'Die Priesterin der Türme' - Seiten 311 - Ende

  • Es ging nicht mehr anders - durchgelesen. Noch ganz unter dem Eindruck der Geschehnisse ein erster Eindruck.


    Es ist inzwischen nur noch ein Kritikpunkt übrig geblieben (den ich auch schon beim Erdbeben angegeben hatte): das Buch ist zu kurz. Ich habe nicht das Gefühl, daß die Handlung zu schnell voranschreitet, mit zu hohem Tempo. Im Gegenteil. Sie entwickelt sich folgerichtig, in angemessenem und nachvollziehbarem Tempo. Aber hochkonzentriert und sehr dicht; als Leser habe ich genauso wenig Erholung wie die Protagonisten - das ist anstrengend. (Aber warum solls mir besser gehen als den Handlungsträgern? ;-) .)


    Gefragt habe ich mich, ob ein Mensch das aushalten kann, was Jemren und Gorun aushalten müssen. Verletzungsmäßig meine ich. Da wurde getreten, gekämpft, verletzt - und immer noch konnten sie weiter. Sicher, sie sind beide ausgebildete Krieger, aber auch für die ist irgendwann Schluß. Bisweilen hatte ich das Gefühl, es ist zu viel des Guten, so viele Verletzungen hält ein Mensch nicht aus.


    Ansonsten wars wie im ersten Teil beim Erdbeben: so dicht und lebensnah beschrieben, daß ich mich mitten drin im Geschehen wähnte und die Schmerzen fast gespürt habe. Zum Glück saß ich daheim im sicheren Haus! :-)


    Ach ja, und das Ende kam dann so schnell. Ich wollte die vier doch noch nicht verlassen :cry (Hm, wenn die Post „funktioniert“, sollte morgen, äh heute, das Paket mit u. a. dem „Herrn der Dunkelheit“ hier eintreffen. Da weiß ich ja, was ich heute zu lesen anfangen werde.)



    Aus Seite 359 finden wir:
    ...wie ein Mensch, der sich endgültig jener Grenze näherte, die das Licht des Tags für immer von der Nacht schied.“
    Wenn man das bei diesem Inhalt sagen darf, eine sehr schöne und gelungene Definition; hat mich sehr angesprochen.


    Auf Seite 365, die Definition der Politik der Nordtürme, die sich stets nur um ihre eigenen Belange kümmern und den Rest der Welt ausblenden; das kommt mir aus der realen Welt zu bekannt vor.



    “Jemren, du denkst zu viel...“ (S. 405).
    Es war schon immer ein Fehler, zu viel und zu eigenständig zu denken.



    Und nochmals Jemren. Als er in Thárraxi erwacht, das dürfte eine Schlüsselszene für ihn selbst sein. Er stellt fest, daß sein ganzes künftiges Leben von den Ereignissen berührt und verändert wurde. Nichts wird bzw. kann mehr so sein, wie es mal war. Und doch hat er im Moment das Gefühl, gescheitert zu sein. Das muß ein schlimmer Moment für ihn gewesen sein. Ich bin gespannt, ob ihn das im weiteren (Band 2 und 3) prägen wird.


    Ich gebe es zu, Jemren ist mein Lieblingscharakter. Trotz allem kann ich seine Handlungs- und Denkweise am besten nachvollziehen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • So, heute abend habe ich das Buch dann auch zu Ende gelesen.


    Ich habe die Handlung ebenfalls als sehr dicht empfunden, das Buch hatte eigentlich keine Stellen, an denen man am liebsten weiterblättern würde, weil einfach nichts passiert :-).


    Bei den vielen Verletzungen und auch gerade bei dem Wassermangel in dieser Umgebung habe ich mich auch gewundert, dass die beiden das durchhalten und am Ende auch noch im Stande sind, zu kämpfen.


    Im Großen und Ganzen gefiel mir das Buch, auch wenn es mich nicht ganz so gefesselt hat wie manch andere, das lag aber vielleicht auch an der Fremdartigkeit der Charaktere und der Umgebung, mit denen ich ja anfangs wie einige andere auch Probleme hatte.

  • Ich schreibe das jetzt alles hier zum dritten Teil, weil es mir jetzt - auch wenn es Themen z. B. aus dem ersten betrifft - um das ganze Buch geht.




