'Südwinde' - Kapitel 36 - Ende

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  • Ich bin nun auch durch.
    Ein farbenfrohes, anschaulich geschriebenes Buch, bei dem ich mich aber etwas anstrengen musste. Der Knackpunkt bei mir ist die Hauptakteurin. Brittany ist und bleibt mir einfach fremd. Leider konnte ich sie nie durch die Augen der sie umgebenden Männerwelt sehen. Für mich ist sie ein launisches Gör, das auf den kleinsten gutgemeinten Ratschlag ungehalten reagiert und "blaues Feuer sprüht". Ihre Überreaktionen bei Hicks und zum Schluß auch anderen gegenüber finde ich nicht sehr anziehend. Ich denke, das sie (verdientermaßen :grin) in England ihre Schwierigkeiten haben wird.


    Andere Personen fand ich sehr ansprechend und habe sie auf der Reise gerne begleitet. Ich fand die Reisebeschreibung sehr interessant. Da aber vieles in Verbindung mit der mir grauslichen Brittany erzählt wurde, konnte ich es nur bedingt genießen, z.B. die Krankenpflege.
    Zudem war für meinen persönlichen Geschmack zu viel komplizierte Liebesgeschichte vorhanden.


    Ein dickes Dankeschön an Nicole für die nette Lesebegleitung und für den souveränen und unkomplizierten Umgang mit meiner Mäkelei :knuddel1
    Mir hat es trotz allem Spaß gemacht und ich bin froh, das Buch gelesen zu haben :-)

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    S.384 :yikes Jetzt haben wir auch noch die Ruhr an Bord! Brrrr.


    Ich glaube, jetzt muss ich das Buch erst einmal desinfizieren, bevor ich weiterlesen kann. :lache


    In meiner Eigenschaft als Smutje habe ich erst mal MICH desinfiziert! *hicks*


    Schna...öhm... Desinfektionsmittel in homöopathischen Dosen ist übrigens beim Smutje erhältlich. :chen

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Banks fand ich übrigens bei weitem nicht immer "nobel". Er hatte durchaus seine Schattenseiten und kam oftmals egozentrisch und eitel bei mir an.


    Was ich sehr gut fand, waren die durch die Bank sehr interessant und mehrdimensional gestalteten Charaktere.


    Sicher hätte es mir gefallen, mehr über Brittanys Werdegang zu erfahren. Leicht wird es für sie sicher nicht gegange sein. Aber da Brittany ja der einzige wirklich erfundene Charakter der Geschichte ist, können wir uns das ja selbst ausmalen.


    Hier stört mich das offene Ende auch nicht. Denn ebenso wie die "fehlenden" 5 Jahre in Brittanys Lebenslauf ist auch dieser Fortgang nicht relevant für die Geschichte.


    Die ist mit Ankunft der Endeavour in England erzählt.


    Dennoch fand ich den Nachklapp mit den biographischen Daten noch gut und interessant. Auch die ganzen Links, die hier gepostet wurden: hochspannend!


    Ein Dank an unsere Kapitänin und die ganze Leserundencrew. :wave


    Kapitänin Nicole, wenn es im September wieder losgeht, bin ich wieder dabei. Ich weiß zwar noch nicht, als was... aber da wird sich schon ein Pöstchen finden! :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • @ Darcy


    bitteschön, hab ich gerne gemacht! :-] Ich hatte (und habe) ja auch großen Spass an der Leserunde.
    Und es freut mich natürlich riesig, dass Du es doch noch gerne gelesen hast! :knuddel1


    @ Smutje Batcat


    Zitat

    Original von Batcat
    Kapitänin Nicole, wenn es im September wieder losgeht, bin ich wieder dabei. Ich weiß zwar noch nicht, als was... aber da wird sich schon ein Pöstchen finden!


