'Südwinde' - Kapitel 23 - 35

  • @ Emily


    ich finde Recherche umso spannender, je weniger ich selber über ein Thema weiß, je mehr ich mir erarbeiten und erlesen muss.
    Ich bin ja selber immer schrecklich neugierig, wie es "damals" wohl war, habe Dutzende von Fragen nach Details im Kopf, weil ich mir selber ganz konkret vorstellen möchte, wie es sich zu einer bestimmten vergangenen Zeit, an einem Ort wohl gelebt haben mag.
    Geschichtsbücher sind ja meist entsetzlich trocken, wie ich immer wieder bei der Arbeit feststelle, was ich selber sehr schade finde. Ich finde die Idee einfach so reizvoll, einen Roman zu schreiben, den man gerne und mit Spannung liest und historische Fakten quasi so "nebenbei" mitnimmt. Dieses Ziel peile ich jedesmal aufs Neue an und versuche zumindest, es auch zu erreichen. :-)


    Vielen Dank für den Link! :knuddel1

  • Zu Beginn von Teil 3 habe ich über die verschiedene Medikation von Monkhouse und Brittany gegrübelt.
    Monkhouse verwendet Baumrinde, um das Fieber zu senken, worüber Brittany ziemlich verwirrt ist, da sie sich nur bei Pflanzen, Wurzeln und Gräsern auskennt. Für mich eigentlich kein Grund, verwirrt zu sein. Noch dazu, wo Ratanea ihr Pflanzenextrakte und auch u.a. pulverisierte Rinde des ahi-Baumes mit auf die Reise gegeben hat.


    Es wäre sicher interessant zu erfahren, welche Heil-und Kräutermischungen der Eingeborenen noch heute Anwendung finden.


    Und wieder ganz nach meinem Geschmack: der „Süßwassermatrose“ Joseph Banks, ein durch und durch eitler Stutzer! :lache

  • @ Eli


    Zitat

    Original von Eli
    Monkhouse verwendet Baumrinde, um das Fieber zu senken, worüber Brittany ziemlich verwirrt ist, da sie sich nur bei Pflanzen, Wurzeln und Gräsern auskennt. Für mich eigentlich kein Grund, verwirrt zu sein. Noch dazu, wo Ratanea ihr Pflanzenextrakte und auch u.a. pulverisierte Rinde des ahi-Baumes mit auf die Reise gegeben hat.


    Monkhouse drückt ihr typisch europäische Medizin in die Hand, die ihr gänzlich fremd ist - auch die aus Silberweide. Auf Tahiti kannte man das alles nicht; aufgrund der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der pazifischen Inseln gibt es dort eine einzigartige Pflanzenwelt (sehr zur Freude von Banks und Co. :grin) - und nur mit der kennt sie sich aus.


    Zitat

    Original von Eli
    Es wäre sicher interessant zu erfahren, welche Heil-und Kräutermischungen der Eingeborenen noch heute Anwendung finden.


    ich hab' da mal was vorbereitet... ;-)


    Tamanu
    Ava (heute unter der Bezeichnung "kava-kava" bekannt)


    Diesen komischen Noni-Saft, der heutzutage als "Wundermittel aus Tahiti" angepriesen wird, gab's damals
    so nicht; zumindest habe ich diese Verwendung nicht in meinen Unterlagen über alte tahitische Medizin gefunden. Allerdings wurden die Blätter des "Nono" genannten Baumes damals gegen entzündete Hautstellen angewandt.


    Die weiße Gardenie Tiare (an die Brittanys tahitischer Name angelehnt ist) ist bis heute beliebt in der Kosmetik. Das entsprechende Öl bzw. damit versetzte Körper- und Haarpflegeprodukte gibt's auch bei uns zu kaufen, z.B. bei Yves Rocher, und ich glaube, bei Karstadt hab ich's auch schon gesehen. :-)

  • :wow Klar!
    Die Silberweide wächst ja nicht überall... :grin
    Ich dachte kurz, Baum sein Baum und Rinde Rinde. :lache


    An den Noni hype - mittlerweile wahrscheinlich auch schon gut 10 Jahre her - kann ich mich noch gut erinnern.


    Noni wurde als Tee oder Saft in eigens geschaffenen Vertriebformen vertrieben und war das Wundermittel schlechthin. Jahre später wurde es dann aus dem Verkehr gezogen, ich glaube wegen nicht ganz reiner Inhaltsstoffe o.ä. und heute steht es bei uns wieder als Saft in den Regalen.