    Taú:


    Heide schrieb zu Beginn, daß es aus der asiatischen Tradition stammt. Konkretes Vorbild das chinesische Chi. Frage eines unbedarften: ist das „Chi“ in „Tai Chi“ das gleiche „Chi“? (Würde meine Probleme teilweise erklären. Vor dem letzten Heidelberger RoundTable gab es ein Angebot zu Tai Chi - ich konnte damit so gar nichts anfangen, obwohl sich einer, der sich damit gut auskennt, sehr um mich gekümmert und ins Thema eingeführt hat.)




    Magie


    Zitat

    Im Grunde hat jeder auf der Insel eine andere Meinung über Magie.


    Wie im richtigen Leben auch, wie man nicht zuletzt auch aus den Eulendiskussionen über „Glaubensfragen“ (im weitesten Sinne) ersieht. Das Problem ist oftmals eine sachliche und genaue Definition eines Begriffes - und daß man sich auf eine solche dann auch einigen kann.


    Auch bei nochmaligem Lesen (dessen, was Heide über Magie schrieb) ist eines der Hauptprobleme die genaue Definition des Wortes. Ich würde in den meisten Fällen, in denen Heide „Magie“ sagte, das Wort „Mythologie“ benutzen (analog dann „mythologisch“ anstatt „magisch“). Ich bin von Joseph Campbell beeinflußt; und für mich ist das Wort „Mythologie“ der allgemeine Oberbegriff über Religion / Konfession (auch über meine eigene). „Mythologie ist die Religion anderer Leute,“ habe ich vor einigen Jahren mal gelesen (weiß nicht mehr, wo). Seit ich das verinnerlicht habe, habe ich auch keine Probleme (mehr) damit, Christentum und Islam als „Mythologien“ zu bezeichnen (woraus sich mein früherer Vergleich in einem anderen Post erklärt).


    Und auch, wenn ich Heides Erklärung zur Magie, der der „Insel der Stürme“ zugrunde liegt, nochmals lese, ändert sich nichts an meiner Sichtweise. Was sie über die Auffassung von Magie, die der Trilogie zugrunde liegt, schreibt, erinnert mich sehr stark an die Auffassung, die Campbell über Mythologie hat bzw. wie er Mythologie erklärt. (Und ein paar der genannten Beispiele, z. B. die Schildkröte der Indianer, sind mir schon begegnet; habe gerade seinen „Heros in tausend Gestalten“ wieder abgebrochen, weil ich dazu bisher noch immer keinen Zugang gefunden habe.)


    (Etwas OT:
    Weil ich mehrfach den Namen Joseph Campbell erwähnt habe: wer wissen möchte, wie er sich beispielsweise eine moderne Mythologie vorstellt, welche Bilder da drin vorkommen, mag sich mal ... die alte Star Wars Trilogie (also heutige Teile 4-6) ansehen. George Lucas war ein Freund von Campbell und von ihm stark beeinflußt.)



    Der Ansatz mag zwar für Fantasy ungewöhnlich sein - ich hoffe jedoch sehr, daß ihm so viel Erfolg beschieden ist, daß in dieser Richtung noch etliches nachkommt!



    Ich sehe im Buch immer wieder Parallelen zur heutigen Zeit und zu aktuellen Entwicklungen in der Welt, und die Erläuterungen Heides bestätigen mich in dieser Sichtweise. Es würde mich mal interessieren, ob solche Parallelen in der Konzeption der Trilogie bewußt angelegt sind, oder ob ich jetzt etwas hineininterpretiere, an was beim Schreiben überhaupt nicht gedacht war.




    Abschließend noch ein paar Worte zu den Figuren.


    Jemren ist nach wie vor meine Lieblingsgestalt. Ich kann ihn (und sein Denken) in vielem gut nachvollziehen und mich damit identifizieren (wenngleich ich auch überhaupt kein Krieger bin). Auch seine Art zu lernen und anderes zu akzeptieren ist mir sehr vertraut.


    Gorun hat meiner Meinung nach bisher die stärkste Veränderung und Wandlung durchgemacht. Das hätte ich ihm am Anfang gar nicht zugetraut. Das läßt wirklich hoffen!