    Da Sir Francis Walsingham als Kopf des Geheimdienstes unzählige Spione beschäftigte, stellt er sicher gerne ab 1. Sept. noch den einen oder anderen ein. :grin
    Geht ja schließlich um Englands Krone :wow

  • Zitat

    Original von Nicole


    Da Sir Francis Walsingham als Kopf des Geheimdienstes unzählige Spione beschäftigte, stellt er sicher gerne ab 1. Sept. noch den einen oder anderen ein. :grin
    Geht ja schließlich um Englands Krone :wow


    Dann geh ich mal Bewerbungsunerlagen zusammensuchen...

  • Ich habe das Buch bereits am Freitag beendet, kam aber nicht so recht zum Posten.


    Ich fand die Auswirkungen der Reise ganz fürchterlich, mir standen die Tränen in den Augen, als so nach und nach etliche starben, besonders natürlich bei Hicks' Tod und Brittanys Fehlgeburt. :cry Gutes Zeichen für das Buch, ich war so richtig drin im Geschehen.


    Aber dass 22 Tote noch nicht "so schlimm" sind und andere mehr Verluste hatten, fand ich bedrückend. Harte Zeiten. :-(


    Noch eine Frage: Sind die Punkte, die Cook so benannt hat und die im Buch aufgetaucht sind, auch heutzutage noch so bezeichnet? Z.B. Botany Bay? Ich bin zu faul zum googeln, und Du, Nicole, weißt es doch bestimmt auf Anhieb, oder? :kiss


    Klasse Buch und eine tolle Leserunde, vielen Dank dafür an alle Beteiligten :wave


    Edit: Dass alle Personen bis auf Brittany wirklich gelebt haben, hat mich sehr überrascht, Mevrouw van der Parra und der Gouverneur von Kapstadt hätte ich zu den erfundenen Personen gezählt.

  • @ geli


    Zitat

    Original von geli73
    Aber dass 22 Tote noch nicht "so schlimm" sind und andere mehr Verluste hatten, fand ich bedrückend. Harte Zeiten.


    Das hatte mich gleichermaßen erschüttert wie fasziniert an dieser Reise: Cook war mit dem festen Vorsatz losgefahren, es besser zu machen als andere Kapitäne jener Zeit, seine Männer trotz den drohenden Gefahren einer solch waghalsigen Reise heil und gesund nach Hause zu bringen.
    Dass die Umstände trotz aller Sorgfalt und aller Vorsichtsmaßnahmen so widrig waren (wären sie nicht am Great Barrier Reef auf Grund gelaufen, hätten sie nicht in Batavia Halt machen müssen und sich dort auch nicht Malaria und Ruhr eingefangen) - das ist für mich die Tragik dieser Reise als auch die persönliche Cooks, was diese Fahrt angeht. Und ich finde, zwischen den Zeilen seines Logbuchs merkt man auch, wie sehr ihn das selbst belastet hat.


    Zitat

    Original von geli 73
    Noch eine Frage: Sind die Punkte, die Cook so benannt hat und die im Buch aufgetaucht sind, auch heutzutage noch so bezeichnet? Z.B. Botany Bay? Ich bin zu faul zum googeln, und Du, Nicole, weißt es doch bestimmt auf Anhieb, oder?


    Ich habe es beim Schreiben so gehalten, dass ich im Roman jene benannten Punkte aufgeführt habe, die heute noch so heißen - weil ich es einfach spannend finde zu sehen, wo die Namen auf den Landkarten herkommen.
    Die Botany Bay, die Du als Beispiel anführst, heißt bis heute unverändert so. Auch wenn heute nicht Cooks Entdeckung oder Banks' Sammlerglück damit verbunden werden, sondern die Gründung der ersten englischen Strafkolonie auf australischem Boden... ;-) Dass Cook sie zuerst "Stingray's Harbour" nach dem geangelten Stachelrochen nennen wollte, ist auch historische Tatsache.