    Den Noni Blättern wurden nicht nur entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben, sondern auch ein hoher Vitamin C Gehalt, kräftigend, aktivierend und stärkend sollen sie sein, ein wahrer Jungbrunnen!


    Ich habe sogar noch ein paar Kapseln in meiner Pillenlade aus dieser Zeit entdeckt. :grin :lache


    edit: Kohelet
    Sehr angetan haben es mir die Einleitungen in die jeweiligen Kapitel, ganz besonders gut gefällt mir aus dem Buch Kohelt:
    "Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämen, und wer viel lernt, der muss viel leiden"
    Werde mal wieder dort nachlesen. :-)

    so many books...so little time



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  • Danke auch von mir an Nicole für die ausführlichen Antworten, auch vorher wegen der Namen. :wave Meine Frau ist Apothekerin, vielleicht sollte ich die mal nach den erwähnten Mitteln bzw. Pflanzen fragen, vielleicht kennt sie die sogar?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ Eli


    auf das Noni kam ich, weil google bei den Suchwörtern "Tahiti + Medizin" Dutzende Seiten zu Noni ausspuckte, ich mich aber nicht erinnern konnte, dass es mir damals bei den Recherchen besonders aufgefallen wäre. Und tatsächlich war es in dem "Heilkräuter-Verzeichnis", das ich habe, tatsächlich nur "unter ferner liefen" aufgeführt. Aber am "entzündungshemmend" könnte ja was dran sein, wenn es auch damals dafür angewandt wurde... :gruebel



    @ SiCollier


    gern geschehen! :wave


    Zitat

    Original von SiCollier
    Meine Frau ist Apothekerin, vielleicht sollte ich die mal nach den erwähnten Mitteln bzw. Pflanzen fragen, vielleicht kennt sie die sogar?


    das würde mich sehr interessieren!! :-)

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Meine Frau ist Apothekerin, vielleicht sollte ich die mal nach den erwähnten Mitteln bzw. Pflanzen fragen, vielleicht kennt sie die sogar?


    Das wäre toll, SiCollier! :-)
    Ganz besonders interessiert mich jetzt, ob diese Noni Frucht tatsächlich so ein Wundermittel ist. :grin

  • Na endlich, Australien (Neu-Holland) in Sichtweite. Die Fahrt hat sich schonmal gelohnt, auch wenn die Besatzung nicht mit offenen Armen empfangen wird.


    Hicks ist Krank, Tuberkulose? (da spuckt man doch Blut, oder?) und Brittany ietet sich an, ihn zu pflegen. Er kann sich ja nicht wehren :-) Und er erzählt ihr seine Geschichte, wie er zur Navy gekommen ist und versucht somit auch zu erklären, warum er so abweisend ist.


    Und der verstümmelte Matrose, ja, auch das hätte ich Saunders zugetraut. Aber eklig ist es schon.


    An der Stelle, wo sie über das Great Barrier Reef segeln, da hab ich echt auch zeitweise den Atem angehalten, ob sie es schaffen, in tiefere Gewässer zu kommen. Ich hatte wirklich Angst, dass Brittany nochmal schiffbrüchig werden sollte.


    Nun also Batavia (dort war ich ja vor Kurzem mit "Das Herz der Feuerinsel :-]), ich hatte die Umgebung direkt vor Augen. Mevrouw van der Parra war mir anfangs sehr sympathisch, obwohl ein wenig zu verschnattert. Aber sie kümmert sich um Brittany nach ihrem Schwächeanfall. Später fühlt sich Brittany wie eine Gefangene bei ihr. Ich kann die Kleine verstehen. Nach vielen Jahren relativer Freiheit so direkt in Konventionen gedrückt zu werden ist sicher nicht leicht. Aber so kann sie gleich für England lernen, obwohl es ja in Batavia offener und lockerer zuging als in der "Alten Welt". Und doch erlaubt die Gouverneursgattin Brittany an den Hafen zu gehen. Wo sie direkt von Perry angeheuert wird, sich um die Malariakranken zu kümmern, bzw. ihm dabei zu helfen. Ich kannte die Herkunft des Wortes Malaria gernicht. Schlechte Luft - wer sich sowas wohl ausgedacht hat?
    Mevrouw van der Parra sichert ihre finanzielle Hilfe zu, damit das wertvolle Chinin gekauft werden kann. Das finde ich hochanständig von ihr. Dass sie dann aber Brittany bei sich im Landhaus einsperrt, ist nicht nett. Auch wenn es zu Brittanys Wohl sein soll. Und Cook dann auch noch so eine Nachricht zukommen lassen...


