'Die Priesterin der Türme' - Seiten 001 - 152

  • Ich finde die beschreibung der stadt, des marktlebens und des sommeranfangsfests so toll... so richtig lebensnah :anbet


    und das erdbeben... ich hab so atemlos gelesen, dass ich fast meinen zahnarzt-termin vergessen hab... und das obwohl ich im wartezimmer saß :wow

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    und das obwohl ich im wartezimmer saß :wow


    :lache und das will schon was heißen.


    Es wurde an anderer Stelle bemängelt, das das Erdbeben zu kurz abgehandelt worden sei und Details vermisst werden.


    Ich kann hier an dieser Stelle nur eindeutig wiedersprechen.
    Gerade die geschilderten, kurzen Eindrücke, die wie einzelne, eingeblendete
    Szenen wirken, haben bei mir das Kopfkino in Gang geschoben.
    Ich konnte mir ganz genau vorstellen, was dieser unglücklichen Stadt und
    ihren Bewohnern gerade widerfährt.


    Ich glaube eine Schilderung en Detail hätte nicht so einen Eindruck bei mir
    hinterlassen können. :-]


    (Kompliment Heide!)


    zufriedene Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson


  • Was Du über die Wirkung schreibst, habe ich genauso empfunden. Und das war ja das Problem - ich hatte das Gefühl, mitten im Erdbeben drin zu sein, alles selbst zu erleben. Danach war ich wie gerädert.


    Zitat

    Elbereth
    Ich glaube eine Schilderung en Detail hätte nicht so einen Eindruck bei mir
    hinterlassen können. :-]


    Ich "fürchte", dem kann ich mich nur unbedingt anschließen. Insofern bleibt wirklich nur noch eines:


    Kompliment Heide! :anbet

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zu der Erdbeben-Szene gibt es eine seltsame Geschichte zu erzählen, die ich euch natürlich nicht vorenthalten will. So ungefähr um den Zeitpunkt, als ich diese Textstelle bearbeitet habe, hat bei uns im Schwarzwald tatsächlich die Erde gebebt, und zwar mit der Stärke 5,4 auf der Richterskala. Das Epizentrum lag ca. 35 km von meinem Wohnort entfernt.


    Mitten in der Nacht wurde ich wach, weil buchstäblich alle meine Knochen durcheinandergeschüttelt wurden, alle Gläser klirrten und das Grollen und Rumpeln in der Tiefe war tatsächlich minutenlang zu hören - extrem unheimlich! Wir waren derart desorientiert, dass wir schon beinahe an den Ausbruch des 3. Weltkriegs glaubten. Anderntags hatte ich dann natürlich wunderbares Anschauungsmaterial für mein Buch. :chen


    Was mir besonders im Gedächtnis geblieben ist: Wie schnell das geht. Ein kurzes Schütteln und schon ist alles vorbei - und wenn es dann 7 oder 8 Punkte auf der Richterskala sind, stürzt das Haus über einem zusammen. Genauso blitzartig sucht das Schicksal auch die Stadt Caláxi heim...


    Aber nur keine Sorge: Ich probiere normalerweise nicht alles aus, was ich meinen Figuren zumute!


    :wave an alle!


    Heide

  • Mit einiger Verspätung bin ich jetzt auch fertig mit dem Buch.. die Leserunde ist mir dabei nicht nur während des Schulstress total entfallen... Sorry...


    Also, zum ersten Teil.


    Ich hatte, genau wie andere hier, ebenfalls Startschwierigkeiten, die zogen sich allerdings etwas länger hin, beinah durch den gesamten ersten Teil.
    Die Ereignisse sind ja alle deutlich aus Amras Perspektive erzählt, aber irgendwie konnte ich mich nicht so recht reinfühlen, ich hatte nicht das Gefühl, dabei zu sein.
    Amra ist mir irgendwie fremd geblieben, fast das gesamte Buch über. Es gab einige Ausnahmen, beispielsweise ihre Abneigung gegen ihre aufgedonnerte und herrische Mutter. Vielleicht hätte es geholfen, wenn Amra noch länger die perspektivgebende Person gewesen wäre.


