SueTown ,
    ich würd' ja zu gern mal in so einem Lesetagebuch von Dir schmökern. du hast nicht zufällig eins online, oder?


  • So habe ich es auch immer gemacht. Gelesen in einem Rutsch, zwischendurch vielleicht mal ein Stichwort notiert. Am Ende fiktive Lesedaten und Zeiten erfunden. Fragen ausgedacht (die möglichst nah an den Probeaufgaben der Lekürehilfe waren :grin) Die Lektürehilfen beinhaltete sogar Wörter die schwer zu verstehen sind, kurze Zusammenfassungen einzelner Kapitel usw.
    Außerdem kann man die meistens in der Bibliothek leihen. Also null kosten und Aufgabe schnell erledigt. Schöne Ferien!

  • Zitat

    Original von Queedin
    SueTown ,
    ich würd' ja zu gern mal in so einem Lesetagebuch von Dir schmökern. du hast nicht zufällig eins online, oder?


    Ich habe diverse Male versucht ein solches Lesetagebuch online zu führen. Leider scheiterte es stets an der Konsequenz der Ausführung. :grin


    Hier kannst du dir aber einen solchen Auszug anschauen. Den Rest habe ich dann nicht mehr online festgehalten. Immer an den PC zu rennen, um die Eindrücke hochzuladen ist mir dann auch zuviel des Guten.

  • vielleicht sollte ich es wirklich auf diese weise machen und mich erstmal ganz auf das buch einlassen und danach alles niederschreiben. um so schneller bin ich mit dem buch durch und kann mich wieder den angenehmen werken widmen.

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    Das Spiel des Engels - Carlos Ruiz Zafon :lesend

  • und wer weiß, wenn Du einfach mal in Ruhe liest, ohne den Hintergedanken "was schreib ich jetzt bloß auf" dabei zu haben, vielleicht gefällt Dir das Buch dann ja sogar etwas besser
    (wobei ich Schullektüre auch nie so doll fand, und an Emilia hab ich auch eher negative Erinnerungen...)

  • maliena


    die Aufgabe klingt wirklich blöd und als Schülerin hätet ich auf jeden Fall böse gebockt. Zu meiner Zeit mußten wir so etwas nicht machen, die Ruminterpretierei während des Unterrichts war schlimm genug. :yikes


    Es hat aber seinen Sinn. Ein Buch oder eine Geschichte ist nämlich nicht nur zum Reinfallen lassen und sich Wohlfühlen da. Sondern auch zum Nachdenken und zwar über viele Dinge.
    Autorinnen und Autoren bauen ihre Texte sorgfältig und oft unter großen Mühen. Es gibt ein Grundgerüst, es gibt Ausstattung. Zu erkennen, wie eine Autorin oder ein Autor was macht und was sie damit bezwecken, kann ungeheuer spannend sein.


    Da sind Hinweise im Text versteckt, Bilder/Motive tauchen immer wieder auf, es gibt Wortspiele, Dinge werden betont. Fragen werden gestellt, Meinungen geäußert.
    Ganz bestimmte Wörter werden benutzt, z.B. um Personen zu charakterisieren.
    Die Gegenstände, die eine Romanfigur in die Hand nimmt, können eine Bedeutung haben im Gesamtzusammenhang, die Bücher, die Autorin/Autor sie lesen hläßt oder die Bilder, die sie anschauen.


    Es wäre schade, wenn einem das entginge.
    Ohne genaue Beobachtung durchblickt man es aber nicht. Das heißt, ein wesentlicher Teil eines Texts kann einem entgehen. Mitunter der eigentliche Sinn des Ganzen. Das ist ein Grund dafür, warum einem Bücher langweilig vorkommen, man versteht sie nicht. Man muß halt genauer hinschauen, sich auf etwas Fremdes einlassen.


    Am Anfang ist es tatsächlich störend, auf all das zu achten. Man will die Geschichte und Schluß damit. Guckt man nach all den Details, zerfällt einem das Buch unter den Fingern, da hast Du völlig recht.
    Es dauert ein Weilchen, bis man sich daran gewöhnt, einen Text gleichzeitig als Ganzes und als einen Sack voller Teilchen zu sehen.
    Das muß man üben.


    Kann man es - und eines Tages kann man es tatsächlich - hat man doppelt soviel von einem Buch, mindestens.
    Und kann der Autorin/dem Autor sozusagen mit einem Teil der Mühe antworten, die sie sich auch gemacht haben.
    Irgendwie fair, finde ich.
    :grin


    Zur praktischen Umsetzung schließe ich mich meinen Vorrednerinnen an. Erst das Buch lesen, vielleicht knapp nebenher das notieren, was einem gleich auffällt, aber nicht ablenken lassen. Und dann nacharbeiten.


    Viel Spaß auf der Entdeckungsreise ;-)


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von SueTown


    Ich habe diverse Male versucht ein solches Lesetagebuch online zu führen. Leider scheiterte es stets an der Konsequenz der Ausführung. :grin


    Hier kannst du dir aber einen solchen Auszug anschauen. Den Rest habe ich dann nicht mehr online festgehalten. Immer an den PC zu rennen, um die Eindrücke hochzuladen ist mir dann auch zuviel des Guten.



    Meinen Respekt :anbet :anbet

  • Ich musste sowas bisher nur einmal machen, jetzt vor kurzem und hab erst mal den sinn davon nicht so verstanden weil wir einfach ganz normal nur arbeitsblätter dazu machen sollten und so und das mit dem notieren hat die lehrerin uns dann erst gesagt, als ich schon fertig war mit lesen.. :bonk
    Daher hat das bei mir gar nichts gebracht, ich hab danach noch ein par notizen dazu gemacht, aber eigentlich find ich das auch doof!
    So interpretieren und diskutieren über ein Buch find ich cool aber so wie wir das machen mussten, einfach nur aufgaben abarbeiten... :cry