    Amra ist mir immer noch schwer zugänglich, ich komme nicht so recht klar mit ihr, und weiß nicht, wie ich sie einordnen soll. Sie ist sehr verschlossen, auch mir als Leser gegenüber. Hat sie sich eigentlich überhaupt stark verändert und entwickelt? Ich bin mir da noch nicht sicher.


    Lillia schließlich gibt die größten Rätsel auf. Jass brachte ja eine Erklärung, die Heide mehr oder weniger bestätigt hat. Und trotzdem ist sie mir noch immer ein Buch mit vielen Siegeln. Das wird sich im Laufe des zweiten Bandes (und wohl spätestens im dritten) hoffentlich ändern und klarer werden, wer oder was sie eigentlich genau ist. (Wobei ich, wie an anderer Stelle schon erwähnt, für ein paar klärende Worte von Heide schon in dieser Leserunde dankbar wäre! :wave )



    Hach, "Umgebaute Scheune", "Schwarzwald" - das liest sich herrlich (vielleicht nicht gerade bei einem Wolkenbruch). Ganz herzliche Grüße von der Fulda in den Schwarzwald. :wave



    Edit. Ich habe erst gestern abend aus den Spätnachrichten erfahren, was derzeit wettermäßig im Südwesten los ist. Hoffe, niemand ist davon betroffen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Ich habe den 3. Teil in einem Rutsch gelesen.


    Das Ende fand ich sehr gut, vor allem, dass Quinda-Na endlich besiegt wurde.


    Aber wer oder was Lillia ist, weiß ich immer noch nicht genau. Sie beherrscht die Elemente und ist nicht 'normal' (kein Taú usw.).
    Und was hat das Kind mit Antiles zu tun?
    Nun, das wird hoffentlich in Band 2 oder 3 erklärt...


    Dass alle vier überleben, war mir eigentlich klar. Obwohl Zweifel aufkamen, als Jemren allein von Tenon entdeckt wurde und man von den anderen drei nichts gehört hat.
    Aber glücklicherweise haben sie sich ja dann doch alle wiedergesehen.


    Vor allem das wiedersehen Jemren/Lillia fand ich gut.


    Am besten gefallen haben mir Amra und Jemren.



    Das Buch ist wirklich klasse. Und wie ich ja schon geschrieben habe, gefällt mir diese fremde welt mit ihren Kulturen und wesen sehr gut.



    Ich werde Band 2 auf jeden Fall bald lesen und bin gespannt, wie es weitergeht. Sowohl mit Lillia, Jemren, Gorun und Amra als auch mit dem Norden/Süden und mit den Nraurn.

    "Bücher sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen." (Francis Bacon )

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  • Da es hier (leider) ziemlich ruhig geworden ist, werde ich jetzt heute doch noch den zweiten Band beginnen.


    An Heide ein herzliches Dankeschön für die Begleitung der Leserunde. Ohne ihre vielen Erklärungen hätte ich das Buch nie so gut verstanden, bzw. hätte sich mir vieles gar nicht erst erschlossen! (Vielleicht kann sie den Verlag ja dazu überreden, den dritten Band früher herauszubringen?) :wave

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  • Habe gerade das Buch zu Ende gelesen. Beim dritten Teil hatte ich anfangs etwas Probleme beim Lesen, da es aus der Sicht von Jremen erzählt wird. Weiss auch nicht warum. :gruebel Das hat sich aber schnell gegeben. Ansonsten sehr flüssig zu lesen.


    Fazit:


    Wenn man einmal in der Geschichte ist, lässt es sich sehr gut lesen. Es ist interessant geschrieben, aber trifft nicht ganz so meinen Geschmack. Vielleicht liegt es auch an der Fremdartigkeit der Charaktere und deren Orte, womit ich anfangs auch so meine Probleme hatte.


    Trotzdem vielen lieben Dank für die Leserunde. :wave

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Da es hier (leider) ziemlich ruhig geworden ist, werde ich jetzt heute doch noch den zweiten Band beginnen.


    Mensch, es sind doch nicht alle so schnell, wie Du :-)


    Also: Ich hatte überhaupt keine Probleme, im Gegenteil!
    So spannend, das ich überhaupt nicht mehr aufhören konnte. :-]
    Der dritte Teil hat mir gut gefallen, die Szene als die beiden weiblichen Mitglieder der Gruppe entführt werden und die folgende Verfolgung haben mich ein wenig an der Herrn der Ringe erinnert, nachdem eine falsche Entscheidung getroffen wurde (in diesem Falle von Gorun) kippt die Situation.