    Die Ereignisse jedenfalls fand ich mitunter etwas hektisch und manchmal hatte ich das Gefühl, es würden Teile der Geschichte fehlen. Und mir war so, als seien die Absätze in der Geschichte völig willkürlich gesetzt. Ich hätte es besser gefunden, nach den Szenen einen Absatz zu haben und nicht einfach so mittendrin. Das hat mich ständig irritiert und aus dem Lesefluss gerissen. Ich konnte erst etwa ab der Mitte zum Teil diese Absätze ausblenden.


    Lillia erscheint mir im ersten Teil absolut fremdartig, ich konnte überhaupt nichts mit ihr anfangen. Gorun erschien mir anfangs eher wie ein weiterer Nebencharakter, ich habe erst nach und nach mitbekommen, dass er ebenfalls zu den Hauptcharakteren gehört.
    Jemren hat ich ja ungemein fasziniert, schon gleich ganz am Anfang. Er ist eindeutig mein Lieblingscharakter. Wahrscheinlich, weil er selbst so fremd in der Welt von Caláxi ist.


    Die Charaktere lernt man ja erst nach und nach besser kennen, man erfährt mehr über ihre Beweggründe, ihre Ansichten. Nur bei Amra bleibt das irgendwie aus... zumindest empfinde ich das so.


    Das Taú ist auch etwas interessantes... Es erinnerte mich ein wenig an die Daemonen aus His Dark Materials, nur dass Taú nicht lebt...
    Wie genau ist das denn jetzt eigentlich, das gibt mir irgendwie Rätsel auf. Das Taú ist das Lebendige im Menschen, es zeigt seinen Charakter, seine Intentionen und seine momentane Gefühlslage, richtig? Und man kann sein Taù kontrollieren und verschließen, zumindest Jemren kann das ja sehr gut.
    Aber wie ist das mit dem Hineinsehen und Erfühlen von fremdem Taú? Erst hatte ich das Gefühl, sowas könne nur Amra. Dann aber, als später die Perspektive wechselt, scheint es, als könnten Gorun und Jemren das auch... Können das also nur bestimmte Leute oder jeder? Wie ist das genau?


    Liebe Grüße, Kim

  • Zitat

    Wie genau ist das denn jetzt eigentlich, das gibt mir irgendwie Rätsel auf. Das Taú ist das Lebendige im Menschen, es zeigt seinen Charakter, seine Intentionen und seine momentane Gefühlslage, richtig? Und man kann sein Taù kontrollieren und verschließen, zumindest Jemren kann das ja sehr gut.
    Aber wie ist das mit dem Hineinsehen und Erfühlen von fremdem Taú? Erst hatte ich das Gefühl, sowas könne nur Amra. Dann aber, als später die Perspektive wechselt, scheint es, als könnten Gorun und Jemren das auch... Können das also nur bestimmte Leute oder jeder? Wie ist das genau?


    So wie ich das verstanden habe, ist das Taú auch ähnlich einer Aura, etwas, das den Menschen umgibt, und das man spüren kann. Und so wie es Menschen gibt, die keine Ironie wahrnehmen, oder schlecht darin sind, in Gesichtern zu lesen, können sie in diesem Fall unterschiedlich gut das Taú deuten/empfangen/lesen.
    Da Amra das Taú, das ja auch die Seele verkörpert, als Laîren in die Welt der Toten begleitet und dies spezielle Vorbereitung benötigt, ist sie darin wahrscheinlich geübter als Gorun (und Jemren).


    Da dies ja auch die anderen Teile betrifft spoiler ich mal den Rest über Gorun und Jemren.


    Ich weiß nicht, ob meine Überlegungen richtig sind. Aber Heide :wave wird uns sicherlich noch einmal aufklären.
    :danke übrigens für die Begleitung der Leserunde und das geduldige Antworten auf unsere Fragen!


    :wave bartimaeus

  • Zitat

    Aus bartimaeus' Spoiler:


    Zwar keine wesentlichen Hinweise, aber besser ist besser:



    @ Heide


    Jetzt ist mir die naturgetreue und beängstigende Schilderung des Erdbebens verständlich!
    Vor vielen Jahren gab es mal ein Erdbeben in der Nähe von Düsseldorf; wir haben damals in Neu Isenburg gewohnt und von den Auswirkungen haben wir noch was mitbekommen. Mitten in der Nacht hat plötzlich das Haus gewackelt. Ich habe schlaftrunken gesagt "das ist ein Erdbeben", und bis wir richtig wach waren, war alles schon wieder vorbei. Diese Erdbebenerfahrung reicht mir eigentlich für die reale Welt!