    Der einzige Name, der sich über die Zeit geändert hat, ist der des "Point Hicks". 1797 wurde das Gebiet noch einmal vermessen, um eine detailliertere Karte zu erstellen, aber irgendwie hatte die Besatzung Probleme, den genauen Punkt wiederzufinden (Karten und Meßinstrumente waren damals einfach noch nicht so exakt wie heute). 1843 wurde diese Ecke dann "Cape Everard" getauft. 1970, zum 200jährigen Jubiläum von Cooks Reise (und des Erreichens genau dieses Punktes während der Fahrt) wurde er feierlich erneut "Point Hicks" getauft. Eine sehr schöne Geste, wie ich finde... :-]
    (das musste ich aber auch eben erst noch mal fix nachgucken, aus dem Stand wusste ich nur noch, dass da mal eine Namensänderung vorlag ;-) )


    Zitat

    Original von geli73Edit: Dass alle Personen bis auf Brittany wirklich gelebt haben, hat mich sehr überrascht, Mevrouw van der Parra und der Gouverneur von Kapstadt hätte ich zu den erfundenen Personen gezählt.


    Dass von solch eigentlichen "Randfiguren" doch recht viele Details überliefert sind, man als Autor diese Fakten auch findet und selbst nur noch ganz wenige Federstriche braucht, um sie als Romancharakter "rund" zu machen - das ist selten und ein absoluter Glücksfall, und ich war unglaublich dankbar dafür, dass das hier der Fall war. :-]

  • Da ich ja genau während der Zeit dieser Leserunde in Urlaub war, konnte ich an der "normalen" Diskussion hier leider nicht teilnehmen. Drum zum eigentlichen Buch jetzt nur ein paar Anmerkungen; da ich vergessen hatte, mir die Leserundeneinteilung mitzunehmen, dies andererseits unterwegs aber mit meinem alten Laptop (ich sage nur: MS-DS 5.0!) geschrieben habe, bitte ich, mir enventuelle Wiederholungen mit anderen nachzusehen. Das ganze poste ich hier jetzt ohne „nochmalige Schlußredaktion“ und bevor ich dazu komme, alles andere zu lesen. Wenn ich zu letzterem Zeit hatte, melde ich mich nochmal.



    Womit ich bei diesem Buch keine Probleme hatte, war die Länge. Diesmal haben keine 200 Seiten gefehlt - wahrscheinlich deshalb, weil die Schrift so klein war, daß es bei normal großer Schrift eben diese 200 Seiten länger gewesen wäre ;-) (Zum Glück hatte ich meine Lesebrille dabei, da konnte mir der Schriftgrad keine Probleme bereiten.)


    Ich werde doch langsam älter und bekomme immer mehr Probleme damit, mir Namen zu behalten. Drum wäre mir eine Personenaufstellung sehr hilfreich gewesen, und auch eine stichwortartige Zusammenfassung der Reise samt Karte im Anhang. (Bisweilen sind Sparmaßnahmen in Verlagen kontraproduktiv - ich kann mir vorstellen, daß das Fehlen dieser Dinge manchen vom Kauf abhält.) Ich muß zugeben, daß ich mich bisher nie, auch in meiner Jugend nicht, mit solchen Entdeckungsreisen beschäftigt und daher nur ein paar Schlagworte (wie z. B. "James Cook") präsent habe. Womit ich einen weiteren Kritikpunkt habe (für den die Autorin aber nichts kann): der Klappentext ist (wieder mal) falsch. Jetzt könnte ich das gleiche schreiben, wie bei Lailas "Der Duft von Sandelholz" (und sinngemäß tue ich das wohl auch): der Klappentext läßt auf einen, wie soll ich mich ausdrücken, 08/15 - Abenteuer- und Liebesroman schließen. Aber "Südwinde" ist für meine Begriffe alles - nur das eben nicht, sondern bietet sehr viel mehr. Weshalb eigentlich haben die Verlage so panische Angst davor, die Wahrheit über ihre Bücher zu sagen?


