Originaltitel: Ivy (2006)
Erscheinungsdatum: 07/2007
Verlag: dtv
Seiten: 415
Inhalt
Auch wenn sie in einer Welt bitterster Armut aufgewachsen ist – die junge Waise Ivy ist genau das, was sich die Maler ihrer Zeit unter einer überirdischen Schönheit vorstellen. Als der talentlose, aber reiche Oscar Frosdick sie im heruntergekommenen Londoner Stadtviertel Lambeth entdeckt, ist er besessen von der Idee, sie zu malen: Mit ihr als Modell werden ihm herausragende Kunstwerke gelingen. Auch für Ivy, die das Elend ihres freudlosen Lebens seit langem mit Laudanum betäubt, öffnet sich eine neue Welt. Doch Frosdicks Mutter, die vor Eifersucht auf die schöne junge Frau beinahe umkommt, möchte die Konkurrentin um jeden Preis beseitigen ...
Meinung
Die Geschichte um das bettelarme Mädchen Ivy ist die Geschichte der Menschen im London des 19 Jhdts., die unter schlimmsten Umständen ihr Leben bestreiten müssen. Ivy spielt dabei natürlich eine besondere Rolle, als rothaariger Sonderling sozusagen und hat es ungleich schwerer als ihre Altersgenossinnen, aber vordergründig vermittelt die Story einen lebhaften Eindruck der Zeit und Lebensumstände.
Anfänglich stellt sich erst einmal eine leichte Verwirrung ein, denn Ivy erlebt so einiges bevor es überhaupt zur ihrer Entdeckung durch den Maler kommt, der auf Anhieb von dieser rothaarigen und "göttlichen" Schönheit fasziniert ist. Dann jedoch nimmt die bis dahin eher ruhig dahinplätschernde Geschichte dramatische Wendungen an und der Rest liest sich äußerst flüssig und spannend.
Die ersten 200 Seiten mutet Ivy als Figur etwas blass und konturenlos an. Dies, gepaart mit der verwirrenden Handlung, führt unweigerlich dazu die Geduld des Lesers aufgrund der Orientierungslosigkeit auf eine härtere Probe zu stellen. Es ist natürlich bewegend zu lesen, was sie alles über sich ergehen lassen muss im Laufe der Geschichte, aber so richtig zum Mitfühlen ist es wohl eher nicht. Im zweiten Teil jedoch holt die Autorin vieles heraus, beleuchtet Ivy wesentlich stärker, lässt sie sich entwickeln und macht sie zu einer lebendigen Hauptfigur. Und nicht nur sie, sondern auch alle anderen Protagonisten erhalten Farbe und viel Leben. Die Geschehnisse werden spannend und das Ende ist beruhigend schön und rundet ab.
Der Stil ist sehr einfach gehalten, mit einem leise mitschwingenden humorvollen Ton. Auch Ivy hat an manchen verzweifelten Punkten noch amüsante Gedankengänge auf Lager - die ein wenig im Widerspruch zu ihrer sonst sehr zurückgezogenen Art stehen.
Interssant sind auch die einzelnen Kurzbeschreibungen am Anfang eines jeden Kapitels, die immer mit einem zwinkernden Auge zu lesen sind.
Empfohlen wird das Buch ab 14 Jahren, ich denke, man kann es guten Gewissens auch 11-, oder 12-Jährigen zum lesen geben.
Fazit: Die Göttin aus der Paradise Row ist keine äußerst spannende, aber eine schöne und leicht humorvolle Geschichte, um eine bettelarmes schüchternes Mädchen, das sich mehr und mehr über widrige Erfahrungen zu einer reifen und selbstbewussten Schönheit entwickelt.