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hallo Kim Meridian, schön dass du jetzt auch dabei bist! :wave


    Was deine Frage nach dem Taú angeht - ich glaube, die haben bartimaeus und SiCollier schon sehr gut beantwortet. In den anderen Threads zur Leserunde haben wir außerdem noch eine Menge dazu geschrieben; deshalb halte ich mich hier also mal zurück. :-)


    Was mich noch beschäftigt, sind die Einstiegsschwierigkeiten, die einige von euch erwähnt haben. :gruebel
    Auch dazu wurde schon manches gesagt: Die Trilogie fängt eher ruhig und beschaulich an; zunächst sieht man Amra in ihrer gewohnten Umgebung, aus der sie durch das Beben dann gewaltsam herausgerissen wird.


    Außerdem lernt ihr die Figuren zunächst durch ihre Irrtümer und Missverständnisse kennen. Das wirft natürlich erstmal mehr Fragen auf, als es beantwortet: Wieso lässt Amra sich in ihrer Stadt so an den Rand drängen und lebt wie ein Aschenputtel? Sie ist weder schüchtern noch schwach - was ist also los mit ihr? Wieso schmeißt Gorun (beinahe) erst den Speer auf den Fremden und stellt dann erst die relevanten Fragen? Was setzt ihn so unter Druck (außer dem Mord an seinem Bruder natürlich)? Und schließlich: Wieso macht Jemren nicht einfach den Mund auf und bittet um Hilfe für das kleine Mädchen? Die Nraurin Quinda-Na ist schließlich auch im Süden eine Feindin! Die Antworten auf diese Fragen finden sich im Verhältnis der Länder auf der Insel zueinander - und diese Konstellation erschließt sich erst schrittweise im Verlauf des Abenteuers. Ich kann euch jedenfalls versprechen: Am Ende sind sie alle beantwortet!


    Mir ist aber noch ein anderer Gedanke gekommen: Vielleicht ist es weniger Amra, die euch irritiert, als vielmehr die Welt, in der sie lebt? Sardinien vor ca. 3800 Jahren, also zur Bronzezeit - dieses setting entspricht weniger den klassischen Fantasy-Welten, die sich oft am Mittelalter orientieren. Das heißt: Nicht nur die Figuren, auch ihre Umgebung ist anders als gewohnt.


    Amra ist geprägt durch das Klan-Denken: Die 'Häuser', wie die Familien auch genannt werden, haben einen sehr großen Einfluss auf die Helden; die Klan-Strukturen (und im größeren Sinne die Stadt) prägen das Leben auf der Insel. Darin spiegelt sich eine Zeit wieder, zu der die Erde weniger dicht besiedelt war als heute. Verlässliche Verwandtschaftsbeziehungen waren damals überlebenswichtig. Einzelgänger und Individiualisten, wie sie uns in allen Großstädten begegnen, hätten damals keine Chance gehabt.
    Die großen Klanhäuser von Caláxi bilden daher eine ganz andere Kulisse als die mittelalterliche Ständegesellschaft, in der man sich sicher leichter zurechtfindet, weil sie uns viel eher vertraut ist.


    Außerdem ist für die Laîren auch das magische Denken selbstverständlich (Darüber wurde hier in dieser Leserunde später noch ganz viel geschrieben!). Amra hat ein ganz bestimmtes Bild ihrer Welt im Kopf, das ihre Verhaltenweise und ihren Lebensstil bestimmt. Sie kennt die Götter und deren Bedeutung, die geheimen Rituale und Feste, die die magische Welt auf der Insel abbilden. Von dieser Beschaffenheit der Insel erfährt der Leser nur schrittweise mehr - weil das wichtigste Geheimnis der Trilogie damit verknüpft ist.


    Ihr müsst euch zu Anfang der Buchreihe also auf sehr viele Neuigkeiten einstellen und werdet vielleicht in manchen Erwartungen enttäuscht. Mir bleibt also nur, euch auf eine Entdeckungsreise einzuladen, die euch bis an die geheimsten und magischsten Ort der 'Insel der Stürme' führt!


    Viele Grüße!


    Heide

  • Zitat

    Mir ist aber noch ein anderer Gedanke gekommen: Vielleicht ist es weniger Amra, die euch irritiert, als vielmehr die Welt, in der sie lebt?