    Zum Buch selbst nur, daß es mich sehr schnell in seinen Bann gezogen hat und ich mir Orte und Personen recht lebhaft vorstellen konnte; bisweilen glaubte ich sogar, die Stürme tosen zu hören und die nicht gerade erfreulichen "Düfte" des Schiffes in der Nase zu verspüren.


    Da immer wieder das Logbuch von James Cook zitiert wurde (und ich gehe einfach mal davon aus, daß das Zitate waren), schließe ich daraus (sowie aus dem letzten Satz), daß das Buch gut recherchiert ist und - soweit das im Abstand von über zweihundert Jahren möglich ist - die Umstände und Begebenheiten recht zutreffend geschildert wurden.


    Da mir manche Dinge nun schon mehrfach begegnet sind (z. B. Kleidung der Frauen, bestimmte Verhaltensweisen usf.), muß ich nun in der Tat daraus schließen, daß das damals so war. Mehr und mehr frage ich mich, wie die Menschen das eigentlich ausgehalten haben, vor allem die Frauen mit den furchtbar engen Kleidern. Bei mir muß jede Hose am Bund ausreichend "Spiel" haben; wenn die zu sehr drückt, habe ich recht schnell recht ordentlich mit Bauchschmerzen zu kämpfen. In jenen längst entschwundenen Tagen hätte ich mich wohl ständig vor Schmerzen gekrümmt - die heutige Zeit hat halt auch ihre Vorteile. :-)


    Als regelmäßiger Hörer von Friedrich Epenstein's "Wahrer Geschichte" (jeden morgen gegen 09.12 Uhr auf Klassikradio) war mir natürlich längst bekannt, daß das Wort "Tabu" aus Tahiti stammt und genau die Bedeutung hat, mit der es im Buch vorgestellt wurde. :-)


    ...saß er (Cook) grübelnd in der Messe, am Sinn des Berufes, den er gewählt hatte, zweifelnd, ebenso wie an der Berechtigung der Europäer, so selbstverständlich in die entlegensten Gebiete des Erdballs vorzudringen und dort ihre Macht und Überlegenheit auszuspielen, nur um ihren Weltkarten ein paar Quadratmeilen mehr hinzuzufügen. (S. 142)
    Nun, es scheint mir, als ob sich an dieser Grundeinstellung bis heute nicht viel geändert hätte; und die ist ethisch gesehen heute wohl keinen Deut besser als damals. Aber wer fragt schon nach solchen Dingen wie Moral oder Ethik, die lassen sich ja weder an der Börse handeln noch sonstwie zu Geld machen oder in Wählerstimmen ummünzen...

    ...auf die ungerechte Schicksalsgöttin, die Banks mit allem ausgestattet hatt, was ihm in Englands Gesellschaft Tür und Tor öffnete: eine alteingesessene Familie, ein guter Name, Geld, die Möglichkeit, an angesehenen Schulen und Colleges Wissen zu erwerben, während er (Hicks) für alles hatte kämpfen müssen - darum, lesen zu lernen, um jedes Buch, jedes Fetzchen Wissen, allein sogar darum, am Leben zu bleiben." (S. 193)
    Nun, auf dem Papier und in den vollmundigen Reden von Politikern ist das heute natürlich alles ganz, ganz anders, aber im "richtigen" Leben hat sich eigentlich gar nicht so viel verändert, seit damals. Nicht das erste Mal, daß ich darauf stoße.

    Interessieren würde mich noch, ob der Name "Brittany" erfunden wurde (den habe ich nämlich noch nie gehört) oder eine Art Allegorie bzw. "Verbeugung" vor Britannien ist.