    Das Gnadenlose Verhalten der Geißel des Nordens konnte ich nicht ganz nachvollziehen, wenn es wirklich das Ziel ist, alle Stämme zu unterwerfe, warum dann dieses ungezielte Metzeln?
    Über Leichen zu gehen um ein konkretes Ziel zu erreichen, gut, aber so planlos?
    Das Gleiche habe ich gedacht, als beschrieben wurde, wie Quinda-Na mit ihrem Kontingent von Leuten und Reittieren umgeht.
    Selbst eine gnadenlose, sadistische Frau muß doch wissen, das in so einer unwegsamen, gnadenlosen Umgebung die Gruppe auf ihre Reittiere angewiesen ist, überhaupt funktionieren kann. :gruebel (unlogisch!)
    Auch unausgeruhte Leibwächter funktionieren optional nicht wirklich effizient.


    Nach diesen Beschreibungen, bin ich mir sicher, daß sie wahnsinnig ist.
    Angetrieben von Mordlust und Gier, ja aber auch geistesgestört, falls man so einen Ausdruck auf einen Ziegenkrieger anwenden darf :grin


    Allerdings fand ich die Szene in der sie dem Wind trotzt nicht so gelungen.
    Sie verfügt in meinen Augen über zuviel Macht, dafür stirbt Sie zu schnell und, falls man das in diesem Falle so sagen darf, reibungslos.


    Die dunkle Aura und die Macht Antiles zu rufen, hätte ich ihr nicht zugetraut :rolleyes


    Der Schluß war für mich absolut rätselhaft.
    Wie kommt die Gruppe in den Norden? :wow


    Die Eindrücke, die Jemen dort widerfahren, (Kühle, Feuchte, Nässe) differieren so stark von den sonstigen (Staub, Wind, Trockenheit, Durst), das ich mir sicher bin das dies ein ganz neuer Abschnitt ist, aber der Norden (so bahnt es sich in meinen Augen an), wird doch nicht den gleichen Fehler wie der Süden machen, oder? :cry
    Ich freue mich schon auf den zweiten Band. Der ist noch gebunden, richtig?
    gespannte Grüße von Elbereth :wave


    edit: bei mir lauert der Fehlerteufel in der Schublade

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • @ Elbereth
    Ich und schnell? Meistens gehöre ich zu den eher langsamen, weil ich - leider - neben bücherlesen (und eulen) noch anderes zu erledigen habe. Es soll auch noch so was wie ein „reales Leben“ geben, das bisweilen recht lästig und zeitfressend werden kann! ;-)



    Im Nachhinein betrachtet entstanden meine Probleme dadurch, daß ich mir falschen Voraussetzungen bzw. Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Die wurden durch die Erklärungen von Heide korrigiert, und inzwischen zähle ich das Buch (bzw. die Trilogie und deren Konzept) zu den besten, die ich je gelesen habe.


    Zitat

    Elbereth
    Das Gnadenlose Verhalten der Geißel des Nordens konnte ich nicht ganz nachvollziehen, wenn es wirklich das Ziel ist, alle Stämme zu unterwerfe, warum dann dieses ungezielte Metzeln?


    Ja, das ist mir auch weithin unverständlich und nicht nachvollziehbar. Ihr Plan ist wohl, absolute Macht, egal wie. Ich habe allerdings so das Gefühl, daß sie mit wenig Weitsicht und Einsicht in Folgen von Handeln an die Sache herangeht. Von Rücksicht mal ganz zu schweigen. Aber vielleicht sehen wir das zu menschlich - Quinda-Na ist ja eine Nraurn. ;-)


    Zitat

    Elbereth
    ... dafür stirbt Sie zu schnell und, falls man das in diesem Falle so sagen darf, reibungslos.


    Also, ich bin ja ein friedliebender Mensch, und wünsche keinem was schlimmes. Aber wo Du recht hast, hast Du recht :grin



    Zitat

    Elbereth
    Der Schluß war für mich absolut rätselhaft.
    Wie kommt die Gruppe in den Norden?