    Zitat

    Amra ist geprägt durch das Klan-Denken.


    Zitat

    Außerdem ist für die Laîren auch das magische Denken selbstverständlich


    Das Problem finde ich, war eher, dass all diese Dinge für Amra selbstverständlich sind. Sie weiß, wie ihre Welt funktioniert, wir Leser wissen es nicht. Und durch die kommentarlose Schilderung erfahren wir immer nur Stückchen darüber und fühlen uns im Süden so fremd wie Jemren. Wir wissen genauso wenig wie er über die Götter und sind sogar noch im Nachteil, weil wir auch nichts über die Nashan und die Wassersymbolik wissen.
    Aber das macht das Buch auch aus, die Rätselhaftigkeit der Welt.


    Gerne hätte ich eine Beschreibung von Amra gehabt. Bleibt sie die ganze Trilogie über unbeschrieben?
    Auch die Nraurn wurden nie ganz beschrieben.
    Spoiler zum 3. Teil des Buches


    :wave bartimaeus

  • Danke Heide, dass Du noch einmal näher auf die hier vielgenannten Einstiegsschwierigkeiten eingehst!


    Ich habe die Postings, die dies beschrieben, auch mit Interesse gelesen, einfach, weil es mir überhaupt nicht so ging.
    Ich hatte keine solche Probleme, da ich finde, dass sobald Amras letzte 3 Tage geklärt und somit gleichzeitig ihre Rolle in ihrer Welt angeschnitten wurde, der Leser sozusage runtergekühlt wurde, mit der Beschreibung der "Beruhigung ihres Taus", der es ihr ermöglicht lautlos und fast ungesehen durch die Wiese zu gehen.


    Und dann, als hätte man plötzlich den "Volumedrehknopf" mit einem Ruck hochgedreht, wird alles schneller, hektischer, bedrohlicher.
    Die Begegnung mit dem Unbekannten, die heranpreschenden Reiter, die Schreie und der aufgewirbelte Staub.
    Ich fand das war ein toller Anfang, und war sofort gefesselt :-]


    glückliche grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Tja, wahrscheinlich ist alles eine Frage des Stils und des persönlichen Geschmacks - und darüber lässt sich bekanntlich wunderbar streiten. :-)


    bartimaeus Mit den Beschreibungen ist es wohl so ähnlich; ich mag es lieber, wenn das Äußere der Figuren nur angedeutet ist oder indirekt erzählt wird, z.B. durch Körpersprache oder Bemerkungen anderer Figuren. So bleibt dem Leser mehr Spielraum für die eigene Phantasie, denn letztlich schafft ihr euch euer eigenes Bild von den Helden in den Büchern. Deshalb wirken manche Verfilmungen auch wie ein Kulturschock, denn plötzlich wird mir die Figur, die ich im Kopf hatte, sozusagen entrissen.


    Ein kleiner Teaser zu Band 2: Zu den bekannten Erzählern Amra, Gorun und Jemren, deren Perspektiven sich jetzt deutlich rascher abwechseln, kommt eine weitere Stimme hinzu, die vielleicht einiges mehr über die Nraurn verrät. Mehr sage ich hier natürlich nicht! :-]


    Ich selbst bin ein bekennender Fan von geheimnisvollen und rätselhaften Geschichten, die sich langsam aufbauen bis zu einem überraschenden Ende. Ein Buchtipp für alle, denen es ähnlich geht: Saids Geschichte von Sigrid Heuck, ein märchenhafter Jugendroman, der im arabischen Kontext spielt und so ganz nebenbei eine Menge über das Schreiben und Erzählen von Geschichten verrät.


    :wave


    Heide


    Edit: Uff - jetzt habe ich hoffentlich alle Tippfehler!

  • Zitat

    Heide
    Mir ist aber noch ein anderer Gedanke gekommen: Vielleicht ist es weniger Amra, die euch irritiert, als vielmehr die Welt, in der sie lebt? Sardinien vor ca. 3800 Jahren, also zur Bronzezeit - dieses setting entspricht weniger den klassischen Fantasy-Welten, die sich oft am Mittelalter orientieren. Das heißt: Nicht nur die Figuren, auch ihre Umgebung ist anders als gewohnt.


