Jon Evans: Blutpreis

  • Zusammen mit seiner kroatischen Freundin Talena reist der in San Francisco lebende Kanadier Paul Wood nach Mostar in Bosnien, um Talenas Schwester Saskia zu besuchen. Und obwohl der Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien mittlerweile einige Jahre vorbei ist, sind die Ausmaße noch allgegenwärtig. Als die beiden mitbekommen, dass Saskia von ihrem Ehemann böse misshandelt wird, beschließen die drei, Saskia mit in die USA zu nehmen. Da dies auf legalem Weg kaum möglich ist, soll sie über einen Menschenschmugglerring illegal einreisen. Als der Boss des Schmugglerringes mitbekommt, dass Paul ein IT-Spezialist und dazu noch arbeitslos ist, bietet er ihm einen Deal an: Saskias Einreise gegen Pauls Computerkenntnisse. Paul willigt ein - und bekommt erst nach und nach heraus, worauf er sich da eingelassen hat. Doch da es gibt schon kein Zurück mehr …


    Jon Evans zweites Buch mit seinem Helden Paul Wood ist genauso mitreißend wie sein Erstling „Tödlicher Pfad“. War Paul dort noch als Backpacker im Nepal unterwegs, beschreibt er diesmal das vom Bürgerkrieg gezeichnete Bosnien, fährt mit uns nach Albanien, in die Karibik und zum Countdown auf das berühmte Künstlerfest „Burning Man“ in Arizona. Dabei schildert Evans eindringlich die Situation in Ex-Jugoslawien und die Spannungen, die dort unter den ethnischen Gruppen noch immer vorhanden sind. Auch wenn die Handlung manchmal etwas hakt, merkt man ihm an, dass er sich sehr mit seinen Themen (meist sogar vor Ort) auseinandersetzt und authentisch darüber berichtet.


    Natürlich gibt es auch diesem Buch einen actionreichen Showdown, in dem Paul und seine Freunde die Sache lieber selbst in die Hand nehmen, statt auf die Polizei zu hoffen. Wer also seine Bücher noch nicht kennt und auf gut recherchierte Reise-Thriller mit Action steht, sollte das schleunigst ändern. Schleunigst!

  • Blutpreis - Jon Evans


    dtv, Juli 2007, 480 Seiten


    Aus dem amerikanischen Englisch von Bela Stern


    Klappentext:
    Als Paul mit seiner Freundin Talena 2003 im Nachkriegs-Bosnien ankommt, ist ihre Beziehung auf dem Nullpunkt.
    Doch die eigenen Probleme rücken in den Hintergrund, als klar wird, dass Talenas Schwester Saskia, die sie in der Nähe von Sarajewo besuchen, von ihrem Mann seit Jahren brutal misshandelt wird. Talena ist eines klar: ohne ihre Schwester wird sie das Land nicht verlassen. Da für Saskia eine legale Ausreise unmöglich ist, bleibt nur der Weg über Menschenhändler. So geraten sie an Sinisa, der anbietet, Saskia nach Amerika zu bringen. Er will dafür kein Geld, sondern Pauls Dienste als Programmierer. Für ein dubioses Unterfangen, dessen Ausmaße Paul noch nicht erahnen kann... Eine gefährliche Reise über den halben Globus beginnt …


    Zum Autor: (Klappentext):
    Jon Evans, geboren 1973 und aufgewachsen in Kanada, lebt in Montreal. Wenn er nicht gerade auf Reisen ist oder an einem neuen Thriller schreibt, verdient er sein Geld als IT-Consultant. Mit "Tödlicher Pfad" gewann er 2005 den Arthur-Ellis-Award für den besten Erstlingsroman. Blutpreis ist sein zweiter Roman.


    Meine Meinung:
    Dieser Roman erfüllt zielsicher die Erwartungen an einen kleinen, harten Thriller ohne dabei großartig literarische Ambitionen zu entwickeln.
    Der Stil wird geprägt vom Erzähler, Paul, ein arbeitsloser Computerprogrammierer, der gerne den leicht großmäuligen Globetrotter macht. Dadurch entsteht ein flapsiger Ton, der den Thriller prägt
    Paul war auch schon Jon Evans ersten Roman Tödlicher Pfad die Hauptfigur, die mir besser gefällt als ein Spion oder Agent in üblichen Durchschnittsthriller.
    Er prägt auch die Perspektive: Die Sicht eines in Kanada geborenen Kaliforniers, der den Balkan bereist.
    Die Schauplätze sind das originelle an dem Roman: Bosnien, Albanien, Lateinamerika und San Francisco.
    Hier fängt Jon Evans viel Atmosphäre ein. Das der Erzähler aber ständig penetrante Vergleiche zu amerikanischen Filmen zieht, nervt leider etwas. Klischees werden auch manchmal eher bedient als vermieden, aber da Atmosphäre und Tempo überwiegen, ist das vom Leser leicht zu verschmerzen.


    Ein ganz wichtiger Handlungsfaden erzählt die schwierige Beziehung zwischen Paul und seiner Freundin Talena, die gespannt ist durch Pauls Arbeitslosigkeit, er liegt ihr auf der Tasche, dem amerikanischen Alltrag und durch Talenas Herkunft. Ein verstecktes Thema im Roman ist ihre geteilte Heimatlosigkeit.
    Die abenteuerlichen Geschehnisse in Bosnien sind fast eine Therapie ihrer Beziehung, in den Abschnitten, die sie getrennt sind, wird seitenwiese über e-Mail kommuniziert. Aber als die bosnischen Kriegsverbrecher amerikanischen Boden betreten, wird es richtig gefährlich für die Beiden und eine Bewährungsprobe ihres Zusammenhaltens.
    Über den 0815-Showdown im letzten Abschnitt sollte der Leser großzügig hinwegsehen.


    Der Roman ist flott und unterhaltsam geschrieben, 8 von 10 Punkten sind gesichert und es gilt den Augenmerk auf künftige Romane des Autors zu richten.