    Abschließend noch ein Gedanke, der sich mir beim Lesen des Buches förmlich aufgedrängt hat. Ich las das Buch über weite Teile hier auf dem Balkon der Ferienwohnung mit Blick auf die Nordsee, die ca. 20 m. von hier entfernt beginnt. Es muß wohl zwei Arten von Menschen geben: die, die von der See fasziniert sind - und die, die das Meer überhaupt nicht anspricht. Ich gehöre eindeutig zu letzteren. So gerne ich das Buch las, so wenig kann ich die Faszination nachvollziehen, die im Buch in Bezug auf das Meer beschrieben wird, in anderen Büchern auftaucht und auch im "realen" Leben bisweilen beschworen wird. "Tot wie ein Sargnagel" (Charles Dickens) beschreibt meine (nicht vorhandenen) Empfindungen angesichts der See drastisch, aber zutreffend. Insofern bin ich Nicole dankbar, daß sie mir durch das Buch (in Verbindung mit der Umgebung, in der ich es las) recht deutlich gezeigt hat, was ich NICHT will. :wave Das erspart mir einige viele Sitzungen bei einem Therapeuten; das gesparte Geld kommt dann dem Buchetat zugute :grin

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ SiCollier


    danke für Dein ausführliches Nach-Urlaubs-Fazit zum Buch! :wave


    Zitat

    Original von SiCollier
    Da immer wieder das Logbuch von James Cook zitiert wurde (und ich gehe einfach mal davon aus, daß das Zitate waren), schließe ich daraus (sowie aus dem letzten Satz), daß das Buch gut recherchiert ist und - soweit das im Abstand von über zweihundert Jahren möglich ist - die Umstände und Begebenheiten recht zutreffend geschildert wurden.


    Ja, die kursiv gesetzten Dokumente wie Log- und Tagebücher oder "Memos" (z.B. vom Schiffsarzt an Cook) sind aus den entsprechenden englischen Ausgaben von mir übersetzt und nur an ganz wenigen Stellen leicht stilistisch "poliert" worden.
    Geschichte ist und bleibt nun mal keine absolute Wissenschaft, und es fängt schon damit an, dass die überlieferten Zeitzeugnisse auch schon subjektiv abgefasst sind. Zum Glück sind gerade von dieser Reise Berichte gleich mehrerer Personen überliefert, die natürlich einen Vergleich erlauben, wie jeder einzelne von ihnen Ereignisse erlebt und niedergeschrieben hat.
    Ich bin jedes Mal aufs Neue den Heerscharen von Historikern dankbar, die vor mir all diese Fakten und Dokumente ausgegraben, zusammengetragen und veröffentlicht haben! :anbet


    Zitat

    Original von SiCollier
    Da mir manche Dinge nun schon mehrfach begegnet sind (z. B. Kleidung der Frauen, bestimmte Verhaltensweisen usf.), muß ich nun in der Tat daraus schließen, daß das damals so war. Mehr und mehr frage ich mich, wie die Menschen das eigentlich ausgehalten haben, vor allem die Frauen mit den furchtbar engen Kleidern.


    Das ist sicher auch Gewöhnungssache - aber damals gab es ja durchaus Unterschiede zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Schichten. Wer arbeiten musste, trug schon bequemere Sachen - nur sind die meist nicht überliefert oder für uns, mit unserer heutigen Sicht nicht ganz so interessant. :-)
    Mich persönlich reizen Kleider als Ausdruck im Roman für einzelne Aspekte der Identität einer Person, für bestimmte Lebensbereiche und deren Regeln und gerade bei meinen Heldinnen für den Konflikt zwischen Gesellschaft und Individuum, Konvention und Freiheit.


    Zitat

    Original von SiCollierAls regelmäßiger Hörer von Friedrich Epenstein's "Wahrer Geschichte" (jeden morgen gegen 09.12 Uhr auf Klassikradio) war mir natürlich längst bekannt, daß das Wort "Tabu" aus Tahiti stammt und genau die Bedeutung hat, mit der es im Buch vorgestellt wurde. smile


    :-]



    Zitat

    Original von SiCollier
    ...saß er (Cook) grübelnd in der Messe, am Sinn des Berufes, den er gewählt hatte, zweifelnd, ebenso wie an der Berechtigung der Europäer, so selbstverständlich in die entlegensten Gebiete des Erdballs vorzudringen und dort ihre Macht und Überlegenheit auszuspielen, nur um ihren Weltkarten ein paar Quadratmeilen mehr hinzuzufügen. (S. 142)
    Nun, es scheint mir, als ob sich an dieser Grundeinstellung bis heute nicht viel geändert hätte; und die ist ethisch gesehen heute wohl keinen Deut besser als damals. Aber wer fragt schon nach solchen Dingen wie Moral oder Ethik, die lassen sich ja weder an der Börse handeln noch sonstwie zu Geld machen oder in Wählerstimmen ummünzen...