    Könnte sein, ja durchaus, vermutlich - bestimmt. Von Sardinien - ich habs früher schon zugegeben - habe ich so gar keine Ahnung. Und von der Bronzezeit eher wenig. Und es stimmt, wenn ich ein Fantasy-Buch lese, „erwarte“ ich eine mittelalterliche Welt, zumindest wie wir uns eine solche vorstellen. Und wenn diese Erwartungen dann unerwarteterweise nicht erfüllt werden... Was dann passiert, haben wir in der Leserunde ja erlebt!
    Danke für die nochmaligen Erklärungen - die haben mir (auch nach der Lektüre von inzwischen beiden Bänden) im Nachhinein zum Verständnis geholfen! :-)


    Und danke für den Hinweis auf „Saids Geschichte“. Das könnte was für mich sein!

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Und retour aus der gstettn nochwas:


    Ich hab mich schon am anfang gefragt, ob Calaxi nicht zu wenig Lairen hat... und ich hab die letzten drei wochen darüber nachgegrübelt
    Es hat ja sicher mehr als 200 einwohner, oder?
    Ich denk mir... ein heiler/totengräber pro 100 einwohner wäre angemessen... vor allem weil die wahnsinnigen vier tage statt der überlebbaren drei fasten - fasten sie wirklich oder mit wasser und brot?
    Und wenn wer dicker stirbt, wie schleppen die beiden dürren frauchen die leiche zum begräbnisplatz, wenn die leiche taboo ist?
    Was machen sie bei seuchen? wenn nur drei leute knapp hintereinander oder auf einmal sterben, sind die lairen ja völlig überfordert, und kriege und grössere katastrophen, wie dieses erdbeben sind mit diesem ritual überhaupt nicht bewältigbar, da stirbt die lairen ja mit, wenn sie für jeden vier tage fastet.
    :gruebel hm das sind automatische ideen über die soziologie, die einem archäologen dabei kommen


    ach übrigens, JASS: sorry, verwechselt: meine geistergschicht wollt ich SiCollier erzählen, aber wenn vier leute hinter meinem rücken auf mich einreden, kann das schon mal passieren ;-) :wave


    ad SiCollier: nimm mal das hier zur hand... es ist zwar... ähem... tja... nicht unbedingt auf dem wissenschaftlichen höhepunkt, und mangels der sensationellen neufunde aus prähetithischer zeit forschungsgeschichte, aber als einführung in die megalithischen seefahrerkulturen langt's allemal
    Das meisste davon ist zwar eneolithisch, aber wer wird denn so kritsch sein?

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • @ MagnaMater


    Danke für den Buchtip! Ist zwar vergriffen, aber antiquarisch erhältlich. :wave
    Dem werde ich demnächst wohl mal näher treten müssen. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ MagnaMater


    Was deine Überlegungen zur Laîren angeht, hast du sicherlich Recht: Amra schafft es wohl kaum, einen Zwei-Zentner-Kerl zum Begräbnisplatz zu schaffen! :wow
    Da werden ihr die Reiter zur Hand gehen, allerdings ohne den Toten anzufassen, denn das Tabu verbietet jeden direkten Kontakt zwischen Lebenden und Toten. Im zweiten Band gibt es in dieser Hinsicht eine Szene, die die Riten etwas näher beschreibt.


    Amras Aufgabe ist vor allem spiritueller Art; sie wird "Begleiterin des Taú" genannt und ist als solche in der Lage, die Grenze zum Totenreich zu überschreiten. Das ist ihre wichtigste Gabe und darin unterscheidet sie sich von den anderen Menschen in der Stadt, die jeden Kontakt mit dem Totenreich meiden.


    Natürlich würde sie sich zu diesem Zweck nicht zu Tode hungern bzw. absichtlich verdursten! Aber sie hat so einen leichten Hang ins Opferbereite, ins freiwillige Leiden, der gar nicht zu einer jungen Frau passt. Das wie auch die viel zu geringe Zahl der Laîren und ihre geächtete Randstellung innerhalb ihrer Gesellschaft haben mit der Geschichte der Totenpriesterin ganz allgemein zu tun, mit der Geschichte der Insel und mit dem Geheimnis, dass die drei Helden während ihrer magischen Reise lösen müssen. Dieses Thema setzt sich in den beiden Folgebänden fort; deshalb verrate ich an dieser Stelle nicht allzu viel dazu.


    An Amras Situation sieht man jedenfalls sehr deutlich, dass im Süden keineswegs alles im Lot ist!


    :wave


    Heide