    Wie meinst Du das jetzt genau? Ich habe nochmals nachgelesen. Sie fallen doch in den Fluß Nárdas (der im Süden Corredános heißt), der sie mitreißt und im Norden an Land spült. Und wenn man die Karte ansieht, fließt der Fluß nach Norden, um dort ins Meer zu münden.


    Zitat

    Elbereth
    aber der Norden (so bahnt es sich in meinen Augen an), wird doch nicht den gleichen Fehler wie der Süden machen, oder?


    Seit wann lernen Menschen aus der Geschichte bzw. überhaupt etwas hinzu (soweit es Politiker betrifft)? Und die verschiedenen Andeutungen im Buch bzw. von Heide lassen schlimmes befürchten :cry


    Zitat

    Elbereth
    Der ist noch gebunden, richtig?


    Wenn Du gebundene Ausgabe meinst - ja, aber sicher. Ist genau so toll gestaltet wie der erste.


    Manches Rätsel löst sich im zweiten Band, dafür kommen andere hinzu. Da er direkt an den ersten anschließt, würde ich nicht zu lange mit dem Lesen warten. (Und in einem Jahr darf ich die Bücher dann nochmal lesen, damit ich alles wieder präsent habe, bevor es an den abschließenden dritten Band geht! :-) .)

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Noch eine Frage an Heide (zum besseren Verständnis):


    Wie formuliere ich das jetzt? Was für ein Konzept steht hinter den „Göttern“ des Südens. Sind das mythische Figuren, die nur in Visionen auftauchen, sind es reale Wesen (aber aus was?), die unsichtbar sind und Erscheinen können, wann und wo sie wollen? Sieht man die real oder nur in Visionen?


    (Der Norden lehnt Götter ja ab, für ihn existieren die nicht, sind Humbug - wenn ich das recht verstanden habe. Aber an was glauben die Menschen im Norden dann? Bisher wurde recht wenig über die "Religion" des Nordens gesagt. Kommt das noch oder könntest Du hier ein paar Erkläuterungen geben?)


    Einmal habe ich das Gefühl, die Götter sind reale Personen (quasi aus „Fleisch und Blut“), dann wieder, sie sind mythische Gestalten bzw. Erscheinungen, denen man nur in Visionen und „Tagträumen“ begegnet. Da hakt’s bei meinem Verständnis noch etwas - ein bißchen Nachhilfe würde gut tun (wenn das an dieser Stelle, lies beim 1. Band, schon geht). :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zum Fluß:


    Der Fluß entspringt in den Bergen (Alteru) jenseits der trockenen Hügel.
    Und anscheinend teilt er sich in zwei Ströme ( :gruebel) und fließt von da nach Süden Richtung Martáxi (ins Meer) wo er Corredánus genannt wird und nach Norden Richtung Aránno (ins Meer) wo er Nárdas genannt wird.


    Soweit ist mir das klar!
    Aber
    1. Wie können die Teilnehmer der Gruppe Flußaufwärts über den Scheitelpunkt der Quelle getrieben werden?


    und


    2.S.331 Mitte: "Das ist der Corredanus", erklärte Gorun ... "Der weiße Fluß, er entspringt im Alteru und sein Wasser ist so bitter, dass es Gestein zerfrisst.


    S.361 unten: .. sie tauchte die Lippen nicht ein, trank nichts von den bitteren Fluten des Corredanus


    S.375 "Das ist der Corredanus" wisperte Gorun "Da kann man nicht einfach hindurchschwimmen"


    Heide lässt den Leser also innerhalb von rund 40 Seiten dreimal wissen, das der Fluß sehr gefährlich ist, und unsere Helden schwimmen all die Kilometer im Fluß den ganzen Weg (flussaufwärts) bis in den Norden?


    ähh...


    Die einzige Möglichkeit ist, das Lillia (die ja für die übernatürlichen Phänomene größeren Ausmaß zuständig ist, ihre Finger im Spiel hatte)
    aber wie gesagt, davon wurde bis jetzt nichts gesagt.