    ...auf die ungerechte Schicksalsgöttin, die Banks mit allem ausgestattet hatt, was ihm in Englands Gesellschaft Tür und Tor öffnete: eine alteingesessene Familie, ein guter Name, Geld, die Möglichkeit, an angesehenen Schulen und Colleges Wissen zu erwerben, während er (Hicks) für alles hatte kämpfen müssen - darum, lesen zu lernen, um jedes Buch, jedes Fetzchen Wissen, allein sogar darum, am Leben zu bleiben." (S. 193)
    Nun, auf dem Papier und in den vollmundigen Reden von Politikern ist das heute natürlich alles ganz, ganz anders, aber im "richtigen" Leben hat sich eigentlich gar nicht so viel verändert, seit damals. Nicht das erste Mal, daß ich darauf stoße.


    Das ist etwas, was mich ebenfalls jedes Mal aufs Neue verblüfft, wenn ich mich mit vergangenen Zeiten beschäftigt: wie wenig sich doch manches geändert hat, in hundert, zweihundert oder vierhundert Jahren, die vergangen sind. Manchmal erschreckt oder betrübt es mich, und manchmal ist es mir ein Trost, auf eine Art...



    Zitat

    Original von SiCollier
    Interessieren würde mich noch, ob der Name "Brittany" erfunden wurde (den habe ich nämlich noch nie gehört) oder eine Art Allegorie bzw. "Verbeugung" vor Britannien ist.


    Der Name ist in der Tat selten, aber es gibt ihn. Es ist der englische Ausdruck für "Bretagne" (wo - auch wenn es im Roman nicht niedergeschrieben ist - ein Teil der Familie ihrer Mutter herstammt), aber genau wie Du es geschrieben hast, klingt auch "Britain" oder "Britannia" mit. So sollte der Name ein Symbol für ihre französisch-englische Abstammung sein. :-)


    Deine Ausführung, inwieweit der Roman in der Umgebung Deines Urlaubs Dich mit Deiner eigenen Beziehung zum Meer konfrontiert hat, hat mir sehr gefallen - Dankeschön!! :-]

  • Ich bin jetzt mit dem Lesen auch fertig, aber das Buch klingt nach. Das gefällt mir sehr gut. Vor allem die im Epilog geschilderte weitere Entwicklung der Personen. Für Brittany habe ich auch so meine Ideen und finde es schön, daß der Roman dafür Raum läßt.


    Die viele Todesfälle an Bord waren sehr erschütternd, aber für die Zeit wohl leider normal. Sehr schade war auch der Tod von Hicks, aber ein Happy End wäre für meinen Geschmack zu kitschig gewesen und außerdem spricht die historische Wirklichkeit auch dagegen.


    Die Schilderung von Banks als zwiespältigem Charakter kam sehr gut rüber, seine Haltung zu den Mitgliedern einer anderen Schicht, seine ( angeborene - anerzogene ) Haltung zu sich selbst und seiner Arbeit fand ich sehr gelungen.


    Die Ergänzungen hier in der Leserunde duch Dich, Nicole, haben mir viel Freude gemacht und das Lesevergnügen noch erhöht. Vielen Dank dafür.

  • @ Nicole


    Danke für Deine Rückmeldung sowie die schöne Begleitung der Leserunde (die ich jetzt Postinglesend nochmals genossen und mich anden vielen Zusatzinformationen erfreut habe).