    So, direkt lesen, wie es weitergeht. Ich bin noch nicht ganz am Ende des Buches.

  • Zitat

    Original von mazian
    Na endlich, Australien (Neu-Holland) in Sichtweite. Die Fahrt hat sich schonmal gelohnt, auch wenn die Besatzung nicht mit offenen Armen empfangen wird.


    Es ist fast unvorstellbar für uns heute: eine solche Fahrt ins Ungewisse. So wenig bis gar keine Ahnung zu haben, was einen dort erwarten wird.


    Und wie es gewesen sein muss, mit einem gigantischen Kontinent zu rechnen, weil alle Forscher von Rang und Namen darauf beharren - und dann gibt's dann dort "nur" Australien, Neuseeland, ein paar sonstige Inselchen. Und sonst nichts, außer Wasser.


    Zitat

    Original von mazian
    Hicks ist Krank, Tuberkulose? (da spuckt man doch Blut, oder?) und Brittany ietet sich an, ihn zu pflegen.


    Ja, es ist Tuberkulose. Damals ohnehin weit verbreitet, vor allem aber unter Seeleuten.


    Zitat

    Original von mazian
    Er kann sich ja nicht wehren :-)


    ... genau das ist der Punkt. :-)


    Zitat

    Original von mazian
    Und der verstümmelte Matrose, ja, auch das hätte ich Saunders zugetraut. Aber eklig ist es schon.


    Ist es. Und auch gar keine Erfindung von mir, deshalb hab ich auch ein gutes Gewissen dabei, wie ich Saunders im Roman geschildert habe.


    Zitat

    Original von mazian
    An der Stelle, wo sie über das Great Barrier Reef segeln, da hab ich echt auch zeitweise den Atem angehalten, ob sie es schaffen, in tiefere Gewässer zu kommen. Ich hatte wirklich Angst, dass Brittany nochmal schiffbrüchig werden sollte.


    Das hat sogar in Cooks Logbuch eine ungeheure Dramatik. Das war es eigentlich auch, weshalb ich diesen Roman so unbedingt schreiben wollte: weil diese Reise an sich, auch nur in den darauf entstandenen Schriftzeugnissen, so spannend, so abenteuerlich, so faszinierend und berührend ist, dass es gar nicht mehr viel "Drumherum" und "Dazu" braucht, um eine gute Geschichte zu sein.


    Zitat

    Original von mazian
    Nun also Batavia (dort war ich ja vor Kurzem mit "Das Herz der Feuerinsel :-]), ich hatte die Umgebung direkt vor Augen.


    Bei der Recherche für das Batavia in "Südwinde" bin ich über eine Fußnote gestolpert, in der der Ausbruch des Krakatau 1883 erwähnt wurde. Und die hatte sich so fest in meinem Gedächtnis verankert, dass ich immer wieder den Wunsch verspürte, darüber zu schreiben. Auch wenn es dann doch so lang gedauert hat, bis ich mich rantraute. :-)


    Für mich war das ganz spannend, in Buch-Zeit ein Jahrhundert später nach Batavia zurückzukehren. Zu sehen, was sich verändert hatte und was immer noch oder ähnlich war wie hundert Jahre zuvor.


    Zitat

    Original von mazian
    Ich kannte die Herkunft des Wortes Malaria gernicht. Schlechte Luft - wer sich sowas wohl ausgedacht hat?


    Ich meine mich zu erinnern, dass ich das auch erst damals bei der Recherche erfahren hatte, zumindest ganz bewusst wahrgenommen.
    Ich finde Medizingeschichte etwas ganz Faszinierendes; alte Theorien nachzulesen, wie bestimmte Krankheiten entstehen, wie man sie behandelte usw. Auch wenn das sehr oft ziemlich haarsträubend ist, aus heutiger Sicht ...


    Zitat

    Original von mazian
    Mevrouw van der Parra sichert ihre finanzielle Hilfe zu, damit das wertvolle Chinin gekauft werden kann. Das finde ich hochanständig von ihr. Dass sie dann aber Brittany bei sich im Landhaus einsperrt, ist nicht nett. Auch wenn es zu Brittanys Wohl sein soll. Und Cook dann auch noch so eine Nachricht zukommen lassen...


    Da ist sie völlig ein Kind ihrer Zeit.
    Aber die Hilfe, die sie da Cook und seinen Männern zukommen lässt, die ist verbürgt.