    Oder sehe ich das grad völlig falsch Grüße von Elbereth :wave

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    ― Bill Watterson

  • Zitat

    Original von SiCollier
    @ Elbereth
    Ich und schnell? Meistens gehöre ich zu den eher langsamen, weil ich - leider - neben bücherlesen (und eulen) noch anderes zu erledigen habe. Es soll auch noch so was wie ein „reales Leben“ geben, das bisweilen recht lästig und zeitfressend werden kann! ;-)


    Weiß ich doch! :knuddel1


    wollte nur mal sticheln Grüße von Elbereth :wave

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    ― Bill Watterson

  • @ Elebereth


    zum letzten Post zuerst: war mir schon klar, daß das nicht so ganz "todernst" gemeint war! :wave



    Zum Fluß:


    Äh, da habe ich anscheinend was überlesen bzw. übersehen. Jetzt bin ich auch ratlos. Ich hatte beschlossen, die Karte falsch gelesen zu haben, und daß der Fluß am Fuße eines kleinen Gebirges bei Martáxi entspricht und Richtung Norden fließt, wo er am Scyéyan den Namen wechselt, um dann bei Aránno ins Meer zu münden.


    Jetzt auch ratlose Grüße :gruebel

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  • :schwimmen Keine Sorge, ganz so schlimm ist es mit dem Wetter bei uns nicht, aber ich bin schon froh, dass der Dauerregen endlich aufgehört hat... dann doch lieber eine trockene Insel.


    A propos Schwimmen: Das Nraurn-Lager, in dem der finale Kampf stattfindet, liegt genau auf der Landzunge, auf der sich Nárdas und Corredános teilen (siehe S. 366/367); die Flüchtenden landen also im Nárdas. Vielleicht hätte ich deutlicher machen müssen, dass dieser Fluss viel weniger gifitg ist. :gruebel Edit: Für den Zustand des Corrédanos gibt es einen wichtigen Grund. Mehr dazu in Band 3.


    Was Quinda-Nas Verhalten betrifft: Sie hat mit dem Schwarzen Gott einen Pakt geschlossen und das bedeutet: mit dem Tod selbst. Um ihre Ziele zu erreichen, geht sie also wortwörtlich über Leichen.
    Aber auch in diesen Fall gilt ein magisches Gesetz: Wer sich mit solchen Mächten einlässt, muss damit rechnen, dass sie sich blitzschnell gegen einen selbst richten. Als Antiles das Mädchen nicht haben kann, nimmt er eben die Nraurin - der Tod ist nicht sonderlich wählrisch.


    SiCollier : Zu dem Konzept der Götter in der "Insel"-Trilogie möchte ich an dieser Stelle lieber nichts sagen und euch den Spaß lassen, die Zusammenhänge zusammen mit Amra, Gorun und Jemren herauszufinden. In späteren Leserunden nehme ich natürlich gerne dazu Stellung.



    Zu Magie und Mythologie:


    Der Begriff Chi stammt aus dem Taoismus und hat, wie schon erwähnt, sehr viele verschiedene Bedeutungen. Einmal sind damit der Atem und die Emotionen, aber auch die individuelle Lebenskraft eines Menschen gemeint, die in den Kampfsportarten kontrolliert wird (daher Tai-Chi); auch für die traditionelle chinesische Medizin ist der Begriff von Bedeutung. Gleichzeitig wird Chi aber auch mit Luft bzw. Athmosphäre gleichgesetzt - oder noch weitgehender mit einer Energie, die die gesamte Welt durchdringt.
    Das ist aus meiner Sicht die älteste Auffassung von Magie überhaupt, die weltweit in unterschiedlichen Formen zu finden ist.
    In der altgriechischen Philosophie z.B. bezeichnet der Begriff Quintessenz das fünfte Element, aus dem die andern vier überhaupt erst entstanden sind; es ist die Lebensenergie in Reinform. In Nordamerika findet sich die Vorstellung des Gestaltenwandlers, der nur deshalb wahlweise in Tier- oder Menschenform erscheinen kann, weil sowieso alles Leben eine einzige Daseinsform darstellt. Auch "zaubern" oder "Magie bewirken" ist dadurch möglich, dass man sich dieser universellen Kraft bedient und den Zauber durch sie bewirkt.


    Nach diesen Vorstellungen ist die Welt belebt, und durch die Lebenskraft ist alles miteinander verbunden. Das bezeichne ich als magisches Weltbild; das zusätzliche (fünte) "Element" ist die Magie.
    Mythologien sind meiner Auffassung nach die unterschiedlichen Darstellungsweisen dieses Weltbilds: die Schöpfungsmythen, Götterkosmen, die Vorstellung vom Totenreich - die religiösen Geschichten einer jeweiligen Kultur eben.