    Der im ersten Teil von mir angesprochene Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, daß die „Hauptperson“ von der Reise zu den Personen wechselt, ist das vierte Buch „Heimkehr“, genauer die Geschehnisse rund um den Tod von Hicks. (Zum Glück war ich beim Lesen dieses Teils alleine und hatte noch ein Tempo greifbar...) Wie schon früher gesagt, war mir Hicks die liebste und vertrauteste Gestalt. Ich konnte seine Art und Handlungsweise recht gut nachvollziehen und nachempfinden, und hoffe, daß er seine Ruhe gefunden hat.



    Zachary hatte nicht lange genug gelebt, um Spuren zu hinterlassen. Alles, was auf dieser Welt von ihm bleiben würde, waren zwei Tagebücher, zwei Punkte auf einer Landkarte, die vielleicht bald schon einen anderen Namen tragen würden als seinen - und ihre Erinnerungen an ihn, die sie mit jedem ihrer Herzschläge in sich trug. (S. 473)


    Es sind eben leider nicht immer die besten, die lange genug leben, um Spuren zu hinterlassen. Schön, daß mit diesem Buch eine Spur gelegt wird, um jemanden, der zu kurz gelebt hat, aus dem Vergessen zurückzuholen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Da ich nicht so recht weiß, in welche Rubrik das gehört, poste ich den Link hier am Schluß. Ich habe ein Buch entdeckt, das die Endeavour selbst zum Thema hat und habe es hier verlinkt.


    Edit. ISBN-Link hat nicht funktioniert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • SiCollier


    Danke für die Buch-Info - ich meine, ich hätte es auch unter meinem Bücherberg während der Recherchezeit gehabt... :-]


    @ Thema Hicks


    Zitat

    Original von geli73
    (...) besonders natürlich bei Hicks' Tod und Brittanys Fehlgeburt.


    Zitat

    Original von Ina
    Sehr schade war auch der Tod von Hicks, aber ein Happy End wäre für meinen Geschmack zu kitschig gewesen und außerdem spricht die historische Wirklichkeit auch dagegen.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Es sind eben leider nicht immer die besten, die lange genug leben, um Spuren zu hinterlassen. Schön, daß mit diesem Buch eine Spur gelegt wird, um jemanden, der zu kurz gelebt hat, aus dem Vergessen zurückzuholen.


    Es war sicher einer der wichtigsten Beweggründe für mich, dieses Buch zu schreiben, weil ich einfach so fassungslos darüber war, dass so wenig von diesem Menschenleben "greifbar" geblieben ist. Und nach dem wenigen, was von ihm überliefert ist, muss er einer der "Besten" gewesen sein.
    Deshalb konnte ich Brittany auch das Kind nicht lassen - meine zwei Testleser und ich debattierten wochenlang sehr hitzig über diesen Punkt, aber letztendlich überwog das Bedürfnis, damit das Gefühl zu vermitteln, das mich bei meinen Recherchen so berührt hatte - dieses Gefühl der Vergänglichkeit, dass letztlich nur die Erinnerung an ihn geblieben ist.


    @ all


    auch wenn noch nicht alle ganz durch sind, möchte ich mich bei jedem von Euch ganz herzlich bedanken für diese Leserunde - für die Zeit, die Ihr Euch genommen habt zum Lesen, Nachdenken, Nachspüren, Beiträge schreiben und diskutieren! :-] Für mich ist es immer ungeheuer spannend zu sehen, wie es Euch Lesern mit meiner Arbeit geht, was sie bei Euch an Gedanken und Gefühlen auslöst - etwas, wovon ich ja sonst so wenig mitbekomme in meinem einsamen Schreiberstübchen... :-)
    Ich hatte selber großen Spaß damit und habe mich sehr über alle Eure Beiträge gefreut. :wave
    Dankeschön!!

  • Zitat

    Nicole
    Es war sicher einer der wichtigsten Beweggründe für mich, dieses Buch zu schreiben, weil ich einfach so fassungslos darüber war, dass so wenig von diesem Menschenleben "greifbar" geblieben ist. Und nach dem wenigen, was von ihm überliefert ist, muss er einer der "Besten" gewesen sein.