    Joseph Campbells Ansatz finde ich spannend, weil er eine Antwort auf die Frage liefert, warum wir eigentlich immer die gleichen Geschichten erzählen: Liebe, Tod und Wahnsinn, um es mal ganz knapp auf den Punkt zu bringen. Er beschreibt in der Reise des Helden einen Entwicklungsprozess, dem wir alle ständig unterliegen. Jede Begegnung mit etwas Neuem ist ein Wagnis, in dem wir untergehen können oder an dem wir wachsen. Die Todeserfahrung des Helden markiert den Augenblick, in dem man das Neue wirklich als eigene Erfahrung aufnimmt und dadurch verwandelt zurückkehren kann. Die Reise des Helden beschreibt also eine allgemein gültige menschliche Erfahrung, und von genau solchen Erfahrungen erzählen Romane (und Filme) eben auch.


    Zu Frage, wie es mit den aktuellen Bezügen aussieht:
    "Die Insel der Stürme" ist in erster Linie Fantasy; das habe ich an anderer Stelle schon erwähnt. Es gibt also kein konkretes Vorbild, das möglichst genau abgebildet wird, sondern viele; auch die Geschichte von Sardinien ist nicht in den Romanen dargestellt, obwohl die Insel als "Trittstein" im Mittelmeerraum allerhand erlebt hat.
    Bei der Suche nach dem zentralen Konflikt, der die Handlung anheizt, habe ich mich allerdings in den realen politischen Zusammenhängen umgesehen. Es sollte kein klares Gut-Böse-Schema geben - das geht schon aufgrund des oben erwähnten magischen Konzepts der Insel nicht. Wenn es eine Grundessenz der Welt gibt, betrifft sie einfach alle Wesen - auch die "Bösen".
    Deshalb war schnell klar, dass der Riss mitten durch das Land (und die Kulturen und Figuren) gehen muss - und das es ein ideologischer Konflikt ist, in dem keine Seite zu hundert Prozent Recht hat. Denn der Streit auf der Insel geht im Grunde "nur" von einer Mythologie aus, "nur" von der Frage, was Magie und Götter denn eigentlich sind und wer den richtigen Zugang dazu hat. Wie es dazu kommt, dass man aufgrund einer Idee, einer bloßen Vorstellung Krieg führt - das hat mich beschäftigt.


    So, ich hoffe, ich konnte eure aktuellen Fragen ausreichend beantworten. Ich freue mich sehr, dass so eine schöne Diskussion daraus geworden ist und danke euch allen ganz herzlich für die vielen Beiträge!


    Viele Grüße!


    Heide

  • So jetzt habe ich das Buch auch beendet. Insgesamt hat es mir gut gefallen, auch die starke Ausgestaltung der Mythologie/Magie und der Geschichte, sowie die ausgewogenen Hauptfiguren, dies findet man in Fantasybüchern ja nicht immer.
    Ich hätte mir allerdings etwas mehr Beschreibungen gewünscht. Klar wissen Amra, Gorun und Jemren, wir Nraurn aussehen, ICH wusste es lange Zeit nicht. Im dritten Teil wurde es besser, Quinda-Nas Beschreibung hat mir zum Beispiel geholfen. Auch Amra blieb die ganze Zeit über unbeschrieben.


    Ohne die Karte wäre ich teilweise aufgeschmissen gewesen, da einige Sachverhalte nur durch sie deutlich werden. (Corredános und Nárdas zum Beispiel).


    Aber dennoch, ein tolles Buch und ich freue mich schon auf die Nachfolgebände. Heide, weißt du, wann der "Herr der Dunkelheit" als Taschenbuch erscheint?


    :wave bartimaeus

  • Zitat

    Original von Heide
    Aber auch in diesen Fall gilt ein magisches Gesetz: Wer sich mit solchen Mächten einlässt, muss damit rechnen, dass sie sich blitzschnell gegen einen selbst richten. Als Antiles das Mädchen nicht haben kann, nimmt er eben die Nraurin - der Tod ist nicht sonderlich wählrisch.