    Das ist (zumindest bei mir) gut rüber gekommen. Da das eine Thematik ist, über die ich oft und viel nachdenke, war es richtig "Balsam auf die Seele", das in einem Buch thematisiert zu finden.



    Zitat

    Nicole
    Deshalb konnte ich Brittany auch das Kind nicht lassen - meine zwei Testleser und ich debattierten wochenlang sehr hitzig über diesen Punkt, aber letztendlich überwog das Bedürfnis, damit das Gefühl zu vermitteln, das mich bei meinen Recherchen so berührt hatte - dieses Gefühl der Vergänglichkeit, dass letztlich nur die Erinnerung an ihn geblieben ist.


    Da muß ich leider zustimmen. Es ist eine der wenigen tragischen Stellen in einem Buch, wo ich das Gefühl hatte, es geht in der Tat nicht anders. Ich hatte auch den Gedanken "muß das jetzt auch noch sein, hätte ihr nicht wenigstens das Kind bleiben können." doch irgendwie war es so, wie es im Buch steht, absolut folgerichtig und die wahrscheinlichste Variante. Traurig, aber wahr. :cry


    Und daß Brittany später in einer (nicht genannten Weise) noch einen vertrauten Menschen findet, dem sie das alles mal erzählen kann, steht ja am Ende des Buches zu lesen. Am Ende bleibt eben nur noch die Hoffnung.


    Edit. Noch was vergessen und angefügt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Liebe Nicole,


    auch von mir ganz herzlichen Dank für eine ausführliche Leserundenbegleitung. Das ist ja das schöne daran: daß man über das Buch hinaus noch Informationen, Hintergrundwissen und Inspiration für eigene Recherchen erhält. Ich freue mich schon auf die nächste Leserunde im September! :wave

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe das Buch nun auch durchgelesen. Das Buch hat mir gut gefallen.


    Die vielen Todesopfer fand ich auch erschreckend. Schien aber in jener Zeit normal zu sein.


    Den Epilog fand ich auch klasse, da ich keine offenen Enden mag. Ich konnte darüber hinwegsehen, dass man nichts mehr von Brittany erfährt, da die Person erfunden war.


    Dies war meine erste Leserunde mit Autorin. Es hat mir super gefallen und ich wollte mich auch sehr herzlich bei Dir, Nicole, bedanken (auch für die vielen interessanten links).


    Durch das Buch bin ich auf den "Geschmack" gekommen und werde noch das ein oder andere Buch über verschiedene Entdecker lesen. :-)

  • Ein wunderbares Buch! Ich war im Paradies auf Tahiti, habe farbenfrohe Pflanzen gesehen und gerochen, habe bunte Papageien gesehen ... Ich war auf See mit Cap. Cook ... habe mich gefreut als endlich Land-in-Sicht kam .... Habe gelitten als die "Endeavour"-Mannschaft durch Malaria und Ruhr dezimiert wurde. Ich habe mit Brittany geliebt und gelitten ....


    Ein wunderschönes Buch.



    Danke, Nicole :knuddel


  • Da kann ich kaum noch etwas ergänzen. :write


    Brittany hat mich manchmal etwas genervt, da war ich froh, dass ich ich sie nur im Buch und nicht im wirklichen Leben vor mir hatte. Ich glaube ich hätte an ihr rumerziehen wollen. Aber zum Buch passte sie gut.


    Sehr gut haben mir auch die übernommenen Auszüge aus dem Logbuch gefallen. Dadurch wurde dieser Roman erst richtig authentisch. So stelle ich mir übrigens gute historische Romane vor, ein gut recherchierter historischer Hintergrund, die ganze Geschichte so erzählt, wie sie hätte sein können.


    Vielen Dank für das sehr gelungene Buch und die nette und geduldige Leserundenbegleitung.