    Diese Stelle habe ich nicht verstanden. Was soll es nützen wenn Lillia Antiles zufällt, also 'stirbt'? Heißt es nicht in einem oder mehreren der Lieder, dass wenn ein Verlorenes Kind stirbt, ein weiteres geboren wird?


    :wave bartimaeus

  • @ bartimaeus


    Lillias Geheimnis - ihm sind die Helden in der ganzen Trilogie auf der Spur. Wie sich im ersten Band sehr schnell herausstellt, ist sie keinesfalls ein 'normales' Kind. Am Umgang mit ihr lernen Amra, Gorun und Jemren, was es bedeutet, mit magischer Macht umzugehen - unter Umständen verbrennt man sich sogar die Finger daran.


    In Band 1 prallen der abweisende Norden und der tiefgläubige, ideologische Süden in Gestalt der drei Helden unmittelbar aufeinander. Die Menschen reagieren ihre Missverständnisse und ihr Misstrauen aneinander ab, während sie die Trockenen Hügel durchqueren. Diese Wüste entspricht durchaus dem Zustand zwischen ihren Ländern: Nach den Langen Kriegen ist auf der Insel eine kulturelle Wüste entstanden. Trotzdem entwickeln sich zwischen den unfreiwilligen Gefährten Verständnis füreinander und erste zaghafte Beziehungen.
    Beim Schreiben war ich bemüht, mit jedem Buch auf einer neuen Ebene anzukommen, sowohl was die Einsichten der Hauptfiguren als auch die wachsenden Probleme angehen. Ihr habt es bereit geschrieben: Am Ende kündigt sich etwas neues an; plötzlich sind Amra und Gorun im Norden gelandet, wo sie überhaupt nicht hingehören. Genau wie für sie jetzt ein neuer Schritt erfolgt, enthüllen sich auch die Geheimnisse um das rätselhafte Kind ein Stückchen mehr...


    Habe ich euch den Mund wässrig genug gemacht? :-) "Der Herr der Dunkelheit" ist bereits in ähnlich schöner Aufmachung als Hardcover zu haben und erscheint im Frühjahr 2008 als Taschenbuch. Band 3, "Die Königin der Quelle" folgt, wie bereits angekündigt, im Herbst 08.


    Grüße an alle!


    Heide

  • Ah, alles klar, dass die Gruppe sich auf der Landzunge am Scheitelpunkt befinden hatte ich nicht geschnallt :-)


    Zu der Gefährlichkeit des Flusses:
    Das der Fluß auf der Nordseite nicht so gefährlich ist, habe ich nicht gewußt,
    wenn diese Tatsache aber in Band 3 aufgeklärt wird, bin ich natürlich
    hochzufrieden :-]


    Zum Erscheinen des Taschenbuches:


    Heide, Du glaubst doch nicht wirklich, daß ich die Nerven habe, bis zum Erscheinen des Taschenbuches zu warten :grin


    :bruell Das Hardcover muß sofort her!


    angefixte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Zitat

    Heide
    In Band 1 prallen der abweisende Norden und der tiefgläubige, ideologische Süden in Gestalt der drei Helden unmittelbar aufeinander.


    Das ist ja, wenn ich an so manchen Fred der letzten Wochen denke, fast so wie bisweilen hier bei den Eulen ;-)


    Danke für den Hinweis wegen Landzunge auf S. 366f. Das hatte ich glatt übersehen.


    Zitat

    Heide
    Habe ich euch den Mund wässrig genug gemacht?


    Ja. Ich stand unter dem dringenden Zwang, wissen zu wollen, wie es weitergeht, und habe das Buch an diesem Wochenende innerhalb von zweieinhalb Tagen gelesen (@ Elbereth: und das war dann wirklich schnell, wie ich zugeben muß), weshalb ein Teil meiner hier nicht beantworteten Fragen inzwischen auch beantwortet ist. Wie ich jetzt allerdings die Zeit bis zum Erscheinen des dritten Bandes überstehen soll, weiß ich noch nicht so recht. Immerhin hat der einen hellen und hoffnungsfrohen Titel!



    @ Elbereth
    Wie Du siehst, hatte ich die Nerven (zu warten) auch nicht! Und das HC ist wirklich schon aufgemacht und äußerst lesenswert... *ElberethsNervennochmehranspann*

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
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